^Ee«r»»aet >»77.

sernrprecder ii.

Srftlgrpkrir

Zierteljährlich durch die Post: i« Ortsverkehr «ad Nachbarorts- «rkehr Mk. 1.40, außerhalb M. 1^0 rtuschlteßlich der Postgebühren. Die Mrqekmmmerdes Plattes kostet« Pf. Erscheinungsweise täglich, mit Aus­nahme der Sonn- und Festtage. ::

Msiigenpreir,

Die Ispaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfennig. Die Reklamezeile oder deren Raum 30 Pfennig. :: Bei Wiederholungen unveränderter An­zeigen entsprechen­der-Rabatt. Bei gerichtlicher Ein­treibung und Kon­kursen ist der Rabatt hinfällig.

Ueaalrtloau. ver­tu» i, llltearteig.

Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.

relegramm-llilr^

ranaeablatt.

Rk. 210

Ausgabe i« Alteusteig . Stadt. Mittwoch» den s. September. ^ Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.

1S14.

Der Krieg.

Gegen den Feind und die Lüge.

In denselben Septembertagen, in denen sich vor vierundvierzig Jahren das Geschick des französi­schen zweiten Kaiserreiches erfüllte, steht die Vorhut der deutschen Heere vor Paris.Die Kavallerie der Armee des Generalobersten von Kluck streift bis Pa­ris," verkündet kurz und vielsagend' der Bericht des Generalquartiermeisters in demselben Augen­blick, in dem in dre-iter Geschwätzigkeit und phra­senhafter Unwahrhaftigleit der Präsident und die Re­gierung der französischen Republik der Bevölkerung von Paris und Frankreich ihre Flucht in denäußersteni Südwesten des Landes Mitteilen. Der Gegensatz ist von gewaltiger M ucht, und auch das von derr Re­vanchepartei betrogene und belogene Frankreich wird ihn spüren, wiewohl es hie schreckliche Wirklichkeit nur durch einen Schleier sieht.

Viel rascher als in dem letzten großen Kriege haben dieswal die Ereignisse ihren Laus genommen. Nicht viel mehr als Ein Monat ist seit k>em< Be­ginn des Krieges vergangen, und schon wird Paris, die Hauptstadt des Landes, die sich so gerne,al-A hie geistige Hauptstadt der Welt bezeichnen hört, von den deutschen Heeren ernstlich bedroht, wenn auch im Südosten noch starke Teile des französischen Hee­res sich gegen den deutschen Ansturm zu wehren suchen. Mit Frankreichs Heer sind die Belgier, deren Neutralität in Wirklichkeit nur eine schlecht gewählte Maske ihrer Feindschaft gegen Deutschland war. und die über ßlen Kanal nicht zur Verteidigung Frank­reichs, sondern des britischen Profits entsandten eng­lischen Streiikgäfte über denHaufn geworfen worden. Rußland aber, demzuliebe Frankreich seine Milliar­den geopfert hat und jetzt seine tapferen Söhne ver­bluten läßt und von dem seine rachelüsternen Kriegs­hetzer die Verwirklichung ihrer Träume erwateten, da sie dem alternden Frankreich selbst nicht die Kraft dazu zutrauten, erweist sich Heineswegs als die furcht­bare Macht,d eren Heere, wie der französische Auf­ruf in lächerlichem Widerspruch szu den Tatsachen sagt angeblichden vernichtenden tNdoß ins Herz des Deutschen Reiches" führen sollen. Wenn Frankreich die Wahrheit erführe, so wüßte es heute, daßHieser Bundesgenosse in drei furchtbaren Schlachten im Norden und im Süden vernichtend geschlagen ist, daß er ungeheure Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen gehabt hat, daß seine Heere zu einem erheblichen Teil vernichtet sind und daß die Zeit nahe bevorsteht, wo umgekehrt derStoß ins Herz" des russischen Reiches begannen wird. Diese letzte Enttäuschung ist für Frankreich wohl die furchtbarste. Denn das Bündnis mit Rußland ist der Knoten, in den Frankreichs Geschick hineingeschlungen ist.

Ohne das widernatürliche Bündnis zwischen dem freiheitslüsternen französischen Bolle und dem blutbe­sudelten Zarismus wäre dieser Krieg nicht über Deutschland, nicht über Frankreich, auch nicht über Rußland und erst recht nicht über'Are übrig? Welt gekommen. Erst dieses Bündnis hat der heim­tückischen und verruchten Clique, die an der Newa zum Kriege getrieben hat, den Mut zu ihrckn lver-, brecherischen Intrigen auf dem Balkan und gegen Oesterreich gegeben. Dieses Bündnis ist es auch ge­wesen, auf das Rußland gebaut hat, als es »mit brutalen Drohungen und durch die Bereitstellung seiner Heere Deutschland zwang, datz Schwert Zur Abwehr zu ziehen. Heute sehen wir aus vielen klei­nen und großen Anzeichen, vor allem aus dem/ Maß der russischen Rüstungen selbst, daß Rußland schon zu einer Zeit zum Kriege entschlossen gewesen ist, als im übrigen Europa, vielleicht mit Ausnahme des französischen Präsidenten und seiner Vertrauten, noch kein Mensch an einen Krieg gedacht hat..'Frank­reich ,d. i. das' französische Volk, hat an dem Schicksal der serbischen Intrigen- und Meuchelmordpolitiker gar kein Interesse. Aber durch das Bündnis, das

Rußland zum Gebieter über Frankreichs Bajonette wie über seine Börse gemacht hat, ist Frankreich genötigt, die Schläge auf sich zu nehmen, djie der zarische Despotismus verschuldet hat. Ein Wort der leitenden Männer Frankreichs und Englands, daß man keine Lust habe, sich für den pauslawistischen, Größenwahn und seine giftmischerischen Methoden in einen gefährlichen Krieg zu stürzen, hätte Ruß­land gezwungen, friedlich zu bleiben. Aber dieses Wort ist weder von Herrn T^oincare noch von Skr Edward Grey gesprochen worden, weil'man es nicht sprechen wollte. Und man wollte es nicht sprechen, weil man glaubte Deutschland und Oesterreich müß­ten unter der Wucht des dreifachen Angriffs zusam­menbrechen. Sie haben sich getäuscht und kommen nun mit Anklagen gegen Deutschland. Sie müssen jetzt die Folgen auf sich nehmen, und auch die beiden Böller, die sich von ihren Staatsmännern haben betrügen lassen, können die Verantwortung nicht von s ich abwälzen.

Die Siege der deutschen Krieger haben vor aller Welt wenigstens das Lügengewebe zerrissen, mit dem man von London und Paris' aus die Stimmung kn den neutralen Ländern zu beeinflussen suchte, indem man uns schon für überwunden erklärte. Eine Zeit­lang ist ihnen das gelungen, und auch jetzt, noch hat Deutschland gegen viel Mißtrauen und Uebel- wollen auch außerhalb der unmittelbar feindlichen Länder zu kämpfen. Es mögen, wie sich aus vielen Anzeichen schließen läßt, manche unlauteren Mittel bei der Beeinflussung der Stimmungen beteiligt sein. Zum Teil liegt es wohl auch daran, daß das amt­liche Deutschland sich ausgezeichnet cutf die Nieder­werfung feindlicher Heere, aber wenig auf die Ein­schätzung und Behandlung der öffentlichen Meinung in Deutschland und noch weniger im Auslande ver­steht. Es ist kein Zweifel, daß die Machtet der En­tente, da die Olympier es mit Deutschland halten, den Acheron für sich in Bewegnung zu setzen suchen. Sie drücken, teilweise mit den schmutzigsten Mitteln einer wahrhaften Desperadopolitik, auf diese oder jene Neutralen. Bisher hatten sie wenig Erfolg. Sie haben sich mehrere Körbe geholt; aber es steht für Deutschland nicht so, daß wir nicht alle Sorgfalt anwenden müßten, um die Neutralen, die teilweise unsere Freunde sind, von der Gerechtigkeit und Güte der deutschen Sache zu überzeugen. Diese ist so gut, daß es gelingen muß, das auch trotz unserer Feinde zu erweisen. Die Argumente, die unsere Heere Vor­bringen, sind vorzüglich. Aber wir dürfen uns nicht ausschließlich auf sie verlassen, und es ist ebenso, notwendig, die Verleumdungs- und Erpresserstra­tegie unserer Feinde mit Energie und Klugheit zu bekämpfen, wie es uns mit Erfolg gelängen ist, s die feindlichen Heere und Festungen zu zerschmettern.

Kaiser Wilhelm an den Präsidenten Wilson.

Berlin, 8. Sept. (WTB. Nichtamtlich.) Dße Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht > nachstehendes Telegramm, das der Kaiser an den Präsidenten Wilson gerichtet hat:

Ich betrachte es als meine Pflicht, Herr Präsi­dent, Sie als den hervorragendsten Vertreter der Grundsätze d er Menschlichkeit zu benachrichtigen, daß bei der Einnahme der Festung Longwy meine Truppen dort Tausende von Dum-D um-Ge«- schfossen entdeckt haben, die durch eine besondere Regierungswerkstätte hergestellt waren; ebensolche Geschosse wurden bei verwundeten Soldaten und Ge­fangenen, auch bei britischen Truppen, gefunden. Es ist bekannt, daß solche Geschosse grausame Verletzun­gen verursachen und daß ihre Anwendung durch die anerkannten Grundsätze des internationalen Rechts

streng verboten ist. Ich richte daher an Siesejinen flammendenPrptest gegen diese Art der Krieg­führung, welche dank den Methoden unserer Gegner eine der barbarischsten geworden ist, die man in der Geschichte kennt. Nicht nur haben dieselben diese grausamen Waffen angewendet, sondern dieRegierung hat die Teilnahme der belgischen Zivil­bevölkerung an dem Kämpfe auch offen ge­duldet und seit langem sorgfältig vorbereitDft. Die von Frauen und Kindern und Geistlichen in diesem Guerillakrieg begangenen G r ausa m ke iten, auch an verwundeten Soldaten, Aerztepersonal und Pflegerinnen (Aerzte wurden getötet, Lazarette durch Gewehrfeuer angegriffen) waren derartig, daß meine Generale sämtlich gezwungen waren, die ärgsten Mittel zu ergreifen, um die Schuldigen zu bestrafen und die blutdürstige Bevölkerung vion der Fortse­tzung ihrer fürchterlichen Mord- und Schandtaten abzuschrecken. Manches berühmte Bauwerk und selbst die alte Stadt Löwen mit Ausnahme des.schö­nen Stadthauses mußte in gerechter Selbstverteidi­gung und zum Schutze meiner Truppen zerstört wer­den. (Inzwischen hat sich bekanntlich herausgestellt daß zum Glück nur ein kleinerer Teil von Löwen zerstört worden ist, D. Red.) Mein Herz blutet, da solche Maßregeln unvermeidlich geworden sind und wenn ich an die zahllosen unschuldigen Leute denke, die ihr Leben und Eigentum verloren haben infolge des barbarischen Betragens' jener Verbrecher!

/ Gez. Wilhelm I.' R."

Der Fall von Maubeuge.

Mit der Festung Maubeuge ist im Nordwesten Frank­reichs das letzte Glied der beiden Befestigungsgürtel, die um Paris gelegt sind, in den Besitz der deutschen Truppen ge­kommen. Hätten unsere Divisionen auf dem rechten Flügel bei ihrem unvermutet raschen Einfall über die nordfranzösische Grenze nicht Maubeuge wie auch die übrigen Festungen und Forts, die nach Kampf erobert worden sind sofort eingeschlossen, dann wären dort auf dem westlichen Kriegsschauplätze die ersten Schüsse unserer Be­lagerungsgeschütze erst gegen die Vorwerke von Paris ge­fallen. Denn wo es irgend möglich war, haben die Fran­zosen in jenem Gebiet ihre Sperrforts und Festungslager in höchster Eile verlass en, selbst diejenigen, von deren Wert sie vorher die rubmvollsten Dinge erzählt haben Manche dieser Befestigungswerke scheinen allerdings nicht ganz auf der angepriesenen Höhe gestanden zu sein. Vollends ist das Bestreben der französischen Armeeleitung, ihre Heeresmassen möglichst weitab von der deutschen Front nochmals zu sammeln zu einer letzten großen Entscheidung, falls sich Paris nicht halten kann ein verständlicher Grund für den Rückzug des französischen Westheeres. Aber das alles erklärt doch nicht die Kopflosigkeit, mit der man diese Rück­wärtsbewegung anscheinend zu einer wahren Flucht hat ausarten lassen, ohne überhaupt einen Versuch zu machen, wenigstens für ein paar Tage dem deutschen Ansturm die französischen Festungskanonen entgegeuzusetzen. Der gewaltige deutsche Anprall muß auf die Franzosen ganz vernichtend gewirkt haben und das Vertrauen zu Panzertürmen und Betonbauten scheint durch das riesige Kaliber unserer Mörser ernstlich erschüttert zu sein. Immerhin wird man gut daran tun, den Rückzug der Franzosen nicht in seiner Bedeutung zu unterschätzen, wenn er sich auch in sehr eigenartigen Formen vollzieht.

Die Festung Maubeuge hat sich anscheinend wacker ge­halten. Schon am 27. August ist amtlich gemeldet worden, der Angriff auf Maubeuge sei von der Armee des General­obersten v. Bülow eingeleitet worden. Seitdem wurden die vorgelagerten Forts beschossen. Die Befestigungsanlagen waren vollkommen modern ausgebaut und galten als durch­aus erstklassig. Der Fortgürtel von Maubeuge bestand aus neun Forts mit zalreichen Zwischenwerken. Die Festung beherrscht eine wichtige Durchgangsverbindung von Belgien nach Paris und ihr Besitz ist für unsere rückwärtigen Ver­bindungen von großem Wert. Die außerordentlich reiche