«lf Monaten in Feindeshand. Frankreich habe ein Recht, eilig zu sein. Frankreich brauche, um das Volk zu ermutigen, gute Nachrichten, damit es seine Leiden geduldig ertrage. Eine Intervention Bulgariens, wodurch die Einnahme Konstantinopels in greifbare Nahe gerückt würde, wäre für Frankreich ein solches Ermutigungsmittel. Die Diplomaten des Vierverbandes mühten sich endlich bereit finden, eine klare Svrache auch mit Serbien zu reden, um die Eifersüchteleien der Balkanstaaten zum Schweigen zu bringen und ein Eingreifen Bulgariens herbeizuführen.
Austausch der Sanitätsmannschaften zwischen
Deutschland und England.
WTB. Paris, 10. Juli. Der „Temps" veröffentlicht eine halbamtliche Rote, die besagt, daß die französische Regierung beschlossen hätte, die gefangene deutsche Sanitätsmannschaft in Frankreich zurückzuhalten, weil sie französische Sciuitätsiuanuschaft. die von der deutschen
Armee gefangen worden war, im allgemeinen kn deutscher Gefangenschaft gehalten worden sei. Die langen Unterhandlungen hierüber seien nunmehr abgeschlossen. Nach dem neuen Uebereinkommen werden Aerzte, Seelsorger, Apotheker, Verwaltungsofsiziere, Sanitätsmannschaften, Krankenträger und Krankenwärter beider Armeen gleichzeitig freigelassen werden,mit Ausnahme derjenigen, die vorläufig zur Pflege der Kranken, Verwundeten und Gefangenen ihrer eigenen Nationalität zurückgehalten werden. Eine Anzahl von Uerzten und Sanitätssoldaten werde mit den ersten Transporten Kriegsuntauglicher von Konstanz und Äiyon aus heimbefördert. Die übrigen werden mit Sondertransporten zurückgeschickt.
Der russische Tagesbericht.
WTB. Petersburg, 10. Jüli. Der Große General-- ffab gibt über die neuerlichen Kämpfe bekannt: Irr der Gegend von Lublin breitete sich unsere Offensive in der ganzen Gegend des Flusses Pvdlipa bis zu einem Bache südlich von Bychawa aus. Der Feind zieht sich weiter zurück. Um uns aufzuhalten widerstand er besonders hartnäckig bei der Höhe 118 südlich des Dorfes Vilkolaz Gorny. Die Zahl der Gefangenen ist auf über 15 000 gestiegen. Zwischen Bychawa bis zum westlichen Bug hat keine Operation stattgefunden, ausgenommen der Angriff eines deutschen Regiments bei dem Dorfe Maslomencha, den wir zurückschlugen. Am Bug, an der Zlota-Lipa und am Dnjestr keine Veränderung. Unsere Patrouillen klären an der ganzen Front auf. Dabei machten sie im Laufe von 24 Stunden einige hundert Gefangene. Bei dem vergeblichen Angriff auf das Dorf Kuptscha am Bug ließ der Feind vor unserer Front rund 500 Bote und Verwundete zurück.
Warschau von der Zivilbevölkerung und den Regierungsorganen geräumt.
WTB. Petersburg, 10. Juli. Der „Rjetsch" schreibt: Wenn die russische Regierung jetzt, wie sie es getan hat, den Zeitungen vorschreibt, in zuversichtlichem Tone über die Kriegsereignisse zu schreiben, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, so ist dagegen zu sagen, daß das Vertrauen zu den Erklärungen der russischen Zeitungen bereits erschüttert ist. Der „Rjetsch" stellt fest, daß Warschau nunmehr von der Zivilbevölkerung und den Regierungsorganen geräumt sei. . - a .S
Bittgebete tu Rußland.
WTB. Petersburg, 10. Juli. Der Synod hat nach einer Meldung des „Rjetsch* auf Grund eines Ukases des Zaren angeordnet, daß am Festtage des Heiligenbildes von Kasan im ganzen russischen Reich Bittgebete und heilige Prozessionen abzuhalten sind, um den Schutz Gottes in schwieriger Lage zu erflehen.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 10. Jüli. Amtlich wird verlautbart Vom 10. Juli 1915 mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Die Ruhe an der küsie irländischen Front hielt inmallgemei-- nen an. Ein feindlicher Angriffsversuch bei Sdraussina wurde abgewiesen. Im Kärntner Grenzgebiet Hot sich nichts ereignet. An der Tiroler Front wurde ein italienischer Angriff aus uysere Stellungen nordöstlich des Kreuzbergsattels zum Stehen gebracht. Gegen den Cvl di Lana gingen vorgestern nachmittag mehrere feindliche Bataillone vor. Das Feuer eines uisierer Forts zwang sie zur Umkehr. Gestern vormittag versuchte ein Bataillon einen neuen Angriff. Erst auf die kleinsten Entfernungen beschossen, hatte es große Verluste und mußte gleichfalls zurück. Die braven Standschützen bestätigen im schwierigsten Hochgebirge ihre Unternehmungslust in erfolgreichen Kämpfen.
Die ungeheuren Verluste der Italiener.
WTB. Berlin, 10. Juli. Dem „Berliner Tageblatt* wird aus Lugano gemeldet: .Die ungeheuren Verluste der Italiener am Jsonzo wurden von der hier angekommenen Familie eines italienischen Offiziers bestätigt. Hiernach verloren allein die hier ins Feuer geführten 20 Kompagnien militä -.avisierter Zollwächter 90 Proz. ihrer Mannschaft.
Der türkische Tagesbericht.
WTB. Konstantinopel, 10. Jüli. Bericht deZ Hauptquartiers: Au der Kaukasus-Front wurde der Angriff einer starken feindlichen Abteilung, me die Kavallerie des Feindes auf ihrem Rückzug am unken Flügel decken sollte, blutig zurückgeschlagen. Der Feind hatte mehr als hundert Tote und ebensoviel Verwundete. Unsere Kavallerie verfolgt die Russen. — An der Dardanellenfront brachte unsere Artillerie dem fpeinde bei Ari Burnu Verluste bei. Wir
stellten fest, daß der Feind eine große Zahl Verwundete sortschaffte. Bei Seddul Bahr wurde der Versuch eines feindlichen Bombenangriffs gegen einige Gräben unseres rechten Flügels unter großen Verlusten für den Feind zurückgewiesen. Während des ganzen Tages dauerte der Austausch von Artillerie- und Jüfanteriefeuer und der Kamps mit Bomben mit Unterbrechung an- Unsere anabolischen Batterien beschossen wirksam das feindliche Lager und di' Landungsstelle von Seddul Bahr. In der vergangenen Woche sank aus unbekannter Ursache ein großes Schiff im Suez-Kanal, was zur Einstellung der Schiffahrt im Kanal führte. An der Front von Irak wurde am 7. Jüli in einem Kampfe zwischen einem Geschwader von feindlichen Kanonenmotorbooten, die von Bassora auf dem Euphrat herangekommen waren, und unseren Kanonenbooten das feindliche Befehlshaber- schisf schwer beschädigt und von zwei Booten weggeschleppt. Wir erlitten keine Verluste.
Die Dardanellenopfee.
GKG. Athen, 11. Juli. Für die Dardanellenarmee der Verbündeten sind dem „Embros" zufolge am 4. Juli weitere 45000 Mann Verstärkungen, ausschließlich Briten, eingetroffen. Im Hasen von Mudros liegen jetzt zum Kampfe gegen die deutschen Unterseeboote 25 englische Torpedoboote.
Die erste Landung der Engländer bei den Dardanellen. *
WTB. Paris, 11. Juli. Der nach den Dardanellen entsandie Sonderberichterstatter des »Journal* schildert seinem Blatte, wie die erste Landung des Expeditionskorps am 25. April erfolgte. Um dem Gros der Armee die Landung zu ermöglichen, hatten sich 6 000 Engländer .eiwillig angeboten, als erste an Land zu gehen und die weitere Landung zu decken. Sie wurden in den frühen Morgenstunden des 25. April an Bord des Dampfers »River Clyde* gebracht, der mil Volldampf direkt auf das Land zufuhr und am Strande auflief. Di: Engländer stürzten sofort aus dem Dampfer hervor und wurden von einem höllischen Feuer der Türken empfangen, die ausgezeichnet verschanzt waren. Die Engländer hielten stand, bis unter dem Schutze des gestrandeten »River Cchde* Verstärkungen herankamen. Der Kampf um den Besitz der ersten Stellungen dauerte zwei Tags. Von den 6 000 Engländern sei kein einziger am Leben geblieben. Auch jetzt, so erzählt der Berichterstatter, fällt bei jeder Landung ein großer Teil der Mannschaft, da die La .rdungs- stelle unter türkischem Feuer liegt.
Eine englische Schlappe in Aegypten.
WTB. London, 10. Juli. Reuter meldet amtlich: Infolge von Gerüchten, daß eine türkische Streitmacht von Neuren im Hinterland von Aden die Grenze überschritten habe, und gegen Lahedj vorrückte, schickte der Offizier, der in Aden den Oberbefehl führt, ein Kamelkorps zur Aufklärung aus. Das Korps berichtete, daß eine türkische Abteilung mit Feldgeschützen und einer großen Zahl von Arabern heranrücke. Es zog sich nach Lahedj zurück, wo es durch die Vorhut einer beweglichen Kolonne aus Aden, bestehend aus 250 Infanteristen mit zwei zehnpsündigen Geschützen, verstärkt wurde. Unsere Truppen in Lahedj wurden am 4. Juli von einer aus mehreren Tausend Türken bestehenden Streitmacht angegriffen, die über 20 Geschütze verfügte und durch zahlreiche Araber verstärkt war. Unsere Truppen hielten sich aber trotz des feindlichen Feuers bis zum Einbruch der Nacht in den Stellungen- Ein Teil der Stadt Lahedj brannte. In der Nacht fanden noch Kämpfe von Mann gegen Mann statt. Frontangriffe des Feindes wurden abgewiesen. Später begann der Feind unsere Truppen auch aus der Flanke anzugreifen. Inzwischen zog der Rest der beweglichen Äolonne aus Aden nach Lahedj. Er wurde durch Wassermangel und den lockeren Sand in seinen Bewegungen ausgehalten. Infolgedessen wurde beschlossen, die kleine Truppenabteilung, die Lahedj hielt, solle sich zurückziehen. Der Rückzug wurde am 5. Juli morgens in guter Ordnung durchgeführt. Die Abteilung stieß zum Rest der Kolonne, der sich in Birnaer befand. Außer unter großer Hitze und Wassermangel hatten unsere Truppen auch unter Desertionen arabischer Transportgehilfen zu leiden. Sie zogen sich daher nach Aden zurück. Drei britische Offiziere wurden verwundet. Wir nahmen einen türkischen Major und 13 Mann gefangen.
Kohlennot beim Vierverband.
WTB. Manchester, 11. Juli. Der Manchester Guardian erörtert die Frage der Kohlenlieferung für die Alliierten, über die im Juli eine Konferenz abgehalten werden wird. Da Italien keine Kohlen hat und der größte Teil der Kohlenfelder Frankreichs und das polnische Kohlenrevier in deutschen Händen sind, so kann allein England Kohlen liefern. Diese Lieferung wäre möglich, sie müßte aber zu einem billigen P eise erfolgen, während die französische Industrie über unerträgliche Preise der englischen Kohle klagt, spricht man in Rußland von einer bevorstehenden Koblennot im nächsten Winter selbst in den grüß:... Städten.
Aus Tüdwestafrika.
WTB. Pretoria, 10. Juli. (Reuter.) Die deutschen Truppen in Südwestafrika, die sich ergeben haben, betr-'-'en 204 Offiziere, 3166 Mann mit 37 Feldgeschützen uni "-r Maschinengewehren.
Ein Attentat ans de« Sultan von Aegypten.
WTB. Alexandria, 10. Juli. (Reuter.) Als der Sultan von Aegypten gestern früh zum Gebet fuhr, fiel eine Bombe aus einem Fenster vor die Pferde. Sie explodierte nicht und der Täter entkam. Der Sultan wohnte dem Gottesdienst bei und machte mittags seinen gewohnten Spaziergang.
! Letzte Nachrichten.
WTB. Paris, 12. Juli. Im »Figaro* äußert Hanetaux die Meinung, es sei an der Zeit, daß Italien im Orient zu Hilfe komme, damit man mit Konstantirwpcl fertig werde. In Frankreich habe man ein Ereignis dringend notwendig. Die Affäre Konstaatinopel sei von kapitaler Wichtigkeit, da jede Minute zum entscheidenden Erfolge zähle. Die wankelmütige Haltung der Balkanstaaten allein verzögere den Untergang der Türkei. Für den Vieroerband bestehe die Notwendigkeit, um seine eigenen Opfer zu verringern, so schnell wie möglich zu Ende zu gelangen. Italien sei bereit, und könne zu Hilfe kommen. Warum zögere man da noch?
WTB. Paris, 12. Juli. Der Petersburger Korrespondent des „Temps* meldet: Der Präsident der Duma, Rodzianka, habe einem Moskauer Journalisten erklärt, die demnächst zusammentrrffende Duma werde die Richtlinien für das ganze Land aufstelle». Die Militarisierung des Landes werde den Hauptgegenstand der Arbeiten der Duma bilden.
WTB. Berlin, 12. Juli. Wie dem „Berliner Tageblatt* ans Amsterdam berichtet wird, ist einer der Haupt- beteiligten an der englandfeindlichen Verschwörung i» Singapore, der indische Kaufmann Ismail Mansur, der wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden war, in Gegenwart einer großen Menschenmenge hingerichtet worden.
WTB. Berlin, 12. Juli. Aus Luga, o erfährt das »Berliner Tageblatt*: Die »Corrispondcnza* meldet aus ^ Sofia: Im Laufe des Monats wird in Athen eine Zusammenkunft der Könige von Rumänien und Bulgarien mit dem König Konstantin stattfinden. Die Zusammenkunft sollte erst in Bukarest vor sich gehen, ist aber wegen der Krankheit des Königs der Hellenen verschoben und nach Athen verlegt worden.
WTB. Berlin, 12. Juli. Der bulgarische Geschäftsträger in Paris dementiert in aller Form, wie dem »Berliner Tageblatt* aus Genf berichtet wird, die Nachricht, daß von der bulgarischen Regierung diplomatische Dokumente über die Vorschläge des Vierverbandes in Berlin und Wien verbreitet würden.
WTB. Berlin, 12. Juli. Nach dem »B rliner Tageblatt" rechnen »New-Iork Sun* und »New-Jork Herold* nicht mit einer Zurückweisung der deutsche« Vorschläge in der „Lrrsitania*-Angelegrnheit durch Wilson. Gegenvorschläge würden folgen und für lange Zeit würde es bei der Taktik der deutschen Unrerseebootsführer bleiben.
WTB. Berlin, 12. Juli. Verschiedene Morgenblätter meinen über i Mission unserer Unterseeboote, England wisse gut, weshalb es den amerikanischen Präsidenten als Vorspann dafür benutzen möchte, den Unterseebootskrieg zu beseitigen, um so wieder Luft zu bekommen. Aber das Festhalten an unserem Programm stehe außer Frage.
WTB. Berlin, 12. Juli. Das »Berliner Tageblar,' erfährt aus dem Kriegspressequartier, daß die letzthin nördlich Krasnik und in der Buggegend angesetzte verzweifelte russische Offensive durch die Verbündeten zum Stehen gebracht worden sei.
WTB. Berlin, 12. Juli. Ueber de« Zusammenbruch der italienischen Angriffe heißt es in der „Deutschen Tageszeitung* : Das Wüten zahlreicher schwerer Geschütze bei Tag mH Nacht und die fortgesetzt zu überstehenden Jnfanterieangriffe seien in diesem Kriege beispiellos.
WTB. Berlin, 12. Juli. Aus Graz wird dem „Berliner Lokalanzeiger* berichtet: In Windisch-Feistritz erschoß sich die Gräfin Therese von Thurn-Valsassina aus Kummer über den Tod ihres Gatten, des Divisionskommandeurs Grafen Thurn, der in der Schlacht bei Lemberg gefallen ist.
WTB. Berlin, 12. Juli. Nach verschiedenen Morgenblättern wurden die Hauplurheber ^es Attentats im städtischen Kasino in Sofia zum Tode durch den Strang, die anderen zu Kerkerstrafen von 4—20 Jahren verurteilt.
Amtliches.
Die zum Ueberschreiteu der belgische« Grenze erforderlichen Ausweise.
Das Ministerium des Innern macht bekannt: D"^ Generalgouvernement in Belgien hat mitgeteilt, daß in ..^ter Zeit Privatpersonen, die aus Deutschland nach Belgien reisen, häufig nur mit einem Reisepaß versehen ihre Reis: antreten. Unter Bezugnahme auf den Ministerialerlaß vom 14. November 1914, Staarsanzeiger Nr. 274, wird daher mied üt darauf hingewiesen, daß zur Reise nach Belgien ein r-vetca- schein des zuständigen Stellvertretenden Generalkommandos erforderlich ist.
MNdesnachrichten.
Mewneka. 13. Ji'l» .-IS.
Die württ. Verlustliste Nr. 219
verzeichnet Verluste vom Jnf.-Regt. Nr. 120, vom RH- Jnf.-Regt. Nr. 121, vom Jnf.-Regt. Nr. 180, von de« Feldartillerie-Regimentern Nr. 49 und 116, von der 3.
Feld-Pionier-Kompagnie. __
Die Liste enthält u. a. folgende Namen: Utffz. d. R. Jakob Schweikle, Wittlensweiler, verletzt. Musk. Georg Schrar Grüntal, l. veno. Krgsfr. Wilhelm Schechinger, Sulz, schwer verw., r. Bein. Pion. Siegfried Gutekunst, Schietingen, gef, Brustsch. Pion. Wilhelm Gauß, Enztal, gef-, Brustsch. Pion. Michael Roller, Mittelenztal gefallen, Kopssch. Gefr. Friedr. Kaupp, Dornstetten, l. verw., r. Bein. Pion. Georg Haas, Oberieslingen, vermißt.
* Die Silberne Mtlitärverdieustmedaille wurde verliehen dem Kriegsfreiwilligen Erwin Schweizer, Sohn des verst. Postinspektors Schweizer.
* Jugendtnrntag. Vom Wetter begünstigt fand gestern, wie in allen Gauen Deutschlands, für den mittleren Nagold-