WTB. Korrftautirrspsr, 13. Nov. (Nicht amtlich.) Tie Mannschaft eines aus Souguldak zurückgekehrteni türkischen Handelsschiffes berichtet, daß während der Be­schießung von Songuldak durch die russischen Schiffe unge­fähr hundert Geschosse gegen das Schiff abgeschossen wur­den ohne zn treffen. Ein anderes im Hafen liegendes türkisches Schiff habe gleichfalls keine Beschädigung er­litten.

Afghanistan gegen dis Feinde des Islam.

GKG. Kopenhagen, 13. Noo. Wie aus Petersburg gemeldet wird, zeigte der Emir von Afghanistan Rußland seine Unterwerfung unter den Aufruf des Kalifen zur Verteidigung des Islams an. Ter russische Geschäfts­träger hat Aabul verlassen.

Die Rücksicht der Türkei ans Italien

WTB. Frankfurt a. M., 13. Nov. Tie Frank­furter Zeitung meldet aus Kopenhagen: Einem Tele­gramm des Daily Telegraph zufolge, habe die Pforte aus Rücksicht auf Italien den Gedanken einer Anektierung des Suezkanals aufgegeben.

Die Bedrängnis der Engländer in Aegypten,

GKG. Rom, 13. Nov. Der Kriegskorrespondent des Mjessaggevo berichtet aus Kairo: Zum größten Ver­druß der englischen Behörde ist die Erklärung des Krieges mit der Türkei durch Umgehung der Zensur auf diplo­matischem Wege in die italienische Zeitung Kairos ge­langt, was die Erklärung des Belagerungszustandes be­schleunigte. Au Kairo trafen vier Waggons verwundeter englischer Soldaten ein, die zwischen Jsmailia und Suez auf dem asiatischen Ufer des Kanals von Beduinen zu­rückgeschlagen worden waren. General Maxwell berief sämtliche Vorsteher der Beduinendörfer Aegyptens zu­sammen, um ihnen zu erklären, Deutschland (!) habe alle (!) Nationen angegriffen, England bedürfe baldigst ihrer Hilfe. Tem Vernehmen nach gedenken gleichzeitig die Senuffen die Westgrenze, die Türken die Ostgrenze Aegyptens anzugreifen.

Der Aufstand der Buren.

WTB. London, 13. Nov. (Nicht amtlich.) Nach amt­licher Mitteilung soll Botha Dewets Kommando nach forciertem Nachtmarfch 24 Meilen östlich von Winburg getroffen haben. Tie Buren hätten 250 Gefangene und Mn Lager verloren. ,.

Kundgebungen in Konstantinopel.

WTB. Konstantinopel, 13. Nov. (Nicht amtlich.) Eine Demonstration der Perser für den heiligen Krieg begann mit­tags in Stambul an dem von Kaiser Wilhelm zur Erinner­ung an seinen Besuch im Jahre 1898 gestifteten Pracht­brunnen vor der Moschee des Sultans Ahmed. Die Perser Konstantinopels sammelten sich vor dem mit persischen und osmanischen Flaggen geschmückten Brunnen, auf dem die Redner standen. Die Teilnahme der Bevölkerung war allge­mein. Viele Tausende bedeckten den großen Platz. Redner waren: Hodscha Jsmel Hoben, ein vor den Russen geflüch­teter Abgeordneter des Provinzialrates, dann der Direktor der hiesigen persischen Zeitung Haver. Sie forderten zum heiligen Kriege gemeinsam mit den Freunden und Verbün­deten des Islams, nämlich mit Deutschland und Oesterreich- Ungarn, auf, deren Waffentaten die Begeisterung der ganzen islamitischen Welt erregten. Nach mehreren anderen Reden zog ein riesiger Zug durch die flaggengeschmückten Straßen nach Pera und veranstaltete vor der österreichischen und deutschen Botschaft große Kundgebungen.

Mutmaßungen über unsere 42 Zentimeter- Geschütze.

GKG. TerNeuen Züricher Zeitung" wird ge­schrieben:

Die Verwendung schwerer Geschütze spielt im gegen­wärtigen Kriege eine große Rolle. Außerordentliches Aussehen erregen die 42 Zentimeter-Geschütze der deut­schen Armee, lieber die Dimensionen dieses Geschützes ist man nicht unterrichtet, und die kursierenden Angaben "verweisen eher auf eine große Kanone, statt auf einen Mörser. Die Firma Krupp offeriert in ihrem Katalog 1913 Kanonen großen Kalibers mit folgenden Angaben: Kaliber 40,64 Zentimeter, Seelenrohrlänge 20,320 Mil­limeter, ganze Rohrlänge 21,375 Millimeter, Gewicht des Rohres 104,100 Kilogramm, Geschoßgewicht 920 Kilogramm, Geschützladung 339 Kilogramm, Mündungs­dungsgeschwindigkeit des Geschosses 900 Sekundenmeter. Das Geschoß soll in der Nähe der Mündung einen Panzer von 1366 Millimeter durchschlagen. Nach den spärlichen Mitteilungen in den Fachschriften errechnet sich die größte Schußweite zu 47 Kilometer. Am Ende verbleibt noch eine Energie, die genügt, um einen Panzer von 450 Millimeter zu durchschlagen. Ter größte Flug beträgt 13,600 Meter. Für den Eisenbahntransport er­fordert das Rohr allein acht Achsen. Mörser sind Steil­feuergeschütze. Wenn wir eine verhältnismäßig große Rohr­länge und einen hohen mittleren Gasdruck einsetzen, so er­hält man für einen 42 Zentimeter-Mörser folgende Daten: Kaliber 42 Zentimeter, Seelenrohrlänge 5 Meter, Ge­schoßgewicht 800 Kilogramm, Mündungsgeschwindigkeit. 640 Sekundenmeter, Rohrgewicht 30000 Kilogramm,! größte Schußweite 14,5 Kilometer, entsprechende Flug-" höhe 4400 Meter. Tie Energie am Ende der Flug­bahn genügt für Panzer von 140 Millimeter Dicke."!

Bo« derEmden".

WTB. London, 13. Nov. Daily Chronicle meldet aus Kesling: Die »Emden* traf mit Volldampf am Montag 6 Uhr morgens ein. Sie führte keine Flagge und hatte den vierten Schornstein. Sie setzte zwei Boote aus, die drei Offiziere und 40 Mann mit 4 Maschinengewehren landeten. Diese zerstörten die Kabelstation und die dort befindlichen Instrumente. Darauf machten sie sich an das Durchschneiden

, des Kabels. DieEmden* gab 9 Uhr früh das Signal zur I Abfahrt, aber es war zu spät. Die Inselbewohner sahen bereits I ein anderesKriegsschiff auftauchen, das sofort auf eineEntfernung von 3300 m den ersten Schuß abgab. Als die Sydney näher kam, gelang es ihr, einen Schornstein u. einenMast der »Emden* weg­zuschießen. Beide Schiffe feuerten heftig u. entfernten sich schnell. Die Inselbewohner sahen und hörten darauf nichts mehr. Die Bemannung der Sydney erzählte am nächsten Morgen, daß sie ihre Schnelligkeit benutzte, um sich außerhalb des Be­reiches der Kanonen der Emden zu halten, bis diese auf den Strand gelaufen war. Das Gefecht dauerte 80 Minuten. Nur zwei Schüsse der Deutschen trafen und töteten vier Mann und verwundeten vierzehn. Beide Kreuzer versuchten vergeb­lich, einander zu torpedieren. Die abends gelandeten deut­schen Matrosen schifften sich auf einem alten Schooner ein, der einem Bewohner der Insel gehörte. Nachdem sie Kleider und Vorräte requiriert hatten, fuhren sie ab. Man hat von ihnen nichts wieder gesehen.

- Ml" Die letzte Tat der Emden.

GKG. Frankfurt, 13. Nov. Aus London meldet dieFrankfurter Zeitung", 13. November: Tie Emden hatte, als sie sich nach den Kokosinseln begab, den Plan,

MMZ

einige wichtige Kabel zn durchschneiden, was ihren Fall herbeiführte. Als das berühmte Kaperschiff ankam, sand­ten die Beamten der Kabelgesellschaft sofort nach allen Windrichtungen, wo Signale die britischen Schiffe er­reichen konnten, Depeschen, die dann unter Leitung der Admiralität einen Kreis bildeten, um den deutschen Kreuzer einzuschließen. Tie Landungsabteilung des Schiffes hatte noch den Erfolg, zwei Kabel durchzuschneiden, die aber bereits vorläufig repariert sind. Toch seinen Zweck konnte das Schiff nicht mehr erreichen. Ter Bericht, der dem Auftreten derEmden" ein Ende machte, und, der die anderen Schisse herbeirief, war bereits durch! die Drähte gelaufen. . j

Sonntags-Gedanken.

Erntedankfest.

Tiesmal feiern wir das Erntedankfest mit beson­deren Empfindungen es will mir scheinen: wir fühlen wieder einmal ähnlich wie unsere Voreltern fühl­ten, wenn sie die Ernte eines Jahres vor sich sahen: davon haben wir nun ein Jahr zu leben, bis wieder die Garbenwagen einfahren. In dem Vorrat der Scheu­nen liegt unser Schicksal für ein Jahr Uebersluß oder Mangel, Einschränkung oder Unternehmungslust, rote Wangen oder bleiche Gesichter der Kinder. Wir moderne Menschen haben dies unmittelbare Gefühl der Abhängigkeit von Saat und Ernte fast verloren. Wohl rechnet der Landwirt aus der Zahl seiner Garben manches heraus über die Gestaltung des Wirtschaftsjahres; aber an die Möglichkeit des Hungers nach Brot glaubt er kaum mehr ernstlich. Noch weniger die anderen Stände im Volke sie wissen oft kaum, wie die Ernte aus­gefallen ist es ist ihnen selbstverständlich, daß der Weltverkehr durch den Austausch der Ernte der ganzen Erde die Unterschiede so ziemlich ausgleicht, und man kann wohl manchmal die Ansicht hören, daß es viele Tinge gebe, die für unser leiblich Wohl und Wehe, für unser Sattsein oder Hungern ungleich wichtiger seien als der Ausfall der Ernte in unserem Lande. In diesem Jahre lernen wir wieder, daß es noch immer gilt wie vor Zeiten:Aller Augen warten auf dich!" Der Krieg hat unsere Grenzen gesperrt; wir sind aus unser deutsches Land angewiesen, und wenn der Ertrag unserer eigenen Scholle nichtausreicht, hereinholen können wir nichts!

Da kommt ganz von selbst der Dank für manches, was wir sonst nur zu gern übersehen: daß der Ertrag des Jahres so gut und reichlich ist, daß wir keinen Hunger fürchten müssen. Wie schrecklich, wenn uns nichts gewachsen wäre! Der Krieg wäre schon mehr als halb verloren. Weiter daß das Erntewetter so herrlich war. So konnte der Segen auch mit verminderten Ar­beitskräften trefflich eingebracht werden. Wie hemmend wär's gerade in diesem Jahre gewesen, wenn tvir mit so viel Unbeständigkeit der Witterung zu kämpfen ge­habt hätten, wie unser Klima sie nicht selten bringt! Die erste frische Zuversicht für den Krieg wäre rasch erstickt gewesen. Endlich daß der deutsche Boden über­haupt fähig ist, so viel Brot für ein wachsendes Volk zu erzeugen, daß Naturkraft und Menschenarbeit im Ver­ein das schassen kann, dies alles ist nicht selbstver­ständlich- Wir wollen daran neu das Dvuken ans vollem Herzen lernen! Gott hat uns die Sorge ums Brot abgenommen; das war ein großer Sieg, schon ehe der Kampf begann!

Landesnachrichten.

-llrenrltig, 15. November 1S14.

Die 60. württembergische Verlustliste

verzeichnet vom Stab der 53. Infanterie-Brigade Utm einen leicht verwundeten Offizier. Vom Brigade-Ersatz Bataillon Nr. 53 sind 43 Namen verzeichnet und zwar gefallen 6, schwer verwundet 15, verwundet bzw. leicht verwundet 20, verletzt 1. Vom Landwehr-Jnfanterie- Regiment Nr. 121 sind 15 Namen verzeichnet und zwar gefallen 2, schwer verwundet 3, leicht verwundet 2, ver­mißt 4, erkrankt 4. Vom Füsilier-Regiment Nr. 122 Heilbronn-Mergentheim, voni Infanterie-Regiment Nr. 125 Stuttgart, vom Infanterie-Regiment Nr. 180 Tü­bingen-Gmünd, vom Feldartillerie-Regiment Nr. 65 Lud­wigsburg, von der 1. Munitivns-Kolrmnenabteilung sind zusammen verzeichnet 26 Namen und zwar gefallen bzw. tätlich verunglückt 10, schwer verwundet 8, leicht ver­wundet 8.

Die Liste enthält unter den Berichtigungen folgende Namen: Musk. Friedrich Braun I aus Gültlingen, bisher vermißt, war verw., r. Bein, und dann wieder bei der Truppe und Res. Andreas Spat aus Wittendors, bisher verw., ist gestorben.

M Die preußische Verlustliste Nr. 69 verzeichnet u. a. folgende Württemberger: Pionier Fritz Klumpp aus Kloster­reichenbach, gefallen.

* Das Eiserne Kreuz erhielten Reservist Joh. Weihin, Gipser von Untertalheim, Unteroffizier d. Res. Wilh. Bosch, Hauptlehrer, von Freudenstadt; Hermann Klumpp, Sattler, Sohn des Fr. Klumpp, Schuhmachers in Dornstetten.

ss Nagold, 13. Nov. (Vom Rathaus.) Hier wurde be­schlossen, die Bürgerausschußwahl bis nach Beendigung des Krieges zu verschieben. Beschlossen wurde ferner den infolge des Krieges neu eingereihten Feuerwehrleuten die Feuerwehrabgabe für ein halbes Jahr zu erlassen.

(-) Kreüdenstadt, 13. Nov. (Hohes 'Alter.) Av diesen Tagen durfte Frau Pfarrer Barth Witwe in befriedigender Gesundheit ihren 94. Geburtstag feiern.' Ihr Gatte, Pfarrer Barth in Schwarzenberg, iK Mm! vor 58 Jahren gestorben., . . -

* Baiersbroun, 12. Nov. Am 4. November fiel in den Vogesen Gustav Disselbarth, früher Kaufmann hier, eine auch in der weiteren Umgebung wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit.

js Schramberg, 13. Nov. (Der erste Schnee.) Auf die Kälte der letzten Tage ist eine kleine Temperatursteigerung eingetreten, die gestern einen leichten Schneefall brachte. Auf den Höhen fielen die Flocken dichter und sind die Spitzen der Schwarzwatdberge mit Schnee bedeckt.

js Stuttgart, 13. Nov. Wie der »Staats-Anz.* mit­teilt, sind drei württembergische Eisenbahnbeamte, die bei der Betriebs- und Baukolonne in Belgien stehen, nämlich der Eisenbahnsekretär Ramsler, z Zt. Vorsteher der Station Tirle- mont, und die Eisenbahngehilfen Gayer und Jllenberger für ihr mutvolles Verhalten bei einem Angriff auf die Station Tirlemont mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. Dem Eisenbahnsekretär Ramsler ist es außerdem gelungen, 300 offene Güterwagen der belgischen Staatsbahn, die in einer Fabrik versteckt waren, zu ermitteln und als Kriegs­beute abzuliefern.

X Schorndorf, 13. Nov. (Eisenbahnerlos.) Gestern früh wurde ein beim Bahnbauinspektionsgebäude beschäftigter Rangierarbeiter, der dem Einfahrtsgleis zu nahe gekommen war, von dem Eilzug erfaßt und zu Boden geworfen. Er wurde ins Bezirkskrankenhaus verbracht, wo er bald darauf ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, gestorben ist. Er hinterläßt sieben Kinder.

js Gmüud, 13. Nov. (Eine Hochzeitsreise.) Ein Ver­wundeter, der in einem hiesigen Lazarett seiner Genesung entgegensieht, hat um 2 Tage Urlaub gebeten, um Hochzeit zu halten. Gestern ist er von seinerHochzeitsreise* wohl­behalten zurückgekehrt und wird in den nächsten Tagen wieder zu seinem Regiment zurückkehren.

* Wange« i. A., 6. Nov. (Das tapfere Dienstmädchen.) Von einem dem dienenden Stande angehörenden Mädchen vom Lande, das seinen Namen nicht nannte, wurden heute dem Bezirksvertreter vom Roten Kreuz, Regierungsrat Schüller für die Zwecke des Roten Kreuzes bare ein­tausend Mark übergeben. Trotz eindringlichen Zuspruchs über die Größe des Opfers, das sie bringe, ließ sich das Mädchen von seinem Vorhaben, die ganze ersparte Summe hinzugeben, nicht abbringen, erklärte vielmehr wiederholt, sie gebe es gerne für unsere Soldaten, um ihnen ihr Los zu erleichtern, sie sei das Sparen gewohnt und brauche für sich fast nichts, in einigen Jahren habe sie die Summe wieder hcreingespart. Welch seelische Größe zeigt dieses einfache Landmädchen.

BrrLktrsortUcher Redakteur: Ludwig Leu?.

Druck uod Berlsg Ser W. Rtekcr'iLen Buchdrucker«, Alt »ke g.