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Wtenrteig.

Unabhängige Tageszeitung für die Gberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.

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Dtt. 161

Ausgabe in Alteusteig . Stadt. Dienstag, de« 14. Juli. ^ Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

1914.

Französischer Chauvinismus.

^ Es gibt überall Chauvinisten, auch bei uns in Deutsch­land, trotz der kategorischen Erklärung derNorddeut­schen Allgemeinen": es gibt keinen deutschen Chauvi­nismus. Es ist wahr, das deutsche Volk in seiner weit­aus größten Mehrheit weiß sich frei von jeder, auch noch so kleinen chauvinistischen Anwandlung und nur ein paar Schreier, glauben den Patriotismus gepachtet zu haben, wenn sie den Teufel in den greulichsten Farben an die Wand malen. Man könnte betreff dieser Kreise zur Tages­ordnung übergehen, wenn nicht dann und wann ein gewisses Erhören ihres Angstgeschreis an den obersten Stellen zu bemerken wäre. Aehnlich liegen die Tinge auch in anderen Ländern, in Serbien haben wir ge­sehen, ist der Chauvinismus mehr eine Volksbewegung.

Anders in Frankreich. Tie große Masse in Frank- rich ist ebenso friedlich gesinnt, wie bei uns. Nur an einzelnen Orten blüht der Weizen der Chauvinisten, so namentlich an der Ostgrenze, namentlich in Nancy, ipid vor allem in Paris, dem Zentrum Frankreichs. Vor ein paar Jahren haben wir in S-üdfrankreich mit Ein­geborenen darüber debattiert, und wir erinnern uns noch, wie ein nach Gesinnung und Stellung guter Franzose formulierte: Nur die, die die Invasion gesehen, sind deutschfeindlich. Man muß das Wort Invasion vom französischen Standpunkt aus verstehen; er traf ellva das Richtige. In S-üdfrankreich, Zentrum und Westen spürt man von Deutschenhaß kaum etwas, im Gegenteil, wir konnten hin und wieder mit Genugtuung Aeußerungen der Bewunderung für Deutschland konstatieren und ganz besonders freuten wir uns, wie Professoren, die Deutsch­land kennen und sich gern ihres Aufenthaltes bei uns erinnern, in der Schule sich bemühten, in den jungen Seelen Verständnis für deutsches Wesen zu wecken. Nur in einem Punkt mußten wir auch bei den Jungen eine Art von Teutschfeindlichkeit konstatieren, das war beim Sport. Stolz ist eine der Kardinaltugenden der Fran­zosen; der junge Franzose liebt den Sport, wenn nun 'in französischer Sieg zu konstatieren war, da konnte Kwn die innere Befriedigung über die Ueberlegenheit vermischt mit einem despektierlichen Unterton gegen den Unterlegenen wahrnehmen. Im umgekehrten Fall äußerte sich der dadurch beleidigende Nationalstolz durch fast be­leidigend klingende, aber weiter nicht ernst zu nehmende Be­merkungen. Von deutsch-feindlichen Kundgebungen ist in der Provinz im Süden nichts zu hören. Anders in Pa­ris. Der Durchschnittspariser ist im allgemeinen fern von deutscher Feindseligkeit, wenn er nicht gereizt wird. Leider wird er dies fast tagtäglich durch die Presse. Tie Pariser Presse wirkt durch die Bank verletzend, in der ganzen Pariser Presse ist kaum ein Blatt, das frei wäre von solchem Chauvinismus. Paris ist Frank­reich nicht in dem Sinne, wie Baris, so das übrige Frank­reich, vielmehr so, von Paris laufen alle Fäden des Ver­waltungsapparates aus, zieht man in Paris an einem Schnürchen, so reagiert der Präfekt und Bürgermeister im hintersten Winkel. Auf Paris zu hören ist man all­überall gewohnt. Darin liegt die Gefahr, bei aller Gut­mütigkeit des Volkes; wenn heute in Paris eine zug­kräftige Parole gegen Deutschland aus gegeben wird, so ist es ein Leichtes, das Volk zu alarmieren.

Das Gute daran ist nur, daß im Parlament für solchen ausgeprägten Chauvinismus wenig Platz ist. Die eigentlichen Chauvinisten sind verhältnismäßig spärlich gesät, sie sitzen ausschließlich auf der Rechten. Ihre Politik hat nur Erfolg, wenn unsere Politik ihnen Stoff liefert zur Agitation. Es ist nicht zu leugnen, daß Unsere Wehrvorlagc die dreijährige Dienstzeit in Frankreich un- mittelbar nach sich zog. Das war ein ziemlich natürlicher Vorgang. Wenn aber neulich der Senator Humberl neue beträchtliche Rüstungen in Frankreich formte, so war das ein Ausbruch von echt chauvinistischer Gesinnung, die aber wenig Anklang finden wird. Noch weniger ernst zu nehmen ist der schöne Brief, den die Autoritö, das Organ der Bonapartisten, an die Korrespondenten des Verl. Lok.-Anz. und Stuttgarter N. TM. richtete. Nicht einmal die ernst zu nehmende Presse in Paris selbst nimmt weiter davon Notiz. Diejenigen aber, die bei uns immer schimpfen über den in Frankreich herrschenden Radikalismus mögen sich an solchen Beispielen Kn den Fingern abzählen, was wir von den Scharfmachern M erwarten hätten, die den Radikalismus immer bv> kämpfen. SoviÄ steht fest, solange die Radikalen in

Frankreich am Ruder sind, habeisi wir nicht sonderlich viel zu fürchten, wenn nicht gerade äußere Umstände dazu drängen. Ein Radikaler war's, der das Marokko­abkommen Unterzeichnete. Es war eine Wendung in unseren Beziehungen, als Caillaux sich bereit erklärte, zu Verhandlungen. Es war etwas Neues, er mußte deshalb manche Angriffe auf sich nehmen, er hat sie ahgewehrt und ist kwute noch einer der Machthaber.

Tie französischen Wgeordneten sind vielfach weniger als Parteimänuer gewählt, als vielmehr auf Grund per­sönlichen Vertrauens. Sie können großen Einfluß aus die Wähler haben, auch in Frredensdingen. Von da aus muß mau auch den Gedanken der interparlamenta­rischen Konferenz würdigen. Durch persönliche Fühlung­nahme können sich die führenden Männer von der gegen­seitigen Friedensliebe überzeugen, tragen sie diese Ueber- zeugung weiter in die Volksmassen, so wird es einer reinen chauvinistischen Hetze kaum gelingen, Boden zu fassen im Volk. Nur wenn auch die sonst friedensliebenden Deputierten und Senatoren den Schlachtruf ertönen lassen: Franzosen, Ihr seid beleidigt, daun wird sich das 'ganze Volk erheben wie ein Manu

Wir haben keine Freude au so unfruchtbarem Chau­vinismus, ebensowenig aber die Franzosen. Wenn wir heute von einer nummerischen Ueberlegenheit der Fran­zosen von einer deutschen Feder lesen, so könmn wir gleich­zeitig in französischen Blatten: das Gegenteil lesen. Wern soll mau glauben. Solche unrichtigen Statistiken dienen nur zur Reaktion auf der andern Seite, sie schüren gegenseitig den Chauvinismus. Jedesmal wenn wir von Chauvinismus in Frankreich hören, müssen wir auch an unsere C^uvinisten denken und am besten bekämpft man fremden Chauvinismus indem man gegen den eigenen Mrmt.

Rundschau.

Von der Nordlandreise.

Es ist das letzte Mal, daß der Kaiser die Nord­landreise auf derHohenzollern" macht. Zum letzten Mal versieht auch das DepeschenbootSleipner" den Postdienst, im nächsten Jahr tritt das Torpedoboot G 137" an seine Stelle. DieHohenzollern" ist wohl das bekannteste Schiff der Welt. Ueberall war das elegante, blendend weiße Schiff gern gesehen. DieHohenzollern" hat bedeutende Monarchen­zusammenkünfte vermittelt und eine große Anzahl Herrscher an Bord gehabt. Sie führte den Kaiser nach Konstantinopel, nach Jaffa, von wo aus die Pa­lästina-Reise ihren Ausgang nahm, nach! England, Rußland, Spanien, Italien, Oesterreich und jedes Jahr nach Korfu und Norwegen. Die erste Kaiser­jacht war die kleineGrille", der derKaiseradler" folgte.

Teuäsche Schüler in England.

20 Schüler der Musterschule in Frankfurt a. M. sind feit einigen Tagen unter Führung ihres Direk­tors, Dir. Sander, in London. Unter ihnen befinden sich auch die beiden Zwillingssöhne Philipp u. Wolf­gang des Prinzen Friedrich Karl von Hessen, Schwa­gers des Kaisers- Die Mutter der Prinzen weilt augenblicklich in dem Badeorte Eastbourne, wohin sich die Heiden Prinzen nach Schluß des Schulbesuches' ebenfalls begeben werden. Die Schüler, die in Lon­don der Obhut des Professors Cock vom King College anvertraut sind, wurden von der Londoner Gesell­schaft aus das herzlichste ausgenommen.

Tie verwechselten Reden.

Bei einem Besuch des englischen Königs in G las­gow ereignete sich ein lustiger Zwischenfall. König Georg, der den Grundstein zu einem neuen Flügel eines Staats geh äudes legte, begann eine Rede zu verlesen, die er garnicht halten sollte, die vielmehr als Begrüßungsansprache an den Bürgermeister bei dem Empfang im Rathaus gedacht war. Der König stutzte plötzlich, erkannte den Irrtum und lachte herz­lich. Sehr ärgerlich aber sah der StaatHekretär für Schottland, W-ood, aus, der beide Reden verkehrt in die Mappe gelegt hatte.

Tie Deutschen in Frisko.

In welchem Maß? unsere deutschen Stammes­

genossen und Freunde sich vorbereiten, um der er­warteten Menge von Ausstellungsbesuchern zur Feier der Eröffnung des Panamalanals aus dem Reiche landsmännische Gastfreundschaft zu erweisen, ergibt sich aus den Beschlüssen des deutsch-kalifornischen Staatsverbandes, die soeben gefaßt worden sind. Da­nach haben s ich vom Mai ds. Js. ab alle Mitglieder deutscher Vereine und Logen eine Kopfsteuer von 25 Cents auferlegt, um die Kosten einer deutschen Zentralauskunftsstelle auszubringssn, die allen Deutschen während der Ausstellung dienstbar sein sein soll. Die Damen Kaliforniens haben einen eige­nen Hilfsausschuß für die Weltausstellung gebildet. Sie werden im staatlichen Ausstellungspalast die Honneurs machen und haben die damit verbundenen Verpflichtungen in Höhe von 500000 Dollars über­nommen. In Beiträgen von je 2 Dollars wird diese Summe jetzt durch Sammlungen unter den deutschen Frauen des Landes aufgebracht. Von allen Seiten werden diese Bestrebungen, wie die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland berichten, durch große Opferwilligteit der Beteiligten ermutigt. An der Probemobilmachung der englischen Fl ölte, die Mitte dieses Monats stattsindet, sind insgesamt 493 Schiffe beteiligt. Diese Probemobilisierung ko­stet England übrigens ein Heidengeld; die Schiffe müssen ihre Bestände an Munition, Feuerungsmate­rial, Proviant etc. kriegsgemäß auffüllen, auch müssen die Mannschaften lückenlos zur Stelle sein. Einen politischen Hintergrund hat die große Uebung wohl kaum; sie hatte, da sie seit langer Zeit 'nicht mehr vorgenommen worden ist, sich notwendig ge­macht.

Landesnachrichten.

Mtesrtekg. 14. Juli

* Gewitter. Auch der gestrige Montag brachte uns heftige Gewitter mit starken Regensällen. Nach­dem in der Nacht zum Montag unaufhörlich Blitze zuckten, die mitunter von Donnerrollen begleitet waren, setzte in den Morgenstunden ein kurzer aber heftiger Gewitterregen ein, der nach der äußerst schwülen Temperatur eine angenehme, wenn auch allerdings nur kurze Abkühlung brachte. Nachmittags gegen 1 Uhr zog dann,abermals, ein,Heftiges Gewitter über unsere Gegend, das bis gegen 3 Uhr über un­serem Talkessel stand und mit gewaltigen Regenfällen verbunden war. Blitzschläge waren hiebei glücklicher­weise keine zu herzeichnen.

* Bezirksversammlung der Obmannschaft Na- aold -Alstensteig des Post - Unterbeamte» - Verbau-es. Im schön dekorierten Saale des Gasthauses zum Rößle" in Göttelfingen OA. Horb fand am letzten Sonntag nachmittag die Bezirks-Versammlung per Obmannschaft Nagold-Altensteig des Postunterbeam- ten-Verbands statt, an der auch der Landtags-Abge­ordnete für den Bezirk Horb, Schweizer, sowie der Vorstand des Württ. Postunterbeamten-Verb.,j Nuber teilnahmen. Zu der Versammlung, die sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte, hatten sich auch Delegierte der benachbarten Obmannschaften Eutingen, Horb und Sulz eingefunden. Der Vor­sitzende Nuber referierte eingehend über die General­versammlung in Eßlingen, ferner über freie Aerzte- wahl, Wohnungsfürsorge und über die Gestaltung der Pensionstasse der Landpostboten. Tie Ausführungen des" Redners wurden mit großem Interesse ausgenommen und zeitigten einen regen Gedankenaustausch. Landtagsäbgeordneter Schwei­zer gab seiner Freude darüber Ausdruck, die Wünsche der Postunterbeamten in dieser Versammlung entge­gennehmen zu können und versprach für deren Er­füllung bei den Beratungen in der Kammer möglichste eintreten zu wollen. Noch einige gemütliche Stun­den hielten die Anwesenden vereint und als die vor­geschrittene Zeit endlich zum Aufbruch mahnte, trennte man sich in dem Bewußtsein, einen genuß­reichen Nachmittag im Kollegenkreise verlebt zu haben.

* Turnerisches. Bei dem am Sonntag im Stutt­garter Stadion stattgefundenen Kreisbergfest der