Beitritt einzuladen. Mg. Hanser (Z.): Ich empfehle den Ausschußantrag dem Haus zur Annahme, weil er den gerechten Wünschen der Schäfereibesitzer das not­wendige Entgegenkommen zeigt und den Rechten der Straßentvärter nicht zu nahe tritt. Mg. Schock (Vp.): Die Schäfereibesitzer sind durch ihr Verhalten bei ihren Weidefahrten selbst schuld daran, wenn man ihnen mit Mißtrauen cntgegenkommt. Mg. Sommer (Z.): Ich kann die Eingabe der Schäfereibesitzer auch nicht befür­worten. Es treten sehr 'oft Mille ein, daß die Schäfer nicht nur die Böschungen, sondern auch die angrenzenden Felderwirtschaften abweiden. Aba. Körner (BK.): Aus dem Umstande der zahlreichen Meldungen von Anwärtern zu den Straßenwärterp-osten ist zu schließen, daß dieser Beruf nicht gerade der freudeloseste ist. Wir müssen uns der Mißstände annehmen, denn die letzte Viehzählung hat gezeigt, daß die Schafhaltung um 14000 Schafe Mge- uommen hat. Nach einer längeren juristischen Bemerkung des Vizepräsidenten Tr. v. Kiene erklärt Minister v. Fleischhauer: Ich habe gegen den Ansschußantrag nichts zu erinnern und bin bereit, das Entsprechende zu verfügen. Tie öffentlichen Straßen sind für den Verkehr bestimmt und nicht für eine Sondernützung der Schäferei­besitzer. l-Der Rückgang der Schafzucht hat seinen Grund in der Konkurrenz, vor allem in der australischen Schaf­zucht. Vizepräsident v. Kiene (Z.) beantragt, in dem Ausschußantrag nach den Wortenzu ergänzen" einzu- fiigen:daß ein Anlaß zu polizeilichen Straseinschrei- tungen wegen unbefugter Benützung der öffentlichen Stra­ßen auch dann nicht vorliegt, wenn usiv.". Nach einer kurzen Bemerkung des Berichterstatters wird der Aus­schußantrag mit dem Antrag Kiene angenommen. Schluß 5 Uhr. Morgen nachm. 3 Uhr: 1. Beratung des Ge­bäudebrandversicherungsgesetzes.

Ausland.

* London, 28. April. Nach einem Telegramm aus Felixtown irr Suffolk ist dort das Bath-Hotel durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Es wird Brand­stiftung durch Anhängerinnen des Frauen­stimmrechts vermutet.

* London, 28. April. Nach einem Telegramm aus

Londonderry wurde in den letzten 3 Nächten bei Donegal in Irland ein Dampfer beobachtet, der schließlich Lough Swilly anlief, nachdem er seine Ladung auf Fischerboote übergeführt hatte. Die Nationalisten in Londonderry erklären, daß der Dampfer Waffen für die iri­schen Nationalistenfreiwilligen aus Amerika herübergebracht habe. _____

SS« Bergleute eiugeschlossen.

Beckley, 28. April. (Westvirginien.) Auf dem Kohlen­bergwerk in Eccles erfolgte eine Explosion. Es sollen 250 Leute eingeschlossen sein.

Der Dank Amerikas.

Washington, 28. April. Staatssekretär Bryan über­mittelte dem deutschen Botschafter zunächst inoffiziell den Dank der amerikanischen Regierung für die freundliche Hallung im Falle des DampfersIpiranga" und für die energische Hilfeleistung des Kommandanten und der Mannschaft des deutschen Kreuzers .Dresden" bei der Rettung der Amerikaner in Tampico. Bryan versicherte dem Botschafter, es werde ihm noch ein offizielles Anerkennungs- und Dankschreiben zugehen.

Von Seeräubern überfallener Dampfer.

Hongkong, 28. April. Der englische Dampfer Taion mit Bestimmung nach Westriver wurde auf der Höhe von Kiau von Seeräubern angehalten und verbrannt. 150 Passa­giere und die Besatzung wurde von einem Dampfer ausge­nommen. 180 Personen werden vermißt.

Revoil gestorben.

ss Paris, 28. April. Paul Revoil, der frühere französische Gesandte in Madrid und ehemaliger französischer Bevoll­mächtigter bei der AlgeciraS-Konserenz, ist vergangene Nacht auf seinem Schloß in Mouries im Alter von 58 Jahren verstorben.

Der mexikanische Konflikt,

Durch die Erklärung des mexikanischen Ministers des Aeußern, Huerta nehme die Vermittlung der südame­rikanischen Staaten an, ist die Wahrscheinlichkeit einer friedlichen Beilegung des Streits immerhin näher gerückt. Beiden Parteien muß daran liegen, mit den südamerikani­schen Republiken in einem freundschaftlichen Verhältnis zu stehen. Die, freilich niemals ganz selbstlose Freund­schaft Onkel Sams zu den lateinischen Völkern Süd­amerikas hat, durch das Vorgehen gegen Mexiko einen empfindlichen Stoß erhalten. Tie Gelegenheit, den Riß .im Freundschaftsbund wieder zu verkleistern, wird sich Wilson nicht entgehen lassen. Hinzu kommt, daß auch die -Möchte Europas sich am Löschen des Brandes, worin sie ja seit den Balkaukriegen einige Uebung haben, be­teiligen wollen.

Die Lage in Mexiko

ist naturgemäß für die Ausländer recht unsicher, wenn auch in den Nachrichten, die über Newyork nach Europa gelangen, manches übertrieben sein mag. Die Ausländer reisen zum großen Teil ab, wie aus folgenden Meldungen hervorgeht:

* Mexiko, 28. April. Bis jetzt haben gegen 50 0 Engländer Mexiko und Beracruz verlal-

Haben sich fast alle Deutschen nach El Paso in Sicherheit gebracht.

Wie aus SanFranziskv drahtlos gemeldet wird, befindet sich anter den Flüchtlingen ans M-anzanillv auch der deutsche Konsul mit seiner Frau, die mit einem Dampfer am Samstag nach San Diego in See ge­gangen waren.

Der japanische Botschafter in Washin^ ton hat von dem Staatssekretär Bryan für die Ja­paner in Mexiko, die das Land zu verlassen wün­schen, die Erlaubnis erwirkt, nach den Vereinigten Staa­ten sich begeben zu dürfen. Um dies zu ermöglichen, wird das Einwanderungsgesetz zeitweilig sus­pendiert werden.

Sinkt Huertas Macht?

Nach Meldungen aus der Stadt Mexiko, die in Veracrnz einliefen, hat sich dort seit zwei Tagen eine freundlichere Haltung gegenüber den Aus­ländern bemerkbar gemacht. Diese wird zum Teil darauf zurückgcführt, daß die Anhänger der Insurgenten bemüht sind, in der Stimmung des Publikums einen Wechsel herbeizusühren. Es wurden Flugblätter ver­breitet, in denen das Volk ersucht wird, die Amerikaner zu schützen. Huerta wird darin ge­brandmarkt, weil er die Landung der Amerikaner in Veracruz verursacht habe. Das Volk wurde aufgefordert, an einem Umzug zum Zeichen der Mißbilli­gung für Huerta teilzunehmen. Der Umzug fand am Sonnabend statt. Huerta hatte die Erlaubnis dazu gegeben. Hieraus wird geschlossen, daß Huertas Macht sinkt.

Kämpfe zwischen Bundes truppen und Aufständischen.

Die Transportschiffe mit General Funstons Trup­pen sind in Veracruz eingetrofsen. Es steht noch nicht fest, wann die Truppen gelandet werden, um die Ma- rinemannschaften abzulösen. Nahe der Stadt Mexiko ist eine Schlacht zwischen Insurgenten und Regierungstruppen im Gange. Ter genaue Ort des Kampfes ist nicht bekannt. Ter Regierungsgeneral Velasco, der in dem Kamps zweimal verwundet wurde, ist mit 400 verwundeten Bundessoldaten in der Stadt Mexiko eingetrofsen

(-) Browmsville (Texas), 28. April. Bei der Ein­nahme der Stadt Mlontiray hatten die mexikanischen Insurgenten 100 Note und 200 Verwundete. Me NM» rungstruppen verloren 300 Wann.

Von Nah und Fern.

* Verhafteter Mörder und Einbrecher. Ter

Einbrecher Paul Ludwig, der vor einigen Tagen in Jockgrim den Gendarmen Kißling, als ihn dieser verhaften wollte, erschossen hat, wurde am Mon­tag abend gegen 11 Uhr in Rheingrönheim von dem Oberwachtmeister Stoffel nach heftiger Gegen­wehr fest genommen. Der Verhaftete gestand die Tat ein und wurde am Dienstag früh in das Amts- gerichtsgefängnis in Ludwigshafen eingeliefert. Er hat am Kopf eine Wunds, die ihm der Gendarm Kißling noch kurz vor seinem Tode beibringen konnte. Tie Verhaftung des Gendarmenmörders Paul Ludwig er­folgte zu Rheingönheim in einer Wirtschaft. Der Mör­der, ein kräftiger Bursche, war im Besitze einer Browningpistole und einer Patrone. Außer der Kopfwunde hatte er noch eine Verletzung am linken Arm. Er gestand auch, derjenige zu sein, der seinerzeit im Polizeibureau zu Speyer auf die dort anwesenden Schutzleute Schüsse abgefeuert hat.

* Vier Personen verbrannt. In Vilhac im Departement Arisge sind bei einem Brande einer Kamm­fabrik die Frau oes Verwalters ChaUbot und deren drei Kinder in den Flammen umge­kommen.

* Großes Schadenfeuer. Tie Werke der Atlantic

United States Fertilizer Cy in Baltimore sind nie­dergebrannt. Der Schaden wird aus 5 Mil­lionen Mark geschätzt. _

8 Mehr Militär an die Grenze. Vom Kriegsministerium wurde in der letzten Woche eine Anfrage an die Stadt Münster in den Vogesen gerichtet wegen Uebernahme eines Jager-Bataillons. Der Gemeinderat erklärte sich zur Ueber­nahme bereit, wenn die Gemeinde nicht mit mehr als 150 600 Mark zu den Kosten herangezogen wird.

Aus dem Gerichkssaal.

Zum Tode verurteil.

8 Tübingen, 28 April. Tie Zeugenvernehmung nahm die ganze gestrige Nachmittagssitzung von 3)/^ bis gegen 8 Uhr in Anspruch. Ihr Ergebnis läßt sich etwa dahin zusammenfassen: Darüber, daß Maier an einer neuerdings geltend gemachtenMordmanie" leidet, hat der Angeklagte niemals etwas laut werden lassen.' Von den nach Beendigung der Zeugenvernehmung dann gehörten Sachverständigen hatte sich Dr. Abegg zu äußern über den Befund an der Leiche am Tatorte und bei der Sektion. Als Todesursache konnte unzweifelhaft Erwürgen festgestellt werden, ebenso wurden Beweise für einen unsittlichen Angriff gefunden. ,Oberamtsarzt Dr. Stoll als zweiter Gutachter schließt sich dein em; er hatte weiter Maier zu untersuchen. Dieser sei körperlich und geistig normal, und in vollem Umfange für seine Tat

töten zu müssen und habe mehreren von ihm genanntere Personen gegenüber diese Zwangsvorstellungen in bH sonders starkem Umfang empfunden. Maier sei körper­lich vollkommen normal, er sei wohl orientiert über fein«! Tat und sein vermutliches Schicksal. Aber auch eimli vorübergehende geistige Störung liege nicht vor. Nach Ansicht von Prof. Gaupp ist der Angeklagte ein mW starkem Geschlechtstrieb ausgestatteter Mensch. Sowejp hält auch Prof. Tr. Gaupp Maier für normal und süA seine Tat voll verantwortlich. Damit ist die Beweisauß? nähme geschlossen. In der heut. NachmittagsverHandlung wurde das Urteil gefällt. Maier wurde ZUM ToW und Aberkennung der bürgerlichen Ehrend rechte verurteilt: doch wird derselbe der Gnade deH Königs empfohlen werden. Maier nahm das Ur-« teil gefaßt entgegen.

Oeffentlicher Sprechsaal.

Berichtigung.

In dem Schlußsatz des zweiten Sprechsaalartikels der vorigen Nummer dieses Blattes ist gesagt, der Stadtvorstand habe bei Behandlung der Krankenhausbauangelegenheit in einer Gemeinderatssitzung folgendes erklärt:

.Er wünsche unter keinen Umständen, daß das Kranken­haus in seine Nähe käme, wenn es aber doch so weit kommen sollte, verkaufe er sein Grundstück eher an einen Juden oder Zigeuner."

Diese Darstellung ist nicht richtig bezw. unvoll­ständig.

In der Sitzung vom 17. Fkbruar ds. Js., in welcher so nebenbei die Sprache auf die an jenem Abend in den Stern einberufene Bürgerversammlung gebracht wurde, er­widerte ich auf eine diesbezügliche Bemerkung eines Mitglieds des Kollegiums:

Ich wünsche nicht, daß das Krankenhaus in meine Nähe komme; ich dürfe an die Stadt nichts verkaufen. Denn wenn ich auch den Platz halb verschenken würde, gebe es doch Leute, die sagen würden ich habe mich auf Kosten der Stadt bereichert; es würde dies später meinen Kindern noch vorgehalten werden und davor möchte ich dieselben bewahren. Ich würde deshalb freiwillig nichts an die Stadt abtreten, eher würde ich mein Anwesen an einen Juden oder Zigeuner verkaufen.*

Veranlassung zu dieser drastischen Erklärung gab mir der Umstand, daß ich (wieder einmal) verdächtigt wurde, ich wolle aus der Krankenhausangelegenheit persönlichen Nutzen ziehen, da mir sodann Gelegenheit gegeben wäre, mein Grund­stück vorteilhaft zu veräußern.

Stadtschultheiß Welker.

Zur Krankenhausbau-Frage.

(Eingesandt.)

Was wollt ihr in die Ferne schweifen, wenn euch das Gute liegt so nah. Wo soll das Krankenhaus erstellt werden? Der obere Platz, über den Weiheräckern, ist offenbar zu weit von der Stadt entfernr und man muß sich wundern, daß den Altensteigern, die wahrlich genug Berge steigen müssen, eine solche Tour zugemutet werden soll; der untere Platz dagegen dürfte für ein Krankenhaus aber doch zu weit unten sein, denn man muß doch mit aller Möglichkeit betr. späterer Bebauung des angrenzenden Terrains rechnen. Dann kommt der dritte in Vorschlag gebrachte Platz in der Gegend des Bahnhofs; dieser ist aber, nach einer gestrigen Notiz, an die Stadt nicht verkäuflich. Der Einsender dieses möchte nun auch auf einen Platz Hinweisen der eigentlich noch gar nicht zur Sprache kam und doch so wunderbar gelegen ist, nämlich das neben den schönen Schloßberganlagen gelegene ebene Terrain, dieser Platz ist hoch gelegen, ist ganz nahe bei der Stadt, hat auf der einen Seite die herrliche Aussicht ins Nagoldtal und auf der andern Seite das schöne Panorama auf die Stadt, für Auto's und Fuhrwerke führt eine schöne Straße hinauf und die Fußgänger hoben durch die neuen Wege bequemen Zugang, die Kranken haben dort oben einen geradezu idealen Aufenthalt in den Parkanlagen. Sollte es wirklich nicht möglich sein diesen idealen Platz zu wählen; er ist sicher nicht zugiger als der Platz über den Weiher­äckern und zweifellos geeigneter als der tief gelegene Platz in den Weiheräckern. fl

Handel und Verkehr.

ss Stuttgart, 28. April. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebrr: 348 Großvieh, 402 Kälber, 1188 Schweine.

Erlös aus M Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 90 bis 95 Pfg., 2. Qual. i>) fleischig- und ältere von bis Pfg., Bullen (Farren) 1. Quai a) vollfleischige, von 80 bis 83 Pfg., 3. Qualität k) älter» und weniger fleischige von 76 bis 79 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual. ») ausgemästete von 93 bis 95 Pfg., 3. Qualität d) fleischige von 89 bis 93 Pfg., 3. Quö­ch geringere von 86 bis 88 Pfg.; Kühe 1. Qual. ») jun > gemästete von bis Pfg., 3. Qualität d, Lltr, gemästete von bis Pfg., 3. Qualität o) geringem von bis Pfg., Kälber: 1. Qu-^'-ät s) beste Saug kälber von 110 bis 115 Pfg., 3« Qualität b) gute Saug­kälber VÜL 102 bis 109 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 94 bis 100 Pfg., Schweine 1. Qual. ») jun-« fleischige vo« 58 bis 60 Pfg., 3 . Qualität b) jüngere fr:» von 52 bis 57 Pfg., 3. Qual, ch geringere von bis P' .

Voraussichtliches Wetter

am Donnerstag, den 30. April: Vorwiegend heiter, trocken,

warm.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckeret, Mtensteig.