schulpolitische und finanzielle Bedenken vor. Die Frage der Simultanschule erklärte er zugunsten der konfessio­nellen Volksschule für entschieden. Dem Volksschul­lehrerverein könne ein Einfluh auf die Verwaltung nicht zugestanden werden, auf deren Gebiet übrigens die Reform der allgemeinen Fortbildungsschule, wenn sie auch noch aus finanziellen Gründen verschoben wer­den müsse, eine wichtige Ausgabe in nicht allzu ferner Zeit bleiben werde. Eine Jesuitendebatte wünschte der Minister in llebereinstimmung mit dem Zentrum nicht.

Soweit sprach er durchweg mit Zustimmung des Hauses.

Als die ministerielle Jungfernrede aber auf das Kunst­ausstellungsgebäude zum goldenen Hirsch vulgo Kunst­stall überging und die berüchtigte Zierde des Stutt­garter Schlohplatzes als reizvoll und als glänzende Lö­sung bezeichnete, die das Residenzschlotz noch mehr zur Geltung kommen lasse und spätestens in 10 Jahren allgemeine Anerkennung finden werde, wurde der Red­ner von allen Seiten des Hauses einfach ausgelacht, so dah er bedauerte, sich gleich bei seinem ersten Auftreten im Widerspruch mit dem Block der Rechten und der Gruppe der Linken zu befinden. Dann kamen die Par­teien wieder zum Wort. Der volksparteiliche Abg. o. Eauh erregte großes Aussehen durch die Erklärung, seine Partei denke nicht an eine Aufhebung der Zölle und habe daraus nie ein Hehl gemacht. Er polemi­sierte sodann nach allen Seiten des Hauses, bemängelte den Stand der Donauversickerung, erklärte die Abnei­gung seiner Partei gegen das jetzige Proporzverfahren und wandte sich dan der Aushebung der Kreisregierun­gen zu. Als er der Regierung die Preisgabe des Pischekschen Programms vorwarf und behauptete, dieser sei wegen der Kreisregierungen ausgeschifft worden, ries er trotz des beruhigenden Zusatzes, dah die Volks­partei deswegen sich nicht in den Schmollwinkel zurück­ziehen und Opposition treiben wolle, den Ministers Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.

Präsidenten Dr. v. Weizsäcker auf den Plan, der, ^ ^

diese Redewendungen mit der Versicherung abtat, daß^ Oatw. 2s Januar

niemand mehr darüber erstaunt sein werde, als Herr! Verlängerung der Lehrzeit? Man schreibt uns:

v. Pischek selbst. So schnell schiffe man in Württemberg ^ Die Frage der Verlängerung der Lehrzeit der Lehr- überhaupt nicht aus. Im übrigen werde die Gesetzes-! linge wird gegenwärtig eifrig in den Handwerker-

Hilfsrichterwesens im Etat geforderten 25 neuen Rich­terstellen zu genehmigen. Die Zahl der llntersuchungs- fälle habe im Lande erheblich abgenommen. Der Abg. Heymann (Soz.) verurteilte das militärische Wirt­schaftsverbot, befürwortete die Verhältniswahl für das ganze Land und warf dem Zentrum Kanzelagitation, der Regierung eine Schwenkung in der Frage der Auf­hebung der Kreisregierungen und dem Bauernbund Terrorismus vor. Sodann besprach Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker einige Verkehrsfragen und be­tonte, wenn er eine Aktion in der Richtung einer Eisen­bahngemeinschaft einleiten wollte, so würde er sich in einer glänzenden Isolierung befinden. Sein Augen­merk müsse auf das Erreichbare gerichtet sein. Der Güterwagenpark sei reichlicher geworden. Beachtung verdiene die Gepäckgemeinschaft und der gemeinschaft­liche Fahrdienst zwischen Württemberg, Bayern und Baden. Die privaten Kraftwagenlinien würden eben­falls gefördert werden. Einer Herabsetzung der Tele- phongebühren wolle er näher treten. Die Elektrisierung der Staatsbahn dürfte nicht im allgemeinen Umfang möglich sein. Es sei ein Märchen, dah beabsichtigt sei, die billigen Arbeiterfahrkarten zu erhöhen. In bezug auf >>>e Regicruugspolitik und den Ministerwechsel, den der Vorredner mit der Frage der Kreisregierungen in Zusammenhang gebracht habe, erklärte der Minister­präsident, dah er schon in seiner Erklärung vom l. Au-

Ausbildungszeit genügend wäre. Wird die Lehrzeit verlängert, so kommt der junge Mann erst spät zu einer Verdienstgelegenheit, auch bleibt ihm eine zu kurz be- Zeit zu seiner weiteren Ausbildung in anderen Werkstätten von der Beendigung der Lehrzeit bis zum Eintritt ins Militär. Ein gut veranlagter Lehrling kann in 3 Jahren sein Handwerk so kennen lernen daß er in die Welt hinaus kann, und wer in 3 Jahren nichts gelernt hat, lernt auch mit 3)4 Jahren nicht viel weiter.. Es muh ja zugegeben werden, dah der Lehr­meister an seinem Lehrling mit Recht im letzten Jahr einen Nutzen haben muh, da ein bis zwei Jahre vor- ubergehen, ehe der Lehrling überall angreifen kann, aber andererseits ist zu berücksichtigen, dah der Lehr­ung bei der gegenwärtigen guten Schulbildung auch schneller begreift und den früheren Lehrlingen gegen­über manches voraus hat. Eine zwangsweise Verlänge­rung der Lehrzeit würde voraussichtlich dem Handwerk großen Schaden bringen, da eben viele jungen Leute sich vom Handwerk ab und dem Fabrikgefchäft zuwenden würden. Es hält jetzt schon schwer, in verschiedenen Betufsarten Lehrlinge zu bekommen) der llebelstand würde zur Kalamität werden, wenn die Lehrzeit noch verlängert würde. Im Interesse des Handwerks selbst ist es gelegen, wenn an den erst seit einigen Jahren festgesetzten Lehrzeiten nicht gerüttelt, sondern unter allen Umständen noch zugewartet wird, bis mit der vollständigen Einführung der Gewerbeschulen in ganz Württemberg Klarheit geschaffen ist und weitere Er­fahrungen gesammelt sind.

u l. Militärisches. Auf Gesuch von seiner Dienst- i stellung enthoben wird Oberstleutnant z. D. und Be- j zirkskommandeur des Landwehrbezirks Calw, -Boehringer, mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Jnf.-Regts. 126 und unter Verleihung des Ehrenkreuzes des Ordens der Württb. Krone. Oberstleutnant Boehringer war Kommandeur des hiesigen Bezirkskommandos vom 18. August 1905 bis 21. Januar 1913. In Anerkennung seiner 20-

vorlage in der Richtung der Staatsvereinfachung kom- kreisen besprochen. - Es ist eine äußerst wichtige und jährigen Dienstleistung ^ Stabsarzt der Land­men, nur müsse man dem neuen Minister die Zeit zu - folgenschwere Entscheidung, die vom Handwerk hier ge- ^Ehr 1. Aufgebots Dr Autenrr eth hier, dre bestimmten Vorschlägen einräumen, da ihm sein Vor- troffen werden soll. Sehr viele Handwerksmeister stehen : Drenstauszeichnung 1. Klasse verliehen worden.

dem Verlangen auf Verlängerung der Lehrzeit von 3j Lichtbildervortrag. Die vor acht Tagen gegründete auf 3X- Jahre aus verschiedenen und gewichtigen Grün^ Ortsgruppe Ealw des Deutschen Wehrvereins tritt den sehr sympathisch gegenüber, da sie in der verlängcr- > heute abend mit einem Lichtbildervortrag vor die Oest- ten Lehrzeit einen Ersatz für die der Ausbildung des! fentlichkeit. Wir machen Freunde der Sache auf diese Lehrlings abgehende Tagesschulzeit und für die teurere! Veranstaltung noch einmal aufmerksam. Der Vortrag Lebenshaltung des Lehrlings erblicken. Während nüm- ist Herren und Damen zugänglich.

gust 1011 die Aufhebung zwar als naheliegend, im übrigen aber die Frage offen gelassen und zwei Wege gewiesen habe. Abg. Dr. v. Mülberger, der die zweite Reihe der Etatsredner schloß, wünschte wenig­stens eine Elektrisierung der Vorortbahnen. Der Etar wurde an den Finanzausschuß verwiesen. Schluß 1 llhr. Nächste Sitzung morgen vormittag 0 llhr.

ganger solche nicht Hinterlagen habe, eine Feststellung die vom Hause mit sichtlichem Erstaunen hingenommen wurde. Und noch ein dritter Minister ergriff heute das Wort, indem der Finanzminister v. Geßler den Rednern der letzten Tage Antwort erteilte, längere Zeit bei der Frage der Schuldentilgung verweilte, den Ge­

danken einer weiteren Heranziehung der Sparkassen lich früher der Unterricht an den gewerblichen Fort

fallen ließ und seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß eine frühere Verabschiedung des Etats ermöglicht werden soll wovon allerdings bis jetzt noch nicht viel zu spüren ist. Das Haus hörte auch gerne die Hoff­nung des Ministers, die Mehraufwendung für die Wegeordnung in den nächsten Etat einstellen zu können, und mit Interesse den Vorschlag, die Frage des Existenz­minimums nicht für sich, sondern mit der Frage der Steuerreform zu behandeln. Schließlich sprach noch der Abg. Frhr. Pergler v. Perglas, der den Ruck nach rechts bezweifelte und gegen die Linke polemisierte. Er wünschte nicht eine Beschleunigung der Wegeordnung, sondern verwahrte sich auch gegen eine weitere Ver­schleppung der Frage einer Landwirtschaftskammer und warnte vor Experimenten mit der landwirtschaftl. Hoch­schule in Hohenheim. Die Mittwoch in der Zweiten Kammer fortgesetzte Generaldebatte zum Etat brachte, veranlaßt durch Herrn v. Kiene, zunächst die Erklärung des Kultministers v. Habermaas, die von ihm gestern erwähnte Einigkeit: dah die finanzielle Aus­einandersetzung zwischen Staat und Kirche durch die Gewährung einer Rente zu erfolgen habe, beziehe sich nicht auf die Parteien des Hauses, sondern auf die mit dieser Frage näher beschäftigten Personen. Justiz­minister v. Schmidlin behandelte eingehend die

bildungsschulen abends nach der Feierstunde oder Sonn­tags stattfand, ist bekanntlich mit der Errichtung der Gewerbeschulen der Tagesunterricht eingeführt worden, und zwar aus sehr triftigen Gründen, die gewiß keiner näheren Auseinandersetzung bedürfen. Wie hoch be­rechnen sich nun die Stunden, die durch die Schulzeit dem Handwerk entgehen? Sie belaufen sich in 3 Jah­ren auf rund 100 Tage, also auf ein Drittel Arbeits­jahr. Nun lernen aber die Lehrlinge einer Gewerbe­schule Zeichnen, Materialienkunde, Kalkulieren, gewerb­liches Rechnen, Buchführung, lauter- Dinge, die dem Handwerk wieder praktisch zugute kommen und die dem Lehrling eine sofortige Auffassung bei dem täglichen Arbeiten ermöglichen sollen und können. Berücksichtigt man nun diesen nicht gering anzuschlagenden Gewinn, so gehen von den 100 Ausfalltagen noch weitere Tage ab, so daß der eigentliche Ausfall für den Meister nicht mehr so hoch berechnet werden kann. Eine Verlänge­rung der Lehrzeit ist also vom Standpunkt des Meisters aus kein absolut dringendes Erfordernis und vom Standpunkt des Lehrlings erst recht nicht. Eine gründ­liche Ausbildung des Lehrlings kann wie bisher in 3 Jahren erfolgen; haben doch verschiedene Berufs­arten früher eine kürzere Lehrzeit gehabt und es in

Der Rabattsparverein von Calw und Umgebung

hielt am 21. Januar seine Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, dah im verflossenen Jahre für zirka 20 500 M Rabattmarken an die Mitglieder verkauft wurden, und den Konsu­mentenmitgliedern für 2000 -N eingegangeue Rabatt­bücher ä 10 M 20 000 M ausbezahlt wurden. Gewiß eine schöne Summe für die sparenden Hausfrauen. Es ist daher dem. Verein auch fernerhin weiteres Blühen und Gedeihen zu wünschen. (Einges.)

seb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist meist trockenes, kälteres und wohl auch zu vereinzelten. Schneefällen geneigtes Wetter zu er­warten.

Bad Liebenzell, 22. Jan. In dem Zug, der heute abend )47 llhr von hier nach Pforzheim fuhr, saß auch der 74jährige Privatier und frühere Wirt Holzapfel von Pforzheim. Kaum war er eingestiegen, so senkte er den Kopf und schien einzuschlafen. Nach einiger Zeit aber sah man, daß er tot war. Ein Herzschlag hatte ihn getroffen.

Neuenbürg, 20. Jan. Auf Einladung des Bezirks- oertreters des Landesvereins vom Roten Kreuz-, Reg.- Rat Hornung, versammelte sich heute eine beträchtliche Anzahl von Damen aus Stadt und Bezirk im Bären-

ihrem Fach zu etwas gebracht; ja es ist so ziemlich ^ ^

Frage des' Hilfsrichterwesens und freute sich über die allgemein zugegeben, daß eine dreijährige Lehrzeit fürZaal hier zu erner Besprechung über dre Veranstaltung

^ _ __oirio kiivrovo I als Aeleaierte aöS öan-

die zur Beseitigung des ! manche Berufsarten zu lang ist und daß eine kürzere i eines Helferinnenkurses, wozu als Delegierte des Lan-

bens gewesen. Schon als Kind hatte des finstern Cola Colonna Sohn all ihr Denken, all ihr Sinnen erfüllt, sie war stolz auf seine Freundschaft gewesen, sie hatte ihn mehr geliebt wie Ellern und Geschwister.

Ihm war sie nachgegangen in die Welt, jeder Triumph, den sie feierte, freute sie nur in dem Be­wußtsein, daß er sie in seinen Augen heben würde, ohne Adrian gab es für Beatrice kein Glück, keine Freude und kein Leben. Und sie wollte ihn sich zu­rückerobern um jeden Preis, er sollte, er mußte sie wieder lieben, wie er sie als Knabe, als Jüngling gliebt.

Fast wie eine Schmach empfand sie es, daß er alle Gefühle seines Herzens an diese spröde, kalte Frau verschwendete, noch immer um sie warb, wäh­rend sie ihn stets von neuem schroff zurückwies.

Mit schonungslosen Worten zeigte sie ihm das Demütigende, Lächerliche seiner Stellung Toska ge­genüber. Mit boshaft spitzfindigen Bemerkungen suchte sie ihn aufzustacheln, nicht länger den schmach­tenden Liebhaber der bettelstolzen Grafentochter zu spielen.

Zeige dich ihr einmal als Herr", mahnte sie oft.Versuche doch, ob nicht vielleicht die Furcht die Liebe zeitigt, es gibt ja viele Frauen, die vor dem zittern wollen, den sie lieben, und jedenfalls möchte ich lieber gefürchtet, wie verachtet werden."

So leidenschaftlich Adrian auch ausflammte, so zornig er sich diese unbefugten Eingriffe in seine

Verhältnisse auch verbat, Beatrice senkte unbeirrt weiter den giftigen Stachel in sein wundes Herz, wissend, daß ihre Einflüsterungen mit der Zeit einen Einfluß gewinnen mußten.

War es ihr doch auch geglückt, ihn dazu zu be­wegen, daß er die Abende, ja fast seine ganze Zeit in ihrer und ihrer Freunde Gesellschaft verbrachte. Widerstrebend nur folgte er ihr zuerst, dann «her warf er sich mit offenen Armen in diese Welt des glänzenden, gleißenden Scheins.

Sein im Frondienst der Alltagsarbeit müde ge­quältes Ohr berauschte sich an der Fülle der Me­lodien, die ihm von Beatrices sangesfrohen Lippen erklangen, er lebte wieder auf im Verkehr mit dem seinen Geist, sein Gemüt fesselnden Künstlervolk.

In der buntesten, abwechslungsreichen Theater­welt fühlte er sich in seinem Element. Hier war er nicht der bezahlte, herablassend behandelte Lehrer, hier war er der Jünger der Kunst, dem jeder freund­lich entgegenkam. Er war stolz darauf, daß alles seiner kleinen Beatrice huldigend zu Füßen lag, er freute sich neidlos ihrer Triumphe, und sein nieder­gedrücktes Selbstbewußtsein richtete sich wieder stolz auf in dem Gefühl, der bevorzugte Günstling der heißumworbenen Sängerin zu sein.

Auf Beatrices ungeduldiges Drängen nahm er auch seine arg vernachlässigten Studien wieder auf. Er holte die alte Geige aus ihrem verstaubten Win­kel hervor. Zögernd glitt der Bogen über die ge­

liebten Saiten, aber je länger er spielte, desto wär­mer und begeisterter wurde er selbst.

Er konnte stundenlang allen Jammer, das ganze Elend seines verfehlten Lebens bei dem Spiel ver­gessen, er fühlte wieder die Begeisterung seiner Jüng­lingsjahre sein Herz durchglühen und höher richtete er das Haupt empor.

Dies waren ja Künstler, echte, weltbekannte Künstler, die ihn lobten, nicht die Urteils- und ver­ständnislose große Menge, die ihn seines hübschen Gesichtes, seiner fremdartigen Erscheinung willen eine Zeit lang umschmeichelte, und auf deren leeres Phrasengeklin'gel er verachtend herabsah.

Auf den Rat eines seiner Freunde verbesserte er die Partitur und das große Finale des letzten Aktes in seiner vielgeschmähtenMarietta", -deren schönste Arie Beatrice auf ihrer nächsten Konzert­reise singen wollte. Mit Wonne nahm er ihren Vor­schlag an, sie auf dieser Reise zu begleiten, und mit rastlosem Eifer spielte er seitdem, um bei den Kon­zerten nicht neben Beatrice zurückzustehen.

Oft, wenn sie diese Zukunftspläne in witz­sprühender, animierter Gesellschaft beim Klingen der Gläser, beim Knallen der Champagnerpfropfen be­sprachen, zog er Beatrices Hand stürmisch an seine Lippen und flüsterte ihr zu:

Du bist mein guter Engel, Mädchen, ich glaube, ohne dich wäre ich tiefsinnig geworden."

(Fortsetzung folgt.)