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Schwarzwälder Tageszeitung/für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt u. Lalw.

Nr. 172

Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Dienstag, den 27. 3uli.

Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

ISIS.

Der Krieg.

Die Russen weiter zurückgedrängt.

WTB. l Großes Hauptquartier, 26. Juli. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Auf der ganzen Front keine besonderen Ereignisse.

Oestlicher Kriegsschauplatz: Nördlich des Njemen er­reichte die Armee des Generals von Below die Gegend von Poswol u. Pouiewitz. Wo der Gegner noch stand hielt, wurde er geworfen. Ueber 1000 Rüsten wurden zu Ge­fangenen gemacht.

Au der Narewfront erzwangen unsere Truppen auch oberhalb Ostrolenka den Uebergang, unterhalb drängen sie den erbittert Widerstand leistenden Gegner langsam gegen den Bug zurück. Einige Tausend Rüsten wurden gefangen genommen, über 40 Maschinengewehre erbeutet.

Gegen die Nord- und Westfront der Festungsgruppe von Nowogeorgijewsk und Warschau schieben sich die Etn- schließnngstruppe« naher heran.

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Nördlich der Linie

noch einen letzten Kampf der Verzweiflung zu kämpfen vermag. Hier kämpfe Gallwitz mit feiner schlachten­erprobten Armee, der Sieger von Przasnysz, an der Seite des tapferen Scholz, und mehr als 40 000 -gefangene Russen mußte:: hier den Weg gen Westen wandern. Was in Rozau und Pultusk au Kriegsgerät erobert ist, das läßt sich noch nicht übersehen" neue Ver­heißung !

Die Kämpfer im Süden mögen nicht ruhen, wenn im Norden die Sonne des Sieges strahlt! Von der Mün­dung der Piliea bis Kozienice, bis in die nächste Nähe von Jwangorod, ist das ganze linke User der Weichsel vom Feinde frei. Was das bedeutet? Feste Weichsel­brücken gibt es nur bei Warschau, Jwangorod und Nowoalexandria da mochte es Stunden geben, wie sie einst die Väter der tapferen, schleßischen Landwehr­männer au der Katzbach erlebten, als sie die Rothosen in die reißende Strömung trieben! Und hier und im Umsauge der Strecke, die unter Woyrsch und Mackensen steht, nach rascher Schätzung 50 000 Feinde in den letz­ten Kämpfen gefangen! Mag über dem allem das grämliche Antlitz Wilsons herüberschaucn di-' Sie­gesfreude soll er uns nicht verdunkeln!

sWojslawice (südlich von Cholm) -Hrubiszcow (am Bug) haben die deutschen Truppen in den Kämpfen der letzten Tage den Feind «ach Norden weiter zurückgedrängt. Gestern wurden 11 Offiziere, 1457 Mann gefangen ge­nommen, 11 Maschinengewehre erbentet.

Im übrigen ist die Lage westlich der Weichsel und bei den verbündeten Armeen des Generalfeldmarschalls von Mackensen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Notiz: Poswol und Poniewitz liegen etwa 60 Km. östlich bezw. südöstlich Szawle.

' Während im Westen auf der ganzen Front keine Ibcsondcren Ereignisse zu verzeichnen sind, geht der Sie- Neszug im Osten unaufhaltsam vorwärts. Wie ein Traum, schreiben dieLeipz. Neuesten Nachr.", jagen die Bilder an uns vorüber. Was kümmern uns des Herrn Wilson nörgelnde Sorgen, was diese Engherzig­keiten, die über den Ozean herüber ein Heldenvolk in seinem Marsche zu hemmen versuchen! Was dieses Drohen des unfreundlichen Mannes und seine Erregung, tveil ein paar Millionäre in dem Riesenkesfel des gro- 8ssn Sterbens versanken! Dort, dort im Osten leuchten die Sterne unseres Lebens, und keine mißgünstige Note jmrd kein papierener Protest soll sie uns verdunkeln.

Wunderbarer Tag der Ernte! Bei Schaulen, stw die alten Gräber deutscher Ritter an die Vergangen­heit mahnen, schlägt der Sohn eines alten Geschlechtes von Rittern, General von Below, Nikolais fünfte Ar­mee. Er beginnt nicht den Reigen, denn auch in Kur­land jagen die Deutschen hinter den Russen her, aber ^ führt einen Schlag von so furchtbarer Gewalt, daß Per rechte russische Flügel, der zum Schutze von Kowno Mrd Riga bestimmt war, umfaßt und vernichtet ist. »Zehn beständig im Kampf, Marsch und Ver-

Wlgung", zehn Tage ohne Raft, ohne Ruhe, kaum Zeit u kurzem Schlaf, so stürmen unsere Brüder hinter dem Feinde her auch diesen Kampf wird einst die Ge­richte in ihr Heldenbuch schreiben. Hier brach der ^rkste, eiserne Riegel, der noch das letzte Stück vor kowno versperrte. 27 000 Gefangene sind die lebendigen, e Feinde, die an den Wegen liegen, die toten Agen des Triumphes.

Und die Eindrücke steigern sich: Pultusk und ozan genommen! Die gewaltige Befestigungslinie des arew ist durchbrochen, der strategische Weg nach dem ücken von Warschau liegt offen vor uns, und rücken fir jetzt nach dem Bug weiter vor, so schneiden wir auch Bahn nach Grodno und Wilna den Feinden ab. arke Kräfte stehen bereits auf dem südlichen Ufer", ist die nahe Erfüllung der Erwartung, daß War- wenn die Russen es nicht freiwillig räumen, nur

Der vsterr.-ungar. Tagesbericht.

WTB. Wien, 26. Juli. Amtlich wird verlautbart vom 26. Juli 1915 mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Südlich So- kal errangen unsere Truppen einen für unsere Brücken­köpfe am östlichen Bugufer wertvollen Stützpunkt, wobei 1100 Gefangene und 2 Maschinengewehre in unsere Hände fielen. Nordwestlich Grubeschow gewannen deutsche Kräfte erneut Raum. Au den anderen Teilen der Front trat keine Veränderung der Lage ein.

Auf den Schlachtfeldern am Dnjestr.

Während die bei Bukaczowce fechtende Division in ihrem Vorwärtsdrängen durch die Rücksicht aus die östlich anschließenden Verbündeten Truppen ausgehalten wurde, konnte die weiter westlich vorrückende Division des ... Reservekorps ihren bei der Erzwingung des Dnjestr-Uebergaugs erzielten Erfolg freier ausnutzen. Unterstützt wurde sie hierbei durch die gewaltige Wucht, mit der die noch weiter westlich, bei Zurawno und Zydaczow über den Dnjestr gegangenen Teile der deut­schen Südarmee gegen den aus die Lipastellung zurück- weicheuden Gegner drückten; eine Wucht, die es möglich machte, daß die bisher nach Norden gewandte Front der Südarmee innerhalb weniger Tage eine östliche Richtung und damit den Anschluß an die weiter nördlich über Lemberg hinaus vorgehende 2. österreichische Armee er­halten konnte.

Hier an der Gesechtssront der oft- und westpreußischen und württembergischen Truppen sind die süd­lichen Uferberge kilometerweit mit Hochwald bedeckt herrliche hundertjährige Buchen. Hierhin fuhren wir jetzt. Wieder ging es in wilder Fahrt durch tiefe Schluchten und Bachbetten, steil bergauf und bergab, zwischen Trupps Verwundeter oder Gefangener hindurch unter dem Don­ner der Geschütze hinauf auf die letzte Höhe. Hinter dem Hochwald auf den Lichtungen unsere Artillerie. Links unseres Weges eine Feldbatterie. Rechts eine dem Feind abgenommene und bei Krupp umgearbeitete Batterie rus­sische 12,5 Zentimeter geschähe, die als Ka­nonen und als Mörser verwendet werden können und in den heutigen Käurpsen vortreffliche Dienste geleistet hatten.

Am Rande des Waldes, in dem die Protzen der Batterien und einiger Maschinengewehrabteilungen stehen, die jetzt längst jenseits des Stromes kämpften, müssen wir den Wagen verlassen. Zeichen an den mächtigen. Baumstämmen weisen uns den Weg, der, wie der ganze Wald, mit Granatenlöchern gespickt ist. Sie zeigen, daß die feindliche Artillerie sich tüchtig gewehrt, aber um mehrere hundert Meter zu kurz geschossen hat. Eine seltsame Stimmung umfängt uns. Wie die Säulen eines gigantischen Domes ragen ringsum die grauen Buchen- Mmme aus, durch deren grünes Blätterdach die Sounen-

blitze des Ewigen "Ehre rühmen. Und während unser Herz an der Schönheit und am Frieden des Waldes! sich erbauen möchte, schreitet der Fuß über

die schrecklichen Spuren menschlicher Zerstörungswut,

und über unsere Köpfe hinweg sausen die todbringende» Geschosse.

Plötzlich stehen wir am Abhang. Jäh fällt der Waldberg hier in den Strom ab, der sich einige Hundert- Meter tiefer in zahlreichen Windungen an der Felswand hinschlängelt. Nur durch eine dicht mit Unterholz ver­wachsene Schlucht, rechts seitwärts, kann man hinunter­gelangen. Hier oben hat der Artilleriestab sich einen unübertrefflichen Beobachtungsstand eingerichtet. Selbst unsichtbar, übersieht man von hier aus in weitem Um­kreise das Gelände. Unten der Strom, aus dem eben unsere Pioniere eine Brücke bauen. Dann etwa Ihs, Kilometer breit die Wiese, die von den Unseren schon genommen ist und in der jetzt nur uoch einzelne Gruppen zurückkommender Verwundeter oder Gefangener sichtbar! sind. Dahinter aber die dichtbewaldeten Höhen, aus denen der Feind noch zum Teil verzweifelten Widerstand leistet.

Die Artillerie freilich ist von der unsrigen meist schon zum Schweigen gebracht. Nur gegenüber von dem zweiten Höhenrücken sieht man zuweilen noch die Mün- dungsseuer aufblitzen. Doch nicht lange mehr, dann ver­schwinden auch sie. Auch das Geknatter des Maschinen­gewehrfeuers aus dem brennenden Dorf drüben rechts im Tale wird schwächer und schwächer. Dagegen wird' es davor in der Wiese lebendig.

Unsere Sturmkolonnen erheben sich zum letzten entscheidenden Sprung.

Sie verschwinden im Gebüsch. Noch einmal lebhaftes Jnfanteriefeuer, dann wird es fast plötzlich still. Art atemloser Spannung, das Glas am Auge, blicken wir hinüber. Aber nichts ist mehr zu sehen nichts zu sehen und zu hören. Vor der Wucht unseres Angriffes hatten, wie wir später erfuhren, die feindlichen Truppen soweit sie sich nicht gefangen gaben, die vorderen Höhen­stellungen nach erbitterten Rahkämpfen geräumt und waren, von den Unseren hart verfolgt, noch Nordosten hinter die nächste ihrer zahlreichen vorbereiteten Stel­lungen abgezogen.

Wir kehren durch den Wald zu unserem Wagen zurück. Russische Gefangene mit Material für den Brückenbau kommen uns entgegen. Aber die Leute sind erschöpft. Der kleine gelbe Mann dort mit dem Kal­mückengesicht scheint fast zufammenzubrechen unter seiner Last. Doch schon tritt der begleitende Landwehrmann zu ihm:Bist du schlapp, Wudki? Na, gib her!" Hängt fein Gewehr über die Schulter, schiebt die schwere Rolle Draht dazu und läßt den Gelben ledig nebenher lausen, der deutsche Barbar der!

Auf der Rückfahrt kommen wir durch Ortschaften mit deutschen N amen. Deutsch ist hier die Bauart der meist halbzerschosscueu oder ausgebrannten Häuser. Trotz der Verwüstungen erkennt man sofort, daß deutsche Ordnung und deutsche Sauberkeit hier zu herrschen pfleg­ten. Und

blonde deutsche Mädchen tränken die vorüberziehenden Feldgrauen, die freudigen Staunens ausblicken, wenn sie hier im Lande der rus­sischen Schriftzeichen, die wie Hieroglyphen für sie sind,; und der polnischen unaussprechlichen, heimische Lauts erklingen hören. Aber eine tiefe Trauer liegt über diesen schwer heimgesuchten Siedelunaeu. Während die Rutbe- nen fast Wcrall geschont, oft sogar von jobenyer unkerstMl und eifrigst umworben wurden, suchte der Russe sich an den paar Deutschen zehnfach schadlos zu halten. Vielleicht fällt bei der Fürsorge für die Heimgesuchten auch für diese unglücklichen Landsleute ein Scherflein ab; sie können es wirklich gut gebrauchen.

In einer fast ganz zerstörten kleinen Stadt wird' kurze Rast gemacht. Eine bunte Gesellschaft findet sich hier flüchtig zusammen. Offiziere aller möglichen Kom­mandos, Führer durchziehender Kolonnen, Herren von der Feldpost, die hier im Süden trotz aller Schwierig­keiten so vortrefflich arbeitet, Leichtverwundete, die vo« der Front kommen oder Wiederhergestellte, die wieder dorthin wollen. Diese haben es meist besonders eilig. Schon wieder fort, Kamerad?"Jawohl, ich habe 20 Mann bei mir, die, wie ich, in Frankreich verwundet waren und jetzt die Zeit nicht erwarten können, bis sie an die Russen kornmen. Ich habe ihnen versprochen.