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:r»rttgarr, io. Zulr. Ter nächste Tonntag m der Ausstellung für Gesundheitspflege verspricht einen recht regen Besuch. Bekanntlich steht dieser Sonn­tag unter dem Zeichen des Schwenninger Tags' Es trifft aus Schwenningen ein Sonderzug ein, und der Schwenninger Musikverein unter persönlicher Leitung Von Musikdirektor Berthold wird an diesen: Tage große Extrakonzerte ausführen. Außerdem wird von Osterburken aus ein öffentlicher Sonderzug veran­staltet, der der Ausstellung auch viele Besucher zu­führen wird. Zu diese:,, öffentlichen Sonderzügen kommen noch zwei private Sonderzüge und zwar von Pforzheim, veranstaltet vom dortigen Naturheilverein und ein Sonderzug von Backnang, der die Arbeiter­schaft der Spinnerei Adolfs in einer Mindeststiirke von 300 Personen zur Ausstellung führt. Außerdem besuchen die Ausstellung an diesem Sonntag ge­schloffen die Arbeiterschaft der Kunstlederfabrik Netter L Essig in Göppingen, der Obst- und Garten­bauverein Marbach a. N. und die Freiwillige Sani­tätskolonne Balingen.

(-) Stuttgart, 16. Juli. (Mit 12 000 Mk .ver­schwunden.) Seit gestern nachmittag ist der Kasfendiener Konrad Wohlleben, geboren am 2. Januar 1878 in Nürn­berg, der bisher in Botnang wohnte und bei einer hie­sigen Firma in Stellung war, mit 12 OM Mk. barem Geld abgängig. Es fehlt jede Spur von ihm. Sach­dienliche Mitteilungen werden an die städtische Polizei­direktion erbeten. Wohlleben wird beschrieben: etwa 1,75 m groß, schlank, schmales Gesicht, blasses Aus­sehen, kurzgeschnittenes meliertes Kopfhaar mit Stirn- und Wirbelglatze, englisch gestutzter melierter Schnurr­bart.

(-) Cannstatt, 16. Juli. (Römische Funde.) Ter israelitische Friedhof lieferte bei seiner Anlegung wie die ganze Umgebung eine Anzahl römischer Funde. Bei seiner Erweiterung im Sommer 1893 wurde auf ihm ein 12 m tiefer Brunnen und ein Wohnhauskeller bloß­gelegt, der im Lichten 3,8 m lang und 2,25 m breit war. Tie Mauern waren teilweise noch über 2 m hoch er­halten. In diesen befanden sich ein Lichtschacht und drei Nischen, von denen die eine die Mauer durchbrach. Tie Ausräumung des Brunnens förderte eine Anzahl Alter­tümer zutage. Bei der zur Zeit erfolgenden nochmaligen Erweiterung wurden weitere römische Funde gemacht; man fand eine gut erhaltene Münze und verschiedene Ton­scherben römischen Ursprungs. Wie bekannt, sind auf dem in der Nähe befindlichen Staigfriedhof schon viele römische Funde gemacht worden.

(--'Sofeu a. N., 16. Juli. (Explodierende Lampe.) Ein 12jähriger Knabe wollte gestern abend in eine bren­nende Lampe Benzin nachgießen. Tie Lampe explodierte sofort, wodurch der Knabe an der Brust so schwere Brand­wunden erlitt, daß, er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.

(-) Gaisburg, 16. Juli. (Ein Schwabenstreich.) In gemütlicher Gesellschaft saßen am Montag abend mehrere Handwerksmeister im Gasthaus zumBären" und kamen auf den von einem biederen Schmiedmeister konstruierten Truhenwagen zu sprechen, der unten auf der Straße stapd. Ein Wort gab das andere und auf einmal sagte der Schmiedmeister:Wenn Ihr den Truhenwagen in die Wirtsstube herauftraget (sie be­findet sich im 1. Stock), so gehört er Euch und ich be­zahle noch io und soviel Flaschen Wein". Gesagt, ge­tan! Allerdings, so rasch ging es nicht, aber es ging. In anderthalb Stunden stand der nagelneue Truhen- wagen oben in der Wirtschaft. Trotz später Abendstunde hatten die fleißigen Handwerksmeister viele Zuschauer, und ein allaemeines Lallob erschallte, als die Arbeit

vollbracht war. Daß sich hieran noch eine recht feucht­fröhliche Sitzung anschloß, läßt sich denken. Tie Un­kosten sollen aus dem Wagenverkaufserlös gedeckt und der Rest dem Schmiedmeister eingehändigt werden. An­dern Tags wurde der Wagen um 140 Mk. von einem hiesigen Fuhrwerksbesitzer gekauft. Wenn die Zeche nicht zu groß geworden ist, könnte der erfinderische Schmied­meister noch mit einem blauen Auge davongekommen sein.

(-) Plieningen, 16. Juli. (Unwetter.) Ein gestern mittag VZ4 Uhr niedergegangenes Gewitter mit wolken­bruchartigem Regen hat einen Teil unserer Markung zwischen dem Nköhringer Wald und der Staatsstraße PlieningenStuttgart stark verhagelt. Insbesondere wurden die Brachgewächse (Bohnen, Aagersen usw.) stark zerschlagen und zum Teil fortgeschwemmt. Auch das Hobenheimer Feld wurde verhagelt.

(Z Stötten OA. Geislingen, l6. Juli. (Tclefunken- übung.) Eine große militärische Aufklärungsübung brachte unter Bedeckung einer Schwadron Ulanen und einer Rad­fahrerabteilung eine Telefunkenabteilung hierher. Sie ging unmittelbar hinter dem Ort auf halber Höhe des Bergs in Stellung. Es wurde zunächst gewartet, bis das eben ausbrechende Gewitter vorbei war, dann aber ging das Ausrichten der Masten, das Ausspannen der Antennen usw. mit großer Schnelligkeit vor sich. Der Motor wurde in Tätigkeit gesetzt und nun begann alsbald ein lebhafter Nachrichtenaustausch mit der rückwärts bei Göppingen errichteten größeren Station. Als gegen Abend die Lust verhältnismäßig günstiger wurde, konnten auch Nachrichten von weiterher von Äöln, Paris, sogar von Königsberg ausgenommen werden. Gegen 10 Uhr wurde die Station abgeschlagen und nach Weckerstell zu- rückgewommen. Tie Bedeckungsmanmchast bezog in und bei Stötten Bereitschaftsstellung.

(-) Schornbach, 16. Juli. (Zwei weitere Opfer des Blitzes.) Bei dem gestern nachmittag gegen 5 Uhr über unsere Gegend ausgebrochenen Gewitter wurde die in Schorndorf wohnhafte Brauereiarbeiters-Ehefrau Marie Gogel, die sich eben, auf ihrem an der Straße nach Streich gelegenen Baumstück in Schornbach befand, vom Blitze erschlagen und ihr Hund gleichfalls getötet. Tie beiden hatten unter einem, naheaelegenen Birnbaum Schutz ge­sucht, trotzdem ein bergendes Haus nur Ackerlänge von ihnen entfernt gewesen wäre. Tie Leiche wurde in der Nacht noch nach Schorndorf gebracht.

(-) Murrhardt, 10 . Juli. (Ter Vater ersticht seinen Sohn.) In Sviegelberg haben der 72 Jahre alte Maurer Christian Rau und sein 36 Jahre alter Sohn, der Schnei­der ist und sich, da er an Schwindsucht leidet, seit einiger Zeit zu Hause befindet, den ganzen gestrigen Tag dem Alkohol gewidmet. In der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr gerieten beide in der Trunkenheit miteinander in Streit, in dessen Verlaus der Vater seinen Sohn niedergestochen hat. Ter Täter, der, nüchtern geworden, seine Tat bitter bereute, wurde festgenommen und hierher verbracht. Es soll auch öfters vorgelömmen sein, daß die Söhne ihren alten Vater, wenn er betrunken heim kam, geschlagen haben. T

(-) Backnang, 16. Juli. (Pferde und Wagen ge­stohlen.) Ter vor einigen Tagen aus dem Gefängnis entlassene 18 Jahre alte Wilhelm Röder (ein Bruder des Röder, der vor einigen Jahren in Stuttgart einen Schutzmann erschösse:: hüt), hatte gestern vomnttag m Ludwigsburg zwei Pferde und ein Bernerwägele gestoh­len und sofort mit dem Gespann die Flucht ergriffen. Er wurde von Ludwigsbnrg aus von einem Landjäger und einem Schutzmann mit einem Automobil verfolgt, denen die Spur hier verloren ging. Tie hiesige Polizei konnte die Spur wieder ausfindig machen, worauf die Verfolgung im Kraftwagen von den Borbezeichneten und

den: hiesigen Holizeiwächtmeister sofort weiter ausgenom­men wurde. Röder wurde in Sulzbach a. M. eingeholt wo er schon im Begriff war, die Pferde abzusetzen. Ter Täter wurde dem K. Amtsgericht Ludwigsburg einge. liefert.

(-) Backnang, 16. Juli. (Zündender Blitzschlag.) In Wolfenbrück (Gemeinde Oberrvt) schlug der Blitz in das Anwesen des Zimmermanns Wahl und zündet? Tas Anwesen brannte vollständig nieder.

(-) Ulm, 16. Juli. (Grauenhafter Selbstmord.) Ter 69 Jahre alte, aus Langenau gebürtige Uhrmacher Klem­mer hatte sich eingeredet, in einem Steinbruch bei Neren- stetten eine Höhle entdecken zu müssen. Zu diesem Zwecke nahm er Felssprengungen vor. Tja er aber merkte, daß die Sache aussichtslos war, so tötete er sich mit de« Thnamitpatrone. Er wurde schrecklich verstümmelt ans. gefunden. Aus einem in der NHHe befindlichen ZetÄ war ersichtlich, wer der Selbstmörder war, von dem ein­zelne Körperteile an den Bäumen und Felsen um­herhingen. <

ss Oehringen, 16. Juli.' (Tödlicher Sturz. Ein fälschlich Totgesagter.) In Eindringen hiesigen Oberamts ist gestern der 33 Jahre alte ledige I. Hanselmann vom Kirschbaum abgestürzt und hat das Genick gebrochen. Er war sofort tot. Die Nachricht aus Weinsberg, wonach in T/imbach sein Mann namens Bikel infolge eines Bienenstiches in den Schlund gestorben sein soll, bestätigt sich nicht. Der Bienenstich war nach Aussage des Arztes nicht so verhängnisvoll. Bikel erfreut sich wieder des besten Wohlbefindens.

Deutsches Reich.

Die Reichstagsersatzwahl in Labiau-Wehla».

ss Labtau, 16. Juli. Bei der heutigen ReichStagsersatz- wahl für den verstorbenen Abgeordneten v. Masfow erhielt Amtsgerichtsrar Schrewe (Kons.) 7504, Bürgermeister Wagner (F. V.) 6123 und Linde (Soz.) 2192 Stimmen. Es findet Stichwahl zwischen Schrewe und Wagner statt. Ein Bezirk steht noch aus.

Aus der bayrischen Kammer der Reichsräte.

* München, 16. Juli. Tie Kammer der Reichsräte

stimmte dem Gesetzentwurf betr. die Erhebung von Zu­schlägen zur Reichsecbschastssteuer in der Fassung der Abgeordnetenkammer zu, lehnte dagegen den Zusatz ab, wonach Kirchenstistungen vom Zuschlag befreit sein soll­ten. In der heutigen Sitzung sprach sich Reichsrat Graß Crailsheim namens des Reichsrats gegen eine Nachsessron aus. Ministerpräsident Gras Hertling betonte, daß der Landtag erst ein Ende finden könne, wenn das Budget' erledigt sei.. . .

* Kein albanisches Werbeburean. Obwohl das^

Werbebnreau für Freiwillige nach Albanien auf deut­schem Boden sich aufgelöst hat, gelangen doch noch nach Durazzo gerade aus Deutschland öfter Anfragen von Reichsangehörigen, meist jungen Leuten, die sich nach den Bedingungen des Eintritts M dst albanische ÄrWe kundigen. Wir ivöröÄ au5" dröseln dMstttf anps

merksam gemacht, daß die albanische RegreNng wMp nn Auslände noch in Durazzo und weder für däs alba­nische Heer noch für eine Fremdenlegion ein Werbeburean unterhält und daß deshalb Gesuchsteller aus Deutschland sich nicht wundern dürfen, wenn auf ihre an das albanische' Werbebureau gerichteten Anfragen keine Erwiderungen eingehen. >

* Landung eines französischen Flugzeugs im Oberelsaß. Donnerstag vormittag 9 Uhr ging in WiLK-

Art läßt nicht von Art.

^ Roman von H. Hill.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Edith sträubte sich nicht, der Mahnung zur Eile Folge zu leisten. Einzig der Zweck ihrer Reise war es, der ihr dabei vor Augen stand, vielleicht aber auch halb »nein- gestanden die Hoffnung, daß die Nähe des Todes ihren Stiefbruder zu irgendwelchen Geständnissen veranlassen könnte. Vor allem zu dem Geständnis, daß in Wahr­heit nicht der Schatten eines Verdachts gegen Doktor Odemar vorlag, und daß alles, was er ihr gesagt, nur eine Ausgeburt seines blinden Hasses gewesen sei. Sie folgte dem Doktor auf dem Fuße nach, und sie beachtete es kaum, daß das Automobil sich in demselben Augenblick, wo sie es verlassen hatte, auch schon wieder in Bewegung setzte und um die nächste Straßenecke verschwand. Als sie über die Schwelle des Hauses schritt, war von der Person, die dem Doktor geöffnet hatte, nichts mehr zu sehen. Alles hatte sich so merkwürdig rasch und in so lautloser Stille vollzogen, als wäre man nur darauf bedacht gewesen, ihren Eintritt in diese Privatklinik der Aufmerksamkeit an­derer nach Möglichkeit zu entziehen.

Der Hausflur war fast ganz dunkel, und Edith fand sich erst zurecht, alsder Doktor Pittius eine Tür zu seiner Linken geöffnet hatte, durch die er sie einzutreten nötigte.

Nehmen Sie gefälligst einstweilen hier Platz," sagte «r.Sie werden voraussichtlich nicht lange zu warten brauchen. Aber es ist durchaus notwendig, daß ich zu­nächst den Zustand des Patienten prüfe und mich selbst davon überzeuge, ob er fähig ist. Sie zu empfangen."

Edith setzte sich nach einem kleinen Zaudern in einen mit verschlissenem und vielfach zerschlitztem Leder über­zogenen Sessel, der ganz so aussah, als ob er aus den Vorräten eines Vorstadttrödlers stamme. Sie blickte umher und stellte fest, daß die übrige Ausstattung des schlecht ge­reinigten Gemaches durchaus den nämlichen Eindruck machte. Sie hatte ja bis jetzt keine Gelegenheit gehabt, Erfahrungen über die Einrichtung von Privatkkiniken zu sammeln, aber sie hatte es immer für selbstverständlich ge­statten. daß solche Anstalten Muster von Sauberkeit,

Helligkeit und Nettigkeit sein müßten, in Venen allen An­forderungen der Hygiene mit peinlichster Gewissenhaftigkeit Rechnung getragen würde. Auf den Ort aber, an dem sie sich gegenwärtig befand, traf sicherlich keine von all diesen Voraussetzungen zu. Im Gegenteil glaubte sie noch nie so viel Schmutz in einem menschlichen Wohnraum ge­sehen zu haben, als hier in diesem Wartezimmer, das zum Ueberfluß noch mit dickem Tabaksqualm erfüllt war.

Nachdem ungefähr zwanzig Minuten vergangen waren, ohne daß der Doktor zurückgekommen wäre oder sonst jemand sich gezeigt hätte, litt es Edith nicht länger in dieser abwartenden Untätigkeit, die durch die Beschaffenheit des Ortes noch mehr zur Marter gemacht wurde. Sie stand aus, öffnete die Tür und lauschte in den Hausflur hinaus. Aber es war nicht ein Laut zu vernehmen, weder aus den oberen Stockwerken, zu denen eine Treppe im Hintergründe hinaufführte, noch in dem Kellergeschoß, in das man auf einer zweiten Treppe hinabgelangte. Da sie sich vorstellte, daß die Klinik eines offenbar jo stark beschäftigten Arztes, wie es dieser Doktor Pittius zu sein schien, eine große Anzahl von Menschen in sich schließen müsse, machte dies unerklärliche, tiefe Schweigen sie noch nervöser, und sie hustete laut, in der Hoffnung, damit irgend jemandes Aufmerksamkeit zu erregen.

Diese Vermutung schien sie in der Tat nicht getäuscht zu haben ; denn sie hörte oben das Geräusch flüsternder Stimmen und gleich darauf das Rascheln eines Frauen­kleides auf der Treppe. Einen Augenblick spärer erschien die Gestalt eines jungen Weibes in der Kleidung einer Krankenpflegerin, und die Komtesse sah sich einem hübschen, schwarzäugigen jungen Mädchen gegenüber, das sie mit ziemlich unverschämter Neugier musterte.

Der Graf hat das Bewusstsein verloren." sagte sie. Und Doktor Pittius ist sehr im Zweifel, ob er es jemals wiedererlangen wird. Er läßt fragen, ob Sie es vorziehen, hier unten auf die Möglichkeit zu warten, daß er noch einmal zur Besinnung kommt, oder ob sie hinaufgehen wollen, um ihn in seinem gegenwärtigen Zustande zu sehen."

Edith ließ sich nur wenig Zeit zur Uebertegung und entschied sich rasch für das, was sie glaubte als ihre Pflicht ansehen zu müssen. Wie verhaßt auch immer dieser Mensch ihr sein.mochte, er war doch immerhin ihr Bluts­

verwandter, und wenn vte Gefahr vorlag, daß er nicht wieder zum Bewußtsein erwachte, so war es um so drin­gender geboten, daß er vor seinem Ableben von einem Mmilienmitgliede identifiziert wurde. Ehe das nicht ge­schehen war, blieb immer noch ein Zweifel offen, ob der Verunglückte wirklich der Graf Bredow-Donnersberg war, oder ob es sich nicht vielleicht um eine Verwechslung han­delte, die zwar wenig wahrscheinlich, aber doch keineswegs außer jedem Bereich der Möglichkeit war.

Ja, ich werde hinaufgehen, um ihn zu sehen," er­widerte sie,wenn Sie die Freundlichkeit haben wollen, mir den Weg zu zeigen."

Die Pflegerin wandte sich schweigend und schritt ihr voraus über zwei mit schäbigen Teppichläufern belegte Stiegen bis zu einer im rückwärtigen Teil des Hauses ge­legenen Tür. Der Raum, den Edith betrat, hatte zwar keineswegs das Aussehen eines Krankenhauszimmers, aber daß er augenblicklich als ein solches diente, war jeden­falls außer Zweifel. Denn inmitten des Zimmers stand ein Bett, und Doktor Pittius beugte sich in eben diesem Moment über einen auf dem Lager ruhenden Mann, dessen Kopf so mit Verbänden umwickelt war, daß Edith ihn wenigstens auf den ersten Blick hin nicht zu erkennen vermochte. Aber als sie nun langsam näher rrat, über­zeugte sie sich bald, daß der Kranke in Wahrheit kein anderer war als ihr Stiefbruder. Gerade jener Teil des totenbleichen Antlitzes, auf dem sich das charakteristische Muttermal befand, war nicht von den weißen Tüchern bedeckt. Und auch der brutale Mund konnte keinem anderen angehören als ihm.

Geht es ihm sehr schlecht?" fragte sie leise, unwill­kürlich zurückschaudernd vor dem abstoßenden Anblick, der sich ihr bot. Doktor Pittius steckte die Uhr, mit deren Hilfe er die Pulsschläge des Verletzten gezählt zu haben schien, in die Tasche, und indem er zu der Fragenden auf­blickte, erwiderte er mit einem Achselzucken:

Nach meiner Ueberzeugung hat er keinesfalls länger als höchstens noch drei Tage zu leben."

(Fortsetzung folgt.)