mundeten Gift anstatt Serum eingeimpft. Dieses Gerücht hat sich wie die anderen als haltlos herausgestellt. Die Mitteilung schließt: Ohne aus der Reserve der Neutralität herauszutreten, kann die Militärbehörde nicht umhin, angesichts so lehrreicher Beispiele der Presse und der Bevölkerung klar zu legen, gegen solche Sensationsberichte auf der Hut zu sein. Die geistige Warnung gegen tendenziöse Beeinflussung gehört mit zu den Aufgaben der Neutralität.
Landesnachrichten.
llltenrteig. 15. Dezember !8!t.
ss Das Eiserne Kreuz hat erhalten Gesr. Hermann Wildbrett, Sohn des Küfermeisters Wildbrett in Wildbad.
Eine Warnung. Am 6. Dezember ist ein Postkraftwagen mit Post für das 18. Armeekorps auf der Etappenstraße wahrscheinlich infolgevonSelbstentzündung von Postsendungen (Streichhölzer, Feuerwerkskörper oder änhliches) inBrand geraten. Zwei Drittel der Ladung sind verbrannt. Amtlicherseits ist wiederholt vor der Versendung feuergefährlicher Gegenstände durch die Feldpost gewarnt worden. Diese Warnung wird dringend wiederholt. Wer sich darüber hinwegsctzt und leicht entzündbare Gegenstände versendet, kann die Allgemeinheit auf das empfindlichste schädigen und die Wohltaten zunichte machen, die Liebe und Opfersinn unseren Soldaten im Felde zugedacht haben.
* Befördert wurde zum Rittmeister der Oberleutnant der Landwehr a. D. Commerell, zuletzt im Landwehr- Train 2. Aufgebots (Calw), in der Ersatz-Train-Abt. Nr. 13.
)-( Nagold, 14. Dez. Berichtigung: In dem Bericht über das Kirchenkonzert hier muß es natürlich statt Musikherren „Musikheroen" heißen.
- Nagold, 14. Dez. Im Verlauf des heutigen Morgens starben 2 verwundete Soldaten im hiesigen Reservelazarett: ein Franzose, der den Folgen eines Kopfschusses erlag, und ein 37jähriger deutscher Krieger namens Paulsen aus der Gegend von Hamburg, der das Opfer eines Lungenschusses wurde. Für die übrigen 242 Verwundeten der hiesigen Lazarette und >>die Sanitätssoldaten wird gegenwärtig von seiten der Lazarettverwaltung und des Chefarztes in Verbindung mit dem Roten Kreuz insbesondere dessen Liebes- abteilung eine Weihnachtsfeier vorbereitet, die den tapferen Brüdern einen Ersatz für das bieten will, was ihnen die Heimat gegeben hätte.
- Calw, 14. Dez. Die Stadtverwaltung hat unter dem Titel „Calws Söhne in Waffen" ein Schriftchen herausgegeben, das ein vom Gemeinderat Präz. Bäuchle geschriebenes patriotisches Vorwort, sowie die alphabethisch geordneten Namen uns Feldadressen sämtlicher von hier ausmarschierten Soldaten enthält. Die Wehrliste mit 500 Kriegern soll eine Ehrentafel für die Ausmarschierten sein und eine Anregung zur Uebersendung von Liebesgaben bezwecken. Ein etwaiger Mehrerlös kommt den bedürftigen Familien der Ausmarschierten zu.
ss Stuttgart, 14. Dezbr. (Feuerbestattung.) Im Krematorium auf dem Pragfriedhof fand heute nachmittag die Einäscherung der Leiche des im Alter von 68 Jahren verstorbenen Oberstleutnants Wilhelm von Stein statt.
ss Stuttgart, 14. Dez. (Hellmuth Hirth.) Unser Landsmann, der bekannte Fliegerleutnant Hellmuth Hirth, über dessen Person schon oft verschiedenartige Gerüchte im Umlauf waren, weilt gegenwärtig aus Anlaß eines Familienfestes hier.
ss Eßlingen, 14. Dez. (Kriegsbeute.) Bei der Repara- turwerkstätte stehen gegen 60 französische mit Langholz beladene Wagen, die von der deutschen Militärverwaltung meist in der Gegend von Sedan beschlagnahmt wurden. Die Wagen sind erheblich kürzer als unsere Güterwagen.
(-) Stuttgart, 14. DeA (Gasvergiftung.) Den Ersatzreservisten Hohlbauch im Landwehr-Regiment M. 119. fand man in feinem Quartier morgens tot im Bett. Er war einer Gasvergiftung zum Opfer gefallen.
(--) Gmünd, 14. Dez. (Alter Fund.) Bei Erstellung einer Dohle in der Katharinenstraße wurde ein. 14 Zentimeter langer, 8 Zentimeter dicker Mjammutzahn gefunden, der der Sammlung des hiesigen Naturkundevereins einverleibt wird.
(-) Baihingen a. E , 14. Dez. (Großfeuer.
Ein Mann verbrannt.) Nachdem erst am Freitag abend die Vaihinger Einwohnerschaft durch Feueralarm abends 10 Uhr in Aufregung versetzt wurde, und es sich herausstellte, daß in der Wohnung des Schreiners Rentier hier ein Zimmerbrand ausgebrochen war, der aber noch rechtzeitig gelöscht werden konnte, brach am Samstag abend 4.45 Uhr hier schon wieder ein Brand aus. Das Feuer, das die Gebäulichkeiten der Familien Bader, Mainknecht, Chilly und Heß, deren Ernährer teilweise ins Feld eingerückt sind, ergriffen hatte, hatte in den in der Scheune aufgestapelten Futtervorräten reichlich Nahrung gesunden, und griff so rasch um sich, daß die Feuerwehr, das Nutzlose eines Löschens des Brandes einsehend, nur das Feuer auf seinen Herd beschränken konnte, was ihr auch mit großer Mühe gelang. Mobiliar konnte fast keines gerettet werden, doch hatten sich — wie einwandfrei festgestellt wurde — die Bewohner des zusammengebauten Hauses rechtzeitig in Sicherheit gebracht, so daß das Gebäude von der Feuerwehr nicht weiter durchsucht wurde. Als jedoch das Dach teilweise einfiel, entdeckte man unter demselben das verkohlte Gerippe eines Mannes, das sich als die Leiche des Weingärtners Christoph Bader herausstellle, dessen drei Söhne in Feindesland stehen und wovon einer mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Der Leichnam wurde sofort in das Friedhofgebäude verbracht. Bader wollte vermutlich noch einige wertvolle Gegenstände aus dem brennenden Gebäude retten und muß dann im Ranch erstickt sein. Erstaunlich ist nur, daß er weder von seinen Angehörigen, noch von den in Scharen herbeigeeilten Einwohnern oder von der Feuerwehr, die ihn doch in das Gebäude hineingehen sehen mußte, vermißt wurde.
(-) Alm, 14. Dez. (Verwundetensürsorge.) Ter hiesige Obstbauverein hatte in der von der Stadt zur Verfügung gestellten Küche des Krankenhauses unter Leitung des Obstbauinspektors Winkelmann eine Obsteiukochküche eingerichtet zu dem Zweck, Obst und Gemüse für die Pflege der in Ulm weilenden verwundeten Soldaten einmachen zu können. Obst und Gemüse wurde hierzu von Ulm und Umgebung in großer Menge geliefert und hilfsbereite Frauen besorgten mit dem Küchenleiter das Einkochen. Der Hilfsverein zur Linderung der Kriegs- Übel gab hiezu 300 Mark. An Vorräten sind nun vorhanden 1400 Kilo Apfel- und 190 Kilo Zwetschgen- und 42 Hagcnbnttenmarmelade, 90 Kilo Steinobst-, 400 Kilo Birnen-, 65 Kilo Bohnen-, 30 Kilo Blumenkohl- und 60 Kilo Kürbiskonserven, 85 Kilo Gelee aus Vogelbeeren und Aepfeln, 29 Flaschen Hollunderbeerensaft usw. Die Vorräte werden im Laufe des Winters den in den hiesigen Lazaretten untergebrachten Verwundeten zugeführt.
(-) Pforzheim, 14. Dez. (Ter Bankkrach.) 10 Millionen Mark beträgt nunmehr der Verlust, den die unglückseligen Spekulationen der beiden vormaligen Bank- direkt-oren Herrmann und Krämer dem hiesigen Bankverein verursacht haben. Allerdings steht das 8 Millionen betragende Vermögen des verstorbenen Bankdirektors Kayser zur Verfügung.
X Ulm, 12. Dezbr. (Humor im Felde.) Der Bursche eines Hauptmanns vom 12. bayerischen Regiment sandte an die hier wohnende Frau seines Herrn das nachstehende von ihm verfaßte Gedicht mit der Ueberschrift:
Belgiens Klage.
Verlassen, verdrossen, verraten bin i Wie der serbische Peter, koa Teufi mag mi.
Mei Lüttich, mei Namur, mei Landl is fort,
Jetzt geh i nach England und treib halt an Sport.
Mei Schloß is in England, vielleicht is scho hin Warum steck i mein Rüffel hinein nach Berlin.
I war a mal König, dös Hab i vertan;
Jetzt woaß i, was Deutsche und Oesterreicher san. —
Kriegs-Allerlei.
Bravourstück eines Feldwebels.
Aus Budapest wird geschrieben: Ein verwundet heimgekehrter Offizier erzhält das Bravourstück des Stabsfeldwebels I. L. vom 33. Infanterieregiment. Der Feldwebel wurde auf dem nördlichen Kriegsschauplatz mit zehn Männ zur AufMrung ausgeschickt. Er suchte bereits längere Zeit in den galizischen Bergen nach dem Feind, als er endlich vor einem Tal anlangte. Da sah er plötzlich einen russischen Jnfanterieleutnant etwa zwanzig Schritt vor sich, der mit seinen: Fernglas die Gegend absuchte. Der Leutnant sah die ungarischen Soldaten noch nicht und ging nun weiter, um auch den schmalen Hohlweg abzustreifen. Die Soldaten versteckten sich, und als der russische Leutnant vorüberkam, sprangen sie hervor und machten ihn unschädlich: er konnte nicht einmal seinen Revolver abseuern, um seine Leute aufmerksam zu machen. Da kam nun dem Stabsfeldwebel die Idee, die Kleider des Leutnants anzuziehen und so die dem Leutnant ang-hören- den achtzig Mann in eine Falle zu locken. Leinen Leuten gab er den Befehl, sich zu verstecken, während er sich den Russen näherte. Er wußte einige russische Kommandoworte, und aus einer Entfernung von fünfzig Schritt befahl er ihnen, vorzugehen. Erst bis sie in die Nähe des Versteckes unserer Soldaten kamen, befahl er den Russen^ die Waffen wegzuwerfen und sich zu ergeben. Tie Russen warfen die Gewehre fort und ergaben sich unseren hervorbrechenden Soldaten. So konnte der Feldwebel seine achtzig Gefangenen in das eigene Lager abführen.
„Wir werden die ganze Gesellschaft Mott Net» kriegen.- - ^
GKG. Ein Stabsarzt schreibt ans Nordfrmkreich: ^
Das angenehme, leichte Frostivetier hält vorläufig noch a«. Die Leute sind fehr vergnügt dabei. In ihren Schützengräben haben sie sich meist kleine Oefen eingebaut, bei denen ste puttwarm sitzen, zum Teil wärmer als wir Aerzte in zerschossen«« Hingern am Kamin. Eigentlich Neues ist nicht zu berichten, nur baß es der französischen Artillerie nach vierwöchigem täglichem Bemühen endlich gelungen ist, unfern Kirchturm unzzu- jchleßcn, in welchem sie wohl einen Beobachter vermuteten, nach bekanntem Muster. Am liebsten möchten wir, um sie zu beschäftigen, ihnen einen neuen Turm hinbauenl Die Stimmung bet de» Franzosen ist nicht mehr gerade rosig, wie aus dem Tagebuch eines jüngst von uns gefangenen gebildeten Korporals hervorgeht, während unsere Leute großartig bei Laune sind, wie auch der Gesundheitszustand wirklich glänzend ist. Uebngens fangen die Turkos schon an, wegen des „Heiligen Krieges zu uns übev- zulaufen, weil sie nicht mehr gegen uns Kämpfen dürfen. Die werden dann wohl der türkischen Armee zugeschickt. So Hilst eines zum andern, und wir werden die ganze Gesellschaft scho» klein Kriegen. An unseren endgültigen Sieg glaube ich so fest wie se. (Ä. A.-Z.)
ÄEMSSrtlicher Redakteur: Ludwig panL.
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