kmder schwenkten kleine Fähnchen, brachten Hochrufe auf den Kaiser und die Kaiserin aus und riefen: Hoch Italien, hoch Deutschland! Die Majestäten wurden durch den Botschafter a. D. Dr. Frhr. Mumm v. Schwarzenstein, dessen Gäste sie sind, durch den Unterpräfekten von Chiavari, die Spitzen der Behörden und die deutsche Kolonie empfangen." Sie begaben sich durch die ihren Weg dicht umsäumende Volksmenge in die Villa des Botschafters, um den Tee einzunehmen. Der Ort ist prächtig geschmückt.
Ein Ultimatum an Haiti.
Port-au°Prince, 6. Mai. Die diplomatischen Vertreter Englands haben der Regierung von Haiti ein Ultimatum überreicht, in dem die Zahlung von 62 000 Dollars Entschädigungssumme an einen britischen Staatsangehörigen für die Zerstörung einer Sagemühle während der Revolution gefordert wird. Die im Ultimatum gestellte Zahlungsfrist läuft heute Abend um 6 Uhr ab.
Washingten, 6. Mai. Die Nachricht von dem britischen Ultimatum an Haiti hat das Staatsdepartement veranlaßt, sofort mit dem hiesigen englischen Botschafter in Verbindung zu treten, um mindestens um einen Aufschub zu bitten. Der Botschafter hat dem englischen Auswärtigen Amt durch Kabeltelegramm den Vorschlag gemacht, eine Frist zur Untersuchung des Falles zu bewilligen.
Albanien.
Gräueltaten der EpiroLsn.
Der albanischen Regierung sind am Mittwoch Drahtnachrichten zugegangen, wonach in Harmova, südöstlich von Tepeleni, 200 mohammedanische Albanesen, die vor den Epiroten nicht geflüchtet waren, gefangen genommen und in das benachbarte Dorf SVodra geschleppt worden sind. Dort seien sie in die orthodoxe Kirche gebracht und sämtliche gekruzigt worden. Tie Kirche sei dann in Brand gesteckt worden und alba- nesische Gendarmen, die zwei Tage später Skodra bei'tz- ten, hätten ihre verkohlten Leichname aufgesunden.
Dis Montenegriner,
* Duräzzo, 6. Mai. Nordwestlich von Tibra haben
serbische Truppenabteilungen die albanische Grenze überschritten und auf albanischem Gebiet einen Höhenrücken mit Geschützen besetzt und befestigt. ., , . --
Kämpfe Ln Albanien. .
Wie«, 6. Mai. Nach einer Meldung der „Neuen Freien Presse" aus Tirana wurden die albanischen Truppen bis südlich von Koritza zurückgeschlagen. In Tirana werden 10000 Mann mobilisiert und gehen sofort in den Kampf.
Der mexikanische Konflikt.
Einer Meldung ans Washington zufolge erklärte der Vertreter der mexikanischen Rebellen, daß die Artillerie der Rebellen in Tampico angekommen sei und daß man mit dem Angriff auf Tampico solange gewartet habe. — Tie Rebellengenerale Obregvn, Conzales, Matora, Caballero und andere haben es, wie aus Chihuahua gemeldet wird, abgelehnt, mit den Regierungstruppen zur Abwehr der amerikanischen Invasion sich zu vereinigen.
* Washington, 6. Mai. Staatssekretär Bryan gibt bekannt, daß die amerikanischen Vermittler am 18. Mai in Niagarafalls in Canada zusammentreten werden.
* Weracunz, 6. Mai.- Hier ist die Nachricht eingelaufen, daß die San Franziscobrücke und- eine kleinere, näher bei Veracruz gelegene Brücke, durch Dynamit zerstört worden sind. Soweit bekannt ist, ist die Soledat-Brücke unversehrt, doch sind auch dort Minen gelegt.
Die Uebsrgrisfe der Miliz in Colorado.
Daily Chronicle meldet aus Newyork: Hauptmann Carfou, der eine Kompagnie der Staatsmiliz in Colo- rodo bei den Kämpfen mit den Bergleuten bei Ludlow befehligte, erklärte, daß seine Mannschaft zu 90 gb Arbeiter und Angestellte der großen Gesellschaften gewesen seien. Tie Kompagnie war eine Woche vor dem Kampfe formiert worden und garnicht ordnungsmäßig organisiert. Tie Offiziere seien nicht in der hergebrachten Weise gewählt worden. Tie Leute traten bei der Miliz ein ohne auf eine Löhnung vom Staat zu rechnen. Sie erwarteten eine Entschädigung von den Bergwerksgesellschaften. Eine vollständige Untersuchung der Vorgänge ist angeordnet. — Tie Miliz hat sich bekanntlich schwere Uebergriffe zu schulden kommen lassen, indem sie ein Lager von Streikenden in Brand steckte, wobei viele Frauen und Kinder umgekommen sind.
Von Nah und Fern.
* Eine feine Pleite. Am Mittwoch fand die erste Gläubigerversammlung im Konkurs W. Wertheim vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte statt. Der Konkursverwalter berichtete, daß den Passiven in Höhe von etwa 23 Millionen nur wenig mehr als 1h» Millionen Aktiva gegenüberständen.
* Schreckenstat eines österreichischen Offiziers. Die neue Freie Presse meldet aus Leoben: Der dem hiesigen Landwehrregiment zugeteilte Regimentsarzt Tr. Felix v. Menz, wurde am Mittwoch nach Mitternacht von seinem Bruder, dem Artillerieoberleutnant Friedrich v. Menz, durch mehrere Schüsse aus einem Armeerevolver lebensgefährlich verletzt. Tr. v. Menz schoß sich nach dem Attentat aus seinem eigenen Revolver, wahrscheinlich in vollem Bewußtsein seiner tödlichen Verletzung, noch eine Kugel ins Herz und starb nach wenigen Minuten. Oberleutnant v. Menz stellte sich sofort der Polizei, verweigerte jedoch Angaben.über die Ursache der Tat. Man glaubt, daß er das Attentat in einem Anfall momentaner Sinnesverwirrung begangen habe.
* Brennendes Schiss. Einer drahtlosen Meldung zufolge traf der deutsche Dampfer Seydlitz 150 Meilen von Sable Island entfernt ein brennendes Schiff an. Wie sich herausstelltx, handelt es sich um den Dampfer Columbian, von dessen Besatzung durch den Dampfer „Franconia" 13 Mann gerettet wurden. Aus Newyork wird hiezu weiter gemeldet: Beamte der Highland- Linie erklären, daß die Columbian keine Passagiere an Bord hatte und daß die Mannschaft aus 60—70 Personen bestand
* Die BarrmwoAbrände in Indien. Die von
der Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Feuer in den Baumwollagern hat am Dienstag ihre Sitzungen begonnen. Es wurde erklärt, daß seit März 44 Brände stattgefunden haben. Der Chef der Feuerwehr sagte aus, daß seiner Meinung nach die Mehrzahl der Brände nicht auf Brandstiftung Mrückzn- führen ist. " .
Eine Aussehen erregende Scheidungsklage.
Einem Florentiner Blatt wird aus dem Vatikan gemeldet: Die Gemahlin des Exkönigs Manuel von Portugal hat bei dem Vatikan wegen Unerfüllbarkeit der Ehe auf Lösung des Ehebundes geklagt. Das päpstliche Tribunal verweigert jede Auskunft.
Tod eines deutschen Fremdenlegionärs. Bei den Kämpfen in Marokko am ersten Mai ist der Fremdenlegionär Böckle vom 2. Fremdenlegionärregiment, der aus Breiten stammt, gefallen.
mit sich gebracht, daß er genau die gleiche Lebensweise einhält, wie der seiner Obhut anvertrante Souverän; nur steht er morgens um H4 Stunde früher auf als der Kaiser und legt sich abends hl Stunde, nach dem Kaiser Franz Josef sich zur Ruhe begeben hat, zu Bett. Bei dem jüngsten Unwohlsein, das den bejahrten Reichsvorsteher befallen hatte, wollte der Kaiser zunächst nichts an seiner gewohnten Lebensweise geändert wissen. Aber der Leibarzt setzte diesem Beginnen dermaßen energischen Widerstand entgegen, daß dem Kaiser doch Bedenken auf- stiegen und er den Arzt fragte, vb seine Krankheit nur eine leichte Erkältung oder der Anfang einer Lungenentzündung sei. Nach längerem Befragen erklärte schließlich der Doktor, daß es zunächst nur eine allgemeine Erkältung sei, daß sie sich aber bei der geringsten Nachlässigkeit in ein gefährliches Stadium umbilden könne. Zuletzt dvohte er dem Kaiser an, daß er, falls sich dieser seinem Rate so entschieden widersetze, im Interesse der Gesundheit des Monarchen gezwungen sei, einen Spezialarzt an das Krankenbett seines fürstlichen Patienten zu berufen. — „Um Gottes willen, nicht!" bat der Kaiser; er hat zeitlebens seine Abneigung gegen die ärztliche Behandlung im allgenreinen und gegen die Spezialisten int besonderen gehabt — „da bleib ich lieber hübsch brav in Schönbrunn!" Trlotzdem trat die Notwendigkeit 'ein, einen solchen Spezialisten ans Wien zu berufen, da teils durch eine mißliche Verkettung der Umstände, teils aber auch durch die Ungebärdigkeit des Kaisers, eine wesentliche Verschlimmerung seines Befindens festgestellt wurde und es kamen Tage, wo sein Zustand zu den größten Besorgnissen Anlaß gab. Mehrere Nächte hintereinander mußte der Doktor Kerzl am Bette seines Patienten, der von einem quälenden Husten geplagt war, wachen und hatte außerdem noch die Flut von Vorwürfen und Zornausbrüchen seines Patienten
zu ertragen. Unentwegt sah er aber darauf, daß die Anweisungen, welche der Wiener Spezialist gegeben hatte, streng eingehalten wurden und brachte den Kaiser über die Gefahr, der er diesmal so nahe gekommen war, mit vieler Mühe schließlich wohlbehalten hinüber. ' Franz Josef ist aber nach der Aussage der ihm nahestehenden Personen doch im allgemeinen durch die Krankheit stark mitgeniommen worden und hat erhebliche Schwächung seiner Rüstigkeit erlitten. Der Doktor Kerzl setzt sein ganzes Vertrauen in die robuste Gesundheit des Monarchen . .: „Es wird schon wieder ein gutes Stücklein weiter gehn", äußerte sich dieser Tage der Leibant, „aber der Kaiser hat ein sehr schweres Leiden . . . seine 84 Fahre!" , -
Atmende Früchte. Ein Wesen, das wie die Pflanze, zu seinem Aufbau nicht allein die Kohlen-* säure, sondern auch den Sauerstoff der atmosphärischen Lust braucht, bedarf der Assimilation sowie der Atmung als ihrer wichtigsten lebenserhaltenden Faktoren. Die Atmung, die im Gegensatz zu dem die Kohlensäure der Lust ausnehmenden und zu Kohlenstoff verarbeitenden Prozesse der Assimilation ausschließlich den Sauerstofs verwendet, ist indes nicht nur den Pflanzen, sondern auch den Früchten nötig. Wie uns neue Untersuchungen zeigen, sind manche Früchte allerdings imstande, einige Zeit hindurch anaevob zu atmen, d. h. ohne Sauerstoffauf- uahme Kohlensäure abzuschciden, können das aber nur auf Kosten ihrer Gesundheit tun. Tie Folgen solcher Atmung bestehen dann in veränderten Farben, anderem Geruch, wie überhaupt in Zersetzungserscheinungen, die sich bei stärker atmenden Früchten, z. B. Kirschen oder reifen Brombeeren, rascher zeigen als etwa bei den langsamer atmenden Trauben. Für das praktische Leben ist nun diese Entdeckung insofern wertvoll, als man es jetzt tunlichst vermeiden wird, Früchte in sauerstoffarmen Räu-
Aüs Angst vor der Ehe in den Tod. Aus Berlin wird berichtet: Auf dem Sportplatz der Hochschule am großen Stern im Grunewald schoß sich gestern Abend der 30 Jahre alte Monteur Michael Badke eine Kugel in die rechte Schläfe. Er wurde sterbend ins Krankenhaus gebracht. Badke wollte sich nächsten Samstag verheiraten. Er hat die Tat aus Furcht vor der Ehe begangen.
I« den Bergen verunglückt. Auf der Belchenspitze im bad. Schwarzwald ist der Anwaltsgehilfe Vogelsand auf einer vereisten Schneefläche ausgeglitten und 50 Meter tief abgestürzt. Er übelschlug sich rnehreremale und wurde tätlich verletzt aufgefunden.
Literatur.
Universal-Handels-Korrespondenz in 4 Sprachen (deutsch, französisch, englisch, italienisch) von E. Oberle, Directear- Gerant de la Societe Fran^aise pour l'Jndustrie des Lieges, Officier de l'Jnstruction Publique. Jeder Teil ist einzeln käuflich und kostet in Ganzleinen gebunden Mk. 2.75. Alle Bände stimmen inhaltlich überein und dienen gegenseitig als Schlüssel. Verlag der Modernen Kaufmännischen Bibliothek (vorm. Dr. iur. Ludwig Huberti) G. m. b. H., Leipzig-R. Zu beziehen durch die W. Rieker'sche Buchhandlung Altensteig.
Das kaufmännische Leben entwickelt sich in der Hauptsache auf der Grundlage eines Gedankenaustausches, bei welchem vor allem die abgerundete, vornehme, sichere und zielbewußte Art des Stils, sowie die Reinheit der Sprache zur Erleichterung des Verkehrs dienen. Das angezeigte Werk, das nunmehr in 4 Sprachen vorliegt, bietet eine Fülle sehr gut ausgewählten der Praxis entnommenen Stoffes aus dem Waren- und Bankgeschäft, aus dem Industrie und Börsenverkehr, mit zahlreichen Formularien, wie Kontokorrente, Wechsel, Frachtbriefe. Konnossemente, Versicherungspolicen, Aktien, Obligationen usw.
Der erste französische Teil wurde gleich bei Erscheinen von der Pariser Handelshochschule in die Reihe der Lehrbücher ausgenommen. Die englische Ausgabe wird in der Vorrede durch den Rektor der Universität Glasgow empfohlen. Der italienische Teil ist dem berühmten Gelehrten aus Sorma, dem Professor der Rechte an der Universität Rom, Herrn Simoncelli, gewidmet. Da nun auch die deutsche Ausgabe vorliegt, so ist dem deutschen Kaufmann ein willlommener Schlüssel geboten, an Hand dessen er sich in den Geist der fremden Sprachen und das Geschäftsleben des Auslandes vertiefen kann. Die fortlaufenden Nummern verweisen auf die entsprechenden Briefe in den anderen Sprachen.
Das Buch will mehr durch Beispiele als durch theoretische Erklärungen belehren. Der Verfasser steht aus dem Standpunkt, daß an den kaufmännischen Briefstil die gleichen Anforderungen zu stellen sind, wie an den guten Stil überhaupt. Das Werk gehört zu den wenigen Lehrbüchern der Handelskorrespondenz, die man als gut bezeichnen und empfeblen kann.
Handel und Verkehr.
Dornstetten, 4. Mai. Der Stammholzverkauf in schriftlichem Aufstreich des Kgl. Forstamts vom 2. Mai ergab bei einem Ausbot von 38 077 Mk einen Erlös von 124,8°/». Für normales Holz wurde ein Durchschnitiserlös von 127,9, für Ausschußholz von 119°/« erzielt.
Voraussichtliches Wetter
am Freitag, den 8. Mai: Aufheiterung, kein wesentlicher Niederschlag, mild.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig,
men oder gar fest in Papier gewickelt, aufzubcwahrcn und sie dadurch zu der sie schädigenden anaerobcn Atmung Zu zwingen.
Und frißt er nicht zu jeder Zeit ... Es ist
keine Geschichte, sondern ein Ereignis, schreibt die „Königsberger Hartungsche Zeitung". Ein wirkliches! Ereignis. Der Ort der Handlung: Wilmersdorf-Berlin. Else weint über ihrem Aufsatz. Sie bringt ihn nicht zustande. Die Mutter nimmt sich endlich ihrer an. „Worüber sollst du denn schreiben, Else?" Else liest als Thema des Aufsatzes vor: „Und frißt er nicht zu jeder Zeit, so frißt er doch nach Möglichkeit!" Die Mutter traut ihren Ohren nicht: „Darüber sollst du schreiben? Was soll denn das heißen? Wer ist denn gemeint? Wer frißt denn nach Möglichkeit?" Else weiß keine Antwort. Ihr zermartetes Köpfchen weiß auch nicht, wer nach Möglichkeit frißt. . . Die sorgende Mutter steigt in die Untergrundbahn und fährt zur Lehrerin ihrer Tochter^ der sie die Nöte des Kindes klagt. Und etwas beschämt fügt sie hinzu, sie könne es auch nicht verstehen, was dieses Aufsatzthema bedeuten solle: „Uud frißt er nicht zu jeder Zeit, so frißt er doch nach Möglichkeit!" Statt aller Antwort bricht die Lehrerin in lautes Lachen aus. Und bald ist das Mißverständnis geklärt. Das Aufsatzthema war nämlich dem Religionsunterricht entnommen, es war der bekannte Gesangbuchvers: „Und Hilst er nicht zu jeder Frist, so hilft er doch, wenn's möglich ist." Elses Kindergehiru hatte nur das ihr bis dahin unbekannte Wort „Frist" im Gedächtnis behalten und sich daraus seinen eigenen Vers gemacht.