gelischen Bevölkerung. Kirchliche Bauwesen, die einen Zu­wachs an kirchlichen Gebäuden bedeuten, sind 2 zu verzeich­nen die Eberhardskirche in Tübingen und das Gemeinde­haus in Neuenbürg. Kirchenumbauten fanden 10 statt, Bau­wesen geringeren Umfangs sind in 47 Gemeinden vorgenom­men worden. Der Aufwand auf alle kirchlichen Bauten be­trug 713 835 -K (1910: 906 945 ^l).

Stuttgart, 3. Febr. Heute nacht kam es in einem Wagen Klaffe des Zuges, der um 12,28 Uhr von Stuttgart nach Ludwigsburg geht, durch das Verhalten eines Wachtmeisters, eines Feldwebels und zweier Sergeanten der Ludwigsburger Garnison gegen Zivilisten zu sehr erregten Szenen. Zwei Artilleristen hatten in dem Wagenabteil Platz genommen, als der Wachtmeister und der Feldwebel ihn ebenfalls be­traten. Der Wagen war inzwischen voll geworden, weshalb die beiden sich veranlaßt sahen, die Soldaten aufzufordern, ihnen Platz zu machen. Die Soldaten kamen der Aufforde­rung nach, ein Zivilist hielt sich darüber auf. Der Wort­wechsel blieb zunächst auf diesen und die beiden Unteroffiziere beschränkt, als auch einige weitere Unteroffiziere sich ein- mischten und einer davon sich zu dem Ausdruck verflieg:Das Zivil hat heute abend hier überhaupt nichts zu sagen; hier sind wir die Herren!" Ein Teil der Zivilisten legte dagegen energisch Verwahrung ein, worauf die Militärs mit Aus­drücken, wie man sie vielleicht auf Kasernenhöfen zu hören bekommt, erwiderten. Es entstand ein wüster Skandal, dem erst ein Ende gemacht wurde, als einige Paffanten in Feuer- Lach ausstiegen und sich beim Zugpersonal beschwerten, wor­auf den Militärs die Fahrkarten abgenommen wurden.

Stuttgart, 4. Febr. Der konservative Arbeiter­ausschuß hielt gestern eine Sitzung ab, in der er be­schloß, ein Werbeslugblatt auszugeben und Werbever- sammlungen zu veranstalten. Ferner wurde die Frage der unentgeltlichen Rechtsaukunft an konservative Par­teimitglieder aus Arbeiterkreisen durch eine Verein­barung mit dem Stuttgarter Evangelischen Volksbureau geregelt.

Tübingen, 5. Febr. Das Schwurgericht hat den Tag­löhner Barth von Ergenzingen, der in der Nacht vom 15. auf 16. Dezember v. I. auf der Straße zwischen Ergenzingen und Baisingen den bejahrten Holzhändler Kaupp überfallen, mißhandelt und ziemlich schwer verletzt, auch unter Todes­drohungen seiner Barschaft von 60 bis 70 -il und der Uhr beraubt hat, zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Tat fiel um so schwerer ins Gewicht, als der Beraubte dem Ver­brecher zuvor in der Wirtschaft Bier und Schnaps bezahlt hatte.

Tübingen, 4. Febr. Mit einer Stimme Mehrheit haben die Geschworenen den der Brandstiftung angeklag- ten verheirateten Wagnermeister Ernst Wilhelm König von Dobel als nicht schuldig erkannt, worauf er frei­gesprochen wurde. Die Anklage ging dahin, daß König am 12. November sein Wohnhaus vorsätzlich in Brand gesteckt habe. Zahlreiche Indizien sprachen für seine

Schuld, aber die Zeugenaussagen waren gegenüber der Voruntersuchung sehr zurückhaltend.

Eßlingen, 4. Febr. Als der 49 Jahre alte Bierfahrer Wilhelm Schlotz von der Eßlinger Brauereigesellschaft im Begriff war, Fässer abzuladen, stieß der Wagen rückwärts gegen das Faß. Die Pferde erschraken und machten einen Sprung vorwärts. Der vor den Pferden stehende Schlotz erhielt von der Deichsel einen furchtbaren Stoß in die Ma­gengegend und war bald darauf tot. Er stand bereits 19 Jahre im Dienste der Gesellschaft. Der Verunglückte hinter- läßt eine Witwe mit drei Kindern.

Tuttlingen, 4. Febr. Ins hiesige Bezirkskranken­haus wurde heute der bei dem Wirt Eugen Hieber in Nendingen beschäftigte 53 Jahre alte ledige Jo­hannes Schauber aus Königsheim eingeliefert der in vergangener Nacht auf dem Vahngleis zwischen Nen­dingen und Stetten jmit einem Schädelbruch aufge­funden wurde. Offenbar war er auf dem Gleis gegangen und vom letzten Zug erfaßt worden. An seinem Auf­kommen wird gezweifelt.

Halle a. S., 4. Febr. In der Landwirtschaftskammer wurde mitgeteilt, da sich sämtliche Landwirtschaftskammern Deutschlands mit Ausnahme von 4 bereit erklärt haben, die Versorgung der großen Städte mit Schweinen zur Verbilli­gung der Fleischpreise durch die landwirtschaftlichen Genossen­schaften zu übernehmen und das Risiko zu tragen. In dem Rittergutsteich Wedelnitz ertranken heute morgen 3 Kinder.

Saarbrücken, 4. Febr. Ein Rekrut des hiesigen 70. Infanterie-Regiments, der sich in der Uhr geirrt hatte und von seinem Urlaub um eine Stunde zu spät in die Kaserne gekommen war, wurde in der vergangenen Nacht von vier sogenannten alten Leuten, die ihn für seine Unpünktlichkeit bestrafen wollten, mit Klopfpeit­schen und anderen Gegenständen in rohester Weise miß­handelt. In seiner Verzweiflung sprang der Rekrut aus dem Fenster des zweiten Stockwerkes auf den ge­pflasterten Kasernenhof hinab, wo er mit gebrochenen Beinen und schweren inneren Verletzungen liegen blieb. Der Schwerverletzte, an dessen Aufkommen, nicht zu denken ist, wurde ins Earnisonlazarett geschafft. Die vier Uebeltäter wurden ermittelt und dem Militär- gefängnis zugeführt.

Niederländisch-indische Reise-Skizzen.

Bon W. Vöhrin gor, Gechingen.

(Schluß.)

Endlich brachte man den unfreiwilligen Gast an Bord, der nun von der ganzen Mannschaft unter ohrenbetäubendem Geschrei und Gejohle bis in die Mitte des Schiffes geschleppt wurde. Der Hai besitzt die Hauptkraft im Schwanz, weshalb sich sofort ein Matrose mit einer Axt näherte, um diesen dem gefangenen Tiere abzuschlagen. Der Hai lag nun da, blutüberströmt, mit durchschossenem Auge, den Rachen vom Angelhaken zerfleischt, sich vor Schmerz in ohnmächtiger Wut krümmend. Aber noch Schrecklicheres und Widerlicheres sollte

kommen: das Tier war von den Matrosen einem grausamen, langsamen Martertod geweiht. Die Hauptprozedur begann damit, daß dem Hai mit glühend gemachten Schürhaken Augen und Rachen ausgebrannt wurden. Jeder einzelne Matrose hieb und stach mit Beil und Messer unter höhnischen Ansprachen auf das Tier ein. Grotesk sah es sich an, wie ein Matrose im Zorn das Opfer maßlosen Haffes anspie und es dabei mit einem harmlosen Besenstiel bearbeitete. End­lich noch ein langes, tiefes Atemholen, ein Aufsperren des gewaltigen Rachens und das Tier hatte seine Folterqualen hinter sich. Ich fragte mich: Wer ist die Bestie? Meine energischen Proteste blieben wirkungslos. Der Kapitän gab mir zur Antwort, dies sei die übliche Todesart des gefange­nen Haies, und die Matrosen fertigten mich mit der Be­merkung ab, er sei ihr bestgehaßter Feind. Noch siebenmal mußte ich im Verlauf der Reise Zeuge dieser Barbarei sein.

Doch diese leider allzu menschlichen Dokumente ver­blüffen, wenn die schönheitstrunkenen Bilder der Offen­barung einer erhabenen Natur, wie ich sie dort schauen durfte, als meine schönsten Erinnerungen vor meinem Auge wieder auftauchen. Es ist Abend, die Dämmerung naht und Him­mel und Meer bieten nun ein Farbenspiel von solch hin­reißender Pracht, daß nur ein Gefühl vorherrschend ist: das tiefster Ergriffenheit und inbrünstiger Andacht. Worte müs­sen hier schweigen. Die Nacht ist hereingebrochen. Man begibt sich zeitig zur Ruhe. Die mir zugewiesene Kabine verschmähend, habe ich mich auf Deck unter einem Sonnenzelt auf meinen langen Stuhl gelegt, welcher nun schon seit zwei Monaten meine Lagerstätte bildet. Prächtig funkelt der tropische Sternenhimmel, das Meerleuchten, ein Phänomen, welches besonders die südlichen Meere auszeichnet, läßt das Meer in tausendfachem flüssigen Glanz erschimmern, und leise umplätschern die Wellen das Schiff. Ich bin am Ein­schlafen, doch der erste Offizier, der jetzt die Wache hat, scheint unter dem Eindruck der märchenhaft schönen Vollmondnacht elegisch gestimmt zu sein, denn er singt, dem Schiff entlang auf- und abgehend, schwermütige französische Volksweisen, die Enden der Strophen in langgedehnten Tönen. Der Ge­sang verliert sich endlich. Ich denke: Gott sei Dank, denn ich will schlafen. Der Sänger taucht wieder auf, ich fluche im stillen, und als es mir schließlich zu bunt wurde, sagte ich in gutem Schwäbisch für mich hin:Jsch dös a Rendviech!" Die erstaunt war ich aber, als mir ein Echo in nächster Nähe bestätigte:Vou8 uver rai8nn, mon8ieur" (Sie haben Recht, mein Herr.) Ich sprang nun auf und ent­deckte in meiner nächsten Nähe einen alten Matrosen, der sich unter Segelwerk gebettet hatte. Der Mann lächelte mich verständnisinnig an. Ich hatte zwei Monate kein deut­sches Wort mehr gesprochen, nur in Französisch, Holländisch und Malaiisch verkehrt, und so wurde mir jetzt die Genug­tuung, auch auf gut Schwäbisch verstanden worden zu sein, wo ich es nicht erwartet hatte.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Amtliche und Privatanzeigen.

Stammheim.

Die Gemeinde Stammheim verkauft am Donnerstag, den 6. Februar 1913, von nachmittags '/Z3 Uhr ab, im Rößle in Stammheim aus der Steinrinne:

40 Rm. tannene und buchene Scheiter und Prügel 11 Flächenlose geschätzt zu 2560 tannene und buchene Wellen.

Gemeinderat.

Würzbach.

Verkauf VN Waldungen.

In der Nachlatzsache des verstorbenen Kunstmüllers Jakob Burkhardt kommen am Dienstag, den 11. Febr. 1913, vormittags 11 Uhr, in dem Rathaus in Würzbach nachstehende Waldungen im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf: Markung Rötenbach:

4 du 55 u 47 qm Nadelwald im Aspengrnnd. Markung Würzbach:

Parz.^ 1 ba. 29 u 29 qm Nadelwald im Wörneracker.

356

82 u 56 qm Nadelwald in Wörnershecken.

300 5 du 41 u 98 qm Nadelwald in der Tränke.

Die Waldungen werden durch den Eemeindewaldschlltzen vorgezeigt.

Den 4. Februar 1913. I. A. Ratschreiber Eirrbach.

229

Parz. 230.

136

Am nächsten Donnerstag bringe ich ausnahmsweis große

Hanoveraner-

MMnmk

in das Gasthaus zum Hirsch in Calw.

Albert Tauscher» Schweinehändler, Bremen.

6sl«sr lüväörlirsnr

Deute abend

Singstunde

Vollzählig. Erscheinen wird erwartet.

Gustav-Adolf

Grauen-Verein

Freitag, den 7. Februar, nach­mittags 2 Uhr, im Dekanathaus.

Frische

Schellfische v.Psd. Z2M. Cablim . z» .

Seelachs z« .

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