19 Jahre alle Gustav Klaib hat gestanden, daß er das Kind auf einem Acker eingegraben habe.

Württemberg.

Das landwirtschaftliche Gesamtergebnis in Württemberg im Jahr 1912.

Wenn man den Obst- und den Weinbau, deren Erträge noch nicht festgestellt sind, deren Ausfall im allgemeinen je­doch aus der amtlichen Saatenstandsstatistik sich entnehmen lägt, mitberücksichtigt, so lätzt sich das Durchschnittsbild nach den Mitteilungen des Statist. Landesamt etwa dahin zu­sammenfassen: Der Menge nach hat das Brotgetreide wie auch die Gerste einen das Mittel übersteigenden Ertrag geliefert, aber die Qualität der Frucht war nicht durchweg befriedigend, teilweise kann sogar die Frucht wegen schlechten Einbrin­gens nicht verkauft oder vermahlen werden, sondern nur zu Viehfutter verwendet werden. Immerhin ist letztere Art der Verwertung bei den derzeit hohen Viehpreisen eine wenig­stens nicht ganz unrentable. Der Haber, der heute in un­serem Lande unter den Getreidefrüchten die erste Stelle einnimmt und eine wichtigen Ausfuhrartikel bildet, ist fast überall nach Menge und Güte unter Mittel ausgefallen. Auch der Oehmd- und der Strohertrag war Heuer qualitativ viel­fach ein nicht genügender, dafür ist aber ein gefüllter Heustock,! der den Ausschlag gibt, vorhanden und auch der 'Ertrag an! sonstigen Futtergewnchsen war ein'ordentlicher. Die Ernte in: Kartoffeln, die nicht nur ein überaus wichtiges Nahrungs-! mittel der Bevölkerung bilden, sondern auch als Vieh- und Cchweinefutter eine bedeutende Rolle spielen, war der Menge nach eine recht gute und auch hinsichtlich der Qualität ist sie weit besser ausgefallen, als befürchtet wurde. Der Ertrag wichtiger Handelsgewüchse, wie Hopfen, Zichorie, Kopfkohl, war ein zufriedenstellender. Im Weinherüst, der durch die nasse Sommerwitterung und besonders durch die Fröste in der ersten Oktoberwoche sehr beeinträchtigt wurde, ist zwar kein völliger Fehlertrag, wohl aber ein bedeutender, von der wein­bautreibenden Bevölkerung schwer empfundener Wenigererlös, als erhofft wurde, zu verzeichnen. Dagegen war Heu erin fast allen Gegenden des Landes die Kernobsternte eine reichliche und es wurden zweifellos bei den annehmbaren Obstpreisen schöne Einnahmen aus dem Verkauf von Obst erzielt. So werden im ganzen genommen die Landwirte das Jahr 1912, trotz der manchen Enttäuschungen die es gebracht hat und trotz der vielen Mühe und Arbeit, die ihnen durch die ungün­stige Erntewitterung verursacht worden ist, doch nicht zu den Mißjahren zu rechnen haben.

Wiirttembergisches historisches Landesmuseum. Für das 25jährige Regierungsjubiläum unseres Königs im Jahre 1916 soll, wie ein Aufruf besagt, ein württ. historisches Landesmuseum erbaut wer­den, um die Sammlung, die bisher im Erdgeschoß der Königl. Landesbibliothek ungenügend unterge­bracht ist, mit einem eigenen Heim auszustatten und zugleich ein Denkmal der segensreichen Regierung unseres Königs zu errichten. Der Bauplatz ist vor­handen. Der private Baufonds hat bereits die Höhe von 150 000 Mark erreicht,' 50 Sammelstellen zur Entgegennahme von Spenden wurden errichtet.

Leonberg, 18. Jan. Der in Warmbronn lebende greise Bauerndichter Christian Wagner soll von dem Frauenbund zur Ehrung rein ländlicher Dichter dadurch geehrt werden, daß er den für das Jahr 1912 fälligen Ehrensold von 2000 Mk. erhält. Die Ehrung hat der Bund auf den Rat von Herm. Hesse, Wilhelm Schäfer und Wilhelm Schmittbonn beschlossen. Auch wird der Bund die Herausgabe

einer nuswayr der liuagnerschen Gedichte durch Hermann Hesse besorgen lassen.

Unterjettingen O.-A., Herrenberg, 18. Jan. Daß die Dummen nicht alle werden, beweist wieder fol­gender Vorfall. Haben da zwei Zigeunerinnen einem Dienstmädchen zwei Fingerringe durch Wahrsagen abgeschwindelt. Sie prophezeiten dem Mädchen viel Glück, das aber nur eintrete, wenn sie niemandem etwas sage, daß sie ihre Ringe den Zigeunerinnen auf 8 Tage gegeben habe.

Schorndorf, 18. Januar. Vom Schöffengericht wurde heute die Ww. Friedr. Uetz vom Engelberg zu der Geldstrafe von 35 Mk. verurteilt, weil sie der von ihr an den Milchhändler Hutt von Winter­bach gelieferten Milch nach dem Gutachten des städt. Laboratoriums in Stuttgart fti» Liter Wasser zugesetzt hatte. Ueberdies wurde die einmalige Bekanntmachung des Urteils im Amtsblatt ange­ordnet. Die Uebersührung erfolgte durch die Stutt­garter Nahrungsmittelpolizei.

Oberndorf, 18. Jan. (Rückgang des Fleischkon­sums.) Ein instruktives Bild von der hiesigen wirt­schaftlichen Lage gibt der Rückgang des Fleischkon­sums. Im Jahre 1912 fanden im Schlachthaus 2507 Schlachtungen statt; 203 weniger als im Jahre 1911. Etwas viel für eine Gemeinde von kaum 3500 Ein­wohner. Die Schlachthausgebühren beliefen sich auf rund 7000 Mark. Das hiesige Obdachlosenheim (für arme Wanderer, die wegen Fehlens der Aus­weispapiere von der Wanderarbeitsstätte ausge­schlossen sind) wurde im vergangenen Jahre von 756 Personen mit zusammen 1824 Verpflegungs­tagen frequentiert. Die bürgerl. Kollegien such­ten bei der Kreisregierung um Genehmigung'einer Schuldaufnahme von 300 000 Mark für den Schul­hausneubau nach, der samt Inneneinrichtung zu 255 000 Mark veranschlagt ist.

Aus Welt und Zeit.

Straßburg i. E., 16. Jan. Die Zweite Kammer setzte heute die Debatte über den Etat fort. Bei dieser Gelegenheit nahmen sowohl der Präsident Dr. Ricklin, der Abg. Hauß vom Zentrum und auch Staatssekretär Zorn v. Bulach Veranlassung, die Agitationstätigkeit des Abg. We.tterlä in Frankreich zur Sprache zu bringen. Präsident Dr. Ricklin er­klärte, daß er über den Parteien stehe und daher nicht befugt sei, zu verurteilen. Im Namen des Zentrums verurteilte der Abg. Hauß entschieden'die Handlungsweise des Abg. Wetterlä. Das Zentrum bedauere entschieden, daß sich dieser soweit vergessen konnte. Die Fraktion müsse aber jede Verantwor­tung für diese Aktion ablehnen. Wetterlä gab eine Erklärung ab, daß, wenn die Maßnahmen gegen die Ausländer beseitigt wären, er sofort seine Aus­schließung aus der Zentrumspariei beantragen werde, und werde die Verfassung morgen ausgebaut sein, so werde er gern für immer aus dem politischen Leben Elsaß-Lothringens ausscheiden. Staatssekretär Zorn v. Bulach erklärte aber nachdrücklich, Wetterlö brauche nicht so unschuldig zu tun, Wetterlü verkehre in Paris tatsächlich nur in Kreisen, die den Wieder­vergeltungsgedanken nährten.

Berlin, 16. Jan. Wie die Nordd. Allg. Ztg. erfährt, ist der Gesandte in Darmstadt Freiherr v. Jenisch als Nachfolger des Staatssekretärs von Jagow für den Botschafterposten in Rom in Aus­sicht genommen.

Teerung von Staatsstraßen weitere Ausdehnung gegeben werden können. Die htenach in Aussicht zu nehmenden Vorkehrungen erfordern nun aber einen so hohen Aufwand, daß es sich nur darum handeln kann, nach und nach die gröbsten Unzu­träglichkeiten zu beseitigen. Für alle diese ver­schiedenen Zwecke sollen in jedem der beiden Etats­jahre je 130 000 Mk. bereitgestellt werden.

Stadt» Bezirk und Nachbarschaft

Calw, 20. Januar 1913.

Evangel. Gemeindeabend. Nach dem evangel. Eemeindeblatt wird am Sonntag, 26. Januar, im Badischen Hof" ein Eemeindeabend stattfinden. Vor­gesehen find ein Vortrag von Generalsekretär Schil- bach aus Berlin, Thema:Auf der Wacht für Glaube und Heimat", ein Vortrag über die Franzosenzeit von 18061812, musikalische Vorführungen und Deklamationen.

Besitzwechsel. Schuhmachermeister Fr. Schau­felberger verkaufte sein Haus an Fr. Herzog, Messer­schmied hier, um den Preis von 14500 Eine

Wiese (Bauplatz) an der alten Stuttgarter Straße ging durch Kauf von Frau Metzger Schmidt Witwe an Hauptlehrer Schmid über. Kaufpreis 9500

Jagdglück. Dr. Autenrieth schoß am Freitag im Wald von Oberkollwangen einen Achtenderhirsch. Bei der gleichen Jagd wurde noch ein weiterer Hirsch, ein Gabler, zur Strecke gebracht.

sub. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch ist naßkaltes und zu Schneefällen ge­neigtes Wetter zu erwarten.

Deckenpfronn, 16. Jan. Auch hier hielt gestern abend Oberamtsbaumwart Wiedmann imHirsch" einen Vortrag über Obstbau, der zahlreich besucht war und reichen Beifall erntete. Es ist zu hoffen, daß solche Ausführungen dazu beitragen, daß der Landwirt mit der Behandlung seiner Bäume so vertraut wird, wie mit jedem andern Zweig seines Berufs, denn nur dann ist eine rentable Baum­zucht möglich, wenn der Eigentümer sich die Kennt­nisse verschafft hat, die es ihm ermöglichen, seine Bäume selbst zu behandeln und zu pflegen. Diesen Zweck verfolgt auch der Vezirksobstbauverein, dem beizutreten kein Baumbesitzer versäumen sollte.

K> Weilderstadt, 16. Jan. Der Wintersaat, welche sich diesen Herbst schlecht entwickelte, wäre ein Ver­bleiben der Schneedecke von Vorteil gewesen, im allgemeinen wird von den Landwirten geklagt, daß sie keinen Absatz finden für Frucht, Heu, Stroh und Kartoffeln. Trotzdem der Haber dieses Jahr nicht geraten ist, ist ein Preisabschlag dieser Frucht zu be­merken. Der Sturm und Regen voriges Jahr hat den Hopfenstangen sehr geschadet, so daß beinahe jeder Hopfenpflanzer seine Stangen ergänzen muß. Da voriges Jahr auch wieder Hopfen neu angelegt wurden, so ist mit einem Preisaufschlag der Hopfen­stangen zu rechnen. Das Stadttierarzt Schäuffele gehörende Haus auf dem Marktplatz, worinnen seit­her eine Eisenhandlung von Gebrüder Schäuffele be­trieben wurde, ging heute um den Preis von 27 250 Mk. an einen Herrn Wiedersheim aus Cann­statt über; er betreibt die Eisenhandlung unver­ändert weiter.

Pforzheim, 20. Jan. Die vermißte zehn­jährige Mina Staib ist das Opfer eines Lustmordes geworden. Der beschäftigungslose

Sie, die sonst trällernd und singend durch Haus und Garten hüpfte, schlich jetzt müde und still einher. Die fleißigen, immer tätigen Hände ließ sie oft stun­denlang müßig im Schoße ruhen, um hinaus auf den winterlich kalten Garten zu starren.

Und als am Weihnachtstage ein reitender Bote aus Hochstraten kam, und ihr die Entschuldigung ihres Verlobten brachte, daß er den Abend nicht zu ihr kommen könne, weil seine Mutter unwohl sei, da stahl sie sich still aus dem Wohnzimmer. Bruder Fritz, der sie endlich suchen ging, fand sie zu seinem Schreck in dem ungeheizten Saal auf einem Stuhl kauern und hörte sie herzbrechend schluchzen. Ganz be­stürzt eilte er zu den Eltern, um diesen seine Ent­deckung mitzuteilen, worauf Herr von Merum schwei­gend das Familienzimmer verließ, um erst nach einer Stunde sehr ernst und nachdenklich zurückzukommen.

Als am nächsten Morgen der Viererzug des Grafen Hochstraten auf die Rampe des Merumer Herrenhauses donnerte und Percy herabspringend die Zügel seinem Groom zuwarf, legte sich die Hand des alten Herrn von Merum schwer auf seine Schulter. Merum bat den jungen Mann, ehe er die Familie im Wohnzimmer aufsuche, ihn erst in sein Arbeits­kabinett zu begleiten.

Dort ging er einigemale erregt auf und nieder, um endlich vor Percy mit den Worten stehen zu blei­ben:Es ist ein närrischer Auftrag, den ich an dich auszurichten habe, aber die Mädels sind nun ein­

mal alle ein bischen wunderlich, besonders, wenn sie verliebt sind, und da hat sich nun meine Edith in den Kopf gesetzt, daß du sie nicht liebst.

Ich habe mein Möglichstes getan, um sie von dem närrischen Gedanken abzubringen, ihr wohl tausend­mal versichert, daß es doch absolut keinen Sinn hatte, wenn du ohne Liebe um sie geworben, ihre paar Krö­ten können dich, den steinreichen Majoratsherrn, doch unmöglich gelockt haben, aber sie hat so lange ge­weint und gebeten, bis ich ihr versprach, dir dein Ehrenwort abzunehmen, daß du sie liebst, wie ein Mann die Frau lieben soll, die er zu seinem Weibe begehrt, sonst soll ich dir dein Wort zurückgeben. Na, nun istzs heraus, atmete der Gutsherr erleichtert auf, während er sich mit dem Taschentuche die Stirn trocknete.Sei nicht böse, Junge, tu ihr den Willen und schwöre."

Percy aber zog schweigend den breiten Goldreif vom Finger und reichte ihn dem verblüfften Guts­herrn.Nein, Vater, ich kann mein Wort nicht ge­ben," sagte er endlich,es wäre ein Meineid; dem kleinen Mädchen hat ihr feines Gefühl verraten, was ich mir selbst nicht einzugestehen wagte, ich liebe eine andere," und dem zornig auffahrenden alten Herrn fest ins Auge sehend, erzählte er mit knappen, klaren Worten die Geschichte seines kurzen, unglücklichen Liebestraumes.

In Ediths reiner Nähe hoffte ich Trost und Frieden zu finden," schloß er seine bewegte Rede.

Ihr kindlich heiteres Wesen berührte mich wohl­tuend, wie ein Gruß aus meiner Kindheit, in ihren weichen Armen glaubte ich am leichtesten vergessen zu können, aber es war ein Irrtum. Von ganzer Seele bitte ich dich, mir zu verzeihen, mich drückt die Schuld, die ich an ihrem offenen, vertrauenden Ge­müt beging, schon seit Wochen tief nieder."

Herr von Merum reichte Percy mit abgewand­tem Haupt die Hand.Mit einem Unglücklichen darf man nicht rechten. Gebe Gott, daß Edith diesen Schlag bald überwindet, ich will versuchen, dir ein väterlicher Freund zu bleiben."

Edith kniete währenddessen vor der alten Grä­fin Hochstraten. Sie wußte, daß Percy heute mit ihrem Vater sprechen würde, und wollte ihm aus- weichen. Blaß und erregt trat sie in den großen, weihnachtlich geschmückten Saal von Schloß Hoch­straten.

Ihr war so bange zumute wie noch nie in ihrem Leben. Sie scheute sich vor dem ernsten, menschen­scheuen, stets so leicht gereizten Percy, der so ganz anders war, als der junge, strahlende Sonnengott, der ihr Kinderherz im Sturme gefangen nahm und von jeher das Ideal des kleinen Mädchens gewesen. Sie fühlte instinktiv, daß er etwas an ihr vermißte, daß ihr Plaudern, ihre Zärtlichkeiten ihn kalt und unbefriedigt ließ, und das machte sie scheu und be­langen. , , ^

(Fortsetzung folgt.)