er sodann die Geschäfte. Nächste Sitzung morgen vor­mittag 11 Uhr. T.-O. Wahl des Vizepräsidenten.

Stuttgart, 11 Jan. Die Zweite Kammer wählte nach zwei Wahlgängen Dr. von K i e n e (Zentrum) durch das Los zum 1. Vizepräsidenten gegen Rechtsanwalt Lie- sching (Bolkspartei), der ebenfalls wie Kiene 44 Stim­men erhalten hatte. Freiherr Pergler sion Perglas (Kons.) wurde zum 2. Vizepräsident gewählt; er erhielt 38 Stimmen, Regierungsdirektor v. Hieber (Natt.) 33 Stimmen.

Stadt» Bezirk und Nachbarschaft

Calw, 11. Januar 1913.

Eine epochemachende Erfindung? Graf Zeppelin ist vorgestern in Frankfurt a. M. zur Besichtigung einer neuen Erfindung aus motorischem Gebiet eingetrosfen. Nach Zeitungsmeldungen soll diese Erfindung es ermög­lichen, den Erdmagnetismus zur Erzeugung von Kraft auszunutzen. Es handelt sich unzweifelhaft um die Erfindung des Ingenieurs Boßhard (Schweizer von Geburt). Hierüber ist hier in Ealw durch ein Patent­bureau, dessen Inhaber hier verwandtschaftliche Be­ziehungen hat, schon manches bekannt geworden. Von dieser Seite stammt wohl auch obige Nachricht und die, daß vorgestern die in der Nähe von Frankfurt aufge­stellte Maschine erstmals in Gang gebracht worden sei.

b. Biiblein, wirst du einst Rekrut. Das Rekrutie­rungsgeschäft für das Jahr 1913 nimmt seinen Anfang durch die Anlegung der Rekrutierungsstammrolle. Zum Zweck der Aufnahme in die Rolle haben sich in der Zeit von 15. Jan. bis 1. Februar 1913 bei der Ortsdehörde zu melden: 1. Alle im Kalenderjahr 1893 geborenen jungen Männer, die dem Deutschen Reiche angehören, ferner alle Militärpflichtigen früherer Altersklassen in- solange, bis eine endgiltige Entscheidung über ihre Dienstpflicht erfolgt ist, schließlich Eingewänderte und bei früheren Aushebungen Üebergangene. Wer die Meldungen unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu 3 Tagen bestraft.

b. Höhere Schuhpreise. Dieser Tage hielt in Frank­furt a, M. der Verband deutscher Schuhwaren- und Schäftefabrikanten eine Versammlung ab, in der be­schlossen wurde, die Maßnahmen der Schuhhändler zur Erzielung höherer Preise zu unterstützen, außerdem aber selbst unter Berücksichtigung der fortgesetzt steigenden Lederpreise eine weitere Erhöhung der Schuhpreise ein- treten zu lasten.

v. Auch die Tinte wird teurer. Die Vereinigung der deutschen Tintenfabrikanten teilt mit, daß Tinte zum Zehnpfennigverkauf nicht mehr geliefert wird, da infolge der fortwährenden Preissteigerungen der Glä­ser, Arbeitslöhne und Rohmaterialien eine Erhöhung der Verkaufspreises auf 15 Pfennig vorgenommen wer­den mußte. Seit 1. Januar kostet also das billigste Gläschen Tinte nicht mehr 10, sondern 15 Pfennig.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist noch vorwiegend trockenes und kaltes, sowie zu vereinzelten Schneefällen geneigtes Wetter zu er­warten.

X Althengstett, 10. Jan. Ca. 120 Personen von hier und Umgebung bewegten sich gestern nachm, dem unte­ren Wald zu. Es muß etwas Außerordentliches los sein. Oberamtsbaumwart Widmann führte Romperit- Sprengversuche vor. Zuerst wurden vier 70 Zentimeter tiefe Bohrlöcher geladen. Die Wirkung war vorzüglich. Der Boden war um jedes Loch auf einen Durchmesser von 2 Meter so gelockert, daß man gleich mit dem Setzen der Bäume hätte beginnen können. Noch mehr inter­essierte das Sprengen der Stöcke (Stumpen) im Wald. Ein größerer Stock wurde völlig zerrissen und heraus­geworfen, so daß man überhaupt kein Holz mehr im Loch sah. Zwei andere wurden so freigelegt und zerrissen, daß das Herausnehmen mit wenig Mühe geschehen kann. Da das Stumpengraben mit viel Mühe und Arbeit verbunden ist, wird es sich zweifellos rentieren und empfehlen, in den einzelnen Gemeinden je eine Per­son aufzustellen, die den erforderlichen Erlaubnisschein,

der mit 3 Mark Sportel verbunden ist, löst, und für die ganze Gemeinde die nötigen Sprengarbeiten besorgt. Am Abend hielt dann Herr Widmann in der Linde einen Vortrag über Obstbaumzucht, der sehr gut be­sucht war und mit großem Interests ausgenommen wurde.

Unterhaugstett, 10. Jan. Das in vergangener Nacht bei dem Schreiner Gottlieb Rau ausgebrochene Feuer, das sich rasch auf die benachbarten Gebäude ausdehnte und, ehe dem Element Einhalt geboten werden konnte, fünf Anwesen in Asche legte, konnte erst heute früh von den Feuerwehren soweit gedämmt werden, daß die Ge­fahr einer Weiterverbreitung beseitigt war. Allgemein herrscht die Meinung vor, daß Brandstiftung besteht. Die Beschädigten sind Gottlob Rau, Johann Schütter, Michael Walz, Gottlob Schroth und Jakob Tittus.

Württemberg.

Stuttgart, 10. Jan. Gestern abend fand im Weißen Saale des Residerizschlosses und in den anstoßenden Räumen der große Hofball statt. Die Königin war durch eine leichte Erkältung am Erscheinen verhindert. Der König und die Mitglieder der königlichen Familie, samt ihren gegen 700 geladenen Gäste nahmen an der fest­lichen Veranstaltung teil. Der König erschien um 9 Uhr und^begrüßte die Mitglieder der Königlichen Familie, die Standesherren, das Diplomatenkorps und die Ange­hörigen der 1. Rangstufe. Sodann begann der Tanz, während dessen der König eine Anzahl Vorstellungen in der Spiegelgalerie abhielt. Um 11 Uhr fand in den an diese anstoßenden Säle Abendtafel statt, worauf der Kotillon begann.

Herrenberg, 10. Jan. Der Korbmacher Werthen- sohn in Horb ist auf den hiesigen Eemeinderat schlecht zu sprechen und ergeht sich in Angriffen, die ihm schon Anfangs vorigen Monats vor dem hiesigen Schöffen­gericht eine Strafe von 3 Monaten 20 Tagen einbrach­ten. Nun hatte er sich an derselben Stelle wegen einer neuen Beleidigung des Gemeinderats wiederum zu ver­antworten. Diesesmal brachte ihm sein loses Mund­werk einen Monat Gefängnis ein.

Bietigheim, 10. Jan. Beim Ausspannen der Pferde wurde der Fuhrmann Wilhelm Wildermuth in Metter­zimmern von einem der Tiere so schwer ins Gesicht ge­schlagen, daß ihm die Nase fast völlig abgetrennt wurde, i Außerdem hat er eine so schwere Gehirnerschütterung! erlitten, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. !

Oberndorf, 10. Jan. Bei der hiesigen Waffensab-l rik sind weitere 10 000 Armeegewehre durch das preu-j ßische Kriegsministerium bestellt worden. Die! Waffenfabrik hat in letzter Zeit wieder zahlreiche ^ Arbeiter, namentlich ungelernte, eingestellt. ;

Oggenhausen, Oberamt Heidenheim, 10. Jan. In der Lehmgrube der Witwe Eckert von Nattheim wur­den deren dort beschäftigte Kinder, der 13jährige Jakob Ekert und die 20jührige Marie Eckert, bis über die Schultern verschüttet. Ein Glück war es, daß der in der benachbarten Sandgrube beschäftige Martin Häußler von Nattheim durch Zufall an die Unglücksstelle kam und die Verschütteten ausgraben konnte. Der Sohn Eckert erlitt einen Schenkelbruch, die Tochter kam mit leichteren Armverletzungen davon.

Mochenwangen, Oberamt Ravensburg, 11. Jan. Ein großes Unglück ist heute von Buchbinder E. Geyer ver­hütet worden. Beim Schlittschuhlaufen auf dem Buchen­weiher sind zwei 10jährige Knaben an ziemlich tiefer Stelle eingebrochen. Geyer, der zufällig in der Nähe war, rettete beide unter eigener Lebensgefahr von dem sichern Tode. Einer der beiden Knaben war schon un­tergesunken und wurde in bewußtlosem Zustande an das Land gebracht, konnte aber wieder ins Leben zurückgeru­fen werden.

Friedrichshafen, 11. Jan. Am 8. Jan. wurde ein Fesselbalon der hiesigen Drachenstation losgerissen und ist vom Südwind nach Norden getrieben worden. Er wurde vom Kapitän des Dampfers Eider" 4 Meilen vor Aldsburgh (Suffolk-England) aufgefunden. Die Hülle des Ballons, in der sich ein Registrierapparat be­fand, wurde hieher zurückgeschickt. Der neue Damp­ferHohentwiel" wird heute vom Stapel gelassen.

Rechtspflege.

b- Neuhengstett» 10, Jan. Das Oberlandesgericht Stuttgart hat in ernem Rechtsstreite gegen die Ge­isternde Neuhengstett eine interessante Entscheidung ge­lallt, der folgender Tatbestand zu Grunde lag: Ein Fuhrwerk, rn dem der Kläger saß, stürzte auf der Orts- straße von Neuhengstett dadurch um, daß ein von einem Werkmeister beim Rathaus abgeladener Haufen Kies zum Teil in die Fahrbahn hereinragte, ohne beleuchtet zu sein. Der Kläger wurde verletzt und verlangte von der Gemeinde Ersatz des ihm durch den Unfall erwach- >enen Schadens. Das Oberlandesgericht hat die Klage abgewiesen aus etwa folgenden Gründen: Mit der Be­hauptung, daß die Gemeinde für die Nichtbeleuchtung ods Kieshaufens verantwortlich sei, könne der Kläger "tstst sturchdringen. Dafür, daß die Verkehrssicherheit au, öffentlichen Straßen nicht durch Lagerung verkehrs­hindernder Gegenstände beeinträchtigt wird, sei durch allgemeine polizeiliche Vorschriften gesorgt, auch habe die Gemeinde erst besondere Vorschriften erlasten. Elerchwohl würde die Gemeinde sich einer Vernachlässi­gung der Pflicht, für Verkehrssicherheit ihrer Straßen zu >orgeii, schuldig gemacht haben, wenn sie in ihrem Gemeindebezirk eine Mißachtung jener Vorschriften hätte einreitzen lasten, wenn sie also insbesondere Zu­widerhandlungen gegen die Vorschriften gewohnheits­mäßig ungeahndet gelassen Hütte. Das habe aber der Kläger selbst nicht behauptet. Seine Auffassung, die Gemeinde müsse, sobald eines ihrer Vertretungsorgane auf der Straße ein Verkehrshindernis, wie das hier in Frage stehende, bemerkt habe, selbst für besten Be­seitigung sorgen, sei rechtsirrig und führe zu unhalt­baren Folgerungen. Die Verpflichtung zur Beseitigung solcher Verkehrshindernisse treffe in erster Linie die die Straße belegende Privatpersonen. Die Gemeinde habe freilich vermöge der ihr anvertrauten Ortspoli­zeigewalt die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu überwachen, im Notfall habe sie auch selbst für die Wegschaffung solcher Verkehrshindernisse zu sorgen. Zu­nächst aber könne die Gemeinde darauf vertrauen, daß Verkehrshindernisse, deren vorübergehende Ablagerung auf die Straße sich im Verkehr des täglichen Lebens häufig gar nicht abwenden laste, von den verant­wortlichen Privatpersonen rechtzeitig entfernt werden. Die Klage sei demnach als unbegründet abzuweisen.

Funkeln und verglühen.

Funkeln und verglühen.

Sterben und vergehn Blühen und verblühen Muß ein Herz verstehn.

Keine Klage sprechen Darf ein fromm Gemüt,

Und das Herz muß brechen,

Wie ein Stern verglüht.

Wie ein Stern noch blinken Bis zur letzten Stund Und dann lächelnd sinken In den Himmelsgrund.

I. E. Freiherr v. Erotthuß.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner, Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Reklameteil.

Ohne daß ein ungünstiger Einfluß sich geltend machte, konnte Herz- und Nervenleidenden Kaffee Hag, der cof- femfreie Bohnenkaffee, monatelang in starken Aufgüssen verabreicht werden.

vr. me«1. v. Boltenstern.

(Deutsche Aerztezeitung 1908, Heft 3.)

Amtliche und Privatanzeigen.

Gemeinde Gechingen.

Aus den Gemeindewaldungen Grund und Hospsad kom­men an Ort und Stelle zum Verkauf:

3. am Dienstag, den 14. Januar 1913:

705 buchene Wellen,

3815 gemischte Wellen,

10 450 Nadelholzwellen.

b am Donnerstag, den 16. Januar 1913:

50 Rm. buchene Prügel, 39 Rm. Nadelholzanbruch, 175 Baustangen Io Klasse,

220

70

lb

II.

115 Hagstangen

80

10

1. Klasse.

II.

III.

1,

Zusammenkunft

235 Hopfenstangen I. Klaffe,

60 II.

15 III.

615 Zaun- und Bohnenstecken, je vormittags 9 Uhr beim Rathaus.

Gemeinderat.

K. evang. Bezirksschulamt Nagold.

Die Herren Schulvorstände, ersten und einzigen Lehrer des Be­zirks ersuche ich, mir solort aus Postkarte die Zahl der Heuer zur Schul­entlassung kommenden Knaben milzuteilen.

Nagold, lO. Januar 1913.

Schott.

Nufringen,

Amtsgerichtsbezirk Herrenberg.

Versteigerung einer Forderung.

In der Konkurssache der Katharine Widmann, Bäckers Ehe­frau in Gärtringen, bringe ich am

Freilag. dev 17. Januar ISI3, vormittags 11 Ahr.

auf dem Rathaus in Nufringen eine auf einem Grundstück der Mar­kung Dachtel im Wert von etwa 800 ^ mit 1. Rang gesicherte Forderung im Betrag von 706^, 08 A. welche mit dem lebenslänglichen Nutznießungsrecht des 69 Jahre alten Bauern Johann Georg Eisenhardt in Dachtel belastet ist. zur öffentlichen Versteigerung.

Den 7. Januar l9!3.

Stv. Bezirksnotar:

Rothweiler.

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Ich suche ein

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Calw.

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