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Schwarzwälder Tageszeitung/für die Gberamrsbezirke ^reudenftadl u. Lalw.

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c»»»enblatt.

Rr. 101

AvSgabe i« Altensteig-Stadt.

Montag, den 3. Mai.

Amtsblatt sstr Pfalzgrafenrveiler.

ISIS.

Der Krieg.

Der deutsche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 1. Mai. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Die gestern gemeldete» Kämpfe auf dem westlichen Kanalufer nordwestlich von Ipern endeten mit einem sehr verlustreichen Mißerfolg des Feindes. Oestlich des Kanals nördlich von Ipern stieß der Feind mehreremale vergeblich vor.

Die Festung Dünkirchen wurde weiter unter Artillerie­feuer gehalten.

Zwischen Maas und Mosel kam es zu Jnfanteriekämpfen nur in der Gegend zwischen Ailly und Apremont, die franz. Angriffe scheiterte« sämtlich unter starke» Verlusten.

Am 29. April wurde Reims in Erwiderung auf die Beschießung unserer rückwärtigen Ruheortschasten mit einigen Granaten beworfen. Da der Feind die Bedeutung dieses unseres Vorgehens sehr gut kennt, würde es ihm leicht sein, Reims vor einer Beschießung zu bewahren.

Der Feind verlor gestern wieder 3 Flugzeuge, ein engl. Flugzeug wurde südwestlich von Thielt heruntergeschossen, ein anderes Flugzeug bei Wieltje, nordöstlich von Ipern zum Absturz gebracht und zusammengcschossen. Das 3- Flugzeug wurde aus einem feindlichen Geschwader heraus bei Nieder-Sulzbach im Elsaß zur Landung gezwungen.

Oestlicher Kriegsschauplatz : Das Gefecht bei Szawle ist günstig für uns verlaufen. Nach starken Verlusten flüchte­ten die Russen, nachdem sie Szawle an allen 4 Ecke» au­gesteckt hatten, in Richtung auf Mitau weiter. Die Ver­folgung wird fortgesetzt. An Gefangenen sind bis her etwa 1000 gemacht, daneben fielen 10 Maschinengewehre, große Men­ge« von Bagage, Munitionswagen und besonders viel Munition in unsere Hände.

Feindliche Angriffe bei Kalvarja und südwestlich wurden verlustreich abgeschlagen, wobei wieder 350 Russen gefangen genommen wurden. Dagegen gelang es den Russen süd­westlich von Augustowo eine deutsche Vorpostenkompagnie nächtlicherweile zu überfallen und schwer zu schädigen. Oest­lich von Plock und aus dem Südufer der Piliza wurden schwache russ. Vorstöße abgewiesen. Oberste Heeresleitung. » * *

WTB. Großes Hauptquartier, 2. Mai. (Amtlich.)

Westlicher Kriegsschauplatz: In Flandern versuchte der Gegner nach sehr starker Artillerievorbereitung wiederum

gegen unsere neue Stellung nordwestlich von Ipern anzu­rennen, und zwar griffen die Franzosen zwischen dem Kanal und der Straße von Ipern nach St. Julien energisch, die Engländer östlich davon matt an. Die Bemühungen waren namentlich infolge unseres sehr wirksamen Flanken- und

Rückenfeuers aus der Gegend von Broodseinde und Veldhoek gänzlich erfolglos, 3 Maschinengewehre blieben in unserer Hand.

In den Argonnen machten unsere Angriffe nördlich von Le Four-de-Paris gute Fortschritte. Trotz heftigster Gegen­wehr verloren die Franzosen mehrere Gräben und 156 Gefangene.

Zwischen Maas und Mosel kam es nur im Priesterwalde zu heftigen Kämpfen, wo die Franzosen mehreremals in großen Massen angriffe». Wir schlugen diese Angriffe, die stellenweise bis in unsere Gräben gelangten, unter starken Verlusten für den Feind ab und machten 90 Gefangene.

Gestern wurden wieder zwei feindliche Flugzeuge außer Gefecht gesetzt. Eines wurde bei Reims zusammengeschossen, das andere nordwestlich von Verdun aus einem Geschwader heraus zu eiligster Landung gezwungen.

Oestlicher Kriegsschauplatz : Unsere Operationen im nordwestlichen Rußland machten gute Fortschritte. Bei Szawle wurden weitere 400 Russen gefangen genommen. In der Verfolgung der flüchtenden Russen erreichten deut­sche Spitzen die Gegend südwestlich von Mitau.

Russische Angriffe in der Gegend von Kalvarja wurden unter starken Verlusten für den Feind abgeschlagen. 300 Gefangene blieben in unserer Hand.

Oberste Heeresleitung.

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Nach dem neuesten Tagesbericht fahren die verbün­deten Engländer und Frgnzosen fort, mit Gewaltstößen zu versuchen, das verlorene Gelände wiederzugewinnen. Den Franzosen war als Kampffeld der Raum zwischen dem Kanal und der Straße von Ipern nach St. Julien zugewiesen, während die Engländer östlich davon matt angriffen. Nicht ohne Absicht hebt der Tagesbericht das scheinbare Nachlassen der englischen Kampfkraft hervor. Es ist dies eine Bestätigung dafür, daß das englische Milizheer der Kampftüchtigkeit unserer Soldaten in kei­ner Weise standzuhalten vermag. Die feindlichen Bemü­hungen scheiterten, zumal die deutsche Artillerie aus der Gegend südöstlich Ipern, bei Broodseinde und Veldhoeck, den nach Norden vorgeheuden Feind teil­weise in der Flanke und im Rücken fassen konnte. Dieses Eingreifen von einem anderen Teile der Kampf­front aus ist dadurch ermöglicht worden, daß die deut­sche Front um 3 bis 4 Kilometer nach Süden vorgetragen ist. Es ist selten, daß Artillerie in die Lage kommt, sogar gegen den Rücken des Feindes zu wirken, eine Flankierung gilt schon als großer Vorteil, der meist die Entscheidung bringt.

Auf den übrigen Teilen der Westfront find verschie­dene recht erfreuliche Erfolge zu verzeichnen, doch schei­nen die Ereignisse, aus denen sie hervorgingen, noch nicht abgeschlossen zu sein.

Jetzt wird der Zweck der deutschen Offensive klar, die in den letzten Tagen im Gouvernement Suwalki und in Nordpolen einsetzte. Man wollte die rus­sischen Truppen, die hier standen, erst lebhaft beschäfti­gen, um inzwischen in aller Stille einen Angriff großen Stils nördlich von der Memel einzuleiten. Und der Plan ist völlig geglückt. Wieder einmal, wie schon so oft, hat ein neuer Schachzug Hindenburgs die Russen völlig unvorbereitet getroffen. Eine deutsche Offensive gegen Libau, Miltau und Riga! Eigentlich ein Gedanke, der nahe liegt, ein Unternehmen, gegen das auch die Russen unbedingt hätten Maßregeln treffen müssen. Ob man sich wirklich auch in den Krei­sen der russischen Heeresleitung eingebildet hat, daß uns für eine solche neue Offensiv- keine Truppen mehr zur Verfügung ständen, weil alle unsere Re­serven schon bis auf den letzten Mann in der Front wären.? Fast scheint es so.

Es ist schwer, schon jetzt die Wirkung dieser neuen deutschen Offensive einzuschätzen. Dieser nördliche Teil des Gouvernements Kowno ist insofern günstig für einen Vorstoß, als Festungen ein Vordringen nicht hindern. Befestigte Orte sind erst die Kricgshäfen Libau und Riga, während Mitau, die Hauptstadt Kurlands, eine offene Stadt ist. Es ist bis jetzt nicht gemeldet worden, in welcher Ausdehnung die Eisenbahn Dünaburg von unseren Truppen erreicht ist. Man kann aber wohl annehmen, daß ein Verkehr auf dieser Bahnlinie den Russen nicht mehr möglich sein wird. Damit wäre der russische Kriegshafen von der Hauptverbindung mit dem Innern Rußlands abgeschnitten, und es gibt für Libau nur noch eine Eisenbahnverbindung, die über Riga. Aber auch diese mündet bei Murawjewv in die Eisen­bahn Dünaburg-Libau. Würden also unsere Truppen bis Murawjewv Vordringen, so wäre Libau von je­der Eisenbahnverbindung abgeschnitten. Und es ist wohl kaum zu erwarten, daß die Russen in so kurzer Zeit genügende Truppen Massen nach dem Norden werfen können, um ein weiteres schnel­les Vordringen der deutschen Truppen zu hindern.

zumal ihuen die Bahnverbindung von Libau ins Innere schon jetzt abgeschuitten worden ist. Die rus­sischen Truppen, die jetzt bei Szawle geschlagen wurden" dürften Besatzungstruppeu sein, die von Riga und Mi­tau herbeigeschafft wurden. Dieser deutsche Vormarsch ist ein neues Glanzstück deutscher Taktik, ein echtes, rechtes Stück Hindenburgs.

Neun Monate Krieg.

Der Sonntag im Juni war der Beginn des Blut­vergießens. Die Schnitter dengelten die Sensen, die Aehren waren schwer von der reifen Frucht, der Blick hinunter auf die Ebene zeigte in den Aeckern die gelb­lichen Farben der Halme vor der Ernte. Ruhe war über die Landschaft ausgebreitet, und manche rüsteten schon zur Fahrt in den milderen Sommer der Berge. Gegen die Mittagstnnde fegte ein Windstoß von Gerüchten durch die Straßen Wiens, und bald war es zur Gewißheit, daß der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ge­mahlin in Serajevo von einem durch Serben ge­dungenen Meuchler ermordet worden seien. Der Tod dengelte ebenfalls die Sichel und hatte ein Erntefest wie niemals zuvor. Was an dem Sonntag im Juni Vor­gängen und was seither geschehen ist, die Erlebnisse in jeder Stunde haben sich ins Gedächtnis eingeätzt und können niemals vergessen werden. Die Väter sollten auch den nicht herangewachsenen Kindern erzählen, wie oft sich ihr Herz zusammenkrampfte und wie häufig die Leiden das Gemüt bedrückten und wie standhaft Deutschland die wechselvolle Zeit getragen hat und wie die Mütter auf der Gasse so gefaßt und ruhig, wie von

einer stillen Würde umflossen, einherschritten und nur im Zimmer, wenn sie allein waren, schluchzten. Wir fühlen eine tiefe Rührung bei der Unterwürfigkeit gegen das Schicksal, mit der die rauhen Eingriffe des Krieges hingenommen werden, bei der nahezu verheimlichten und ach so schmerzlichen Trauer, die an das Wort erinnert: Nahel weinte über ihre Kinder. Auch dem Volke muß Gerechtigkeit widerfahren. Es wurde von den heftigsten Stürmen nicht umgebogen, und nach trüben Ereignissen hat es den Kleinmut abgewehrt und sich über jeden Schimmer der Hoffnung gefreut und war von einer einfachen und unbewußten Größe, welche Ehrfurcht wecken mußte.

Nach der Ermordung des Erzherzogs und seiner Ge­mahlin mußte das Verhältnis Oesterreichs zu Serbien krisenhaft werden. Der russische Gesandte in Belgrad, Herr v. Hartwig, besuchte einige Tage nach dem Be­gräbnisse des Thronfolgers, den österreichischen Bot­schafter, Freiherrn v. Giesl, und starb plötzlich in dessen Hause. Er kam, um sich gegen die Beschuldigung zu rechtfertigen, daß er für den Tag des Leichen­begängnisses eine fröhliche Gesellschaft-in seinen Palast geladen hatte, und der Wunsch, sich von dem Verdachte einer solchen Roheit zu reinigen, die Scham, daß solche Gerüchte nicht für unwahrscheinlich gehalten wurden, sind kennzeichnend für den kaum erträglichen Zustand an einer der empfindlichsten Grenzen der Mo­narchie. Graf Berchtold war Minister des Aeußern, und wir dürfen, da er jetzt in Schweigen versunken ist, und die Verbindung mit der Politik gelöst hat, sagen, daß er den Weltkrieg nicht gewollt habe. Er hatte die Ueberzeugung, daß der wirkliche Friede mit Serbien erzwungen werden und der Diplomat dem Feldherrn den Platz an der Donau und Save überlassen müsse. Aber die künftigen Geschichtsschreiber werden die Zeugnisse finden, daß er den innersten Wunsch hatte, Europa nicht in Aufruhr zu bringen und nicht den Anstoß zum Kampfe von zwanzig Millionen Soldaten zu geben und mit Rußland in Ruhe zu bleiben. Auch der Krieg mit Serbien wäre vermieden worden, wenn der Z ar dem Kronprinzen in einer Depesche nicht erklärt hätte, daß er hinter ihm stehe. Die Vertreter der Zeitungen waren an dem Tage, an dem die Frist für die Antwort auf die Note der Monarchie endete, im serbischen Ministerium des Aeußern versammelt und der Preßchef teilte ihnen gegen zwölf Uhr mit, daß die Regierung sich fügen werde. Nach dem Telegramme des Zaren war diese Stimmung verflogen, der Kampf mußte unternommen werden und durch die Einmischung aus Petersburg zum Weltkriege sich steigern.

Neun Monate, drei Vierteljahre, sind es her, und beim Rückblick aus die bewegte Vergangenheit, die manches Haupthaar gebleicht und in viele Gesichter, tiese