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Telegramm-Mr.-

Lsnnenblatt.

Xr. 164

Ausgabe iu Altensteig - Stadt.

Freitag» den 17. Zuli.

!

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1914.

Amtliches.

Straßensperre.

Der Weg von Neubulach nach Seitzental (Mühl­steige) muß infolge des Hochwasserschadens vom 13. d. M. wieder in geordneten Stand gesetzt werden und ist daher aus- die Tuner von ,10 Tagen gesperrt.

Die französischen Enthüllungen.

Ribot, der 4-Stunden-Minister, konnte als erster das Bündnis mit Rußland verkünden und seit Felix Faures Besuch in Kronstadt im Jahr 1897 ist es Mode geworden, daß die Präsidenten der Republik ihre Antritts­besuche am Hofe des Zaren machen. Poincarä, der Aka­demiker, ist etwas reiselustiger als sein Vorgänger Fal- lisres, der wieder ans seinem Landgut sich tuinmelt und die Pfeife raucht, ja er hat in diesem Punkte etwas Wesens­verwandtes mit Kaiser Wilhelm II. Umso schwerer wird es ihn au gekommen sein, das Reisefteber um 12 weitere Stunden ernzudämmen, und das wegen einer hochnotpein­lichen Geschichte, zumal vor einer Reise nach Rußland, das man doch erst zu außergewöhnlichen militärischen An­strengungen gedrängt hat mit dem Hintergedanken aus Revanche.

Die Kammer hatte für die Durchführung des Trei- jahrgesetzes einen außerordentlichen Kredit von 400 Mil­lionen Francs bewilligt, der nun auch vom Senat geneh­migt werden sollte. Ruhigen Gemütes nahmen die ehr­würdigen Senatoren ihre Plätze ein, in der Hoffnung, der 400 Millionen in kürzester Frist los zu werden. Ta brach eine Sensation über sie herein, es gab Enthüllungen.

Senator Humbert war Berichterstatter des Heeres­ausschusses, er liebte von jeher solche Sensatiönchen und dann glaubt er sich zum Kriegsminister berufen. Enthül­lungen in Frankreich sind nie rein sachlicher Art, sie sind meist mit auf Personen gespitzt. Herr Messimy, der ge­genwärtige Kriegsminister, ist nicht Humberts Freund, ihm sollte auch das Leben sauer gemacht werden. Mit diesem persönlichen Teil besorgte Herr Humbert die Ge­schäfte der Rechten, der die Enthüllungen willkommen Und gerade gut genug wagen, um sie gegen das ihr ver­haßte Ministerium aus.zmpieleu. - m -

I' Herr Humbert versteht etwas von der Sache, das Mrst man ihm lassen, jedenfalls hat er sich fleißig seiner Materie angenommen, Wie wäre es denn möglich, ohne dieses Einarbeiten Einzelheiten vorzsibringen^üherMLn'Kl des militärischen Flugwesens, der FüAentelegraphie, der Verpflegung und der Ausrüstung. Weniger mit den Zah­len der Mannschaften hat er operiert, als mit einer schar­fen Kritik der Organisation und der Materie. Ter Feld­artillerie fehlte es an Offizieren, Deutschland verfüge über ein erstklassiges Material. Die Granaten aus Gußeisen und die veraltete Haubitze stelle auch die Festungsartil­lerie. der deutschen hintan. Der Fortschritte der In­dustrie seien nicht benutzt, den Wünschen des Festungskom- mandanten sei nicht genügt. Es sei nicht genügend Ge­schützmunition vorhanden und auch an anderen Aus­rüstungsgegenständen mangle es. Man verfüge gegen­wärtig nicht über das notwendige Material, um die Mosel und den Rhein zu überschreiten. Die Befestigungen an den Forts zwischen Tvul und Verdun seien seit 1875 nicht verbessert worden. Sie könnten nur ungenügend Wwerstand leisten. Der Kriegsminister Messimy gab Unterlassungen in den letzten Jahren zu, wies aber den Borwurf der MMardenvergeudung zurück. Im übrigen teilte er mehrere Zahlen mit zur Beleuchtung des Kraft- Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich. 1915 wird man in Frankreich 3020 Geschütze besitzen gegen 6370 deutsche gegenwärtig. Das französische 75 mm- Material sei dem deutschen überlegen. Für die Ausrüstung der Genietruppen haben wir in den Jahren 1900 bis

1911 100 Millionen ausgegeben, gegenüber 400 Millio­nen, die Deutschland dafür aufgewendet hat. 'Deutschland hat vor Frankreich einen gewaltigen Borsprung, aber seit

1912 hat Frankreich die Ausgaben hierfür erhöht. Das 1911 ausgestellte Programm wird 1918 durchgeführt sein. Wir haben den Vorsprung vor unfern Nachbarn noch nicht eingeholt. Wir haben alles getan, was menschenmöglich war, um die Fehler wieder gut zu machen, die in un­serem Lande begangen wurden, das sich in einem Traume von einem allgemeinen Weltfrieden wiegte, nach den Er­eignissen von Agadir aber erwachte.

Daß im französischen Heerwesen nicht alles Gold sei, was glänzt, konnte man bei näherer Betrachtung im­mer bemerken, daß aber alles so im Rückstand, wie Herr Humbert schildert, ist ebenso unwahrscheinlich. Wir leben in einer etwas nervösen Zeit, in der nun einmal Herr Humbert auch lebt, und in solch nervöser Gereiztheit sind ihm zweifellos auch einige Ncbertreibungen mit unter­laufen. Wie reimt sich z. B. das zusammen, heute nennt man das französische Geschützmaterial dem deutschen un­terlegen, im ersten Balkankrieg, der doch auch nicht so gar lange zurück liegt, als die Bulgaren die Türken so gründlich schlugen, wußte man sich nicht genug zu tun in dem Jubelgeschrei über den vermeintlichen Sieg der Creusotgeschütze über die Krupps. Und ausgerechnet die- . selben Leute, die heute in der Anklage gegen das radikale Ministerium, das seit 6 Wochen am Ruder ist, den Mund am vollsten nehmen, waren auch damals die ärgsten Schreier. Man sieht, neben der Sache spielt auch die Politik mit. Und ganz so schlimm wird es auch nicht sein, daß das französische Heer nach 2 Monaten barfuß laufen würde. Diese und ähnliche Behauptungen schlüp­fen unter anderen, vielleicht mehr objektiven Tatsachen mitunter.

Was hat nun der Senat getan? Zu dem Allheil­mittel gegriffen, das für Mißstände immer verordnet zu werden pflegt. Er hat die ganze Chose einer Untersuch­ungskommission überwiesen. Tort wird sie ihren gewis­sen Gang gehen und der friedliche Bürger, der in seinem Glauben an die Kraft der Republik etwas wankend gemacht wurde, er wird sich wieder beruhigen, weiß er doch den Sw ff der Kritik in den bewährten Händen. Da und dort wird manches besser werden, wenn inan sich dann aber wieder einmal über dieses gefährliche Thema unterhält, so hat Herr Humbert wieder neue Entdeckungen gemacht Md zu enthüllen. Vielleicht bietet sich ihm dann wieder die Gelegenheit, zugleich einem ihm etwas unbequemen Minister eins ans Bcin zu geben, Für unsere deutschen Mwisser, die das deutsche Heer schon zu Füßen des fran­zösischen immer sehen wollen, um immer wehr heraus^ schinden zu können, sollte dies, ohne damit alles für bare Münze nehmen zu wollen, eine Lehre sein, bei ihren Stuoien" des französischen Heerwesens weniger auf das Papier und mehr ans die Tatsachen zu sehen.

Landesnachrichten.

NIkenitelg. 17. Juli WI4.

* Gerichtsserien. Die Gerichtsserien begannen am 15. Juli und dauern bis 15. September. Der Kreis d er gesetzlichen! Feriensachen ist durch die No­velle zur Zivilprozeßordnung erweitert. Er umfaßt jetzt: Arrestsachen und einstweilige Verfügungen, Meß- und Marktsachen, Mietssachen in dem Umfang der amtsgerichtlichen<ZvUständigkeit, die Streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Ar­beitgebern und Arbeitern hinsichtlich des Dienstver­hältnisses, also alle gewerbegerichtlichen Sachen. Da­zu treten alle kaufmannsgerichtlichen Sachen mit Ausnahme der Streitigkeiten über Krankenversiche­rungsbeiträge und Konkurrenzverbote, Alimenten- prozesse, Wechsels,sichen und Scheckprozesse. Im Ver­fahren vor dem Amtsgericht hat das Gericht Ms Antrag auch andere Sachen als Feriensachen zu be­zeichnen. Die Gerichtsferien sind ohne Einfluß auf das Strafverfahren, des Mahnverfahren, das Zwangsvollstreckungsberfahren.

Dealer. Mt dem gestrigen Spielabend bot das Ensemble Beyschlag Otto Ernst's LustspielFlachs- mann als Erzieher". Die Rollen waren geschickt ver­teilt und die Wiedergabe des Stückes) das aus dem Leben herausgegrifsen ist und die Schulverhältnisse! in ihren Licht- und Schattenseiten schildert, war da­her eine gute. Das zahlreich anwesende Publiküm spendete den Darstellern reichen Beifall. Kommen­den Sonntag, gelangen zwei Vorstellungen zur Auf­führung sind zwar nachmittags' halb vier UhrJäger­blut", u. abends 8einviertel UhrUnsere Soldaten".

Hunde-Ausstellung. Der Verein der Hunde­freunde von Nagold und Umgebung hält am Sonn­tag, den 26. ds. Mts':, in Altensteig seine zwecke große Hundeausstellung ab. Um jedem Hundebesitzer

das Ausstellen zu ermöglichen, wird das Standgeld Marl 1.50 betragen. Es wird auch eine Polizeihund- Vorführung von zwei Hunden damit verbunden sein. Von der Stadtverwaltung werden Turnhalle, Stadt­garten und ein Prüsungsgelände sreundlichst zur Verfügung gestellt; außerdem wurden noch schöne Ehrenpreise bewilligt neben den zahlreichen Ehren­preisen des Vereins- Die Hunde werden von er­fahrenen Preisrichtern aus Stuttgart gemustert und die Besitzer genau über Fehler und gute Seiten ihrer Tiere aufgeklärt. Alle Hunde, welche von den Richtern als vorzüglich und sehr! gut bewertet werden, erhalten außerdem ein künstlerisch ausgeführtes Di­plom. Es kommt somit jeder Hundefreund beim Be­such der Ausstellung auf seine Rechnung und sollte daher auch kein solcher dort fehlen, zumal bereits Schritte unternommen sind, zwecks eventl. Einle­gung eines Sonderzugs 'Nagold-Altensteig um halb elf Uhr, der von jedermann benutzt werden darf.

* Postscheckverkehr. In den nächsten Tagen wird eineAnleitung zur Benutzung des Postscheckkontos" ausgegeben und den Kontoinhabern beim Postscheck­amt Stuttgart von diesem unentgeltlich geliefert wer­den. Die Anleitung! wird auch käuflich Kum Preislvon 20Psg. an das Publikum abgegeben. Tjer Verkauf ist dem Postscheckamt übertragen.

* Nene Expreßgutpaketadresse. Tie Eisenbahn- paketadressc für Expreßgutsendungen auf den deutschen Staatsbahnen Z't geändert worden. Tie neuen Muster sind bei den Stationen erhältlich. Der bisherige Vor­druck darf ab 1. März 1915 nicht mehr verwendet werden. Nach dem neuen Vordruck sind Name, Wohn­ort und Wohnung des Absenders nicht nur auf dem Abschnitt zur Paketadresse, sondern auch auf dieser selbst in dem hierfür vorgesehenen Raum anzugeben; bei Ver­wendung von Paketadressen nach dem bisherigen Muster können diese Angaben in der SpulteErklärungen" an­gebracht werden.

* Dornstetten, 15. Juli. Am nächsten Sonntag findet hier im Waldhorn eine Wahlkreisversammlung des 8. Wahlkreises statt, in der hauptsächlich wichtige Organisationsfragen zur Beratung stehen. Bericht­erstatter ist GR. Linkenheil-Schramberg. Abends 6 Uhr sist in der Bahnhofrestauration eine öffentliche Versammlung, bei der Reichstagsabgeordneter Lie- sching referieren wird.

* Hofstett OA. Calw, 16. Juli. (Fernsprechstelle.) Am 25. Juli wird hier eine öffentliche Fernsprechstelle in Betrieb genommen, die sich auch mit der Annahme Beförderung und Bestellung ven Telegrammen besaßt und für den Unsallmeldedienst eingerichtet ist.

* Wildbad, 16. Juli. Nach der ungewöhnlichen Hitze der letzten Tage brachen gestern über unser Tal mehrere heftige Gewitter herein. Von vormsittags 11 Uhr bis abends gegen 7 Uhr tobten dieselben mit furchtbarer Gewalt. Blitz auf Blitz und fürchter­liche Donnerschläge durchzitterten die Luit. Wolken-- bruchartiger Regen mit Hagel vermischt richtete in den Gärten und Feldern bedeutenden Schaden an. Die an den Hängen liegenden.Kartoffelfelder wurden aus geschwemmt, die Wiesen verschlammt. Ein Bild der Verwüstung bieten die Gärten am Windhof und Ziegelhütte. Was vom Wasser verschont blieb, wurde durch Hagel, welcher so dicht fiel, daß in kürzer Zeit alles weiß war, zerstört. Durch den orkanartigen Sturm wurden vielfach Bäume entwurzelt und das Obst heruntergerissen.

(--) Ludwigsburg, 16. Juli. (Messerstecherei.) Bei einem Richtschmaus in einer Wirtschaft der Bahnhofstraße kam es zwischen den zwei 19jährigen Zimmerleuten Fr. Heufel von Stuttgart und Wilh. Schaal von Lustnau, die gemeinsam in einem Hause am Kaffeeberg wohnen, zu Streitigkeiten, die aber wieder beigelegt wurden. Ms Schaal dann schon im Bett lag, packte ihn, nach seiner Schilderung des Vorfalls, der etwas später nach , Hause kommende Heufel und schrie auf ihn ein, worauf Schaal Mm Messer griff und seinem Gegner fünf Stiche in Brust, Rücken und Seite versetzte. Heufel schleppte sich noch auf die Polizeiwache, wo er zusammenbrach; er wurde von dort mittels Wagens ins Bezirkskrankenhaus ver­bracht. Seine Verletzungen sind sehr schwerer Art, doch besteht Hoffnung, daß er am Leben erhalten werden kann. Der Täter wurde noch in der Nacht in Haft genommen.