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Freitag, den 8. Mai.
l M. 106
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
Ausgabe tu Altsnsteig - Stadt
Die Durchführung des Wehrgesetzes.
Die Beratung des Militäretats im Reichstag Pflegt im allgemeinen nicht unter dem Zeichen ungetrübter Harmonie zwischen Volksvertretung und Regierung von ,ftatten zu gehen. Abgesehen von der Gelegenheit, anti- militaristische Propaganda zu machen, die sich die äußerste Linke natürlich'nicht entgehen läßt, und die dieses Mal von dem Abg. Schulz wahrgenommen wurde, freilich nicht mit dem Geschick, wie man es nach den Vorbildern, die Bebel und Liebknecht in früheren Jahren gegeben haben, hätte erwarten können, haben auch bürgerliche Parteien bisher in militärischen Dingen ans ihrem Herzen keine Mördergrube gemacht und oft genug scharfe Kritik an der Militärverwaltung geübt, ehe sie ihrem Leiter sein wohlverdientes Gehalt bewilligten. Erinnert sei nur an den heißen Strauß, den seinerzeit der bayrische Zentrumsgeneral" Häusler mit dem Kriegsminister und dem bayrischen Militärbevollmächtigten ausgefochten hat. Es gab Leute, die sich bei der diesmaligen Beratung auf ähnliche Vorgänge gefaßt machten — nicht ganz unberechtigterweise, wenn man sich daran erinnert, wie sehr der neue Kriegsminister bei seinem Debüt im Reichstag anläßlich der Zaberner Debatten sich in der Akustik des hohen Hauses regiert hat und auf die Volksvertreter in ihrer großen Mehrheit den Eindruck eines Mannes der scharfen Tonart machte. Männer von einer solchen psychischen Veranlagung sieht man aus der Bundesratsestrade nicht allzu gern, seitdem man sich daran gewöhnt hat, daß die Geschäfte zwischen Reichstag und Verbündeten Regierungen im allgemeinen den Charakter von Kompromissen tragen, bei denen es daraus ankommt, daß beide Faktoren sich unter Ausgabe der ursprünglich eingenommenen Position gegenseitig nähern. Diese Entwicklung datiert nicht von gestern, sie liegt letzten Endes begründet in der allgemeinen politischen Struktur des Reiches. Man mag sie begrüßen oder bedauern, aufzuhalten ist sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen und Wohl auch in Zukunft nicht, weder von einzelnen Parteigruppen noch von einem Vertreter der Regierung, sei er auch Kriegsminister.
Man hat aber Herrn v. Falkenhayn vielleicht Unrecht getan, ist ihm zum mindesten nicht gerecht geworden, als man ihn allein nach seiner Rede in jener stürmi-- schen Reichstagssitzung beurteilte. Damals entgleiste nicht nur er, der doch' ein Neuling war im Watlotbau, auch andere, die sozusagen in parlamentarischen Kümpfen ergraut sind, haben in jenen Tagen die rechte Direktion verloren.
Jedenfalls hat Herr v. Falkenhayn cs verstanden, seine Scharte auszuwetzen. In eincnr, gerade durch seine Sachlichkeit eindrucksvollen Bericht, konnte er den Volksvertretern mitteilen, wie glatt und rasch die große Wehrvorlage im vorigen Sommer verwirktlicht werden konnte. Ohne daß die Ansprüche an die Tauglichkeit im mindesten herabgesetzt wurden, ohne daß die Heeresverwaltung gegenüber von Gesuchen um Befreiung vom Militärdienst weniger wohlwollend zu sein brauchte, ist es gelungen, 60000 Mann mehr aufzubringen, sie nicht nur auf-, sondern auch unterzubringen und auszurüsten, wobei immer noch eine Reserve von 38000 vollkommen Tauglicher verblieb. Herr v. Falkenhayn hat, was sonst in unserer Militärverwaltung nicht üblich ist, den Beamten seines Ressorts und auch seinem Vorgänger, unter dem der größte Teil der Arbeit bewältigt wurde, öffentlichen Tank gezollt und die Redner aller bürgerlichen Parteien haben sich dem angeschlossen. Tie rasche und anstandskose Durchführung der Wehrvorlage ist in der Tat ein erfreulicher Beweis der Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit der deutschen Jntendauturbeamten, mehr aber noch ein Zeichen der inneren Kraft unseres Volkes, das umso deutlicher wird, wenn man vergleicht, welche Schwierigkeiten in Frankreich die Durchführung der dreijährigen Dienstzeit verursacht hat und heute noch verursacht. Mit Mühe und Not gelang es dort, durch die Einstellung zahlreicher Mindertauglicher, die leeren Cadres zu füllen und als die Zahlen, die lange Zeit nur auf dem Papiere standen, tatsächlich erreicht waren, da stellte es sich heraus, daß es an den nötigen Unterkunftsräumen fehlte. Mftn kennt die Folgen: fast der achte Teil des Heeres lag krank in den Lazaretten und Revieren.
Ganz entsprechend liegen die Verhältnisse in Bezug auf die finanzielle Durchführung der Heeresverstärkung in den beiden Ländern. In Frankreich ist durch Caillaux
für die nötigsten Bedürfnisse gesorgt worden durch die Ausgabe kurzfristiger Schatzanweisungen. Eine Finanz- resorm, die voraussichtlich auf der für Frankreich bisher unerhörten Besteuerung des Einkommens basiert sein wird, soll spätestens bis zum Herbst durchgeführt sein. Es handelt sich aber nicht nur um die Deckung der Kosten der Heeresvermchrung, sondern auch um die eines Defizits aus dem letzten Budget von rund 700 Millionen. Ob das durch die vielumftrittene Besteuerung der Renten sich wird ermöglichen lassen, >veiß heute in Frankreich noch niemand. ' dkun kann man ja freilich auch nicht sagen, daß die deutschen Finanzen ein gar glänzendes Bild abgeben, soviel ist aber sicher: durch den Wehrbeitrag werden die einmaligen Ausgaben der Durchführung des Wehrgesetzes gedeckt werden können und zwar ohne daß die von mancher Seite befürchteten Schädigungen unserer Volkswirtschaft eintreten.
So erfreulich das Bild, das Herr v. Falkenhayn entrollen konnte, so schön die Harmonie von Regierung und Volksvertretung bei der diesjährigen Beratung des Militäretats war, ganz froh können wir unserer inneren Politik nicht werden. Es scheint vielmehr, als ob sich i hinter den Kulissen ein Konflikt zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstag sich vorbereite. Ein- Mmmig nahmen die Kommissionen die Besoldnngsvor- lage an, ebenso entschieden aber setzte der Schatzsekretär den Kommissionsoeschlüssen ein „Unannehmbar" entgegen. So muß man aller Wahrscheinlichkeit nach damit rechnen, daß der Reichstag seine lange und arbeitsreiche Tagung, die gerade in den' letzten Sitzungen erfreuliche Momente brachte, schließlich mit einer grellen Dissonanz beendigen wird.
Rundschau.
Delbrücks „Vaterland"-Rede.
Aus Berlin wird geschrieben: Die Rede des Staatssekretärs Delbrück an Bord der „Vaterland" hat einen deutlich erkennbaren politischen Charakter. Wie es in solchem Fasle zumchft UeU, rüM die Kundgebung hiermit sogleich in die sich durchkreuzenden Linien subjektiver Betrachtungsweise, pud auf den verschiedensten Seiten wird versucht, die Worte des Staatssekretärs entweder für sich auszubeuten oder sie alsWafse gegen gegnerische Parteien zu verwenden. Wer in der Kritik des'. Herrn Delbrück amR eichstage eine scharfe Rüge der Volksvertretung erblicken möchte, den muH eis doch stutzigfmachenj daß die Rede von den ungefähr 150 Mitgliedern des Reichstags,d ie an der Fahrt teilgenommen hatten, nicht nur ohne Widerspruch, sondern mit freundlichem Beifall ausgenommen worden ist. Alle bürgerlichen Parteien waren vertreten; wenn sich also eine von ihnen getroffen gefühlt Hütte, wäre das wohl alsbald zum Ausdruck gekommen. Ueberdies istd er Staatssekretär des Innern nicht derMann, dem man zutrauen möchte, daß er, und nun gar' bei solcher Gelegenheit, sein Vergnügen daran hätte, mit unangenehmen und verletzenden Walten mm sich zu werfen. Man kennt ihn als einen sehr höflichen, maßvollen, von sicherstem Takt erfüllten Redner, seinem ganzen Wesen liegt jede unnötige Schärfe fern. Wenn Herr Delbrück also an Bord des neuen Hapagdampfers gesagt hat, man habe manchmal den Eindruck, als wenn uirgpns so wenig Verständnis für die Erfolge und die Entwicklung unseres Vaterlandes wie im deutschen Reichstage zu finden sei, so läßt sich freilich isicht leuensn, daß dieser Satz mißverständlich arsig-'chßt werden könnte. Ter Redner sprach aber vorher und !irn demselben Satze davon, daß „wir in Berlin" durch die Kritik, die man dauernd zu üben oder über sich ergehen zu lassen genötigt Et", in der Freiheit des Urteils darüber beeinträchtige werden, was eigentlich das Ergebnis der geleisteten Arbeit ist. Dies« „wir" schließt also die Bundesratsmitglieder, in die vom Staatssekretär angestellte Betrachtung ein, und es ist offenbar eine Art von Selbstkritik, die auf diese Weise ausgedrückt werden sollte. Das spricht sich schon in der Wendung aus, daß die Kritik nichtbloß geduldet, sondern auch „geübt" wird. Jeder, so
wollte es Staatssekretär Delbrück wohl gemeint wissen, hat sich einigermaßen als schuldig zu' bekennen, und es sollte keine Trennungslinie gezogen werden zwischen einzelnen Faktoren der Gesetzgebung. Wenn der Redner nicht gerade dies, sondern dafür etwas von absprechender Schärfe gssgen den; Reichstag allein hätte ausdrücken wollein, so würde er,d a er die hinreichende Gewandtheit dazu besitzt, das auch deutlicher fertiggebracht haben, immer vorausgesetzt, daß man ihm die erforderliche Taktlosigkeit zutrauen möchte. Ties war zweifellos nicht die Absicht, der Sinn war vielmehr der, daß, es wie ein Seufzer der Befreiung klingen und ungefähr lauten sollte: was sind wir alle doclg'sür Toren, die wir uns im Reichstagssaal um so viele nichtigen Tinge herumstreiteu, statt uns darüber zu freuen, wie groß und rühmlich unsere Erfolgs und die Entwicklung unseres Vaterlandes sind!
Die Taufe in Braunschweig.
Aus Anlaß der Taufe des Erbprinzen wird die Stadt Braunschweig über 20 Fürstlichkeiten und Vertreter fürstlicher Taufpaten zu Gaste sehen. Zur Begrüßung der fürstlichen Gäste hat die Stadt bereits am Donnerstag reichen Schmuck angelegt. Viele Fremde sind angekommen. Als erster der fürstlichen Gäste ist am Donnerstag vormittag Prinz Waldemar von Dänemark eingetrofsen. — Bekanntlich ist auch die Herzogin Thyra von Cumberland von Gastein nach Braunschweig abgereist und dort am Donnerstag mittag eingetrofsen.
Bon den französischen Flottenmanövern.
Wer Pariser Ex.zelsior berichtet, baß den bevorstehenden Manövern der französischen Flotte zwei Themen zugrunde liegen. Das eine Thema bestehe darin, eine feindliche Flotte, die Marseille, Toulon, Biserta und Philippeville bedrohen könnte, zu zerstören. Das andere Thema bestehe in der Aufgabe, die Vereinigung der italienischen und der österreichischen Flotte zu verhindern, um eine dieser Flotten mit überlegenen Streitkräften angreifen und vernichten zu können.
Die Franzosen in Marokko.
Die France Militaire will wissen, daß die Besetzung von Tazza durch die französischen Truppen Ostmarokkos unmittelbar bevor stehe. General Cou- raud werde gleichzeitig einen Vorstoß unternehmen, um ein westlich von Tazza gelegenes Dorf zu besetzen.
Schifferstreik in Spanien.
Infolge des Streiks in Bilbao sind 145spanische Schiffe in den spanischen und ausländischen Häsen außer Betrieb gesetzt. Tie afrikanischen Postdampfer sind durch die Ausständigen nicht in den Streik einbezogen worden. In Bilbao herrscht völlige Arbeit s-> ruhe. Tie Ansständigen und die Rheder beharren aus ihrem Standpunkt. Die Regierung hat ihre Vermittlung angeboten, aber die Rheder haben das Angebot zurückgewiesen. Das seemännische Personal aller spanischen Häfen, auch das der Comvagnie Transatlantique Espag- nole, hat telegraphisch seine Teilnahme an dem Streik erklärt.
Die viroten
machen wieder von sich reden. Den letzten Meldungen zufolge haben zwischen den Aufständischen und Albanern heftige Kämpfe stattgefunden, bei denen die Albaner den Kürzeren zogen. Da die Epiroten auch über Geschütze und Maschinengewehre verfügen und offenbar zahlreiche frühere aktive Soldaten des griechischen Heeres in ihren Reihen haben, vielleicht auch indirekt von Griechenland aus unterstützt werden, dürfte der Fürst von Albanien keine ganz leichte Arbeit haben, die Grenzen seines Landes zu schützen. Tie Nachricht von der Kreuzigung und Verbrennung von 200 Albanern, die einen etwas unwahrscheinlichen Eindruck macht, ist bisher noch nicht bestätigt worden.
Einer anscheinend offiziösen Mitteilung aus Paris zufolge, findet gegenwärtig zwischen den Mächten ein Meinungsaustausch über die Regelung der Epirusfrage statt. Es handelt sich darum, daß der in Valona versammelten Internationalen Kontrollkommission das Mandat erteilt werden soll, die der Bevölkerung von Epirus zu gewährenden Bürgschaften festzusetzen. Tie französische Regierung .habe sich bereit erklärt, diesem Vorhaben ihre Zustimmung zu erteilen.