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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.

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Ausgabe in Altensteig. Stadt. Montag» den 28. September. ^ Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

1914.

Der Krieg.

Ein starker feindlicher Vorstoß. Die Sperrforts südlich Verdun ergaben sich.

Großes Hauptquartier, 26. Sept. (W.T.B.) Der Feind hat unter Ausnützung feiner Eisenbahnen einen weitausholenden Vorstoß gegen die äußerste, rechte Flanke des deutschen Heeres eingeleitet. Eine hierbei auf Bapaume vorgehende franz. Division wurde von schwacher«» deutschen Kräften znrückgeworfen; auch sonst ist der Vorstoß zum Stehen gebracht worden. In der Mitte der Schlachtfront kommen unsere Angriffe an einzelnen Stellen vorwärts.

Die angegriffenen Tperrforts südlich Verdun ha­ben sich ergeben. Unsere Artillerie steht nunmehr im Kampfe mit Kräften, die der Feind auf dem westlichen Maasufer in Stellung brachte.

Auf den übrigen Kriegsschauplätzen ist die Lage unver­ändert.

Die Lage unverändert.

Großes Hauptquartier, 27. Sept. (W.T.B.) Die Lage auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen ist heute unverändert.

Unsere Stellung.

Berlin, 27. Septbr. (W.T.B.) DieKreuzzeitung" schreibt: Jeder Tag hat unsere Stellung im Westen mehr und mehr verbessert. Selbst von gegnerischer Seite und zwar namentlich von englischer her ist dies an­erkannt worden und zwar hat man dabei sowohl auf die Stärke unserer Verschanzungen wie auf das überlegene Feuer unserer Artillerie hingewresen.

Berlin, 27. Sept. (W.T.B.) Zu der neuesten Meldung vom Kriegsschauplatz aus dem Großen Hauptquartier schreibt derBerliner Lokalanzeiger': Die hartnäckigen, fast ver­zweifelten Versuche der Franzosen, unseren rechten Flügel noch in letzter Stunde zu werfen, scheiterten trotz weiter Umgehung in der Richtung auf Bapaume an dem Wider­stand schwächerer Truppen. Daraus könnte man den Schluß ziehen, daß es der französischen Führung ernster mit diesem Vorstoß war als den französischen Truppen, die vielleicht das Nutzlose ihrer ständigen Angriffe einsahen. Im Zentrum sind unsererseits Fortschritte zu verzeichnen. Die wichtigste Meldung ist jedoch die, daß die südlich des genommenen Sperrforts angegriffenen Forts ihr Feuer einstellten. Damit ist die für uns so wünschenswerte Lücke in den Sperrfort­gürtel gegeben und wir befinden uns bereits in einem Artilleriekampf mit den westlich der Maas uns entgegen­gesandten Truppen.

London, 26. Sept. (W.T.B.) Manchester Guardian sagt: Die deutsche Stellung an der Aisne ist so stark, daß, wenn keine strategischen Ueberraschungen eintreffen, jeder An­griff zu einem Rückschlag führen muß und Erfolg nur haben kann, wenn der Gegner zur Erschöpfung gebracht ist. Die Deutschen brachten die Kunst der Feldbefestigungen auf eine Höhe, die bisher nicht erreicht war. Sie machten eine Stellung von gewöhnlicher natürlicher Stärke zu einer Festungslinie, die stärker und widerstandsfähiger ist, als eine erbaute Linie von Stahl.

Franlfurt, 27. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Die Frankfurter Zeitung meldet aus Stockholm: Londoner Meldungen geben zu, daß die gefürchteten 42-Zentimeter- Mörser vor Verdun in Stellung gebracht wurden und der Belagerungsring sich merkbar enger um die Festung ge­schlossen habe.

Die Tripleeuteute.

Wien, 26. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Das Fremden­blatt schreibt: In den Reihen der Tripleentente beginnt eine große Ernüchterung. Die üppige Phantasie, mit der man in London, Paris und Petersburg die öffentliche Meinung zu täuschen wußte, scheint zu erlahmen. Von den großartigen Leistungen, die die Mächte der Tripleentente an­kündigten ist kaum eine zur Wirklichkeit geworden.

Die andere Gefahr.

Paris, 26. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) DerMatin' schreibt unter der UeberschriftDie andere Gefahr': Jeder Deutsche trägt im Tornister ein Paar warme wollene Socken und warme Fausthandschuhe, nicht zu sprechen von Zeltbahn, Mantel und Wolldecke. Den Grund hierfür glauben wir in der Absicht zu sehen, die Franzosen ffchnell zu besiegen, um nach Rußland zu gehen. Bereits vorher sind zum Zwecke der Vermeidung von Zeitverlusten die Soldaten für den russischen Winter ausgerüstet worden. Jedenfalls sind, wenn der Winter kommt, die Deutschen gewappnet und wir? Ohne Zweifel beschäftig! sich unsere Leitung mit dieser Frage. Die Generalverwallung gibt dringende Arbeit für Beschäftigung- suchende aus, nämlich das Nähen von Westen und Unter­zeug. Arbeiter gibt es genug, aber das Material? Zeug, Wolle und Garn? Schon bei Ausbruch des Krieges war es sehr schwierig, genügend Leinen für Soldatenhemden und die Verwundetenpflege zu schaffen. Nicht einmal in den großen Pariser Magazinen war solches zu haben. Nur der Freigebigkeit einiger Geschäftshäuser war es zu danken, daß für das Dringendste gesorgt wurde. Jetzt kommt der Winter täglich näher. Warten wir nicht mehr mit der Beschaffung warmer Sachen. Vergessen wir nicht, was wir in den Tor­nistern der Deutschen sahen, Zeltbahnen und Wolldecken. Denken wir an die feuchte kalte Erde, die der Herd für Rheumatismus, Bronchitis und Dysenterie ist. Frankreich hat nicht einen solchen Vorrat an Menschen, daß es das Leben seiner Söhne ohne Sorge für sie und ohne für sich selbst aufs Spiel setzen kann. Seinen Söhnen geben, womit sie sich gegen Krankheit schützen können, heißt, dem Lande jede Woche ein. Armeekorps schaffen. Der französische Frauen­verband des Roten Kreuzes hat einen Aufruf erlassen, ihm Wolle, Leine und Stoffe zu schenken zum Zwecke der Schaf­fung von dringend notwendiger Verwundetenkleidung und warmen Sachen für die Soldaten. Wir brauchen in Paris 6000 bis 7000 Decken mehr für Verwundete. Schaffen wir sie! Denke niemand, daß es sich bei dieser Anregung um eine Kleinigkeit handle! Sehen wir uns vor, daß wir nicht zu den vom Feinde Verwundeten noch Kranke durch eigene Schuld bekommen.

Die englischen Offiziersverluste.

Berlin, 27. Sept. (W.T.B.) Der Mangel an Offi­zieren beginnt in England zu beunruhigen. Nach der Times' sind in einem Monat von über 3000 Offizieren 1100 gefallen.

Deutsche Flugzeuge über Antwerpen.

London, 27. Sept. (W. T. B.) Das Reutersche Bureau meldet aus Antwerpen vom 26 Sept. Ein deutsches Flugzeug flog heute über Düffel nach Antwerpen und warf zwei Bomben, die ins Wasser fielen. Am Nachmittag flog eine deutsche Taube über Antwerpen. Die Forts eröffneten ein heftiges Feuer und das Flugzeug war gezwungen, in große Höhe zu gehen, sodaß es die belgischen Stellungen nicht erkunden konnte.

Die englische Post aus Holland ausgedlieben.

Berlin, 27. Sept. (W.T.B.) Von der holländischen Grenze meldet dieKölnische Zeitung', daß die englische Post in Holland am 2b. d. M. vollständig ausgeblieben ist. Der holländische Dampfer hat keine Post mitbekommen, da sie in England angehalten wurde.

Die franz. Regierung und die Dum-Dum-Geschosse.

Bordeaux, 26 Sept. (W. T. B. Nicht amtlich.) Eine amtliche Note erklärt, daß die in Longwy gefundenen, vom Lokalanzeiger abgebildeten Patronen, ausschließlich für Scheibenschießübungen der Vereinigungen für militärische Vor­

bereitung bestimmt gewesen seien, wie schon aus der lieber' schriftCartouches de Stand' hervorgehe. Da diese Ver°° einigungen zumeist nur notdürftig ausgebaute Schießstände besäßen, so hätten ihnen an der Spitze ausgehöhlte Patronen zur Verfügung gestellt werden müssen, damit die Anfangs­geschwindigkeit gemindert und verhindert werde, daß das Geschoß am Ziel die allzudünne Sicherung durchschlage. Solche Patronen würden in der Armee nicht einmal zu Schieß­übungen verwandt. Man habe niemals daran gedacht, sie im Kriege zu verwenden, da sie die Ausnützung der ballist­ischen Eigenschaften des französischen Gewehrs unmöglich machen.

Notiz des W. T. B.: Es kann dahingestellt bleiben, ob diese Angaben richtig sind, denn, selbst, wenn sie zutreffen sollten, können sie die Vorwürfe, die mit Recht gegen die französische Armee erhoben worden sind, in keiner Weise entkräften. Die Frage, ob die Dum-Dum-Patronen unserer Feinde etwa ursprünglich für einen harmlosen Zweck bestimmt waren, kommt gar nicht in Betracht gegenüber der erwiesenen Tatsache, daß sie zu vielen Tausenden auf den Schlachtfeldern gefunden und im Kampfe gegen uns verwendet worden sind. An diese Tatsachen allein haben wir uns zu halten. Von ihr wird jedermann ausgehen müssen, der sich in unbefangener Weise e>n Urteil darüber bilden will, ob die Kriegführung, unserer Gegner den Geboten der Menschlichkeit entspricht.

Kundgebungen gegen Deutsche.

Amsterdam, 27. Sept. (W.T.B Nichtamtlich.)Handels­blad' meldet, daß nach der ZeitungStraits Budget' am 7. August Kundgebungen vor dem deutschen Konsulat in Saigon stattfanden. Die deutsche Flagge wurde herunter­geholt. Die Menge gab Revolverschüffe ab und riefTod der deutschen Nation!' Sie richtete jedoch an dem bereits verlassenen Gebäude keinen Schaden an und zog schließlich nach dem Deutschen Klub, wo in einer Viertelstunde alles kurz und klein geschlagen wurde. Darauf wurde das Maga­zin der Firma Speidel u. Co. geplündert und teilweise zer­stört. Die Polizei sei völlig überrascht gewesen und die Gen­darmen hätten die Menge nicht zurückhalten können. (An­merkung der Redaktion: Saigon ist die Hauptstadt der franz. Besitzung in Cochinchina.)

Zur Tätigkeit des KreuzersEmdeu".

Kopenhagen, 26. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.)National Tidende' meldet aus London: Die Taten des Kreuzers Emden' erwecken hier allgemeines Interesse. Man bewun­dert den mutigen schnellen Vorstoß des Schiffes, das die Eigenschaften desFliegenden Holländers' mit denen der Alabama' vereinige, des Schiffes, das während des ameri­kanischen Bürgerkrieges über 14 Monate lang der Schrecken der Handelsschiffahrt war. Gewiß fügte dieEmden* der Stadt und der Festung Madras nur geringen Schaden zu, aber die Energie, mit der der Kreuzer auf dem Kriegsschau­platz auftritt, macht das Schiff beim Volke populärer als die ganze deutsche Flotte, die hinter den Geschützen des Kieler Kanals gedeckt liegt.

London, 26. Sept. (W. T. B.) Die außerordentliche Anerkennung der Engländer für die Taten des Kreuzers Emden* kommt in folgenden Blätterstimmen zum Ausdruck: DieTimes* sagt: Der Mut des deutschen Kreuzers verdiene Anerkennung, weil Offiziere und Mannschaften sich selbstver­ständlich darüber klar sein müßten, daß der Kreuzer früher oder später aufgespürt und zusammengeschossen werden würde. Ein Entkommen sei einfach unmöglich.Daily Chronicle' schreibt:Emden* hatte eine erfolgreiche Fahrt. Die Besatzung bewies, daß sie aus tapferen Männern be­steht. Wir bewundern die bei der Fahrt gezeigte Sports­kühnheit, ebenso wie wir von Herzen wünschen, daß das Schiff bald gefangen wird. (Hoffentlich geht dieser Herzens­wunsch nicht in Erfüllung. D. Red.)

Der Dank anU S".

Als den Ausdruck der Dankbarkeit, die jeder Deutsche für die Bravcn desU 9" empfindet, hat der Bergwerksbe­sitzer Sauer, Berlin-Grunewald, dem Reichsmarineamt 6000 Mark zur Verfügung gestellt.

Der Flottenbund Deutscher Frauen sprach dem Führer von ,U 9* und der tapferen Mannschaft die herzlichsten Glückwünsche aus und überwies der Besatzung 1000 Mark als Zeichen tiefer Dankbarkeit deutscher Frauen und Mädchen.