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men aber durften wir buchen neben dem herrlichen, siegreichen Vordringen unserer Fahnen eine innere Ertüchtigung unseres ganzen Volkes, ein Erstarken des vaterländischen Fühlens, eine Läuterung der Herzen, ein Fortschreiten auf dem Wege zum wahren Menschentum^ das sich, allen Kriegsgreueln zum Trotz, Boden eroberte, indem uns Deutsche gerade dieser Krieg, angesichts Lessen wir sonst ja nichts anderes sagen konnten, als: „Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an!", die Aufopferung, die Betätigung des Einzelnen für Alle kehrte. 'So ist's denn trotz, allen Leides und aller Bitternisse aus Heldentum und über Heldengräber erwachsener, her ganzen Nation aus ihrer inneren, eigenen Krmt. gewordener Gewinn, mit dem die Mrechnung schließt.
- Und das ist es, was uns auch mit Vertrauen iw die Zukunft scharren läßt. Neue Feinde werden uns — nach dem schnöden Verrat des einstigen Bundesgeirossen — kaum mehr erstehen können; die aber, die gegen uns stehen, sehen sich an, als hätten sie ihre besten Kräfte erst in der kommenden Zeit einzusetzen. Wir und unsere Verbündeten dagegen stehen auf dem Plan mit sieggekrönten, sieggewissen, mit, wenn auch an Zahl zusammeu- geschmolzenen, aber an innerer Kraft ungebrochenen Heeren; und hinter diesen Armeen stehen Völker, bereik -und befähigt, durchzuhalten bis zum Ende; komme, was kommen mag; dauere es, solange es wolle. Mit Freuden hindurch — unser der Sieg und unser die Zukunft!
Felddankgottesdienst in den Argonnen.
WTB. Köln, 28. Juli. Der von der „Kölnischen Zeitung" nach dem westlichen Kriegsschauplatz entsandte G. W.-Berichterstatter wohnte gestern früh im Argon- nerwald unter großen Eichen einem feierlichen Felddankgottesdienst der Truppen bei, die am 13. Juli den siegreichen Sturm auf die Höhe 285 und La Fille Morte gemacht hatten, und zwar in Gegenwart von Abordnungen sämtlicher beteiligter Regimenter, deren Fahnen eichenlaubgeschmückt den Feldaltar umgaben. Um 9 Uhr erschien der deutsche Kronprinz und begrüßte den anwesenden Generalfeldmarschall Grafen von Hasel er, Exzellenz von Mudra, die übrigen Generale und die Truppen. Der Gottesdienst begann mit dem Niederländischen Dankgebet und Lesung des 46. Psalms durch Divisionspfarrer Karsten. Die Festpredigt, die etwa ausführte, daß der Deutsche ein Held vor dem Feinde und ein Kind vor Gott sei, hielt Divisionspfarrer Langhäuser. Er schloß mit dem Segen, währenddessen die Fahnen sich senkten und der tägliche Kanonendonner des Kampfes herüberscholl. Sodann hielt der Kronprinz folgende Ansprachean die Truppen:
Kameraden! Ich benutze die Gelegenheit dieses Gottesdienstes, um Euch den Dank des Kaisers und Königs und meinen eigenen an dieser Stelle auszusprechen, nicht nur für den letzten Sturm, der schwere Opfer gefordert, aber ein schönes, großes Ergebnis gebracht hat, sondern auch für die treue und hingehende Tätigkeit der ganzen 11 Atonale. Wir decken unseren Kameraden im Osten den Rücken und werden, so Gott will, es solange noch tun, bis es möglich sein wird, mit unseren Gegnern, den Franzosen, gründlich abzurechnen. Daß ich mich dabei auf Euch verlassen kann, das weiß ich und dafür danke ich Euch hier. S. M. der Kaiser und König, unser oberster Kriegsherr Hurra!
Hierauf wurden dem Kronprinzen die zur Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz bestimmten Offiziere und Mannschaften, 17 I. und 457 II. Klasse vorgestellt. Der Kronprinz überreichte jedem Einzelnen das Ehrenzeichen persönlich, drückte ihm die Hand und sprach einige Worte mit ihm. Hierauf zogen die Truppen im
Parademarsch vorüber. Eine besondere Bewirtung aus den Feldküchen schloß sich daran an. Dann kehrten die Truppen in ihre Stellungen zurück.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris, 28. Juli. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag 3 Uhr: Die Beschießung von Furnes und Ostdunkerke erwiderten wir mit Artilleriefeuer gegen das Truppenlager von Westende und Middelkerke. Dünkirchen wurde gestern abend von einem feindlichen Flugzeug mit fünf Bomben beleget, die keinen Schaden anrichteten. Im Artois im Abschnitt von Sou chez Artilleriefeuer und Handgranatenkämpfe während eines Teiles der Nacht. In den Argonnen wurden .zwei Angriffsversuche bei Layon und Binarville-La Ha- - razee leicht abgeschlagen. In den Vogesen gelang es uns gestern abend, unsere Stellungen auf dem Kamme des Lingekopfes nuszudehnen und zu befestigen und das Joch zwischen Linge und den Steinbrüchen zu besetzen. Der Feind unternahm drei erfolglose Gegenangriffe. Die deutsche Artillerie beschoß den Schluchtpaß.
Abends 11 Uhr: Im Artois und im Abschnitt von Souchez begann wieder die Kanonade mit größerer Stärke. Die Stadt Arras wurde zweimal bombardiert. Ein beginneirder Brand konnte schnell gelöscht werden; eine Zivilperson wurde getötet. Zwischen Somme und Aisne die übliche Tätigkeit beider Artillerien. In den Argonnen heftige Kanonade auf der ganzen Front. Im Elsaß beendeten unsere Truppen heute die Eroberung einer sehr stark eingerichteten Stellung, die die Deutschen auf 200 Meter Höhe über unseren Ausgangsschützengräben auf dem Kamme des Lingekopfes, des Schrätz- männe und des Barrenkopfes besetzt hielten, d. h. auf einer Front von 2 Kilometern. Diese Höhen beherrschen das Hauptfechttal und die große Straße von Notre Dame des Trois Epis. Wir nahmen mehrere Offiziere und über 100 Mann gefangen, die fünf verschiedenen Regimentern angehören.
Ueber die Beschießung von Reims.
WTB. Lyon, 28. Jüli. Nach dem „Nouvelliste" erzählen aus Reims eingetroffene Flüchtlinge, daß die letzte Beschießung am 22. Juli nachmittags begonnen habe und mit großer Heftigkeit den ganzen Nachmittag über anhielt. Die Beschießung wurde an den beiden darauffolgenden Tag etwas weniger Iräftig fortgesetzt. Im ganzen seien etwa 10 00 Schuß gegen die Stadt abgegeben worden. An vielen Stellen der Stadt seien Brände ausgebrochen, die aber dank der Aufopferung der Feuerwehr gelöscht werden konnten. Besonders groß war die Zahl der Brände durch die Beschießung in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag. Allein in sieben Stunden seien über 200 Granaten großen Kalibers auf die Stadt gefallen. Die Zahl der Toten und Verwundeten in der Zivilbevölkerung sei sehr groß. DaS Resultat der deutslheu Uuterseebovttätttzkeit.
WTB. Berlin, 88. Juli. Von der englischen Presse wird die Nachricht verbreitet, daß in den bisher 82 Wochen des Unterseebootskrieges 98 englische und 95 neutrale Handelsschiffe versenkt seien. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, stimmen diese Zahlen nicht. Es sind vielmehr bis 23 Juli von deutsche« Unterseebooten tm Kriegsgebiet versenkt: 229 engtische, 30 andere feindliche, 6 mit feindlichen verwechselte neutrale Schiffe. Außer diesen neutralen Schiffen sind weitere 27 neutrale von deutschen U-Booten angehalten, untersucht und wegen Führens von Bannware nach Prisenrecht versenkt worden, da sie nicht eingebracht werden konnten Der Vollständigkeit- halber sei noch erwähnt, daß außerdem drei neutrale Schiffe von deutschen U Booten infolge von Verwechslung angeschossen, aber nickt versenb worden sind.
Die Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen in Algier.
WTB. Lyon, 28. Juli. Nach dem „RepublicaiuS hat der Kriegsminister auf Anfrage erklärt, daß dm irr> Algier internierten kriegsgefangenen Deutscher: genau dieselbe Behandlung zuteil werde, wie den Kriegsgefangener» in Frankreich.
Die Lage der deutschen Zivilgefangene« in Frankreich.
WTB. Berlin, 28. Jüli. Die „Nordd. Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie die Regierung der Vereinigter» Staaten von Amerika mitteilt, hatte ein Vertreter der amerikanischen Botschaft in Paris die Zivilgefangenenlager in Frankreich besucht und über verschiedene Mißstände berichtet. Diese Wahrnehmungen sind' der französischen Regierung mitgeteilt und von dieser näher untersucht worden. Nach dem jetzt vorliegenden Bericht hat die französische Mgiernng die Vorgebrachtei» Klagen durchweg als berechtigt anerkannt und! für Beseitigung der Mißstände Anordnung gengetroffen.
Engl. Auslegung der amerik. Antwortnote arr Deutschland.
WTB. Manchester, 28. Juli. Der „Manchester Guardian" weist in einem Leitartikel auf die Stelle der Note Wilsons hin, in der der Präsident die Freiheit der Meere behandelt. Das Blatt sagt, der Vergleich mit der Stelle in der deutschen Note lasse keinen Zweifel was der Präsident trotz vielleicht absichtlicher Unbestimmtheit rm Sinne habe. Die ganze Stelle sollte sehr genau gelesen werden. Sie bedeute ganz klar, daß, nach Wilson, England gegen die Freiheit der Meere sündige. Wir haben bereits einige Depeschen von Wilson hierüber und werden bald neue bekommen. Er lehnt es ab, mit Deutschland ähnliche Eingriffe in die Freiheit der Meere zu erörtern, sagt aber, die Lage würde sich ändern, wenn Deutschland den Unterseebootskrieg aufgebe. Daun könnten Amerika und Deutschland zusammen für die Freiheit der Meere eintreten. Die ganze Stelle sollte in England sehr erwogen werden.
Eine neue engl. Note an Amerika.
WTB. London, 28. Juli. Einer Meldung des Rerrterfchen Bureaus aus Washington zufolge hat Staatssekretär Grey in einem Telegramm dem Staatssekretär Lansirrg mitgcteilt, daß die englische Rcgierring eine neue Note an die Vereinigten Staaten vorbereite, und ihn ersucht, die gestern abgesarrdte Note nicht vor dem Eintreffen der neuen Mitteilung zu veröffentlichen.
Besuch der Kaiserin im Osten.
WTB. Berlin, 28. Juli. Die Kaiserin hat sich' -gestern abend nach Ostpreußen begeben und ist heute früh in Allenstein eingetroffen. Dort stieg die Kronprinzessin in den Wagen der Kaiserin. In Allenstein fand auch der Enrpfang des Feldmarschalls von Hindenburg statt. Die Weiterreise nach Neide krön rg erfolgte in Begleitung des Oberpräsideuten und' des Regierungssrrändenten.
Serbien halsstarrig.
GKG.^Pest, 28. Jüli. Wie Az Est, laut Frkf. Ztg., aus Sofia meldet, ist der dortige russische Gesandte Saviusky aus Nisch, wo er im Auftrag seiner Regierung versuchte, die serbische Regierung zu einer Gebietsabtretung an Bulgarien zu bewegen, erfolglos zurückgekehrt, da Serbien gegen seine Anträge offen Stellung nahm. IN Serbien herrscht Mißstimmung. Bulgarien.
GKG. Hamburg, 28. Juli. Das „Hamb. Frem- derrblatt meldet aus Lugano: Die Londoner Meldung über den angeblich, schon erfolgten Abschluß eines
L erekru cdt.
So mancher scheint beim ersten Blick Verschlossen, starr und eisig kühl.
Doch birgt sein Herz für den, der sucht, Den reichsten Schatz von Mitgefühl.
W. Jordan.
Ein Ehrenwort.
jSchluß.j
Novelle von R. Ortmann.
^Nachdruck verboten.
Sie war schon wieder beruhigt, und ein sonnige» Lächeln verklärte ihr Gesicht. „Ja, er war es l Ich durfte ihn um das Geld bitten, weil ich wußte, daß er darum Lichts Schlechtes von mir glauben würde. An vielem Abend halle er nur ja gesagt, sag er — vag er mir gut sei. Und einem Menschen, den man lieb hat, scheust man Vertrauen. Das ist doch auch deine Meinung, Erwin?"
„Um deinetwillen hoffe ich wenigstens, daß es so ist. Du hast dir also die Summe geben lassen, ohne ihm auch nur anzudeuten, welchem Zweck sie dienen sollte?"
„Ich durfte doch deine Ehre nicht preisgeben! Er weiß es nicht, und er wird es nie erfahren. Aber er wird mich auch niemals danach fragen. — Nun habe ich dir die ganze Geschichte deiner Rettung erzählt. Ich kehrte in das Gesellschaftshaus zurück, und mein Kommen fiel ebensowenig auf, als meine Entfernung bemerkt worden war. Um zwei Uhr ging ich mit Papa nach Hause und begleitete ihn bis in sein Arbeitszimmer. Er durchlas seine Postsachen, und ich babe niemals ein innigeres Donkgebet zum Himmel emporgeschickt, als ich's in jener Nacht in der Stille meines Stübchens tat. Geschlafen habe ich freilich nicht: denn ich fühlte mich sehr eiend,
zu gegen, wo tcy oas Gelo telegraphisch an orch avschickte und dir dazu ein paar Zeilen in einem Kartenbriefe schrieb. Ich —"
Sie mußte abbrechen: Venn die Schwester bewegte sich in ihrem Sessel, und Erwin hatte nur eben noch Zeit gehabt, aufzuspringen und eine unbefangene Haltung anzunehmen, als sie vollends erwachte.
Sie wechselten ein paar belanglose Worte, und er kehrte zu seinem Buche zurück, dessen Buchstaben allerdings jetzt vor seinen Augen durcheinanderliefen wie ein Haufen aufgestörter Ameisen.
Als er einige Stunden später auf den Fußspitzen das Krankenzimmer seiner jetzt sanft schlummernden Schwester verließ, geschah es mit dem Bewußtsein, in dieser Nacht eine Läuterung durchgemacht zu haben, die für sein ganze» künftige» Leben entscheidend sein würde.
* Ter Assessor von Malsen war noch bei der Morgentoilette, als ihm zu seinem Erstaunen abermals der Besuch des Herrn Erwin Frobenius gemeldet wurde. Er konnte nichts anderes annehmen, als daß Ilses Bruder inzwischen auf irgendeine Weise die Ueberzeugung erlangt hatte, gestern von ihm belogen worden zu sein, und er wußte, welche Konsequenzen in diesem Fall eintreten mußten.'
Rasch beendete er seinen Anzug und trat vollkommen ruhig über die Schwelle des Zimmers, in dem er von dem >ungen Manne erwartet wurde.
„Verzeihen Sie die frühe Störung, Herr von Malsen! Aber ich konnte nicht länger warten; denn ich komme zu Ihnen als ein Mensch, der von Ihren Lippen eine Lutsche ung über Sein oder Nichtsein erwartet, ein Urteil Lbi > Leben oder Tod. In dieser Nacht habe ich von meiner Schwester alles erfahren, was zwischen Ihnen und ihr geschehen ist. Und von Ihnen allein hängt es ab, was nun weiter aus mir wird."
In höchstem Erstaunen starrte Malsen den Erregten an. „Ich verstehe Sie nicht, Her: Frobenius! Wenn Sie ge- konunen sind, um mich wegen meiner gestrigen Erklärung zur Rede zu stellen —"
äu stellen — ick —_Sie?1 5la. freilich.
wort für eine Versicherung eingesetzt haben, die, wie Sie wußten, der Wahrheit nicht entsprach. Es war eine heroische Handlung, Herr von Malsen! Und wenn ich nicht in diesem Augenblick so klein und erbärmlich vor Ihnen stände, würde ich sagen, daß ich Sie um dieser Handlung willen au» tiefstem Herzen verehret"
Der Assessor lächelte bitter. „Sie können sich wohl denken, daß ich nicht zögern werde, die Konsequenzen aus dieser — heroischen Handlung zu ziehen I Dort auf dem Schreibtisch liegt der Brief an das Ministerium, der meine Entlassung aus dem Staatsdienst erbittet."
Erwin Frobenius zuckte, zusainmen wie unter einem Schlage. Dann aber war er mit drei Schritten an dem Schreibtisch und hatte sich des verschlossenen Briefes bemächtigt. „Herr von Malsen," stieß er heraus, „wenn Sie mir nicht di« Erlaubnis geben, diesen Brief zu zerreißen» so schwöre ich, daß ich noch vor Aillruf dieser Stunde aufgehört habe zu leben! Nicht auf Sie fällt der Bruch Ihres Ehrenwortes, sondern allein auf mich! Ich war es, der Sie gezwungen hat, dies ungeheure Opfer zu bringen, und wenn Sie nicht großmütig genug sind, mich durch Ihr Verhalten von Schuld und Strafe freizusprechen, habe ich auch die Folgen zu tragen!"
Noch immer verständnislos, aber in tiefster Seele bewegt von der Qual, die sich auf dem freimütigen Iünglings- gesicht spiegelte, legte Malsen ihm die Hand auf die Schulter. „Setzen Sie sich, Herr Frobenius, und teilen Sie mir in Ruhe mit, was ich erfahren muß, um mir Ihre Worte und Ihr Benehmen erklären zu können. Erst dann werde ich imstande sein, Ihnen zu antworten!"
Der Student gehorchte, und nach Verlauf einer Viertelstunde wußte.Malsen alles. Der Schleier des Geheimnisses, hinter dem ihm Ilses holdes Bild so traurig entstellt erschienen war, hatte sich gehoben, und er fühlte sich erschüttert und beschämt um seiner kleingläubigen Zweifel willen.
„E» kommt mir nicht zu, Herr Frobenius," sagte er, „über Ihre Handlungsweise zu Gericht zu sitzen! Das ist eine Angelegenheit, die Sie allein mit Ihrem Gewissen und mit Ihrer heldenmütigen Schwester abzumachen haben. Vielleicht aber wäre es besser gewesen, wenn Fräulein