Kriegsbeute von 40 000 Gefangenen, 400 Geschützen und vielem Kriegsgerät macht die Eroberung der Festung noch zu einem größeren Erfolg, der uns umso willkommener sein wird, wenn es sich bestätigen sollte, daß sich eine große Menge englischer Soldaten darunter befindet. Maubeuge war bekanntlich schon vor Kriegsausbruch als Stapelplatz für englischen Kriegsbedarf ausgerüstet worden. Es sollte uns allerdings nicht wundern, wenn sich die englischen Herren rechtzeitig aus dem Staube gemacht hätten.
Gent verhandelt.
Amsterdam, 8. Sept. Da die Deutschen zwischen Antwerpen und Gent vorrücken, hat der Bürgermeister von Gent Abgesandte zu Unterhandlungen an den deutschen Befehlshaber geschickt.
Die Einnahme von Reims.
Berlin, 8. Septbr. Wie deutsche Husaren in Reims eingerückt sind, wird von den Kriegsberichterstattern im Großen Hauptquartier im wesentlichen übereinstimmend wie folgt beschrieben: Da noch nicht bekannt war, ob die Angaben der Einwohner wahr seien, die lauten, die Besatzung habe Reims verlassen, beschloß Rittmeister v. Hubracht mit einer Patrouille festzustellen, ob das Fort Vitry le Reims frei vom Feinde sei. Der Kriegsberichterstatter des »Berl. Tagebl." schreibt: Aus die Frage, wer freiwillig mitreite, meldeten sich viele, aus denen der Rittmeister Oberleutnant v. Steinäcker, Leutnant Martini, Leutnant v. Waldow, Fähnrich Jeckel; Unteroffizier Dr. Arnhold, Trompeter Zwahlen und die Husaren Knappe, Krause, Buse, Reineld, Rohne und Stake auswählte. Auf einem einsamen 6 km langm Waldweg in großen Sicherheitsabständen galoppierte die Patrouille an das Fort heran und stellte fest, daß es vom Feinde frei war. Nun ritt die Patrouille weiter und erreichte um 9 Uhr abends die Stadtgrenze von Reims. Durch die mit Neugierigen gefüllten Straßen zog die Patrouille vor das Rathaus, gefolgt von einer großen Menschenmenge. Dort erklärte sie dem mit den Ratsherrn heraustretenden Bürgermeister, daß hiermit Reims in deutschem Besitz sei und daß er selbst als Geisel für die Sicherheit der deuscken Truppen hafte. Leutnant Martini wurde mit der Meldung des Erreichten an die Division zurückgesandt. Einige Bewaffnete verblieben die Nacht mit dem Bürgermeister im Sitzungssaal des Rathauses und hielten neben ihm abwechselnd Wacht. Am anderen Morgen ritt die Patrouille zurück, zog aber nachmittags an der Spitze der Brigade v. Suckow, die mit klingendem Spiel in die Stadt einrückte, wieder mit ein. Reims selbst ist un- zerstört, die Bevölkerung ruhig und entgegenkommend. — Auch der Berichterstatter der Köln. Ztg." stellt fest, daß die Beschießung nur einige wenige Häuser betroffen hat und daß die Kathedrale kaum sichtbar verletzt ist. Bei der Durchsuchung nach französischem Flugmaterial fand man in der Fabrik von Deperduffin in einem Schuppen verpackt 10 französische Doppeldecker und 30 Eindecker mit der französischen Trikolore und mit gefüllten Benzintanks. Augenscheinlich waren alle Flugzeuge bereit. In einem Nebenraum wurden 30—40 Gnom- und andere neue Motors gefunden, alles in gutem Zustand, dazu zahlreiche Ersatzteile. Der Wert der gefundenen Aeroplane beläuft sich auf 1 Mill. Mark.
Die Marschleistungen der deutschen Truppe«.
Berlin, 8. Sept. Der Kriegsberichterstatter der »Voss. Ztg.', der das Schlachtfeld von Verdun bereiste, rühmt die Marschleistungen bei unseren Armeen, die er beschreibt: Immer weiter geht es vorwärts an den Feind. Das ist der eine Gedanke, der alle beseelt, die Aktiven wie Reservisten, Landwehr wie Landsturm. Dieses Verlangen ist es auch, das uns die Möglichkeit gab, dem Feind stetig auf den Fersen zu bleiben. Nur aus diesem Geist heraus, der
Art läßt nicht von Art.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
»Unbedingt! Es ist ganz ausgeschlossen. Wir brauchen noch viel zu viel Zeit für das andere, als daß wir auf diese Art die Aufmerksamkeit der Umgebung erregen dürften. Selbst wenn von den Bewohnern dieser gesegneten Gegend nicht viel zu fürchten wäre, es wäre doch immerhin möglich, daß sich zufällig ein Schutzmann in der Nähe befindet. Und was dann passieren würde, brauche ich dir ja nicht erst auszumalen."
»Ja, ja, ich sehe ein, daß du recht Haft. Wie also sollte ich es deiner Meinung nach anfangen?"
Weigelt trat ein paar Schritte zur Seite, wo sich Hinter einem kleinen Verschlag« allere! altes Gerümpel zu befinden schien. Als er sich seinem Spießgesellen wieder zukehrte, hielt er einen kleinen, straffgefüllten und anscheinend sehr schweren Beutel in der Hand, an dem oben zur bequemeren Handhabung eine Lederschlinge befestigt war.
»Da — nimm den Sandsack! Das ist das sicherste. Du stellst ihn handgerecht hinter die Tür, ehe du hineingehst. Dann mußt du ihn unter einem Vorwände veranlassen, mit dir in den Keller hinabzugehen. Vielleicht, indem du ihm erzählst, daß sich das Mädchen da unten aufhatte. Und wenn er dann auf der Kellertreppe ein paar Stufen tiefer ist als du, schlägst du ihn mit dem Sandsack nieder. Du müßtest verzweifelt schlapp gewor- den fein, wenn nicht ein einziger Schlag mit dem Ding da die Sache ein für allemal in Ordnung brächte."
Der Graf wog das eigenartige Mordinstrument prüfend in der Hand. Dann nickte er mit finsterer Miene und stieg die Trepp« hinab.
Sobald er an der Biegung verschwunden war, steckte Weigelt seinen Kopf wieder zur Tür des »Krankenzimmers" herein und winkte der angeblichen Hausdame zu, zu ihm herauszukommen. Sobald sie der Aufforderung Folge geleistet hatte» schloß er ^vieder die Tür, aber ohne den
den Körper vollkommen beherrscht, sind Marschleistungen von 59—60 Klm. zu erklären, die wir häufig zu verzeichnen haben.
Das französische Heer erschöpft.
Rom 8. Sept. Eine Pariser Depesche des Carrier della Sera meldet, daß das französische Heer durch Gewaltmärsche, die zur Vermeidung einer Umgehung erforderlich waren, völlig erschöpft sei. Die an Märsche wenig gewöhnten Soldaten seien seit Wochenfrist von morgens 3 Uhr bis abends 9 auf den Beinen.
Der Kaperkrieg.
Berlin, 8. Sept. (W.T.B.) Aus London wird berichtet. daß das Prisengericht am Freitag eine Sitzung hielt, was seit 60 Jahren nicht vorgekommen ist. Es handelt sich, lt. Berliner Tagbla't, um das Los von 13 deutschen Handelsschiffen, die von englischen Kriegsschiffen gekapert worden sind. Das Urteil lautet: Die Schiffe und die Waren sind Eigentum des Feindes gewesen. Sie wurden nach Ausbruch des Krieges auf richtige Weise erbeutet und müssen bis auf weiteres zur Verfügung festgehalten werden.
Englische Kriegführung gegen Deutschland.
Einer, wie sie sagt, durchaus« glaubwürdigen Ari!- vatnachricht vom Kriegsschauplatz entnimmt die „Tgl. Rundschau" folgende, ein bezeichnendes Licht auf die englische Kriegführung werfende Mitteilung. ^Danach wurde nach der siegreichen Schlacht ge'gen die Engländer bei St. Quentin bei den Fanden sik Armeebefehl gefunden, in dem den Engländern empfohlen wurde, im Kampf mit den Deutschen bald die weiße Flagge zu zeig ein, um diese dadurch ans ihren Stellungen zu locken und beim Herankommen niederschießen zu können. „Und mit solchem Gelichter muß ich mich herumschlagen", sagte Friedrich der Große einst von den Russen; wir dehnen das Wort auch auf die Engländer'>«usi
Die englische Rekrutierung.
London, 8. Sept. (W.T.B.) Das Reuter-Büro meldet: Obwohl die Rekrutierung befriedigend fortschreitet, soll zur weiteren Förderung der Bewegung in der nächsten Woche eine große Versammlung in Birmingham gehalten werden, auf der Churchill und Chamberlain Ansprachen halten werden.
Englische Seeverluste.
Rotterdam, 8. Sept. (W.T.B.) Der .Rotterdamsche Courant" melvet aus Terneuzen; Das englische Scoutschiff »Pathfinder" ist auf dem Trine bei New-Castle aus eine Mine gestoßen und gesunken. Der Verlust an Menschenleben dürste groß sein.
London, 8. Sept. (W.T.B.) Die Verluste des Kreuzers »Pathfinder", dessen Untergang infolge Ansstoßens auf eine Mine gemeldet wurde, betragen 4 Tode, 13 Verwundete und 343 Vermißte.
Der »Pathfinder" ist ein 1904 in Dienst gestellter geschützter Kreuzer von 113 Meter Länge und 3000 Tonnen Wasserverdrängung. Er war mit 9 10,2 ow-Geichützen bestückt und hatte 270 Mann Bemannung. Es ist ein Verlust auf englischer Seite, der dem eines unserer sog. kleinen Kreuzer vom Typ der »Mainz" oder »Ariadne" gleichzustellen ist.
Die Besetzung Samoas.
Berlin, 8. Aug. (W.T.B.) Nach nunmehr eingetroffenen zuverlässigen Meldungen wurde Samoa am 29. Aug. von den Engländern ohne Kamps beseht.
Schlüssel umzuvreyen. Da vas Gemach nur oiesen einzigen Ausgang hatte, fürchtete er offenbar nicht, daß die junge Gefangene, die jetzt allein darin zurückblieb, einen Fluchtversuch machen könnte, den man nicht mit leichter Mühe zu vereiteln vermöchte.
»Die Dinge stehen gut für uns," raunte er dem Mädchen zu. »Wenn alles so verläuft, wie ich's voraus- sehe, werden wir nicht nötig haben, uns die Hände zu beschmutzen, und werden doch zu dem Unsrigen gelangen."
»Wieso?" fragte sie, während ihre funkelnden Katzenaugen sich forschend auf das Gesicht des angeblichen Dieners richteten. »Was hat sich denn Neues zugetragen ?"
Er unterrichtete sie mit einigen raschen Worten über die Anwesenheit Odemars und über den Inhalt des Gesprächs, das er soeben mit dem Grafen geführt hatte. Sie aber schüttelte unzufrieden den Kopf.
„Ich verstehe nicht, was uns da» nutzen soll. — Wenn er ihn umbringt, bleibt doch für uns alles dasselbe,- ja, die Sache wird dadurch nur noch unangenehmer und verwickelter."
»Ja, wenn er ihn umbringt. Aber dieser Odemar ist» wie mir scheint, keiner von denen, die sich so mir nicht» dir nicht» umbringen kaffen. Jedenfalls wird es zu einem Kampf zwischen den beiden kommen, und wenn es dem Romanschreiber dabei auch schließlich nicht gut ergehe» mag, so wird doch vermuttichauch unser lieber Rolf seinen vollgemeffenen Anteil erhalten. Ich wette, wir sehe» ihn hier oben niemals wieder."
Di« »Hausdame" sah nicht aus, als ob sie dies« Zuversicht teilte. Aber sie beschränkte sich aus ein zweifeln- des Achselzucken und deutete dann mit dem Daumen «ach rückwärts über ihre Schulter.
»Und die da drin»«»? Was wird mit der?"
»Das wird ganz und gar davon abhängen, wie di», beschichte da »nten ausgeht. Wen» wir von de» beide« «ichts mehr zu fürchten habe«, brauchen wir uns nicht an de« Mädchen zu vergreise». Wir schließen sie da»» einfach i» da» Zimm er rtt^ »ud da kan« sie sehr lang» schreie», di« ettwr sie höht. Jedenfalls la»g» genng, «,
Rom, 7. Sept. Der hiesige englische Botschafter gibt den Zeitungen einen Bericht über die Taten der englischen Korps in Frankreich, der in Deutschland große Heiterkeit erregen wird. Es heißt da nämlich, der englische Soldat sei dem deutschen weit überlegen. Die Stoßkraft der deutschen Infanterie sei ärmlich, während der feurige Mut der englischen Bataillone jede deutsche Kolonne vernichtet habe. Die englische Kavallerie habe endgültig ihre Ueberlegenheit bewiesen; die deutschen Patrouillen flöhen einfach vor ihr. Die deutschen Truppen seien keinen Schuß englischen Pulvers wert. Der bisherige Verlauf des Feldzuges habe der englischen Armee Gelegenheit gegeben, ihren Ruhm bedeutend zu vermehren. In diese Tiraden schüchtern eingestreut finden sich dann die Bekenntnisse des fortgesetzten Rückzuges und die Angabe der bisherigen Verluste mit fünfzehntausend Mann.
Amsterdam, 8. Sept. Die „Daily News" gibt die englischen Verluste zu Lande nunmehr mit fünfzehntausend Mann an, die aber durch neunzehntausend Mann neuer Truppen ersetzt worden seien.
Japan und der europäische Krieg.
Rotterdam, 8. Sept. Wie der hier eingetroffenen Londoner Times zu entnehmen ist, hat Japan erklärt, es werde nicht am Krieg in Europa teilnehmen, sondern wolle sich nur die Vorherrschaft in der Südsee sichern und Kiautschou nehmen.
Die Franzosen kapern Holländer.
Amsterdam, 8. Sept. Das „Allgpmeen Handelsblad" erhält aus drahtlosem Wege die Meldung, daß die Franzosen das holländische Schiff „Nieuw Amsterdam" nach Brest brachten und, abgesehen von der Wegnahme der Nahrungsmittelladung, acht-' hundert Den ts che an^Bordgje s.a.n.g.e.n.., nahmen. '
Bom westliche« Kriegsschauplatz.
Kol«, 8. Sept. (G.K.G.) Der Kriegsberichterstatter der »Köln. Ztg." unternahm eine 16 ständige Fahrt nach eiuzel- nen französischen Schlachtfeldern. Bei Montmedy sind französische Gefangene mit Wiederaufräumung eines Bahntunnels beschäftig:; deutsche Eisenbahntruppen bauen eine Umgehungsbahn. Deutsche Züge laufen bis Montmedy. Bewunderung erregten überall die fortschreitenden Brückenbauten der deutschen Pioniere.
Die Besetzung Radows.
Berlin, 8. Sept. Die ,B. Z. a. M." meldet aus Wien: Nachrichten aus Krakau besagen: Die russischen Truppen verließen am 26. August Radow. Am 27. Aug. morgens kehrten sie in Stärke von 2000 Mann zurück. Als am Abend sich die Nachricht verbreitete, daß deutsche Truppen herannahten, entstand unter den Russen eine fürchterliche Panik und sie verließen in großer Hast und Unordnung die Stadt. Die russische Infanterie hielt sechs Werft hinter Radow und überschüttete russische Kavallerie, die sie für Feinde hielt, mit einem Hagel von Geschossen, wobei es viele Tote und Verwundete gab. Am 39. August besetzten die Deutschen Radow.
Ei« Sieg über die Serben.
Wie«, 7. Septbr. (W.T.B.) Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet: Das Armeeoberkommando erließ am 7. September folgenden Befehl: Es gereicht mir zur besonderen Freude, bekanntgeben zu können, daß ungefähr 4000 Mann serbischer Truppen bei dem
uns «inen hinreichenden Vorsprung zu kichern. Ich mutz gcüehen, daß ich mich nur sehr schwer entschließen künu-e, ihr ein Leid anzutun. Sie ist nicht bloß ein hübsches, sondern auch ein gutes Mädchen, und es ist schade genug, daß sie i» diese Geschichte hineingezogen werden mußte. Ich werde herzt-ch ft sh sein, wenn wir keine Hand gegen sie zu erheb»» brauchen."
Die Oberlippe des Weide» kräuielte sich verächtlich.
„Wie es scheint, hast du dich in fi« oervedt, während du sie da unten bedientest. Nun, meinetwegen — ich bin nicht eifersüchtig. Und was geschehen muß, wird darum doch geschehen. Dafür werde ich schon sorgen. Wie aber, wenn dein Vertrauen in di« Stärke dieses Doktor Odemar dich dennoch täuscht? Rolf mag in der letzten Zeit durch sein Trinken ein bißchen heruntergekommen s-m. Ein verteufelt starker Bursche aber ist er darum doch »och immer. Und ich glaube nicht, daß seine Nerven im ent- scheidenden Augenblick versagen werden. Er hat bisher noch immer bewiesen, daß er, wenn es darauf ankommt, feinen Mann zu stehen weiß."
Weigelt zog die Augenbrauen zusammen.
„In diesem Fall werde ich natürlich zu tun haben, was dem anderen nicht gelungen ist. Darüber brauche» wir doch nicht erst weiter zu reden."
„Still!" raunte ihm das Mädchen zu. „Ichhortt unten eine Tür gehen. Der entscheidende Augenblick ist gekommen."
Sie lehnten sich über da» Treppengeländer, um besser lauschen zu können. Denn es war nur ihr Gehör, das ihnen eine Kunde vermitteln konnte von dem, was da unten geschah, da die Biegungen der Treppe einen Ausblick verhinderten. Die Vermutung der Hausdame aber war ohne Zweifel zutreffend gewesen, denn sie hörten erst die gedämpften Stimmen und dann auch die Schrttt« zweier Männer, die über den Flur de« Erdgeschosse» fügen und dann offenbar die Kellertreppe hinabsttegea- in paar Sekunden lang blieb es ganz still, dann wurde ein Geräusch hörbar wie von einem dumpfen Schlage und unmittelbar darauf ein Poltern, wie wenn ein schwerer Körper zu Boden gestürzt wäre. Ein Schrei oder der Tumult eines Handgemenge» waren nicht vernehmlich geworden, und als eine oder zwei Minute» in tiefer Sülle verstrichen waren, sagte Weigelt: