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LMdesnachrichten
Mtenrttsg. 1. Mai IS 18.
Die württ. Verlustliste Nr. 17S
verzeichnet Verluste dom Gren.-Reg. Nr. 110 (28. März bis 6. April), vom Res.-Jnf.-Reg. Nr. 119, dom Land- wehr-Jnf.-Reg. Nr. 119 (12. bis 19. April), vom Jnf.- Reg. Nr. 121 (September, 22. März bis 2. April), von: Landwehr-Jnf.-Reg. Nr. 121, vom Gren.-Reg. Nr. 123 (10. bis 19. April), vom Jnf.-Reg. Nr. 180, vom Res.-Jnf.-Reg. Nr. 246, vom Res.--Feldart.-Reg. Nr. 54, von der 3. FAd-Pionier-Komp. (9. bis 19. April), und von der 2. Landtvehr-Pionier-Kompagnie.
Die Liste enthält u. a. folgende Namen: Ldwm. Ernst Lamport, Rohrdorf, infolge Krankheit gest. Ldwm. Gustav Blaich, Neuweiler, l. verw., r. Arm. Utffz. d. R. Joh. Krauß, Ebhaufen, bish. verm., gef. Ldwm. Adam Ham- mann, Agenbach, bis ), verm., gefallen.
* Verliehe« wurde dem Oberarzt Dr. med. Richard V o g e l beim Infanterie-Regiment Nr. 13l, das Ritterkreuz 2. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwert-m.
* Rote Kreuz-Sammlung. Nachdem in hiesiger St»dt schon länger keine Sammlung mehr für das Rote Kreuz veranstaltet worden ist, verlangen es die Verhältnisse in unsrem Va-erland wie in unserer Stadt, daß wir in dieser Angelegenheit unsere Opferwilligkeit weiter betätigen. In dankenswerter Weise sind hier bisher 4826 Mark 22 P f g. ersammelt und gegeben worden. Davon wurden bar abgeliefert 1800 Mark an die Bezirkssammelsteüe in Nagold; 2834 Mark 15 Pfg. wurden zur Beschaffung und Verarbeitung von Stoffen (Hemden, Strümpfe u. s. f.) aufgewendet. Auf Bittgesuche für hiesige Bedürftige sind schon ansehnliche Beiträge hieher zurückgefloffen. Die früheren Sammlerinnen werden sich erlauben, im Lause der nächsten Woche wiederum durch die Stadt zu gehen in der Hoffnung auf offene Hände und Herzen, wo noch die Mögtichkei,. etwas zu geben vorhanden ,st
— Der 1. Mai. Der erste Mai, im Bolksinund' „Walpurgistag" oder auch der „Maientag" genannt, trägt in stinem reichen Aberglauben rein heidnischen Charakter. War er doch bei unseren Vorfahren der Tag: der als Beginn der warmen Jahreszeit festlich begangen wurde. Besonders ist es die vorangehende Nacht, die eine berüchtigte Bedeutung erlangt hat, sollen sich ja in derselben die Hexen auf den Brocken beheben. Noch heute glauben manche Leute, sich vor den schädlichen Einflüssen der böien Geister dadurch schützen zu können, daß sie in der Nacht unbeschriett drei Kreuze an die Türe malen. Große Wirkung verspricht man sich vom Maientau, der vor Krätze schützen und Sommersprossen vertreiben soll. Bei den Landleuten bildet auch heute nock der 1. Mai einen wichtigen Wendepunkt im Naturlebe.., man achtet genau
Das Glöcklein des Glücks.
Roman von Ludwig Rohmann.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Auf der Diele traf Ulrich seine Mutter, und er schloß sie stürmisch in die Arme: „Mutter — liebe Mutter — !'
Frau von Wannoff stand ganz still in seiner Umschlingung. „Lieber Ulrich —!* sagte sie nur, müde und ohne Zärtlichkeit.
Nun schob er sie ein wenig von sich ab und sah ihr forschend ins Gesicht. Er erschrack heftig. Das Haar war fast weiß geworden, die Fältchen und Falten hatten sich vertieft und gaben dem gütigen Gesicht einen herben, scharfen Zug; die Augen sahen wie hinter Schleiern hervor, als sei die Seele von ihnen gestorben.
„Mein Gott*, sagte er erschüttert und doch mit einem mißglückten Versuch zu scherzen, „wie mein Muttchen alt geworden ist!*
Sie lächelte nur und schwieg, und Ulrich fand dies Schweigen fürchterlich.
Wannoff polterte in das drückende Schweigen hinein.
»Na, also, da siehst du nun selbst. Es gibt jüngere Frauen, das weiß Got, aber was die Gesundheit angeht — da ist unsereiner schon am schlimmsten dran.*
Er trat zu seiner Frau heran und legte ihr mit einer Gebärde der Biederkeit die Hand auf die Schulter. „Ist doch so, Mutter, nicht wahr? Du mußt den Jungen auslachen, wenn er denkt, daß du krank bist.*
Sie zuckte unter der Berührung zusammen und reichte Ulrich die Hand.
»Da hörst du's Ulrich. Die Jahre machen sich eben geltend . . . Komm nun, du wirst müde und hungrig sein.' —
Wannoff sah während der Mahlzeit mit bösen Augen aus seine Frau, die heute wirklich auffallend müde und beinahe hinfällig schien. Das nahm er ihr wirklich übel. Fühlte sie sich wirklich elend - na, so konnte sie sich doch dem Jungen zuriebe ein bv zusammennehmen. Wirklich, zu unvernünftig, so ein. ^rau! Na, da mußte wenigstens er ein lachendes Gesicht machen und an seinem Teil dafür sorgen, daß der junge nicht versauerte. U während der Mahlzeit schwatzte und erzär was .gm einfiel,
und er versuchte alle Künste, um U^..^ ins Gespräch zu ziehen. Und Ulrich ging bereitwillig darauf ein. Er wollte über die schweren Gedanken fortkommen, die der Anblick der Mutter ausgelöst hatte. Der kräftige Wein half der Stimmung nach, und die anfängliche Bedrücktheit hielt nicht lange vor. Al? die Herren bei der Zigarre anlangten, war man so weit, daß auch weniger allgemeine Dinge ange- schmtten wurden.
„Na, nun sag einmal — hast du denn deinen illustren Freund aufgesucht, den Professor?*
aus den Stand der Vegetation und will auf den Sommer Schlüsse ziehen können; vielerorts heißt es : „Wenn au Philipp: grünt der Wald — Jakobi der Schnitter Lied erschallt. Die christliche Kirche hat auf den 1. Mai den Gedächtnistag der Apostel Philippus und Jakobus gelegt, weil nämlich an diesem Tag die von dem römischen Bischof Pelagius über dem gemeinsamen Grab der beiden Männer errichtete Kirche eingeweiht wurde. Bei dev Regelung der Feiertagsfrage in der württembexgischcn Landeskirche ist übrigens in den weitaus meisten Gemeinden die gottesdienstliche Feier dieses Aposteltages in B' z- fall gekommen.
Pflegt eure« Kartoffelvorrat sorgfaltigst. Von den
vorhandenen Kartoffelvorräten und den in ihnen enthalt nen Nährstoffen darf in diesem Jahre durch Fäulnis und Keimung so wenig wie möglich verloren gehen. Pflegt daher euren Kartoffelvorrat sorgfältigst! Das erfordert bei den hohen Kartoffelpreisen der eigenste Vorteil eines jeden, ist aber auch zur Siche-ung der Volksernährung seine unbedingte Pflicht. Daher: seht eure Kartoffelvorräte öfters durch, haltet sie, soweit sie nicht in Mieten liegen, ganz dunkel, und keimt sie sofort ab, wenn sie trotzdem auswachsen, denn gerade die Keime entziehen ihnen sehr viel Nährstoffe. Wie oft wird gegen diese Forderung arg verstoßen! Wie oft sind die Kartoffeln im Keller durch die Keime fest miteinander verwachsen! Derartige Karto^->. haben kaum noch den halben Nährwert. Wer seine ..^löffeln gut pflegt, sie öfters vorsichtig umschaufelt und rechtzeitig entkeimt, hat gute Kartoffeln bis zur nächsten Ernte, verdient damit bei den diesjährigen hohen Preisen sehr viel Geld und macht sich um die Volksernährung verdient!
* Breitesberg, 30. Aprss Die zur Leit nicht in Betrieb befindliche Weikenmühle ist vo^ftändig a gebrannt. Brand-
Stuttgart, 30. AM. (Einkaufs geseN- siLaft für Lebensmittel.) Um den Einkauf der Lebensmittel rascher und vorteilhafter durchführen und die Warenverteilung zweckmäßiger vornehmen zu können, ist unter Mitwirkung der Stadtverwaltung hie« eine Einkaufsgesellschaft für Lebensmittel als G. m. b. H. gegründet worden, an der außer der Stadt die Konsum- Vereine, die Einkaufsvereinigung der Kolonialwarenhändler und Mehrere Großhändler beteiligt sind. Der GesEKaft steht ein Kapital von 270000 Mk. zur Verfügung. _ ^
' (-) Erdbebenwarte Hohenheim, 30. April.
(Fernbeben.) Vergangene Nacht wurde von den hiesigen Instrumenten ein ziemlich starkes Fernbeben ausgezeichnet. Der Herd scheint in etwa 7000 Kilometer Entfernung zu liegen. Die größten Ausschläge erfolgten UM 3 Uhr 20 Minuten. Die Apparate waren Über
IV 2 Stunden lang in Tätigkeit. ^
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„Naiürlich, das mußl ich doch.*
„Zugegeben. Seid wohl auch viel zusammen gewesen?* ,N—ein. Eigentlich nicht. Er steckt ganz in der Arbeit, und mir hat in diesen Tagen der Sinn nicht nach Arbeit gestanden.*
„Na, das ist ja zu verstehen. Aber, daß du nur auch nicht zu viel aus den Häaoen gegeben hast, mein Sohn. Das Buch, weißt du, das mußt du nun wirklich schreiben, und dazu hast du zu Hause die beste Zeit und Gelegenheit.* „Die Zeit vielleicbt. Vater. Ob aber auch die Stimmung? Wenn man siu, verloben und verheiraten will —* „Daß du dich verloben willst, mein Sohn, ist gut; daß du bald heiraten willst, ist ausgezeichnet. Ich gestehe dir ohne weiteres zu, daß du deine Braut nicht vernachlässigen darfst, und ich kann auch verstehen, daß du dein Glück ge- meßen willst. Aber nun hüte dich da in allem Anfang auch vor einem zuviel! Martha ist ein brillantes Mädchen, "r scheint aber, sie hat ganz das Zeug dazu, die Zügel , ,t in ihre kleinen Hände zu nehmen. Man muß nun aber den Frauen den Herrn zeigen, uao man muß es verstehen, auch der Herr zu sein. Und deshalb: Fülle deine Tage nicht mit verliebten Torheiten aus. Man bekommt sie schnell satt und gibt sie zu ^ aus. Die Dinge liegen nun so, daß Martha mit ihrem Mmonenvermögen dich wirtschaftlich absolut unabhängig macht, aber wenn du nun nicht ihre Jllussionen füttern, wenn du nicht deine Arbeit und deine imponierende Stellung dagegen setzen kannst, dann bist du gleich im Anfang untern ->en *
„Es ist bei alledem gewiß viel Wahres, Vater. Aber du mußt doch auch nicht vergessen, daß die letzten Wochen, in denen ich mich von den S"""",en der Expedition erholen wollte, mir alles eher als er. 'pannen gebracht haben. Jetzt muß ich vor allem mit Martha ganz ins klare kommen.*
„Nann — das bist du doch, sollt' ich meinen?*
„Ja und nein. Es ist d y so mancherlei —* Er suchte im Gefühl lebhaften Unbeyagens nach einem passenden Wort und sprang dann in plötzlich ausbrechender Ungeduld von dem Gegenstand ab: „Veizeih, Vater, aber es läßt sich wirklich schwer darüber sprechen.*
„So — läßt sich. Na, ist mir am Ende egal. Nur, daß du mir nicht wieder alles in den Wind schlägst, was ich dir gesagt habe — verstanden?*
„Aber, nein doch, Vater, gewiß nicht!*
„Ich laß mich nämlich nicht zum Narren halte«, du! Nicht mehr. Einmal Haft du's getan, und ich habe gute Miene dazu gemacht und bin ein artiger alter Herr gewesen, der eifrsg Brücken hinter dir baute. Jetzt isl's genug damit und ich fordere Respekt von dir — verstehst du? Respekt!'
»Aber, lieber Bater — ich denke wirklich nicht daran, dir den zu versagen. Wenn du mir nun aber erlauben wolltest, gute Nacht zu sagen-ich bin furchtbar ab
gespannt und möchte morgen frisch sein.*
^ (-) Neckarsukm, 80. April. (Schweres Auto- mobtlunglück.) Gestern nachmittag kamen zwei Kraftwagenfahrer von einer hiesigen Fabrik auf einer Probefahrt aus der Richtung Eberstadt. An einer Biegung der Straße Eberstadt-Weinsberg wurde das Fahrzeug wohl infolge zu rascher Fahrt auf die Seite geschleudert und überschlug sich. Der neben dem Führer sitzende Arbeiter Heilmann aus Untereisesheim wurde sofort getötet, wogegen der Führer selbst mit leichteren Be«- letzungen davonkam.
(-)Gaildorf, 30. April. (Gefährlicher Brandstifter.) JnFrickenhofen brach Großfeuer aus, dem drei Wohnhäuser und vier Scheunen zum Opfer fielen. Es liegt Brandstiftung vor. Der Täter wurde verhaftet. Dem Feuer fielen zum Opfer das Wohn- und Oekonomieegbäude des Schlossers Siller, das Doppelwohnhaus des Schuhmachers Wahl und des Schreiners Grau, und das Wohn- und Oekonsmiegebäude des Jak. Förstner (Vater des Brandstifters), die Scheuern des Landwirts Georg Kuhn, Kunz und des Löwenwirts Seeaei. Die Frickenhofer Feuerwehr wurde durch die Feuerwehren von Gschwend und Ruppertshofen unterstützt. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Brandgeschädigten sollen alle versichert sein, doch teilweise nur ungenügend. Der Täter hatte die Absicht, noch m-hr^Gebäude in Brand zu stecken.
Deulfches Reich.
Mrohfeuer.
V!<r z. JnnsbrUl. 30. April. Ein Großfeuer äscherte 50 .pawer der Ortsch t Breguzze bei Tione in Südtirol ein. 120 Familien sind »dachlos. Der Schaden wird auf 600 000 Kronen ' rt. Der Brand ist wahrscheinlich auf Unvorsichtigkeit zuruerzusühren.
Wetterbericht.
über dem Mittelmeer stehender Luftwirbel ist 'jetzt durch eine über Osteuropa nordwärts reichende Furche mit einem dortigen Luftwirbel verbunden. Der mitteleuropäische Hochdruck ist mit seinem Schwerpunkt Wiede« etwas nach Nordwesten gezogen. Dadurch beginnt die Wetterlage sich zu verwickeln. Für Sonntag und Mion tag rst zunächst noch vorwiegend trockenes und warmes Wetter zu cwarten.
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VeraM Redakteur: Friedrich Lank.
Druck und Vc ^ oer W. Rieker'schen Buchdiuckerei, Mensteig.
„Was ihr zen Dächse doch sür Schmachtlappen seid! Hei du, da wi.^ ich doch ein anderer Kerl! Tage und Nächte hätte ich reiten können um eine glückliche Stunde. Und du kommst und erzählst von deiner Erschöpfung, weil du ein paar Stunden dich in Samtpolstern herumgeräkelt und vergnügt und gut gegessen hast. Aber geh nur. ich laß dich. Grüß mir deine schö .e Mutter, denn bei ihr findest du die Frrche ja doch wieder, die du bei mir eingebüßt hast — Duckmäuser du. Und nun gute Nacht und schlaf gut im Elternhaus. Ich bleibe noch ein Weilchen bei der Flasche sitzen.'
„Aber du doch —*
„Denk du daran, was du sollst. Was ich soll, das ist allemale auch das, was ich will. Gute Nacht.'
„Gute Nacht, Vater.'—
Frau von Wannoff saß wirklich oben in Ulrichs Stube — die Hände an Schoß gefaltet, den Kopf vornübergeneigt, wie im Gebet.
„Liebe Mutter — ich Hab Angst um dich! So viel Sicherheit und Trotz habe ich mitgebracht, und nun Hab ich dich gesehen, wie du geworden bist — so sterbensmüde, so grau und alt, und alles wankte wieder in mir, und ich weiß kaum, was ich nun soll. Hast du mich denn nicht mehr lieb, Mutter?*
„Lieb?* Sie sah ihn mit trauervoller Zärtlichkeit an und legte ihre Hand auf seine Haar. „Ob ich dich lieb habe, fragst du! Du Einziger, der mich ans Leben bindet! Es ist nur eine Unterscheidung in meine Liebe gekommen. Früher war meine Liebe nur Glück. Jetzt ist sie Leid geworden. Wenn es möglich wäre, dich mehr zu lieben, als ich's stets getan habe — ich würde sagen, daß ich um des Leides willen dich nur noch tiefer und inniger liebe. Ich leide namenlos um dich!*
„Mutter, was sagst du mir da?* rief er erschüttert, während er den Kopf >n ihren Schoß vergrub.
„Haft du das wirklich nicht gewußt?* Sie streichelte ihm ganz leise das Haar, während sie gedankenverloren auf ihn niedersah. „Vielleicht sind's nur die Mütter, die dahin geführt werden, so lieben zu müssen, weil sie doch einmal leiden und dulden sollen in alten wie in jungen Tagen.* Sie schwieg einen Augenblick, dann beugte sie sich nieder und küßte ihm leise den Scheitel. „Suche deine Sicherheit wieder, denn du brauchst sie. Suche deinen Trotz, denn er er Hilst dir. Schließlich bleibt es doch wahr, daß das Glück vielgestaltig ist wie die Menschen. Und ich will mit dem andern schon fertig werden.*
„Mit welchem andern, Mutter?*
„Mit meiner Torheit, wenn du willst. Ich habe doch nur dich, und meine Liebe und mein Stolz haben so viel Schönes und Großes und Reines in dich hineingedichtet! Daß ich dich dann so ganz vermenschlicht finden mußte — so, wie du wirklich bist —
„Das hast du nicht ertragen?*
„Nein. Aber ich werde mich daran gewöhnen, dich menschlich zu sehen.' Fortsetzung folgt.