M als eine Anerkennung, des geschaffenen Rechts- rust'andes aufzufasfen, zu dem nur die Unterzeichner L,- Berliner Vertrages zuständig waren, uni,' der auch tatsächlich durch Aufhebung des Artikels 25 jenes Vertrages Und durch Zahlung einer Entschädigung an die Türkei erfolgt ist. Es war vielmehr die Entsagung der Belgrader Regierung von der großserbischen Agitation und das Versprechen des! Wohlverhaltens gegenüber der habsburgischen Monarchie. Djer Akt der Entsagung mutzte damals, was ebenfalls im Protokoll festgelegt wurde, außerdem noch durch Verminderung der Truppenzahl auf den Bestand des Vorjahres bekräftigt werden.
Hansi wird Franzose.
Unter dem Titel: Warum ich mich nicht gestellt habe, veröffentlicht der Figaro ein Schreiben des Karikaturisten Waltz, worin dieser das Reichsgericht scharf angreift und erklärt, er fei vom Oberreichsanwalt wie der gemeinste Apache beschimpft worden, er habe vielleicht Spaß-Lothringen zum letzten Mal gesehen und Deutschland eine Summe hinterlassen, die etwas mehr als sein Vermögen ausmache. Aber er sei frei und wolle ein Franzose werden, wie es seine Väter waren.. . , ^ ,
Osnge5Iücdleks^eichner'„sIsnsi*
Uafismi fiVsstr.)
Der vom Reichsgericht in Leipzig zu einem Jahr Gefängnis verurteilte Kolmarer Zeichner „Waltz genannt Hansi" ist nach Frankreich geflüchtet, nachdem ihm ein Aufschub des Strafantritts bis Dienstag abend gewährt worden war, damit er seinen Vater besuchen könne. Aus Belfort hat „Hansi" ein Telegramm nach Kolmar geschickt, daß er die Freiheit in Frankreich der stickigen Luft in einem deutschen Gefängnis vorziehe. Abends ist Waltz von Belfort nach Epinal abgereist. Wir zeigen heute den Träger des fast mädchenhaft klingenden Pseudonyms, welcher sich in so männlicher Weise den Folgen feiner jahrelangen Hetzarbeit entzog.
* Leipzig, 15. Juli. Der Karikaturenzeichner Hansi hat auf Grund ärztlicher Zeugnisse wegen Nervenerkran- vmg um eine Aussetzung des Strafvollzugs für 3 Monate nachgesucht. .... - -
Auslösung des galizischen Landtags.
Wien. 15. Juli. Die „Wiener Zeitung" wird morgen ein kaiserliches Patent veröffentlichen, durch das der galizische Landtag aufgelöst wird und Neuwahlen für den Landtag: angeordnet werden. Die Auflösung erfolgte mit Rücksicht aus das Inkrafttreten der Landtagswahlreform.
Herabsetzung der direkten Steuern in Frankreich.
Die französische Kammer hat in ihrer Nachtsitzung am Dienstag die direkten Steuern für 1915 zugleich mit- einer Resolution angenommen, durch welche die Regie
rung aufgefordert wird, bei der im Oktober beginnenden- Session eine Vorlage einzubringen betreffend Herabsetzung der Personal- und der Mobiliar-, der Tür- und Fenster--- Heuer im entsprechenden Verhältnis zu dem Ergebnis der Einkommensteuer.
Die Reise Poincarss verschoben.
Infolge der Verlängerung der parlamentarischen Zession ist Präsident Doinearö Mittwoch vormittag um 11 Uhr nicht nach Cherbourg ab gereist. Er ist um Mitternacht nach Dünkirchen abgereist, wohin sich die Schiffsdivision, die den Präsidenten auf seiner Reife nach Ruß»' land begleiten wird, sofort begeben hat. Präsident Poin- cars ist Donnerstag früh um 5 Uhr in Dünkirchen eingetroffen und hat sich sofort an Bord des Linienschiffes France eingeschifft.
Annahme des Budgets in der französischen Kammer.
Paris, 15. Juli. Die Kammer nahm mit 313 gegen 244 Stimmen entgegen dem Beschlutz des Senats den Artikel des Einkommensteuergesetzentwurfes an, der von der Einschätzung nach dem Tode handelt. Das gesamte Budget wurde schließlich mit 378 gegen 103 Stimmen angenommen.
Paris, 15. Juli. Nachdem der Senat und die Kammer nach längerer Beratung über alle Punkte des Budgets einig geworden waren, verlas kurz Vors'8 Uhr abends der Justizminister im Senat und' der Minister des Innern in der Kammer das' Dekret über die Schließung der Session. Finanzminister Noulens legte auf dem Bureau der Kammer das Budget für 1915 nieder.
Tie Abschaffung des englischen Plnrarwahlstimm- rechts abgelehnt.
London, 15. Juli. Das Oberhaus hat die Bill betreffend die Abschaffung der Pluralwahlstimmen, die zum zweitenmal unter der Parlamentsäkte pn
das Oberhaus verwiesen wurde, mit 119 gegen 4 Stimmen abgelehnt.
Die Beisetzung des Oberste» Thomson.
* Amsterdam, 15. Juli. Das feierliche Leichenbegängnis des in Albanien gefallenen Obersten Thomson fand heute vormittag unter großer Beteiligung statt. Die > Leiche wurde von dem Schlachtschiff Noort Brabant an Land gebracht und am Händelsquai aufgebahrt. Unter den am Sarge niedergelegten Kränzen bemerkte man die der Königin und des Prinzen Heinrich der Niederlande. Ter Kriegsminister hielt im Namen der Regierung eine Ansprache, in der er die Taten deS Verstorbenen würdigt«!
und seinen Verlust beklagte. --
Unaufhaltsames Vordringen der Aufständischen.
In Dürazzo herrscht eine niedergedrückte Stimmung wegen des Falles von Berat und Fieri und wegen des bevorstehenden Einzuges der Aufständischen in Valona, das durch dm inzwischen eingetrvsfenen Hauptmann Chil- lard mit etwa 1000 Freiwilligen nach Möglichkeit verteidigt werden soll. Die Einnahme der Stadt durch die Aufständischen ist unabwendbar. Zahlreiche Familien sind aus Valona geflüchtet, lieber ihr Schicksal herrscht in Dürazzo im allgemeinen Unklarheit. Die Bewegungen des Feindes in seinen Stellungen am Rasbul, andauernder 'Zignalwechsel mit der Stadt, sowie Arbeiten in dm Stellungen, wo die den Regierungstruppen cibgenomme- nm Geschütze deutlich sichtbar sind, haben täglich Alarmgerüchte über Angriffsabsichten der Aufständischen zur Folge, die insbesondere in den Mmdstunden Erregung verursachen. Ein Mohammedaner soll von Schiar die vertrauliche Nachricht überbracht haben, die Aufständischen beabsichtigten, Mittwoch nacht Dürazzo anzugreifen. Dis Nachricht ist ziemlich skeptisch ausgenommen worden, da die Ueberzmgung herrscht, daß die Aufständischen vor ihrer Bereinigung mit den vor Valona liegenden Streit-' kräftm gegen Dürazzo nichts unternehmen werden. Nach dorthin gelangten Nachrichten sind die Epiroten bereits bis DuraM vorgedrungen. — Dienstag abend 9 Uhr wurde ein Parlamentär zu den Aufständischen gesandt, der ihnen Vorschlägen sollte, entweder mit der Bevölkerung von Dürazzo oder mit der Kontrollkommission oder mit dem Fürsten zu verhandeln. Tie Aufständischen erwiderten, daß sie, bevor sie eine Entscheidung treffen, den Fall voll Valona abwarten wollten. Der Dampfer Herzegowina ist mit 200 Flüchtlingen an Bord, unter denen sich der Präsekt von Koritza befindet, in Dürazzo eingetroffen.
Am Dienstag wurde ein größerer Landstrich zwischen Valona und denr Strand längs der Straße von etwa 12000 Flüchtlingen besetzt, die auf dem Wege von Koritza nach Berat aus Furcht vor den Epiroten zu den Aufständischen übergegangen waren.
Die Epivoten haben Biglischta besetzt und die Einwohner entwaffnet.
* Wien, 15. Juli. Die Neue Freie Presse meldet
aus Dürazzo: Die Epirvten stehen etwa 10 MmrhM,- die albanischen Aufständischen etwa 30 Stünden vor Bw- lona. Tie Munitionsnachschübe werden von Janina Wey Argyrocastro von griechischen Militär automobilen üütsr griechischer Flagge geleitet. _
Janina, 15. Juli. Die Stadt Tepeleni wurde von den epirotischen Bataillonen besetzt, die einem Angriff der albanischen Aufständischen auf die Stadt zuvorkommen wollten.
Dürazzo, 15. Juli. Hier eing-etrossenen Nachrichten zufolge sind vorgestern 6 Offiziere in türkischer Uniform aus Tulcigno. in Slineck, angekommen, von wo sie sich nach Jschrni in das Rebellenlltger begeben haben. Sie sollen sich im'Besitz von 5000 Napoleondor befinden. Nach sicheren Nachrichten aus dem Innern sind serbische Banden bei Starova in albanisches Gebiet eingedrungen und haben den Ort besetzt und Operationen gegen Elbaffan begonnen.
Bulgarische Anleihe in Deutschland.
Sofia, 15. Juli. Die Regierungsparteien haben in ihrer gestrigen Parteiversammlung beschlossen, für den Abschluß der Anleihe mit Deutschland zu stimmen. Die Debatten in der Sobranje sollen in drei Tagen abgeschlossen werden. Die regierungsfreundlichen Blätter lehnen in entschiedenem Tone die Einmischung der hiesigen russischen Gesandtschaft in die inneren Angelegenheiten Bulgariens ab. Während ein Blatt von der Regierung Schritte zur Wahrung der Ehre und Würde Bulgariens fordert, erklärt ein anderes, der russische Gesandte habe alles Vertrauen verloren und solle seinen Posten verlassen.
Huertas Abreise.
Tie Familie Huertas und andere Verwandte, sowie nahe Freunde, sind am Dienstag in der Richtung auf Veracruz mit einem Nachtsonderzug abgereist, der sich aus drei Schlaf- und einem Gepäckwagen zusammensetzte. Zwei Militärzüge mit 800 Mann fuhren voraus und ein Militärzug mit 500 Mann folgte. Auch die Familie des Vizepräsidenten Manche; ist abgereist. Tie gesamte Gesellschaft bestieg den Zug in Villa Guadalupe, einer Station, die 5 Meilen von der Hauptstadt entfernt ist, und nur wenige Leute wußten von der Abreise. Man glaubt, daß Huerta, Manche; und andere hohe Beamte am Mittwoch abreisen werden.
Sechs Mann erlitten bei einer Schießübung innere Verletzungen. Man war gerade damit beschäftigt, einen Pulverrest zur Abgabe fertig zu machen, als der Blitz in die Pulvermenge fuhr und diese entzündete. Sechs Mannder Bedienung erlitten im Gesicht und an den Händen Brandwunden. Vier Mann waren so schwer verletzt worden, daß sie ins Lazarett gebracht werden mußten.
Verhaftete Kroate». In Schwerte an der Ruhr wurden vier kroatische Arbeiter, die im Februar 1912 einen deutschen Arbeiter ermordet hatten, verhaftet. Trotz hoher Belohnung und steckbrieflicher Verfolgung hatten sie sich bisher ihrer Verhaftung unter Beilegung falscher Namen zu entziehen gewußt.
* Flugzeugzustzuimenstoß. Auf dem Flugplatz Gorries stießen am Dienstag zwei Flugzeuge aneinander. Dos Flugzeug des Aviatikers Gügant versuchte über die Maschine des kurz zuvor gestarteten Leutnants von der Lühe hinwegzukommen, wobei die Apparate auseinanderstießen. Geigant erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, während von der Lühe ernste innere Verletzungen davontrug.
* Der englische Dockstreik. Von 1000 Arbeiters
des Gladstonedocks haben sich nur 300 dem Streik der Angestellten des Merfeydocks angeschlossen. Viele Fuhr- leute unterstützen die Streikenden, indem sie sich weigern, Waren von London zu den Lagerhäusern oder Eisenbahnen zu befördern. Tie Hoffnung der Streikender^ die Oeffnung der Docktore durch den Streik der Ana stellten der Kraftwerke unmöglich zu machen, hat si nicht erfüllt. Dagegen stehen viele Aufzüge und and D "IE ' ' ^ ^ " ' " "
24 Stunden den
* Französischer Balkon ans Timstag abend landet« bei Rollingen im Lantckreis MM ein französischer Freiballon mit drei Herren ans Nancy, sämtlich Zivilisten. Tie Herren hatten, ohne sich bet den Behörden zu melden, eiligst dm Ballon auf ein Fuhrwerk verpackt. Sie fuhrm damit davon nach der nächsten Bahnstation, nach Herlingen, von der sie mit der Bahn nach Nancy zurückzukehrm gedachten, wurden aber dort kurz vor Abgehen des Zuges von dem Gendarmen gestellt und genötigt, dort zu übernachten. Mittwoch morgen nahm die benachrichtigte Zivil- und Militärbehörde eine eingehende Untersuchung vor. Da hierbei nichts Verdächtiges bei den drei Nancyer Herren gefunden wurde, erhielten sie die Erlaubnis, nach Nancy zurückzukehren.
* Neue Erdsenkungen in Paris. Mittwoch entstand auf dem Damm des Boulevards Ney eine neue: Erdsenkung von einem Meter Länge und einem MeteBi Tiefe. Ein Vorübergehender stürzte in die Erdsmkung! und verletzte sich am Bein.
* Die peitschenden Wahlweiber. Als der Sekretär für Schottland, Me. Kinnon Wood, Mittwoch vormittag aus seiner Wohnung trat, griffen ihn zwei Anhängerinnen des Frauenstimmrechts an und peitschten ihn. Tie Frauen sind verhaftet worden.
hwere Maschinen still. Dl« Streikenden hoffen binnen so gut wie ganz zu schließen.
Salto« ans deutschem Bode«»
Von Nah und Fern.
Schwerer Unfall bel einer Schießübung. Beim 3- Garde-Feld-Artillerie-Regiment, das sich zurzeit in Döbereitz befindet, ereignete sich am Dienstag ein schwerer Unfall.
Vermischtes.
8 Tie ReiMürner des Toten Meeres. Das Tute Meer hat begründeten Anspruch darauf, Las Reiche Meer genannt zu werden. Die Schätze seiner Umgebung sind in der Tat ungewöhnlich und eröffnen, der Gesellschaft, die Jehid Bey, der türkische Abgeordnete und Besitzer eines einflußreichen politischen Organs, zum Zwecke der wirtschaftlichen Erschließung dieser Naturschätze mit einem Kapital von 7 Mill. Mark gegründet hat, die günstigsten Aussichten. An den Ufern des Toten Meeres finden sich vor allem überaus mächtige Lager von Bitumen und von reinem Schwefel, und wie die Geschichtsschreiber erzählen, wurde dort zur Zeit der byzantinischen Herrschaft auch ein blühender Bergbau auf Kupfer betrieben. Daneben gibt es weiterhin Marmor- und Porphyrbrüche, andere Steinlager und Phosphate. Auch wissen amerikanische Zeitungen auf Grund der Berichte von sachkundigen Landsleuten, die die Gegend bereisten, von großen Steinkohlenlagern und Oelquellen zu melden. Schließlich findet sich dort auch Salz in ungewöhnlich reicher Menge,, das einen Quell des Reichtums bilden müßte, wenn das Regierungsmonopol, das den Salzimport aus Smyrna: und England begünstigt, nicht hindernd im Wege stehen würde.
Handel und Verkehr.
* Dornstetten, 15. Juli. Der gestrige Vieh- und Schweinemarkt wies eine starke Zufuhr aus. Es. wurden zugetrieben: 128 St. Ochsen, 147 St. Kühe und Kalbinnen, 79 St. Jungvieh, 235 St. Milch- und 7 St. Läuferschweine. Der Handel in Jungf- dieh war bei normalen Preisen ziemlich lebhaft, in Großvieh bei znrückgehenden Preisen stockend un8 bei Schweinen blieb über die Hälfte unverkauft, trotzdem auch hier die Preise sehr zurückgingen, das Paar kostete 18—35 Mark.
Voraussichtliches Wetter
am Freitag, den 17. Juli: Vorerst noch etwas regnerisch, dann wieder aufheiternd und warm.
Verantwortlicher Redakteur: Wilhelm Schmid.
Druck und Verlag der W. Rteker'schen Buchdruckerei, Altrusteta.
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