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Schwarzwälder Tageszeitung/für die Obsramisbezirke Nagold, Zreudenstadt u.Lalw.

lleaMionu. Ver­lag InNltenrtelg.

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Nr. 183

Ausgabe in Altensteig-Stadt. Montag, de« S. August. Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

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Der Krieg.

Ärmliche Fortschritte oos -er ganze» Sslsrom. Ein Fort oo« Rm» GeorgieM genommen.

WTB. Großes Hauptquartier, 7. August. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: I« Flauderu wurden die Belgier durch die Wirkung unserer Artillerie gezwungen, ihre bei Heernisse (südlich von Dixmuiden) über die User vorge­schobene Stellung teilweise zu raumen.

Französische Handgranateuangriffe in der Gegend von Souchez wurden abgewiese«.

Südlich von Leintrey (östlich von Luneville) wiesen unsere Vorposten einen Vorstoß des Gegners leicht ab.

In den Gebirgskämpfen nördlich von Münster keine wesentlichen Ereignisse.

Oefilicher Kriegsschauplatz: Oestlich von Pouirwiez ginge« die Russe« hinter die Jara zurück.

Gegen die Westfront von Kowuo wurde« Fortschritte gemacht. Hiebei sind 800 Russe« gefangen genommen und 2 Maschinengewehre erbeutet worden.

Die Armeen der Generäle von Scholtz und von Goll­witz haben nach heftigen Kampfe» den feindlichen Wider­stand zwischen Lomza und Bugmünduug geworfen. Das Gesamtergebnis aus den Kämpfen vom 46. August be­trägt 85 Offiziere und mehr als 14200 Mann gefangen, k Geschütze, 8 Minenwerfer und 69 Maschinengewehre genommen.

Die Einschließnngstruppe« von Nowo Georgiewsk drangen von Norde« her bis zum Narew durch. DaS Fort Dembe wurde genommen.

Von Süden her ist die Weichsel bei Pienkow erreicht.

In Warschau ist die Lage unverändert. Die Russen setzen die Beschießung der Stadt von dem östlichen Weichsel­ufer aus fort.

Unsere Luftschiffe belegten die Bahnhöfe von Nowo-Minsk und Siedlce mit Bomben.

Südöstlicher Kriegsschauplatz : Bei und nördlich Jwan- gorod ist die Lage unverändert.

Zwischen Weichsel «nd Bug haben deutsche Truppen bei Ruskowola (südöstlich von Lubartow) die feindlichen Stellungen gestürmt «nd nördlich von Lenezna de« Aus­tritt ans den dortigen Seeuenge« erzwungen.

Oberste Heeresleitung.

Notiz: Die Jara fließt etwa 60 Kilometer östlich von Poniewiez von Norden nach Süden. Rußkowola liegt 8 Kilometer südöstlich von Lubartow.

* * *

WTB. Großes Hauptquartier, 8. Aug. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Französische Handgranaten­angriffe bei Souchez und Gegenangriffe gegen einen vor­gestern dem Feinde entrissenen Graben in den Westargonnen wurden abgewiesen.

Die Gefechte in den Vogesen, nördlich von Münster, lebten gestern nachmittag wieder auf. Die Nacht verlief dort aber ruhig.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Die deutsche Narewgruppe nähert sich der Straße Lomza-Ostrow-Wyszkow. An einzelnen Stellen leistet der Gegner hartnäckigen Widerstand. Südlich von Wyszkow ist der Bug erreicht. Serock an der Bug- wündung wurde besetzt.

Bor Nowo-Georgiewsk «ahmen unsere Einschließungs- Kuppe« die Befestigungen von Zegrze.

Bei Warschau gewannen wir das östliche Weichselnser.

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Vor dem Drnck der Truppe« des Generalobersten von Woyrsch weichen die Russen nach Osten.

Zwischen Weichsel und Bug hat der linke Flügel der Heeresgruppe des Generalfeldmaischalls von Mackensen de« Feind «ach Norden gegen de« Wieprzfluß geworfen. Der rechte Flügel steht noch im Kampf.

Oberste Heeresleitung.

Aus dem österr.-uugar. Tagesbericht.

WTB. Wien, 7. Aug. Amtlich wird verlautbart vom. 7. August 1915 mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Zwischen

Weichsel und Bug wird weitergekämpft. Oesterreichischk- ungarische Truppen drangen südlich von Lubartow, deut­sche nordwestlich und nordöstlich Lenczua in die feind­lichen Linien ein. Sonst ist die Lage im Osten unver­ändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschallleutuant.

WTB. Wie», 8. Aug. Amtlich wird verlautbart vom 8. August 1915:

Russischer Kriegsschauplatz: Die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand setzte gestern im Raume zwischen Weichsel und Wieprz den Angriff fort. Die unmittelbar westlich des Wjeprz vorgehende Stoßgruppe warf den Feind aus mehreren Linien, nahm nachmittags Lubartow und drang gegen Norden Pis zum Flußknie vor. Der geworfene Gegner flüchtete in Auflösung über den Wjeprz. Auch südlich und südwestlich Mechow errangen unsere Truppen einen vollen Erfolg. Der Feind war hier, um unseren Angriff zu parie­ren, zum Gegenstoß übergegangen, der bis zum Handgemenge führte, wurde aber in Front und Flanke gefaßt und über den Wjeprz zurückgetrieben. Die Zahl der bei Lubartow uud Mtechow eingevrachten Gefangenen betrug bis gestern Abend 23 Offiziere und 6000 Man«. Die Beute belief sich auf 2 Geschütze, 11 Maschinengewehre und 2 Munitions­wagen. Bedroht durch unsere von Süden her siegreich gegen den unteren Wjeprz folgenden Truppen haben heute früh auch die noch im Weichselgelände nordwestlich Jwangorod verbliebene» russischen Korps den Rückzug gege» Nordost angetreten. Oesterreichisch-ungarische und deutsche Truppen verfolgen. Zwischen Wjeprz und Bug wird weiter gekämpft.

In Ostgalizien ist die Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschalleutnant.

Warschau, das Paris des Ostens.

Als vor einigen Jahren der französische Flieger Brindejonc de Moulinais in einem Tage von Paris über Berlin nach Warschau flog, da ging ein stolzes Rauschen durch den Blätterwald an der Seine und Newa. Das unnatürliche Bündnis zwischen der durch Meuchelmord gemilderten Despotie und der Republik, die der Königs­mord von einer großen Vergangenheit trennt, zwischen der Orthodoxie, welcher der Begriff der Glaubensfreiheit auch im 20. Jahrhundert noch fremd ist, und der fran­zösischen Freimaurerei, die jede göttliche und weltliche Autorität bekämpft und sich heute trotzdem zum Rich- I ter Mer die wohlerwogenen Handlungen des Hauptes der katholischen Kirche aufwirst, wurde in überschwenglichen Redensarten gefeiert. Mit nicht unberechtigtem Stolze wies man auch in der französischen und polnischen Presse darauf hin, daß die moderne Technik eine neue Brücke geschlagen habe zwischen den beiden wesensverwandten Völkern, den Polen und Franzosen, die so viele gemein­same geschichtliche Erinnerungen hätten. Natürlich' fehl­te nicht ein boshafter Hinweis auf das dazwischm liegende Land, das der französische Pilot in kühnem Fluge über­wunden habe.

der Tat haben die Franzosen und Polen vieles miteinander gemein, Tugenden und.

Fehler: das Selbstbewußtsein, deir Nationalstolz und die Hoffnung auf die Wiederkehr einer großen Vergangen­heit, Mangel an Zucht und krankhafte Reizbarkeit, die sich in einem jähen Stimmungswechsel bekundet. Von jeher haben die Polen ihr Ideal in Paris gesehen. Dort verjubelten die Magnaten, deren Stimme über das Wohl ihres selbständigen Reiches entschied, das Geld, das ihre in viehischer Stumpfheit dahinlebenden leibeige­nen Bauern ihnen verdient oder die jüdischen Vermittler ihnen auf die nächste Ernte geliehen hatten. Pariser. Anstrich trug das Leben, das die polnischen Schlacht­schizen daheim führten, wenn auch unter dem seidenen Rock der Gnädigen ein zerrissener Strumpf zum Vor­schein kam. Geläufig und gern sprach der vornehme Pole die französische Sprache, er ließ seine Töchter durch französische Gouvernanten erziehen und sandte den heran­gewachsenen Sohn nach Paris, um das Leben zu stu­dieren. Auch später, als er trotz aller Tapferkeit für die Sünden seiner Väter büßen mußte, wählte er neben der Muttersprache, die er in allen Anfechtungen ver­teidigte wie eine Katze ihr Jünges, gern die französische Sprache.

Vielfach sind auch die geschichtlichen Erinne­rungen, die beide Völker miteinander verbinden. Schon der römische Glaube, der in Polen trotz der star­ken protestantischen Bewegung dank politischer Umstände und der Tätigkeit der Jesuiten das Feld behauptete, hielt die Polen in enger Berührung mit der lateinischen und so auch mit der französischen Kultur. Stanislaus Leszczynski, der im Nordischen Kriege von Karl LII. von Schweden auf den Thron erhobene und von Peter dem Großen von Rußland wieder vertriebene König von Polen, fand 1720 eine Zufluchtsstätte in Frankreich, wo er eine Tochter Ludwigs XV. heiratete, und von aus er nach dem Tode Augusts des Starken nach Warschau zu­rückging, um zum zweiten Male für kurze Zeit die pol­nische Krone zu tragen. Ms 1806 die Macht Preußens, dem in der dritten Teilung Polens 1795 ein großer Teil des heutigen Zartums Polen mit der Hauptstadt War­schau zugefallen war, auf den Schlachtfeldern von Jena und Auerstädt zusammenbrach, erhoben sich die Polen, in der Hoffnung in Napoleon den Wiederhersteller ihrer nationalen 'Selbständigkeit zu finden. Dieser ließ sich aber trotz der Liebe der schönen polnischen Gräfin, die ihre weibliche Ehre fürs Vaterland opferte, nicht dazu bereit finden. Er vereinigte die polnischen Lande zu einem Großherzogtum Warschau, aber den Traum der polnischen Patrioten erfüllte er nicht. Trotzdem bezeug­ten ihm diese treue Gefolgschaft bis zur Leipziger Schlacht, wie Fürst Poniatowski, der auf dem Rückzug seinen Dod in der Elster fand.

So ist es erklärlich, daß wir auch in Warschau vie­les finden, was an diese Wesensverwandtschast zwischen Polen und Franzosen erinnert. Nicht mit Unrecht nennt man es das Paris des Ostens. Warschau ist auch unter russischer Herrschaft die Hauptstadt Polens geblieben. Posen war der Sitz des kirchlichen Oberhauptes, des Erzbischofs von Posen-Gnesen, des Fürst-Primas, der nach dem Tode eines Königs die Regentschaft bis zur Wahl des neuen Königs führte. Krakau war die Krö­nungsstadt, dort ruhen die Gebeine der polnischen Kö­nige. Warschau, die Residenz, wurde zum Zentrum des Polentums, als ein tragisches, wenn auch nicht unver­dientes Geschick dem alten Reich die politische Delbständia- keit raubte. Es ist für die Polen heute das, was Moskau für die Russen bedeutet: das Symbol der nationalen Eigenart und Kultur. Auch ein Jahrhundert drückender Fremdherrschaft hat der Stadt den Charakter nicht rauben können. Bis in die letzten Jahre hinein war der russische Anstrich nur sehr dünn. Außer den Jüschriften an den Straßenecken und auf den Firmenschildern erinnerten nur die aus dem Innern des Reiches importiertem Soldaten Beamten, Kleinhändler und Bettler an die niedriger ste­hende moskowitische Kultur. Gerade das Bewußtsein, auf einer höheren Stufe der Gesittung als die Eroberer zu stehen, hat dm Palm neben ihrem Nationalstolz auch in den trübsten Zeiten die Kraft gegeben, ihr Volkstum zu bewahren. So ist Warschau immer polnisch geblieben und heute polnischer als je, polnisch in gutem wie in schlechtem Sinne der oben gekennzeichneten Merkmal« der polnischen Rasse. Deshalb hat es auch seine Sym­pathie für Frankreich bewahrt und mit dem starken wirtschaftlichen Aufschwung, den es in den letzten Jah­ren erlebte, seinen alten Ruf als Paris des Ostens sicht­lich Lemehrt.