302. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 87. Jahrgang.

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Brschrinungswetse: Sinal wöchentlich. Anzeigenpreis.- Im Oberamts. Lezirk Laim für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg-, außerhalb desselben 1L Pfg., Reklamen LL Pfg. Echlnß für sinseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 8.

Dienstag, den 24. Dezember 1912.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1. vierteljährlich. PoL- bezugSpreis für den OrtS- und Nachoarortsoerkedr M5. 1.LV. mr Ierr^verkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 P^.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Amtskörperschaftsumlage pro 1912.

Der Bedarf der Amtskörperschaft zur Deckung ihrer voranschlagsmätzigen Ausgaben beläuft sich im Rech­nungsjahr 1. April 1912/13 auf 75 600 Mark.

Dieser Betrag ist gemäß Art. 55 des Gesetzes betr. die Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amtskörper­schaften vom 8. August 1903 und des Paragraphen 65 der Vollzugs-Verfügung hiezu vom 22. September 1904 auf sämtliche Gemeinden umzulegen.

Auf 1 Mark der als Grundlage für die Amtskörper- schastsumlage festgestellten Summe entfallen 45,40 L Amtskörperschafts-Umlage und trifft es sonach die

Gemeinde

Gemeinde

2-.

Lalw

25 086. 29

Möltlingen

l 078. 89

Agenbach

833. 23

Neubulach

I 036. 44

Aichhalden

716. 70

Neuhcngstett

443. 30

Altbulach

1 222. 72

Neuwetler

1 E. 56

Altburg

1 180. 96

Oberhaugslett

740. 66

Althengstett

2 134. 52

Oberkollbach

447. 06

Alzenberg

675. 85

Oberkollwangen

811. 59

Bergorte

2 097. 55

Oberreichenbach

998. 27

Breitenderq

860. Ol

Ostelsheim

1 331. 71

Dachtel

856. 85

Otlenbronn

509. 94

Deckenpfronn

2 124. 69

Röt'Ndach

541. 23

Dennjächt

276. 11

Schmieh

541. 34

Emderg

427. 86

Simmozheim

1 692. 90

Ernstmühl

160. 49

Sommenhardt

887. 13

Gechingen

2 360. 65

Slammheim

3 816. 4l

Hirsau

3 504. 84

Teinach

2 425. 94

Holzdronn

579. 26

Umerhaugstett

568. 60

Hornberg

540. 46

Unterreichenbach

2 023. 98

Liebelsberg

773. 70

Würzbach

1 465. 42

Liebenzell

4 290. 28

Zaveiftein

359. 75

Martinsmoos

695. 61

Zwerenberg

742. 44

Monakam

537. 8t

75 600.

Die Gemeindebehörden haben dafür Sorge zu tra­gen, daß diese Beträge, welche mit jedem Monat zu V-,- verfallen find, gemäß Art. 69, Abs. 3 der Bezirks­ordnung in Monatsraten und zwar je vor Ablauf des betr. Monats an die Oberamtspflege abgeliefert wer­den.

Calw, den 20. Dezember 1912.

K. Oberamt:

Reg.-Nat Binder.

Die Herren Ortsvorsteher

werden aufgefordert, den voraussichtlichen Bedarf an Mili­tärformularien bis spätestens 31. Dezember d. Z. hierher an­zuzeigen.

Calw, den 23. Dez. 1912.

K. Oberamt. Reg.-Nat Binder.

Weihnacht.

cd. Christtag ist wieder gekommen. Und mit ihm und der Betrachtung seiner Bedeutung für das einzelne Men­schenleben und der Völker Geschicke stürmt die ganze Fülle ernster, erhebender, niederdrückender und jubelnder Gedan­ken auf einen ein, um am Ende alles Fragens, aller Zwei­fel, staunend gedemütigt mit dem Engelchor der ersten Weih­nacht zu frohlocken: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Wir brauchen dieses Fest nötiger als je. Wir stehen so sehr in­mitten einer Zeit der Rastlosigkeit, der Sehnsucht nach Ver­vollkommnung unserer selbst, nach Vervollkommnung aller kulturellen Möglichkeiten und sind auf diese Weise aus der ruhigen Bahn ungestörten Berufslebens in ein wirres Durch­einander von Meinungen, von Taten geraten, aus dem nur wenige selige, Stille, Kräftigung spendende Inseln ragen. Die, die sich am hellsten aus den Lebenswogen erhebt, ist unser Weihnachtstag. Legt alle, die ihr dazu berufen und verpflichtet seid, von Weihnachten zu schreiben, bescheiden eure Feder zur Seite. Die Erzählung von der Geburt Christi könnt ihr ja doch nicht schöner, ergreifender schildern, als sie. von Luther verdeutscht, Lucas der Welt aufschrieb, aufschrieb in einer wundervollen poetischen Schlichtheit in Sprache und Darstellung. Und alles, was ihr dann über die Sache selbst noch etwa sagen wollt: machts kurz. Die klippe Tatsache ist einfach die: ... euch ist heute der Heiland ge­boren. Aber

Dann steht mein Geist mit Ehrfurcht still. . . .

Wenn ich dies Wunder fasten will,

Das ist's eben, was die Gedanken nicht zur Ruhe kom­men läßt, die Frage, wie der einzelne diese frohe Botschaft mit dem Leben, seinen Höhen, noch mehr mit seinen Nie­derungen, in Einklang zu bringen vermag, wie er sich's zu­sammenreimen soll, daß demEhre sei Gott in der Höhe" so viel Fluch, Haß, so viel Weigerung gegenübersteht, daß vollends dasFriede auf Erden", heute zumal, in Wirklich­keit eben nichts weiter als ein edler Wunsch ist. Man nehme diesesFriede auf Erden" und schreibe es über die vom Blute dampfenden, mit zerrissenen Leibern junger Männer übersäten Schlachtfelder an der Pforte des Orients, man schreibe es über die Irrenhäuser, über Siechen-, Krüppel­oder Blindenanstalten, schreibe es über die stillen Käm­merlein, wo in furchtbarer Not werdende Menschen um inneren Frieden ringen klingt dieses Wort da nicht wie ein Hohngelächter? Rein und ohne Schatten ist, unter die­sen Gesichtspunkten besehen, der bethlehemische Stern der Menschheit noch nicht aufgegangen. Das ist das Tragische jener Verheißung. Das Tröstende aber liegt darin, daß unter dem brennenden Baum selbst die düstersten Gedanken verscheucht werden vom ewigen hereinbrechenden Licht, von dem ein Schimmer die Kammern und Stuben am Weih­nachtstag erhellt. Die echte Weihnachtsfeier stärkt und macht froh, die wahre Christfcstfreude liebt und teilt mit, lindert und heilt, zwingt den Werktagmenschen zum Licht, das von der Krippe des Jesuskindes ausstrahlt. Das Frie­denswort, so müssen wir beten, soll wahr werden, die Liebe, die aus diesem Wort stammt, sie soll uns führen, das Glück, das die Weihnachtsbotschaft in die Herzen zieht, soll unsere Tage durchleuchten, die Zweifel tapfer ertragen lernen. Wo eine Seele müd geworden ist, laste sie sich vom Eottes- odem der Weihnachtsbotschaft überwehen. Wo eine betet und ringt: Herr Gott, schenk endlich den Völkern den Frie­den, den du ihnen verheißen - der trete herzu und sehe, wie die Hoffnung der damaligen Welt in Christi Geburt doch zur Erfüllung wurde und wo einen das große Jrregehen der Menschen, der Glanz der materiellen Errungenschaften ängstigt, dem möge das Weihnachtsfest ein Tröster sein, der ihn die Lichter deuten lehrt, die am grünen Tannenbaum vom ewigen Lebenslicht, vom Weihnachtslicht, erzählen. Komm darum, wunderbare, gebenedeite Nacht!

Stadt» Bezirk und Nachbarschaft

Calw, 24. Dezember 1912. Abonnements-Einladung.

Wir laden die Bürger und Land hiemit freundlich zum Bezug des Calwer Tagblatts auf 1. Januar 1913 freundlich ein. Ein Lokalblatt darf in keiner Fami­lie fehlen, wenn der Zusammenhang mit den Begeben­heiten in den Bezirksgemeinden und in der Stadt nicht verloren gehen soll. Das Calwer Tagblatt ist auch in dem zu Ende gehenden Jahr Alten und Jungen ein be­scheidener aber guter Gefährte gewesen und wills auch im neuen sein. Neue und alte Leser, die das Blatt durch die Post beziehen, mögen das Abonnement jetzt bestellen, bezw. erneuern. In der Stadt, frei ins Haus besorgt durch die Trägerin, kostet der vierteljährliche Bezug 1.25 Mk., durch die Post, einschließlich Botenlohn, 1,50 Mark.

cp. Einfache Freuden! Wer Kinder hat und wer einen Blick für des Kindes Gemüt hat, wird mehr als einmal erfahren haben, daß es nicht das Große und Glänzende ist, an dem sich ein Kind wahrhaft erfreut, sondern meist das unscheinbare und kleine. Wir möch­ten gewiß niemand das Weihnachtsgeschäft verderben, Aber es verdient doch Beachtung, was ein viel gelesener Schriftsteller unserer Tage gelegentlich einer Weih­nachtsplauderei erzählt:Ich erinnere mich, wie einst unsere Aelteste eine kostbar ausgestattete Puppendame mit Klappaugen und einem hochentwickelten Sprechor­ganismus kaum eines Blickes würdigte, währen d ihre Augen angesichts eines billigen Badepüppchens hell auf­leuchteten. Wir wollten anfangs darüber böse sein, besannen uns aber eines besseren: wir waren glücklich über den bescheidenen Sinn unseres Kindes". Da­mit ist sicher eine beachtenswerte Wahrheit ausgespro­chen. Wir meinen immer, wir könnten es mit dem Gepfefferten und Gesalzenen schaffen. Das geht aber bekanntlich an die Nieren und schädigt den Organismus. Kinder sollen einfache Kost haben. Und darum: Man hüte sich, durch gedankenloses Schenken und gegenseitiges Sichübertrumpfen in der Heranwachsenden Jugend eine Begehrlichkeit gro^uziehen, mit der sie nachher nur selber gestraft ist, man öffne ihr beizeiten Auge und Herz für die einfachen Freuden des Lebens und man wird ihr damit einen reicheren Schatz ins Leben mit­geben, als mit den kostspieligen Weihnachts- und Ee- burtstagsfreuden.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist immer noch vorwiegend trockenes, zeit­weilig bedecktes und mäßig kaltes Wetter zu erwarten.

b. Wichtig für Militärpflichtige. Die im Jahre 1893 geborenen jungen Männer werden am 1. Januar 1913 das militärpflichtige Alter erreichen. Es tritt somit an diejenigen, die nicht zum einjährig-freiwilli­gen Dienst berechtigt sind, die Verpflichtung heran, sich bei der Gemeindebehörde ihres Aufenthaltsortes zur Stammrolle zu melden, falls sie nicht schon freiwillig in das Heer oder in die Marine eingetreten find. Bei der Anmeldung zur Stammrolle ist das Eeburtszeugnis vorzulegen, sofern die Anmeldung nicht am Geburts­ort erfolgt. Die Geburtsscheine für die Anmeldung zur Stammrolle werden von den deutschen Standesämtern gebührenfrei ausgestellt. Unzulässig ist es, statt des standesamtlichen Geburtsscheins einen pfarramtlichen Taufschein vorzulegen. Auch eine Vürgerrechtsurkunde, ein Arbeitsbuch, eine Quittungskarte u. dergl. können den Geburtsschein nicht ersetzen. Für die Beteiligten ist es empfehlenswert, sich wegen Erlangung eines Ge­burtsscheins nunmehr sofort an das Standesamt ihres Geburtsorts zu wenden, falls dies noch nicht geschehen ist.

Simmozheim, 22. Dez. Letzten Sonntag abend feierte in schöner Weise die hiesige Kleinkinderschule ihre alljährlich stattfindende ^Weihnachtsfeier in der Kirche. Die lieben Kleinen scharten sich um den auf dem Taufstein aufgestellten, lichterstrahlenden Christbaum. Herr Pfarrer Weitbrecht hielt die Feier nach Art eines liturgischen Gottesdienstes. Vor einer stattlichen Anzahl von Zuhörern trugen die Kleinen ihre gut ge­lernten Gesänge und Gespräche vor, die umrahmt wur­den durch Gesänge von Schülern der Ober- und Unter­klasse. Am Schluß der gut verlaufenen Feier nahm jedes der Kleinen freudestrahlend seinen ersehnten Pack" in Empfang. Allen Mitwirkenden, insbesondere der Kleinkinderlehrerin, sei für ihre Bemühungen der gebührende Dank ausgesprochen. Bei der letzten Samstag hier vorgenommenen Bürgerausschuß- wa h l wurden nachfolgende Bürger zu Dürgerausschuß- mitgliedern gewählt: Marquardt, Jakob, Sattler, Bul- linger, Friedrich, Bauer, Müller, Georg, Ziegler, Kühnle, Jakob, Bauer und Häckle, Jmanuel Bauer.

Mötzingen, Oberamt Herrenberg, 23. Dez. Heute nacht ist das Wohnhaus samt Scheuer des Bauern Sindlinger beimRühle" vollständig niedergebrannt. Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt.

Horb, 23. Dez. Die Vertreteroersammlung der hiesigen Ortskiankenkasse faßte in wiederholter Beratung den Be­schluß, mit der Bezirkskrankenkaste eine gemeinsame Kran­kenkasse für Stadt und Bezirk Horb zu errichten. Die Ver­treter der Bezirkskrankenkasse hatten bereits einige Tage zu­vor den gleichen Beschluß gefaßt, so daß der Ausführung die­ser gleichlautenden Mschlüste nichts im Wege steht.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Dez. Der Staatsminister des In­nern Dr. v. Fleischhauer hat heute sein Amt übernom­men, ebenso der neue Kultusminister Dr. v. Haaber- maas. Dieser wurde gestern in Anwesenheit des Mi­nisterpräsidenten Dr. v. Weizsäcker vom König vereidigt, worauf beide Minister von der Königin in Audienz empfangen wurden. Staatsminister Dr. v. Pischek hat sich bereits von den Beamten des Ministeriums verab­schiedet. Dem zurückgetretenen Staatsminister des In­nern Dr. v. Pischek, sowie seinem Nachfolger in diesem Ministerium, bish. Kultminister Dr. v. Fleischhauer sind vom König Handschreiben zugegangen.

Stuttgart, 23. Dez. Die Königin hat auf Weihnach­ten das Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten nebst Diplom an 58 Bewerberinnen und zwar an 5 das gol­dene für 50jährige Dienstzeit und an 53 das silberne für 25jährige Dienstzeit verliehen. Die Verleihung des Ehrenzeichens erfolgt an Dienstboten, die die ge­nannte Zeit in Württemberg in derselben Familie oder auf demselben Anwesen ununterbrochen treu und in Ehren gedient haben.