' Rückkehr des Zaren vom Felde.
' ' WTB. Zarskoje Seclo, 16. Nov. Ter Kaiser ist hierher zurückgekehrt.
,, Japan und der Heilige Krieg
"HKG. Rom, 15. Nov. Hier sind unbestätigte Gerüchte im Umlauf, daß Japan auf Wunsch Englands viertausend Mann Trappen nach Aegypten abgcsandt habe.
Die Haltung Italiens und der Balkanstaateu.
GKG- Köln, 16. Nov. Tie „Köln. Ztg." meldet aus Zürich: Tie italienischen Blätter beschäftigen sich lebhaft mit der Haltung der Balkanstaaten und mit der Frage, welche Rückwirkung der heilige Krieg auf Lybieu haben würde. Ter „Corriere della Sera" meldet, Bulgarien, Serbien und Griechenland seien fest entschlossen, auf ihren Ansprüchen zu beharren und es sei fast unmöglich, sie zu vereinen. Wahrscheinlich werde Bulgarien die gegenwärtige Lage Serbiens zu einem Angriff auf dieses Land benützen. „Giornale d'Jtalia" glaubt, es werde kaum möglich sein, den heiligen Krieg zu dämmen. Auch der „Corriere della Sera" führt aus, der heilige Krieg werde sich bald ausdehnen und von unberechenbaren Folgen sein. ^
Italienisches Hilfskomitee für die Kriegsopfer Belgiens
WTB. Nom, 16. Nov. Nach Zeitungsmeldungen hat sich entsprechend ähnlichen Gründungen in anderen neutralen Staaten in Italien ein Hilfskomitee für die Kriegsopfer Belgiens gebildet. Ehrenpräsident ist Luz- zatti, tatsächlicher Präsident der Senator Tuen Cae- lani di Sernoneta. Ein Aufruf des Komitees hebt hervor, daß die Anregung bon der italienischen Kolonie in Belgien ausgegangen sei. Das Hilfswerk wolle in keiner Weise zum Kriege Stellung nehmen und keine Gelegenheit zu Kundgebungen irgend welcher Art bieten. Der Aufruf erinnert an die Hilfstätigkeit der Belgier, bei dem fizilianischen Erdbeben. >
Die Furcht vor Admiral Tpee.
WTB. London, 15. Nov. (Nichtamtlich.) Dem »Manchester Guardian' wird aus Toronto gemeldet: Nach einer amtlichen Meldung aus Ottawa wird der westliche Teil von Broughton Stracks bei der Vancouverinsel für die Schiffahrt zu Verteidigungszwecken geschlossen. Das letzte, was man von dem deutschen Geschwader von Spee gehört, war, daß es nordwärts ging. Trotz der amtlichen Erklärung, daß alle Pläne für die Verteidigung fertig seien, fürchtet die Bevölkerung von Vancouver und Prinz Rupert eine Beschießung.
Keine Kriegsbegeisterung in Portugal.
GKG. Berlin, 16. Nov. Einem Privatbriff aus Portugal vom 23. Oktober entnimmt die „B. Z." folgendes: Mit der angeblichen Mobilisierung portugiesischer Truppen zur Hilfeleistung für England haben die ausländischen Zeitungen Unfug getrieben. Allerdings sollte gestern der Kongreß zusammentreten, um die Mobilisation zu beschließen, die Regierung hat aber die Einberufung auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Volke herrscht nur geringe Begeisterung über die beabsichtigte Truppenentsendung nach Frankreich. In der Provinz sind dienstpflichtige junge Leute über die Grenze geflohen. Tie Offiziere haben sich öffentlich gegen eine Mobilmachung erklärt.
Der Aufstand in Südafrika.
WTB. Kapstadt, 16. Nov. (Nicht amtilch.) (Amtlich.) Kommandant Vieser nahm 17 Rebellen zwischen Varyburg und Marigobo gefangen. Kommandant Teb- ser nahm ein Kommando von 50 Mann und 70 Pferden in der Umgegend von Schweizer-Rene gefangen. Auf beiden Seiten gab es zwei Leichtverwundete.
Ums Vaterland.
Roman E. PH. Oppenheim.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Vielleicht ist es die meinige um nichts weniger. Ich wünsche von Ihnen ausführlich und wahrheitsgemäß zu hören, was sich zwischen dem Prinzen Dolgorukow und Ihnen zugetragen hat."
„Ich aber bin nicht ganz sicher, Herr Oberst, ob ich das Recht habe, Ihrem Verlangen zu willfahren. Und jedenfalls bin ich der Ansicht, daß ich vor allem Seiner Durchlaucht über diese Vorgänge Bericht zu erstatten habe."
Sein Gesicht verfinsterte sich, und er maß mich mit einem durchbohrenden Blick.
„Junger Mann," sagte er, „ziehen Sie die Saiten nicht zu straff, und vergessen Sie nicht, zu wem Sie reden! — Durch wen sind Sie auf Ihren Posten gelangt als durch mich? Und zweifeln Sie etwa daran, daß ich Sie ebenso leicht von diesem Posten entfernen könnte, als ich Sie aus ihn emporgehoben habe? Ich sage Ihnen das nicht, um Ihnen zu drohen, sondern nur, um Sie an die Rück- sichten zu erinnern, die Sie mir schuldig sind. Und ich appelliere an Ihre gesunde Vernunft. Ist es nicht geradezu Wahnsinn, wenn Sie sich darin gefallen, mich wie einen Feind zu behandeln?"
„Ob Sie mein Feind oder mein Freund sind, Herr Oberst — wie soll ich es wissen? Ich habe in diesen wenigen Tagen gelernt, jedermann mißtrauen. Für meine Angelegenheit mit dem Prinzen allerdings scheint es mir ziemlich gleichgültig, ob Sie den Hergang aus meinem Munde oder aus dem Munde eines anderen erfahren. Denn dies ist wohl keine Angelegenheit, die ein Geheimnis bleiben wird. Der Prinz, der mich an diesem Nachmittag besucht hatte, simulierte auf dem Rückweg nach dem Schlosse, den wir gemeinsam machten, eine Verletzung am Fuße und ließ sich in meine Wohnung zurückführen, in der richtigen Voraussicht, daß er dadurch eine Möglichkeit finden würde, einige Zeit allein in meinem Arbeitszimmer zu bleiben. Ich begab mich nach dem Schlosse, um einen Magen für den, angeblich. Verletzten zu requirieren. Mein
Tie Zuaven in Genf.
G»tG. Genf, 16. Nov. Zwei verwundete Zuaven, welche im benachbarten Savoyen untergeüracht waren, überschritten ungehindert die Schweiz.r Creme und promenierten vorgestern in Uniform in den Straß.u Genfs; sie wurden von den Militärbehörden verhaftet und zur Internierung nach Herisau abtransportiert.
.Eine Ansprache des bayrischen Königs.
MTB. München, 16. Nov. (Nicht amtlich.) Bei der Besichtigung einer Abteilung Wehrknaftschiiler, Li: Ler Neicystagsab- georbnete Major Dr. van Calker dein König »orsi'chcke, hielt der König nach dem Lckalanzeiger folgend: Ansprache: „Der Krieg wird noch lange dauern, aber wir werden nicht ruhen uoch rasten, bis der Feind aus dem Feld geschlagen ist und wir einen Frieden haben, der uns aus lange Zeit vor Ueberfiillen sichert. Fhr bereitet euch vor auf den Krieg, vergesset aber darüber eure bürgerlichen Pflichten und eure Studien nicht, denn unser Ersmg war nur dadurch möglich, daß wir in der Schuir eine B: düng erhallen haben, wie sic in keinem Land der Welt möglich ist. Vertraut auf Gott, vertraut auf Nufere brav: Armee und tut eure Schuldigkeit! Gott befohlen!'
Wie deutsche Eu.mütigkeit im Ausland belohnt wird.
Einen augenfä Ilgen Beweis, wie Lenische Gutinü igkeit vom Ausland gelohnt wird, bildet das Verhalten der italienischen Waldenser, die zum guten Teil von deutschem Geld ihre Kirche unterhalten. Die i» Rom erscheinende Waldenser Wochenschrift „La Luce" hat in den Nummern vom ö. and 13. August über Deutschland als den bösen Friedensfeind und über deinen blutigen Militarismus die ganze Schlammivelie ihres Haffes ausgegossen. Unser Kriegs-, Buß- und Bettag wird für eine haarsträubende Entweihung, ja für eine unerträgliche Gotteslästerung erklärt: unser für den Sieg seiner Truppen betender Kaiser in eine Linie mit den zur Madonna betenden Briganten und Mördern gestellt: über das aus dem Makkabäerbuch nach dem, Vorgang von Prinz Friedrich Karl 1870 jetzt wieder ivandte" Wort: „Lasset unsere Herzen schlagen zu Gott und unsere Fäuste auf den Feind!" schreibt ein Enrico Rivoire: „Welch eine Rasse von Religion!" und schließt: „Wenn man sieht, wozu gewisse Gläubige fähig sind, so möchte man sich das Antlitz verhüllen und sich wünschen, daß man kein Christ sei — wenigstens keiner von dieser Sorte!!" Deutsche Blätter, wie der „Reichsbote" u. a., haben darauf Temigmung gefordert, wenn wir die Waldenser weiter unterstützen sollen. Ferner hat sich der Zentralvorstand der Gustav-Adolf-Stiftung m Leipzig, zu dessen Kenntnis der Schmähartikcl der „La Luce" gegen den deutschen Kaiser gelangt war, an die Waldenser-Tafel (die Leitung der Waldenserkirche) mit der Anfrage gewandt, wie sie sich zu den unglaublichen Ausführungen oes Waldrnserblattcs stelle. Die Antwort, die darauf einlief, war so unbefriedigend, daß der Gustav-Adolf-Berein sich zu der Erklärung genötigt sah, er müsse auf Grund der Vorkommnisse die Beziehungen des Gustav-Adolf-Bereins zur Waldenserkirche adbreche::.
Lugennachrichten.
WTB. Berlin, 16. Nov. (Plicht amtlich.) lieber Amsterdam und Kopenhagen kommen seit einiger Zeit Nachrichten von Un- siimmigkciten zwischen deutschen und österreichischen ^Führern. Diese Unterstellungen werden natürlich von feindlicher Seite mit der Absicht verbreitet, Zwietracht zwischen beiden Berbnnderen zu säen und im Anslande den Glauben zu erwecken, daß d.e Einigkeit und Bundestreue ins Wanken geraten ist. Sie sind ebenso perfid wie plump und passen ganz in den Lügenieldzng den die Presse des feindlichen Auslandes von Anfang an gesüart hat. Ihren Zweck werden sie sicherlich nicht erreichen. Es wird genügen, sie niedriger zu hängen. ?
Der Panamakanal und die kriegführenden Mächte.
WTB. Washington, 16. Nov. (Nicht amtlich.) (N-uter.) Das Marinedepartement ist ermächtigt worden, eine Erklärung des Präsidenten Wilson über die Beobachtung der Neutralität in der Pannmakanalzone während des Kriegs zu veröffentlichen. CZ wird jedem Feldzeug von Kriegführenden untersagt, innerhalb der Zone ausiustrigen, niederzugehen oder zu fliegen. Kriegsschiffe der Kriegführende» dürfen die Funkentelegraphie nur Zwecuen die sich auf den Kanal beziehen, benutzen.^ Der Erklärung ist ein Vertrag zwischen den Bereinigten Staaten und der Republik Panama beigegeben worden, wonach die Gastfreiheit, die die Republik Panama den Kriegführenden in ihren Gewässern erweist, nicht aus die Kanalzone ausgedehnt, sondern für eine Periode von drei Monaten aufgehoben wird. Den Kriegführenden wird untersagt, Truppen und Munition ein- oder auszu- schiffe». In keinem Augenblick dürfen mehr als drei Kriegsschiffe sich in dem Endhafen oder den benachbarten Gewäsjern befinden oder den Kanal passieren. Die Erklärung des Präsidenten beschränkt die Ankerzeit eines jeden Schiffes der Kriegführenden auf 24 Stunden. . ,
Diener iZraneors aver rief mich auf dem halben Wege zurück, und ich kam eben zur rechten Zeit, um durch das Fenster zu beobachten, wie sich der Prinz mit Papieren zu schassen machte, die er einem von mir verschlossenen Schubfach meines Schreibtisches entnommen hatte. Ais ich ihn deswegen zur Rede stellte, hatte er die Frechheit, mich durch das Anerbieten einer großen Geldsumme zu einer schändlichen Pflichtverletzung verleiten zu wollen."
„Er wollte Sie bestechen? — Und Sie —?"
„Ich warf ihm den ersten besten Gegenstand an den Kopf, der sich im Bereich meiner Hände befand. Und ich glaube, daß ich nahe daran war, ihn zu erwürgen."
„Sie vergriffen sich an ihm? — O! — O! — Und Sie hatten ihn in Ihrer Gewalt! — Sie hätten mit einem geringen Quantum von Klugheit nach Ihrem Belieben mit ihm spielen können! — O, Herr Lazar! — Was für ein junger Mensch sind Sie doch! Wahrhaftig, es war kein Meisterstück, das Sie da zustande gebracht haben."
Sein im Tone aufrichtigsten Bedauerns vorgebrachter Tadel traf mich sehr schwer. Ich fühlte, wie jeder Bluts- tropfen aus meinen Wangen wich. Aber ich bemühte mich trotzdem, meine Haltung zu bewahren.
„Mir scheint in der Tat, Herr Oberst, daß ich den auf mich gesetzten Erwartungen nicht zu entsprechen vermag. Ich habe wohl nicht Verstand und Witz genug, um zwischen wahrhaftigen und unwahrhaftigen, zwischen ehrenhaften und ehrlosen Menschen zu unterscheiden. Ich würde Ihnen rückhaltlos vertraut haben; aber ich mußte erfahren, daß Sie einen Menschen getötet haben, und daß Sie es vollzogen, sich nicht zu Ihrer Schuld zu bekennen. Ich würde um seines hohen Ranges willen dem Prinzen Dolgorukow vertraut haben, aber ich mußte ihn bei den Hantierungen eines gemeinen Diebes überraschen. Ist es da nicht für mich am besten» wenn ich in Zukunft keines Menschen Freund oder Feind bin, und wenn ich mich niemandem verpflichte als meinem Vaterlande, solange es Seiner Durchlaucht dem Fürsten gefällt, mich auf meinem Posten zu belassen ? Ich möchte einfach meinen geraden Weg gehen, Herr Oberst, und meine Pflicht erfüllen» so gut oder so schlecht ich's eben vermag."
Der Oberst blies dicke Rauchwolken aus seiner Zigarre. Und er starrte vor sich hinaus, als wenn er mit sich zu
Graf Tisza über den Krieg.
Kopenhagen, 15. Nov. Der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza empfing den Korrespondenten des »Berlinske Tidende' in besonderer Audienz und äußerte: Der Krieg war auch für Ungarn zur Notwendigkeit geworden. Wenn er nicht jetzt gekommen wäre, hätten wir ihn in wenigen Jahren gehabt. Unsere Truppen sind von Tapferkeit beseelt. Die Soldaten sind schwer zurückzuhalten und lieben Sturmangriffe. Erst in letzter Zeit sind sie etwas vorsichtiger geworden, ihre Opferfreudigkeit ist aber dieselbe. Als vor einigen Tagen der Befehl zum Rückmarsch gegeben wurde, bissen alle vom Kommandeur bis zum Gemeinen die Zähne zusammen vor Aufregung. Ich erblickein dem Geist, der unsere Truppen beherrscht, den vollgültigen Beweis für die Gerechtigkeit unserer Sache. Unser Volk ist jetzt eine große Einheit; die Grenzbevöikerung Rumänen und Serben wetteifern mit unserer eigenen Raffe in der Tapferkeit. Die Opfer dürfen nicht vergeblich gebracht sein. Ich bin ein alter Freund englischer Ideale. Deshalb wurdeich durch den Krieg merkwürdig berührt. Man behauptet, in England regiere nur der Volkswille, doch ist der Weltkrieg die Frucht des Samens, den ein einzelner Mann, nämlich König Edward gesät hat. Ter Krieg ist das Ergebnis derpersönlich e n P o l rt i k in der schlimmsten Bedeutung des Wortes, einer persönl. Laune entsprungen u. gegen die eigenen Interessen Englands gerichtet. Denn für England wäre ein vollständiger Sieg gefährlicher als eine Niederlage. Eine weitere Vermehrung der russischen Macht würde überall in vitale Interessen Englands eingreifen.
Auskunft über Kriegsgefangene.
WTB. Berlin, 14. Nov. (Amtlich.) Angesichts der noch im Publikum bestehenden Unsicherheiten über die Wege zur Erlangung von Auskunft über Kriegsgefangene wird bekannt gegeben: Auskunft über deutsche Kriegsgefangene, d. h. der Angehörigen des deutschen Heeres und der kaiserlichen Marine, die in feindlicken Staaten kciegsgefangen sind, erteilt in erster Linie, soweit cs sich um Angehörige des Heeres handelt, die Abteilung 5 des Zcntralnachweisebureaus des Königlich preußischen Kriegsminisleriums in Berlin, soweit es sich um Angehörige der Marine handelt, die Auskunstsstelle des Reichsmarineamts in Berlin. Sind diese Stellen nicht in der Lage, Auskunft zu erteilen, so ist die Abteilung für Kriegsgefangenenfürfvrge des Zentralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz bereit, Nachforschungen über den Verbleib des Gesuchten anzustellen, wozu insbesondere die Mitwirkung des Internationalen Roten Kreuzes in Genf für alle in Frankreich und England befindlichen deutschen Gefangenen zu Gebote steht. Auskunft über fremde Kriegsgefangene, d. h. über die in Deutschland kriegsgesangenen Angehörigen der feindlichen Land- und Scestreilkräcke erteilt die Abteilung für Kriegsgefangenenfürsorge des Zentralkomitees der deutschen Vereine vom Roten Kreuz. Die Abteilung für Kriegsgefangenenfürsorge hat ihren Sitz im Abgeordnetenhaus in Berlin, Prinz Albrechtstraße, Obergeschoß, Zimmer 12. Die Anträge auf Ermittelung von Kriegsgefangenen können mündlich in den Stunden von 10—1 Uhr und von 4—6 Uhr oder schriftlich gestellt werden. Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, doß eine Vermittlung des Roten Kreuzes für die Beförderung von Briefen und anderen Sendungen an einen einzelnen deutschen oder fremden Kriegsgefangenen, dessen Aufenthaltsort bekannt ist, nicht notwendig ist. Diese Sendungen können vielmehr unmittelbar durch die Post gemäß des Feldposterlasses vom 29. Sept. 1914 erfolgen. Ueber deutsche Zivilgefangene im feindlichen Ausland, auch über noch nicht eingekleidete Reservisten und andere im Ausland zurückgehaltens Wehrpflichtige, erteilt die Zentral- auskunftstelle für auswärts, Berlin, Am Karlsbad 8—10 Auskunft.
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Rate ginge über eine sehr schwerwiegende Erwiderung auf meine Worte. Dann aber schien er plötzlich anderen Sinnes geworden zu sein, denn mit einer ungestümen Bewegung kehrte er sich mir zu.
„Wohl! — Sie sollen Ihren geraden Weg gehen, Lazar! Aber Gott allein weiß, wohin dieser Weg Sie führen wird."
Mit langen Schritten ging er davon. Ich aber begab mich ungesäumt zu dem Fürsten, den ich wieder in seinem Arbeitszimmer antras, bleich, mit beinahe verfallenem, gealtertem Gesicht, das ihm das Aussehen eines müden und kranken Mannes gab. Mit aller Ausführlichkeit erzählte ich ihm, was geschehen war, und ich sah, daß meine Darstellung einen tiefen Eindruck auf ihn machte, wenn er sich auch bester in der Gewalt hatte als am Morgen, und wenn er meinen Bericht auch weder durch einen Ausruf der Entrüstung noch durch eine Frage unterbrach. Als ich zu Ende gekommen war, verharrt« er noch eine kleine Weile in tiefen Gedanken, und ich bemerkte das nervöse Zittern seiner auf der Schreibtischplatte ruhenden Hand.
„Der Prinz Dolgorukow," sagte er endlich, und seine Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen, „ist aus kaiserlichem Geblüt. Eine ehrlose und niedrige Handlung ist ihm darum kaum zuzutrauen. Vielleicht hat er sich in einem Augenblick müßiger Neugier zu einer Unüberlegtheit, oder sagen wir, zu einer Taklosigkeit Hinreißen lassen» der Sie dann begreiflicherweise eine falsche Deutung gegeben haben."
„Durchlaucht übersehen bei dieser milden Austastung verschiedene entscheidende Umstände," erwiderte ich, mein Erstaunen nur notdürftig verbergend. „Der Fall von der Klippe und die angebliche Verletzung am Fuße waren nichts als eine wohlberechnete Komödie. Die Papiere, die ich in den Händen des Prinzen sah, hatten sich in einem verschlossenen Schubfach befunden. Und die Tatsache des unverhüllten Bestechungsversuches bleibt unter allen Umständen bestehen."
(Fortsetzung folgt.) j