Feindliche Flieger überm Elsas;

(MG, St, Ludwig, 12, Dez, In den letzten Ta­gen konnte man täglich französische Flieger beobachten, die aus der Richtung Bel fort kamen, nach dem Wiesental zuflogen, um dann nach kurzer Zeit wieder zurückzu­kehren, Tie Flieger hatten immer eine beträchtliche Höhe genommen, so daß die sofort unternommene Verfolgung mit Gewehrfeuer ohne Erfolg blieb. Meistens ist es eine Gruppe von zwei bis drei Fliegern, die über dem oberen Sundgau manövrieren. Das Gerücht, daß bei Burg­felden ein französischer Flieger heruntergeschossen wurde, bestätigt sich nicht-

Kriegsmatznahmen in Mühlhausen.

GKG. Basel, 12. Dez, Me Großindustriellen von Mülhausen tun alles mögliche, um den Arbeitermassen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen. So haben sie z. B. ein Uebereinkommen getroffen, nach welchem die Ange­hörigen ihrer verheirateten Beamten und Arbeiter, die zum Kriegsdienst einberufen sind, die Hälfte des Lohnes .au'sbezahlt erhalten. Außerdem wird den Ar­beiterfamilien, die keine lohnbeziehenden Mitglieder be­sitzen, für den Kopf und Tag ein Pfund Brot, 100 Gr. Wehl, 1 Psd. Kartoffeln, sowie eine bestimmte Quan­tität Kohlen bewilligt. Bei diesem Vorgehen benützen die Industrien die zurückgelegten Reservefonds.

Ein «euer engl. Gcneralstabschef WTB. London, 12. Dez. Die Ernennung des Ge­neralleutnants Sir James Wolf Murray zum General­stabschef wird amtlich mitgeteilt.

Die englische Krämerseele WTB. Kiel, 12. Dez, Mit echt britischer Unver­frorenheit erklärt das bekannte englische Reedereiorgan Fair Play, das sich nur um die Jnteressen^anderer Leute schert, für das Bestreben, Portugal auf die Seite des Drei­verbands M bringen, sei der wichtigste Beweggrund der, daß man die deutschen Schiffe, die in portugiesischen Hä­fen liegen, fassen möchte. Außerdem würde England in den portugiesischen Besitzungen gute Stützpunkte für die Eroberung der deutschen Kolonien tn Afrika gewinnen.

Feindliche Lügen.

GKG Von der holländischen Grenze, 12. Dez. Ter Times wird aus Paris eine von dem Berichterstat­ter des Petit Parisien aus Havre, also über manchen Um­weg. zugelaufene Lüge mitgeteilt, daß die Deutschen, die bisher die geschichtlichen Denkmäler auf dem Schlacht­feld Mn Waterloo unversehrt gelassen, sich nunmehr an diesen vergriffen hätten, (An am 18. Juni ds. Js. an dem Jervme-Tenkmal, dem Adler mit dem zerbrochenen Flü­gel, niedergelegter Kranz sei noch vorhanden. Dagegen sei die geschichtliche Sammlung in dem Gasthof ans Mont St. Jean, wo Viktor Hugo einst ab gestiegen, verschwunden. Me Musketen, Bajonette, Schwerter, Knöpfe und Ka­nonenkugeln aus der Napoleonischen Zeit sowie mehrere Bilder mit Darstellungen aus der Schlacht seien entfernt worden.

Rücktritt des Bizekönigs von Irland.

WTB. Dublin, 12. Dez. Der beabsichtigte Rück­tritt des Vizekönigs wird amtlich bestätigt und wird wahr­scheinlich im nächsten Februar stattfinden. Er erfolgt aus privaten Gründen.

Die Knebelung Finnlands GKG. Stockholm, 12. Dez. Ter Redakteur der in Tavastehus (Finnland) erscheinenden sozialdemokratischen ZeitungHaemeen", Wioida, der zugleich Landtagsmit­glied war, wurde zugleich mit einem anderen Redakteur verhaftet, M dreimonatigem Kerker und zur Verbannung nach Sibirien verurteilt. Die Verurteilung geschah nicht

Ums Vaterland.

Roman E. PH. Oppenheim.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Möglich!- erwiderte ich.Aber auch dies Mitleid würde mich niemals bewogen haben, ihm meine Tür oder gar mein Herz zu öffnen. Er hat mich all diese freudlose« Jahre hindurch allein gelassen, und alles, was ich ihm hätte sagen können, wäre der Wunsch gewesen, daß er es dabei nun auch für alle Zukunft bewenden ließe."

So glauben Sie also blindlings alles, was Fremde Ihnen erzählen?"

Niemand auf der Welt kann mir fremder sein als mein Vater."

Sie wollen mir nicht gestatten, Ihre Freundin zu fein. Aber Sie tun vielleicht weder recht noch klug daran, ineine Freundschaft zurückzuweisen. Sie sind jung, und Sie sehen nicht aus wie jemand, der keinerlei Ehrgeiz und keine stolzen Zukunftsträume hegt. Wer weiß, ob ich Ihnen nicht in der einen oder der anderen Weise von Nutzen sein könnte!"

So wie Sie es meinem Vater gewesen sind?" fragte ich scharf, mir des höhnischen Klanges meiner Worte voll bewußt. Denn ich hatte die Regung von Schwäche über­wunden, und ich sah in iht nur noch, was sie ohne Zweifel war, das Verhängnis meines Lebens und eine Todfeindin, die ich mit der ganzen Kraft meiner Seele hassen mußte.Ich danke Ihnen, aber ich bedarf keiner Freundschaften am wenigsten, wenn sie von dieser Art sind."

Von dieser Art was heißt das? Warum sollte meine Freundschaft schlechter sein als irgendeine andere? Und wie kommen Sie dazu, Ihre Situation mit der Ihres Vaters zu vergleichen? Er befand sich in einer ver­antwortungsschweren Vertrauensstellung. Sie aber sind offenbar ohne Beschäftigung und Amt. Es ist notwendig, daß Ihnen irgendeine aussichtsreiche Laufbahn erschlossen wird. Und Sie wissen doch wohl selbst, wie wenig in dieser Hinsicht Ihr kleines.Vaterland einem ehrgeizigen zungen

durch die ordentlichen Gerichte, sondern im administrati­vem Wege. Zwei iveitere finnische Zeitungen wurden ver- verboten.

Aus sicherer Quelle hört man hier, daß jetzt in Finn­land kein Tag ohne Haussuchungen, Verhaftungen und' Zwangsverschickung vergeht.

Ein Armeebefehl Feldmarschalls Erzherzog Friedrich

Erzherzog Friedrich hat nachstehenden Armeeober­kommandobefehl erlassen:

Se. k. und k. Apostolische Majestät geruhten mich mit einem Allerhöchsten Handschreiben vom 8. Dezember zum Feldmarschall zu ernennen.

Soldaten! Ihr habt mir durch euren unvergleich­lichen Heldenmut die höchste militärische Würde er­kämpft. Mit berechtigtem Stolze könnt Ihr dieser außerordentlichen Auszeichnung eures Armeeoberkom­mandanten entnehmen, daß eure fast übermenschlichen Anstrengungen, den mächtigen Feind anfzuhalten, die Allergnädigste Anerkennung Sr. k. und k. Apostolischen Wfaje'stät gefunden haben., . , , ^

ki-rberroZ kneüricd

Soldaten! Ihr habt Bewundernswertes geleistet, doch ist der Feind noch nicht besiegt. Das beglückende Bewußtsein der Zufriedenheit unseres Allerhöchsten Kriegsherrn wird euch. neue Kraft verleihen. Schon wanken die Reihen des Feindes; noch ein letzter An­sturm, und der Feind ist niedergerungen.

Mit Gott für Kaiser, König und Vaterland! Vor­wärts !

Feldmarschall Erzherzog Friedrich." Armoeoberkommandant Erzherzog Friedrich hat von seiner Ernennung zum Feldmarschall dem deutschen Kai­ser Meldung erstattet und auch dem Generalfeldmar­schall v. Hindenburgmit kameradschaftlichem Gruße" Mitteilung gemacht.

Großes Elend in Serbien WTB. London, 12. Dez. DieTimes" veröffent­lichen einen Brief einer serbischen Pflegerin, in dem das Elend in Serbien als geradezu schrecklich geschildert wird. Die Verwundeten liegen überall herum, selbst auf den Straßen. Scharen von Flüchtlingen kommen von den nördlichen Distrikten. Die Rote Kreuzdepots werden von Hungrigen belagert. Tausende warten auf die verspro­chene Hilfe vom Ausland. Die Geschäftsleute sind bank­rott. Niemand hat Geld. Es gibt Orte, in denen nicht ein einziger Einwohner sich satt essen kann.

Die türkische Flotte beschießt Batnm WTB. Konstantinopel, 12. Dez. Tie türkische Flotte beschoß gestern die Umgebung von Batum und be­antwortete so die russische Behauptung, daß die osmani-

Manne zu bieten hat. In einem anderen Lande da­gegen -"

Noch einmal: ich danke Ihnen für den guten Willen," unterbrach ich sie brüsk.Die einzige Anforderung, die ich an meine künftige Laufbahn stelle, ist die, daß es eine ehrenhafte fei; darauf, daß sie auch ehrenvoll sei, lege ich kein ausschlaggebendes Gewicht. Und Sie sind außerdem im Irrtum, gnädige Frau, wenn Sie glauben, daß ich ohne Beschäftigung sei."

! Sie spielte die Erstaunte.

>-So? Darf ich vielleicht auch fragen, welcher Art diese Beschäftigung ist?"

Ich stehe in den Diensten des Fürsten Potesci."

In den Diensten eines Privatmannes? Und als was?"

Als sein Sekretär."

O, das wäre nicht eben viel. Oder ist dieser Fürst, der doch meines Wissens kein Amt bekleidet, vielleicht eine Persönlichkeit von politischer Bedeutung, so daß Sie es als ehrenvoll ansehen könnten, ihm als Sekretär zu dienen?"

Ich kenne seine politische Bedeutung nicht. Aber er hat allerdings eine große Anzahl von Aemtern. So ist er zum Beispiel Ehrenvorsitzender des Bukarester Tierschutz­vereins, des Vereins für die Unterstützung armer Wöch­nerinnen und einer großen Anzahl ähnlicher wichtiger Gesellschaften. Sie können sich denken, gnädige Frau, daß es da eine außerordentlich starke Korrespondenz zu be­wältigen gibt."

Der unverstellte Spott meiner Erwiderungen braune endlich doch ihre Hartnäckigkeit ins Wanken.

Es tut mir sehr leid, daß Sie es für angezeigt halten, mich auf diese Art zu behandeln," sagte sie in mehr schmerzlichem als vorwurfsvollem Tone.Ich glaube wohl, etwas Besseres um Sie verdient zu haben. Und es ist meine heilige Ueberzeugung, daß Sie klüger daran getan hätten, die Freundschaftshand anzunehmen, die ich Ihnen bot, statt sich willenlos von Leuten bestimmen zu lassen, die es in Wahrheit mit Ihnen ebensowenig gut meinen wie einst mit Ihrem Vater. Aber Sie sind der Herr Ihres Willens, und Sie mögen handeln, wie Sie es für gut Hallen."

scheu Kriegsschiffe vom Schwarzen Meer und die Schiffe Sultan Jähwus Selim" undMidilli" außer Gefecht gesetzt seien. In dem gestern gemeldeten, für die Türken glücklich verlaufenen Kampfe hatten die Russen 100 Tote und eine Anzahl Verwundete.

Wer Krieg und die deutsche Arbeiterschaft.

Eine Rede De. Südekums

GKG. Berlin, 11. Dez. In der Philharmonie sprach zum Besten der Arbeits- und Obdachlosen der svz. Abg. Tr. Südekum überDen Krieg und die deutsche Arbeiterschaft". Zu den Zuhörern gehörten auch Vertreter der Regierung. Der Redner begann mit einer Würdi­gung der bisher erreichten kriegerischen Erfolge und mit dem Ausdruck der Dankbarkeit für unsere Krieger und ihre Führung. Bei aller Zuversicht aber müsse man sich doch darüber klar sein, daß die Widerstandskraft der Feinde noch lange nicht gebrochen sei und noch viele Opfer gebracht werden müßten.

Das eigentliche siegverheißende Ereignis ist daher, wie Dr. Südekum weiter aussührte, die Reichstagssitzung vom 4. August gewesen, die die Einigkeit der Volksver­tretung in kaum geahntem Maße zeigte: einer Erlösung von schwerer Besorgnis für unser Volk, den Gegnern aber eine herbe Enttäuschung. Die Feinde unseres Volkes hatten die Sozialdemokratie so schlecht gekannt, wie die Kleinmütigen unter uns. Die Stellungnahme der größten deutschen Partei könne niemanden überrascht haben, der sich über die Theorien dieser Partei klar sei. Daß die Demokratie auf nationalem Baden steht, ist oft bezweifelt worden, durch ihre Haltung bei Ausbruch des Krieges hat sie es bewiesen. Die Arbeiterschaft ist überzeugt, daß die Angriffe auf das Vaterland abgewiesen werden müssen, wenn nicht die deutsche Kultur zu Grunde gehen soll.

Ter Redner erinnerte an manchen Ausspruch Bebels und zeigte, wie dieser große Führer noch in seinen letzten Lebensjahren und -Tagen die große Gefahr als von Osten kommend vorausgeschen und die Stellungnahme der deut­schen Arbeiterschaft klar und unzweideutig prophezeit habe. In der Erkenntnis von der Notwendigkeit des Kampfes erwarte die Arbeiterschaft auch keinen besonderen Dank für ihre Haltung. Sie fühle sich einig mit allen Parteien, und dem Wort des Kaisers, daß es jetzt nur noch Deutsche gebe.

Was der Reichskanzler am 2. Dezember über die Zukunft Deutschlands gesprochen habe, lasse das ganze Volk aufhorchen. Die Sozialdemokratie werde nach dem Kriege Reformen anstreben und Forderungen geltend; machen, die auf dem Gebiete der Regierung und Ver­waltung einer Neugestaltung des Volkstums dienen soll­ten. Man werde an Modernisierungen gehen müssen in Rechtsleben, Erziehung, Verwaltung und Verfassung, die alle noch starke Spuren einer Bevorrechtigung auf­wiesen. Man lasse daher der Arbeiterbewegung ihr Recht. Von Vaterlandslosigkeit könne nicht mehr gesprochen wer­den. Die Religion solle aus dem Spiele bleiben. Wenn jeder eifrig für freies Volkstum mitarbeite, dann werde die Sonne des Gedeihens aus das treue, starke, gewissen­hafte, fleißige Volk scheinen.

Zum Seegefecht bei den FaMandsmsein.

WTB. London, 12. DeK Exchange Telegraf Com­pany meldet aus Newyork unter dem 10. Dezember: Ein drahtloser Bericht aus Port Stanley besagt, daß Admiral Mn Spee mit dem FlaggschiffScharnhorst" 'unterging. Ein drahtloses .Ersuchen um Einzelheiten blieb Unbeantwortet-

WTB. London, 12. Dez. (Nicht amtlich. Reuter­meldung.) Amtlich wird bekanntgegeben: Die britischen Verluste in der Seeschlacht bei den Falklandsinseln betra­gen 7 Mann gefallen und vier verwundet. Kein Offi­zier ist getötet oder verwundet worden.

Damit hatte sie ihr Buch wieder ausgenommen und würdigte mich zu meiner großen Erleichterung und Genug­tuung während des ganzen Restes unserer Fahrt keines weiteren Wortes mehr. In dem Augenblick aber, da wir die Endstation unserer gemeinsamen Reise erreicht hatten, sollte ich inne werden, daß sie mit echt frauenhafter Be­harrlichkeit ihre Absicht noch immer nicht vollständig auf­gegeben hatte.

Während sie sich anschickte, das Coups zu verlassen, fragte sie nämlich :

Auf welche Art werden Sie nach Hause gelangen, Georg?" > ' ^

Ich werde den Weg zu Fuß zurücklegen, gnädige Frau!"

O, bei diesem abscheulichen Wetter! Es regnet ja in Strömen, wie beinahe immer in diesem unwirtlichen ! Lande. Das darf ich unmöglich zugeben. Ich habe einen geschlossenen Wagen zur Verfügung, und ich würde Sie bitten, einen Platz darin anzunehmen, auch wenn wir einander ganz fremd wären. Ich denke also, daß Sie keinen vernünftigen Anlaß haben, meine Einladung abzu­lehnen."

Und doch muß ich um Verzeihung bitten, wenn ich sie nicht annehme, gnädige Frau!"

Unter halb geschlossenen Lidern hervor blitzten mich ihre Augen an. Vielleicht war sie jetzt wirklich zornig, aber sie verstand sich jedenfalls darauf, sich zu beherrschen.

Und warum können Sie sie nicht annehmen?"

Weil ich Ihnen für nichts zu Dank verpflichtet sein möchte nicht einmal für eine ss geringfügige Ge­fälligkeit."

Es war ein so brutales Wort, daß ich mich im stillen darüber wunderte, daß ich fähig war, es einer Frau ge­genüber auszusprechen. Meine Reisegefährtin aber schüttelte nur den Kopf.

Sie haben noch die ganze Rücksichtslosigkeit der un- barmherzigen Jugend," erwiderte sie sanft.Ich fürchte, Ihr heutiges Verhalten gegen mich wird Sie eines Tages gereuen. Aber es kann nicht meine Absicht sein, mich Ihnen gegen Ihren Willen auszudrängen^. Gute.Nacht!"

(Fortsetzung folgt.)