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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Hreudenstadt und Lalw.

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Hitenrteig.

Lelegramm-Ilar.«

Lsnnendiatt.

Mittwoch» den IS. Juli.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

Ausgabe in Altensteig - Stadt

Die Gründe für die italienische Mobilmachung.

Auffallende militärische Vorkehrungen hat das Kö­nigreich Italien getroffen. Ter Jahrgang 1891, der zu­letzt entlassene, insgesamt 120 000 Mann, sind unter die Fahne berufen Morden. Offiziös wird in Rom erklärt, daß, für diese aufsehenerregende Maßregel der Regierung sowohl die Gründe der inneren wie der äußeren Politik ausschlaggebend gewesen feien. Einmal seien die Wünsche des Eisenbahnpersonals noch zum Teil ohne Berücksichti­gung ; zum andern sei die FriedensPräsen-stärke des italieni­schen Heeres durch die Besetzung Libyens stark herabge­mindert, so daß die Maßnahme der italienischen Regie­rung angesichts der neuerlichen Verhältnisse im Epirus und auf dem Balkan auch vom Standpunkte der äußeren Politik aus verständlich erscheine. Eine direkte Drohung gegen Griechenland sei allerdings ans der Einberufung der Mannschaften keineswegs zu schließen. Ausfallend ist eine plötzliche Mobilmachung mitten im Frieden immer, besondere Gründe müssen vorliegen. Tie Offiziösen geben sie diesmal selbst an, die innere wie die äußere Politik hat die Maßnahme bedingt. Welche ist die ausschlag­gebende, die innere? ein gewisser Grund liegt ja vor, aber die Mobilmachung hätte dann gerade so ein paar Tage früher oder später geschehen können, auffallend da­gegen ist. daß sie ausgerechnet mit der neuen Wendung der Tinge in Albanien zusammenfällt. Man Weiß- Italien ist eine der interessierten Mächte in Albanien, vor allem das Vorgehen Griechenlands mustert es immer mit doppelt scharfem Auge. Taß Griechenland bei den neuesten Ereignissen in Epirus die Hand mit im Spiele hat, wird wohl niemand im Ernste leugnen wollen.

Wie liegt die äußere Politik? Tie südadänische Grenze ist nach langen Bemühungen und Kämpfen von den Mächten festgelegt worden, ob richtig oder zum Nachteil des einen oder andern, ist schwer zu entscheiden. Taß man cs nie beiden recht machen kann, ist eine allgemeine Regel, die Epiroten, von jeher eine etwas unverträgliche Gesell­schaft, murrten auch in eivem fort. Als sie nun sahen, wie die Lage des von den Mächten eingesetzten Fürsten immer unhaltbarer ward, da erhoben sie sich wieder, um beizeiten zu retten, was zu retten ist. Was auf Grund der Londoner Abmachungen von ihnen geräumt werden mußte, besetzten sie wieder und griechische Offiziere, zun: mindesten Truppen, waren auch dabei. Was liegt näher, als die Vermurung, Griechenland spielt in Epirus dir Rolle Rußlands in Serbien, es hat im geheimen den gierenden Epiroten das Rückgrat gestärkt und diese haben daraufhin wieder die Offensive ergriffen. Das offizielle Dementi darf auch hier nicht fehlen, aber in der Stille sieht man es doch ganz gern. Griechenland und Italien, schon im Altertum nicht die besten Freunde, sind Kon­kurrenten im Mittelmeer. Einer Festsetzung Griechen­lands an der eigentlichen Adriaküste hat Italien stets den stärksten Widerstand entgegengesetzt, wie es ebenso jeder andern Macht, die dort einen Flottenstützpunkt sucht, sein Veto entaegenruft. 'Selbst das befreundete Oesterreich ist in seinen Äugen in Trieft schon aus rein historischen Gründen nur geduldeter Gast. Koritza ist gefallen und das starke Valona, bisher noch einer der sichersten Punkte, äußerst gefährdet. Italien kann dem unmöglich ruhig Zusehen. Mag sein, die Mobilmachung, soweit sie die äußere Politik erfordert, geschah nicht bloß unter diesem Gesichtswinkel. Fürst Wilhelm ist am Ende seiner Mis­sion. In der Verzweiflung hat er einen Aufruf an die Mächte erlassen, um Geld und Soldaten, was er von An­fang an als erste Bedingung hätte stellen müssen. Wird ihm dies verweigert, so hat er seine Arbeit getan und Kinn .gehen. Ms Mas dann? Es ist möglich, daß Italien dem Vorveugt un?"die Initiative ergreift. Ter schon durch die libysche Aktion geschwächte Aktivbestand dxs stehcndxn Heeres -verlangt durch diese Maßregel erst recht erneu Er­satz. Mau kennt auch die Expansionsgelüste Oesterreichs, denen Italien im eigenen Interesse immer Feind ist. Für ,den Notfall will Italien beizeiten zur Stelle-sein; direkt ioder indirekt bleibt die Mobilisierung immer eine Gegen­maßnahme, zum. epirv tisch-griechischen Vorstoß. Der offi­zielle Grund, das Bedürfnis, die Cadres auszusstllen. die durch die noch immer in Tripolitanien stehenden 60 000 Mann geschwächt seien, ist zwar ein Grund, er genügt vber nicht, um die plötzliche, regelrechte Mobilisierung zu rechtfertigen. Völlig unvorbereitet kam der Befehl an die Oefsentlichkeit und es wurde noch bemerkt, daß das Ein-

herüfungsvlakat von der grünen, für die Mobilisierungs- vrdres gebräuchlichen Farbe ist und daß für die Einbe­rufung den Reservisten nur 3 Tage Zeit ge lasse:: wurde, Um sich bei ihren Truppenteilen zu stellen. Es muß ein auWrer Anlaß gewesen sein, der den vielleicht seit län­gerer Zeit erwogenen Plan nun so rasch und unerwartet reifen ließ- wir können ihn nur erblicken in den ebenso überraschend gekommenen Vorgängen in Südalbanien.

Tenn auch die innere Politik bietet keine Hand­habe für eine überzeugende Erklärung der Schnelligkeit, mit der man vorgegangen ist. Ter drohende Eisenbahner- ausstand ist kein genügender' Grund, wer! er überhaupt nicht wahrscheinlich ist; jedenfalls ein ganz ungenügender für eine so plötzliche Einberufung. Es ist ja richtig, der letzte Aufstand, der in Umbrien und Oberitalien ziemlich festen Fuß faßte, und revolutionären Charakter annahm, konnte so weit nur gedeihen, weil es überall an den nötigen Truppen zur Unterdrückung der ersten Ansätze fehlte. Tie Eisenbahnersyndikate sind diesmal einig, sie haben neulich mit einem zweiten Streik gedroht, das war aber doch wohl nur, um die Rädelsführer des ersten Streiks vor einer allzustrengen Strafe zu bewahren. Im Ernste denken die Führer kaum an eine Wiederholung des Aus­standes, der dort ein zu klägliches Ende genommen hatte, Um selbst bei völliger Einigkeit, ihn nochmals zu riskieren. Tie äußere Lage ist zwar der inneren ganz geschickt zu Mse gekommen, denn die Einberufung hat einem etwaigen Aus- und Aufstand ein gut Teil Leute weggenommen und der Regierung zugeführt.

Wenn man auch in Berliner diplomatischen Kreisen der Sache keine nähere Bedeutung bcimißt, das war schon öfter der Fall und nachher-müßte inan sich von den Er­eignissen korrigieren lassen, d:e völlige Ueberrüschuna, mit der die Ordre kam, scheint uns das Gegenteil zu beweisen. Die Lage in Albanien drängt zu einer Entscheidung und da will Italien auf dem Plane sein.

Rundschau.

Der Dank der österreichischen Presse an Deutschland.

Tas Wiener.Fremdenblatt schreibt in einem Rück­blick an die Mordtat von Serajewo: Ganz besonderen Eindruck mußte in Oesterreich-Ungarn die Entschieden­heit machen, mit deren sich die Öffentlichkeit des be­freundeten und verbündeten Deutschen R euch es an unsere Seite stellte. Tie deutsch« Presse ermangelte nicht, mit aller Klarheit auf die Bedeutung der Mordtat hin­zuweisen und die grundlegenden Momente politischer und allgemein meisichlicher Moral aufzuzeigen. In der ge­samten Presse des Deutschen Reiches gibt sich die gleiche Auffassung kund in einem Appell an die europäische Kul­turgemeinschaft in der Einmütigkeit des Urteils. Zu­gleich gibt die deutsche Presse auch dem Bekenntnis der treuen Freundschaft zur Monarchie beredten Ausdruck. Andere Blätter sprechen davon, daß Kulturgemeinschaft und politische Interessen Deutschland und Oesterreich- Ungarn nebeneinander stellen. Tabei wird die volle moralische Unterstützung Oesterreich-Ungarns angekündigt. In Oesterreich-Ungarn wird man diese Kundgebungen der deutschen Presse, in denen sich volles Verständnis für unsere Sache und Bündnistreue, Gesinnung aus­spricht, mit herzlichster Genugtuung begrüßen, bezeugen -sie doch neuerlich die Festigkeit der Freundschaft, welche die beiden Mächte eint, die Unerschütterlichkeit des erprobten Bündnisses, das auch in diesen ernsten Tagen seine Kraft vor aller Welt erkennen läßt.

Lite Ausbildung der Torpedowaffe macht ständig Fortschritte. Im russisch-japanischen Kriege war die Laufstrecke der Torpedos noch 3200 Ns 4100 Meter, heute beträgt sie bis zu 9000 Meter. Dadurch sind die Flotten gezwungen, sich in wei­terer Entfernung, als es bisher üblich iwar, von einander zu halten. Durch die Erhöhung der Lauf­strecke des Torpedos wächst aber auch die Sicherheit der Torpedoboote, die nicht mehr allzu nahe an den Feind heran zu gehen brauchen, wo sie dem mörderischen Feuer der Schnellfeuergeschütze ausge­setzt sind.

Ein Beweis der immer noch glänzenden FimMage Franikreichs

ist die Tatsache, daß die neue 800 Millionenanleihe gleich am ersteü Tage ihrer Ausgabe dreißig Mal

überzeichnet wurde und daß eine mindestens vierzig- fache Ueberzeichnung. mit Bestimmtheit angekündigt wird. Freilich würde das Ergebnis weniger glänzend sein, wenn die Ausgabe der neuen Anleihe nicht zu erheblich günstigeren Bedingungen erfolgt wäre als die der alten. Von dem bisher üblichen Zins­fuß von '3 Prozent hat man abgesehen und gewährt 3,5 Prozent Zinsen. Der Emissionskürs von .99 Prozent war dagegen weniger verlockend.

Landesnachrichlen.

Wleurktig, 15. Juli 1814.

Evangelisches LanSexamen. Zn der dies­jährigen Aufnahmeprüfung in das evangelisch-theologische Seminar in Schölttal sind 5? Kandidaten zugelassen wor­den. Davon liefern das Karlsgymnasium in Stuttgart 6, das Gymnasium in Remlingen 5, die Gymnasien in Eßlingen, Lndwigsburg nnd Ravensburg je 1, das Pro- gymnasium in Viberach 2, die Progymnasien in Mer­gentheim, Riedlingen und Rottcnburg je 1, das Realgym­nasium in Hall 4, nnd das Realprogymnasium in Kirch- heim u. T. 5, Geislingen 3, Nürtingen 2, Böblingen 1. Aus Lateinschulen stammen 11, davon-aus Urach 3, aus Jngelfingen 2, aus Gaildorf, Marbach, Nagold, Neuen­stadt, Vaihingen a. d. E. und Waiblingen je 1; aus der höheren Knabenschule in Korntal 3 und aus der: Latein­abteilungen der Realschulen in Schorndorf und Schram­berg je 2.

* Sturmschaden. Bei dem am Montag nach­mittag herrschenden Gewittersturm wurden im Staatswald Nonnenwald ca. 150 Festmeter Stamm­holz niedergerissen.

* Ein Schädling. Ueber die Spatzenplage wird in landwirtschaftlichen Kreisen jetzt viel geklagt. Die Aecker innerhalb Etters und ganz besonders Weizen und Gerste leiden unter den frechen Gesellen sehr. So mancher Acker bietet das Bild, als ob er wom Hagel heimgesucht worden wäre. Die Spatzenplage wird viel zu nebensächlich angesehen. Energische Ver­tilgung würde sehr von Nutzen sein. In einem Spatzenjahr wie das heurige wird von den AeckerN innerhalb Etters die Hälfte bis ein Drittel der Ernte vernichtet.

* Waüt, 14. Juli. Der hiesige Rindvieh-Ver-, sicherungsverein hat aus der König-Karl-Jubiläums- stistung einen Beitrag von 100 Mark erhalten.

* Nagold, 14. Juli. D-em Hausdiener Gustav Eckert, der seit 35 Jahren bei H. Paul Luz zum Posthotel hier ununterbrochen in Stellung ist, wurde aus diesem Anlaß die Medaille der König-Karl-Ju- biläums-Stiftung verliehen.

j sCalw, 14. Juli. (Unwetter.) Der ganze Calwer Wald wurde gestern von einem schweren Un­wetter heimgesucht. Ein Wolkenbruch richtete in Neu­bulach, Neuweiler, Oberhaugstett und im BadpTeinach große Verwüstungen an. In Oberhaugstett fftand das Wasser einen halben Meter ties in den Garten­anlagen. Gartengewächse und Feldsrüchte erlitten großen Schaden. In Neuweiler schlug der Blitz ins Rathaus und in den Kirchturm, jedoch ohne zu zün­den. In Seitzental bei Neubulach m ar die Lochmühle in Gefahr, weggeschwemmt zu werden. Die Feuer­wehr mußte zur Hilfeleistung, gerufen werden. Im Bad Teinach war rechtzeitig die Meldung von Hoch­wassergefahr eingetroffen. Wan öffnete infolgedessen die Schleusen und beugte so größerem Schaden vor. Aus der Seewiese fiel ein Mann ins Wasser; erst nach größeren Anstrengungen konnte er noch lebend geborgen werden.

si Calw, 14. Juli. (Der Wasserschaden.) , Der Schaden, den das Hochwasser Mitte Juni angerichtet hat, beläuft sich auf'6000 Mark; der Stzebenz'eller Schwarzwaldverein wird für diese Summe zu einem Drittel aufzukommen haben. Die Ausbesserungs ar­beiten werden von einer Kompagnie Ulmer Pioniere ausgeführt. Die Mannschaften werden in Monakäm über die Dauer der -Arbeiten untergpbracht. In Wanderertreisen ist man für die Wiederbegehbar- machung des schönen Tales allgemein dankbar und freut sich, daß man im unteren Monbachtal bald