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Heäsktlon ».Ver­lag i« Wltenrtrig.

Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Hreudenstadt und Lalw.

Telegramm-Mr.« Tannenblatt.

M. SV

Ausgabe i» Mteusteig - Stadt. Montag» de» 2V. April. ! Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler. 1914.

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Landesnachrichten.

Aus der Residenz.

Weiße Ostern konnte man in diesem Jahr in Stutt­gart feiern Blütenschnee war ansgegossen über die Berge und vom tief blauen Himmel strahlte eine fast sommerlich warme Sonne. Ter Frühling hat seinen Einzug gehalten auch in unserem Tal und mit einer Pracht, wie wir sie in den letzten Jahren nicht erlebt haben. Man tut den Großstadtmenschen Unrecht, wenn man ihnen das Naturgefühl und die Freude an dem Leben und Weben draußen in Wald und Feld abspricht. Gerade weil der Städter Tag für Tag eingezwäugt ist in derStraßen quetschender Enge", weil er nur selten und dann unvollständigdie Reize der freien GoLtes- natur zu fühlen bekommt, wird in ihm zu Zeiten die Lehnsucht übermächtig, hinauszuwandern, um unter dem Eindruck der jungen Natur, des ewig neuen Werdens draußen sich hinauszuheben über die großen und kleinen Sorgen, die ihm das rastlose Treiben des Alltags bringt. Wir Stuttgarter sind in dieser Hinsicht von der Vorsehung gut bedacht worden: ein leuchtender Blütenkranz schmückt unsere Hügel und schon dringt sich hier und da lebhaft das erste Grün hervor. Wenige Großstädte in Deutschland haben solche Naturschönheiten in ihrer un­mittelbaren Umgebung aufzuweisen, wie gerade Stuttgart. Die Stuttgarter, auch diejenigen, denen man keinen über­spannten Lokalpatriotismus nachsagen kann, wissen diesen Vorzug ihrer Vaterstadt auch zu schätzen und die Fremden, wie es scheint, allmählich auch. Wenigstens wird unsere Residenz in diesem Sommer eine sehr große Zahl von Tagungen und Kongressen in ihren Mauern sehen, zu denen Teilnehmer aus allen Gegenden des deutschen Vaterlands, ja auch des Auslands erwartet werden. Schon in wenigen Wochen wird der Jung­deutschlandtag in Stuttgart stattfinden und eine große Zahl anderer Verbände, wirtschaftlicher und wissenschaft­licher, werden für den Sommer erwartet.

Nun muß allerdings gesagt werden, daß Stuttgart nicht allein wegen seiner Äagc inmitten eines Kranzes grüner Hügel in diesem Jahr eine solche Anziehungs­kraft ausübt. Hinzu kommt vielmehr als Hauptanzieh­ungspunkt di'e Gesundheits-Ausstellung, die Mitte Mai eröffnet werden soll. Wer sich an die in jeder Hinsicht wohlgelungene Gartenbau-Ausstellung vom vori­gen Jahr erinnert, der wird den Stuttgartern die Fähig­keit nicht abfprechen, Ausstellungen mit Umsicht und Sach­kunde zu veranstalten. Für die Gesundheits-Ausstellung nun ist natürlich der Rahmen viel weiter gespannt. Ter an sich öde Gewerbehallenplatz mit der noch öderen Ge- werbehalle selbst hat sein Gesicht gänzlich verändert und zwar, wie gleich hervorgehoben werden soll, sehr zu feinem Vorteil. Eine Reihe von weißen Bauten ist errichtet und gibt dem Platze eine Geschlossenheit und zweckvoll-klarq architektonische Gliederung, von der man nur bedauern kann, daß sie nicht für die Dauer erhalten bleibt. Ein einheitlich geschlossenes Ausstellungsgelände haben wir zwar nicht. Ta ist einmal der Komplex des Stadtgartens, dann die Gewerbehalle selbst, deren für unser modernes Gefühl fast unerträglich geschmackloses Aeußere durch recht geschickte Anbauten gemildert und harmonischer ge­staltet wurde. Tie Halle "dominiert ja immer noch durch ihre Größe. Durch den Hof auf der Südseite und die Bauten, die ihn einfassen, einerseits und durch den über die Straße hinweggeführten Berbindungsgang zu den übrigen Ge­bäuden andererseits wirkt sie nicht mehr erdrückend, fällt nicht mehr so sehr als Denkmal einer unkünstlerischen Epoche ins Auge. Abseits steht das Borführungsgebäude, das besonders kinematographischen Darbietungen dienen soll. Tiefer Zweck war für den Baumeister bestimmend bei der Anlage des Gebäudes, eines unregelmäßigen Sechsecks. Es muß überhaupt betont werden, daß er­freulicherweise von allen Phantastereien bei der Anlage der Ansstellungsgebäude abgesehen wurde. Der Zweck des Baus, die harmonische Einordnung in die Umgebung, das waren die Prinzipien, von denen sich der Baumeister leiten ließ, und jetzt nachdem die meisten Gerüste ab­genommen wurden und ein Ueberblick möglich ist, muß gesagt werden, daß er dabei gut gefahren ist und daß alles Mögliche erreicht wurde.

Tie Gefamtkosten dieser größten Ausstellung, die wir bisher in Stuttgart nicht nur, sondern in Württem­berg überhaupt, gehabt haben, sollen sich nach dem Finanzplan auf 1,2 Millionen belaufen, wovon 500 000 Mark allein reine Baukosten find. Augenblicklich wird fieberhaft gearbeitet, so daß zu erwarten steht, daß die

Ausstellung am Tag der Eröffnung auch wirklich fertig dastehen wird. In vier Wochen werden sich die Hallen zum ersten Male den Besuchern eröffnen, nach den um­fassenden Vorbereitungen und der gesamten großzügigen Anlage darf man erwarten, daß sie soviel Neues und Interessantes enthalten werden, daß die Stuttgarter Ge- snndheitsausstellung den Vergleich mit der Tresdener Hygiene-Ausstellung wohl anshalten kann und daß Stutt­gart selbst feinen güten Rüf als Ausstellung?'-..'/ - weiter befestigen wird.

Zur Erinnerung an den Düppeler Schanzensturm.

Eine Sonderausgabe des preußischen Armeeverord­nungsblatts veröffentlicht eine aus Korfu, 18. April, da­tierte kaiserl. Kabinettsordre aus Anlaß des 50. Jahres­tags der Erstürmung der Düppeler Schanzen. Sie lautet:

Zum 50. Mal haben sich die Tage geführt, in denen der Kampf um Deutschlands Nordmark ausgesuchten wurde. Heut vor 50 Jahren erlag Tüpvel, das festeste Bollwerk des Feindes, dem unwiderstehlichen Sturme Meines tapferen Heeres. Es folgte der Ruhmestag von Alfen, die Eroberung der Friesischen Inseln. Erreicht war damit da? erhabene Ziel: lanae von dem gemeinsamen Vaterlande getrennt gewesen' Stämme, die die Bitternisse fremder Herrschaft hatten erdulden müssen und doch im Fühlen und Handeln deutsch geblieben waren, für Preu­ßen und damit für Deutschland wieder zu gewinnen. Ein Werk von weltgeschichtlicher Bedeutung war vollbracht, sür Preußen eine neue Zeit angebrochen! Nach vielen Jahren der Schwäche war Preußen sich der in ihm ruhenden gewaltigen Kräfte jetzt wieder bewußt geworden. Gestützt auf sein iu allen Kämpfen zu Land und zu Was­ser bewährtes, von berechtigtem Stolz und Selbstver­trauen erfülltes Heer durfte Preußen sich allen weiteren, auch den größten Aufgaben gewachsen fühlen. Und diese Zuversicht ist in Erfüllung gegangen. Auch der Morgen­röte der Tage von Düppel und Alsen ist nach schweren, blutigen Kämpfen als Siegespreis die langersehnte Einig­ung Deutschlands erblüht, Kaiser und Reich erstanden! Heut allen denen Meinen Königlichnr Tank zu verkünden, die vor einem halben Jahrhundert Leben und Blut für Preußens Größe und Ehre eingesetzt haben, ist Meinem Herzen ein tiefempfundenes Bedürfnis. Tie Taten der Väter leben im Gedächtnis der Söhne und Enkel. Ich weiß, daß diese es jenen in treuer Hingebung an Mich und das Vaterland gleich tun werden, wenn jemals feind­liche Hand das mit so teuren Opfern Errungene an­tasten sollte. Wilhelm.

Der Kaiser hat aus Korfu folgenden Marine­befehl erlassen:

Tie 50-Jahrfeier der Ereignisse von 1864 läßt Mich dankbar auch der Treuste gedenken, die die kleine preußische Marine damals dem Vaterlande geleistet hat. Einer mehr­fachen Uebermacht gegenüberstehend, hat sie doch keine Gelegenheit versäumt, dem Gegner Abbruch zu tun. Der 17. März. der Tag von Jarmnnd, wird immer ein Ehren­tag der preußischen Marine bleiben und damit auch der deutschen Marine, die aus ihr hervorgegangen ist. Diese schneidige Waffentat, sowie das tapfere Verhalten des Avisos Grille und der Kanonenboote hat den Feind ge­zwungen, starke Streitkräfte für den Blockadedienst zu verwenden und so dem Zusammenwirken mit der Armee zu entziehen. Aber über diese militärischen Erfolge hinaus haben die Männer, die 1864 auf den Kommandobrücken und hinter den Kanonen unserer Schiffe standen, die Marine dem Herzen ihres Königs und des ganzen deut­schen Volkes näher gebracht, und damit den Grund ge­legt, auf dem sich die starke Flotte des Tonischen Reiches aufgebant hat. Indem ich diesen Männern heute erneut meinen kaiserlichen Dank ansspreche für die vor 50 Jahren geleisteten treuen Dienste, blicke ich vertrauensvoll auf die jetzige Marine, die mft größeren Mitteln Größeres leisten wird, wenn wieder einmal die Waffenentscheidüng lmgerufen wird.

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Mtenrtekg. 20. April 1S14.

* Der Krankenhausneubau beschäftigte am Samstag nachmittag die hiesigen bürgerlichen Kollegien, die die Platz- frage zu erledigen hatten. Nach ausgedehnter Sitzung entschied sich der Gemeinderat mit 8 gegen 2 Stimmen und der Bürgerausschuß mit 6 gegen 2 Stimmen für den unteren Platz in den Weiheräckern. Nunmehr sollen die Vorarbeiten für dieses Projekt in Angriff genommen werden.

* Uebertragen wurde je eine ständige Lehrstelle in Nagold dem Hauptlehrer Bachtel er in Eßlingen-Sulz­gries unter gleichzeitiger Bestellung zum Voksschulrektor und Hochdorf, OA. Freudenstadt, dem Unterlehrer Wil­helm Nollenberger in Möhringen, AOA. Stuttgart.

js Die Obstaussichten. Nach den bei der Zentralver­mittlungsstelle sür Obstverwertung in Stuttgart bis jetzt ein­gelaufenen Berichten ist der Blütenreichtum bei Steinobst überreich. Die Aepfel haben stark angesetzt. Bei den Birnen ist dies nicht überall der Fall, aber ihre Blüte ver­spricht genügend zu werden. Der Verlauf der Blüte ist bis jetzt außerordentlich günstig. Von Frostschaden verlautet noch nichts. Die nachts kühle und tagsüber warme, sonnige Witterung sichert einen normalen Verlauf der Blüte und »ine vollkommene Befruchtung. (Soweit nicht der starke Ostwind etwa störend eingcwirkt hat. Red.) Frostschäden an den Baumen aus dem vorigen Jahre machen sich nur in seltenen Fällen noch bemerkbar. Wenn die Witterung weiter so günstig bleibt, dürfen wir in allen Obstarten auf eine gute Ernte im eigenen Lande rechnen.

- Nagold, 19. April. Im Laufe des gestrigen Tages mußte der von Oberleutnant v. Aschersleben und Ingenieur Luther geführte und besetzte Eindecker, die Gothaer Rumpler-Taube Nr. 15, in der Nähe des^Dürrenhardterhofes eine Notlandung vornehmen, weil es ihm an Benzin gebrach. Die Luftschiffer fuhren gestern morgen um 5 Uhr in Gotha weg und wollten nach Mühlhausen i. Elf. Im Dürrenhardterhof kamen sie um 10 Uhr an und fanden dort gastliche Aufnahme. Heute war die reinste Wallfahrt dorthin, und in der Tat war der Aeroplan, der ganz in der Nähe besichtigt werden konnte, des Ganges wert. Morgen wird er abmontiert und die Insassen gehen per Bahn zurück.

* Calw, 18. April. Die evangelische Pfarrei Groß­eislingen, Dekanats Göppingen, wurde dem I!. Stadtpfarrer Marquardt in Liebenzell übertragen.

Heilverfahren bei Dovpelt-Bersicherten.

Hinsichtlich der ständigen Heilbehandlung der invaliden­versicherungspflichtigen Angestellten in Sanatorien, Lun­genheilstätten, Krankenanstalten, Genesungshäusern und Kurorten ist zwischen der Versicherungsanstalt Württem­berg in Stuttgart und der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin (also bezüglich der sogenannten Appelt-Versicherten") ein in seiner Bedeutung sehr wichtiges Abkommen getroffen worden, das gerade die Tioppelt-Versicherten recht interessieren dürfte. Dieses Ab­kommen bezieht sich jedoch nur auf die ständige Heilbe­handlung, also namentlich nicht aus die Gewährung künstlicher Glieder und Gebisse. Ae für dieDopvelt- Versicherten" wichtigen Punkte des Abkommens sind die folgenden: Tlen Zugriff hat die Landest!erst eherungsan- stalt oder die Reichsversicherungsanftalt, je nachdem die eine vder die andere angerufen wird. Den Versicherten, die ein Heilverfahren wünschen, ist es freigestellt, ob sie das Heilverfahren bei der Landesversicherungsanftalt ode, der Reichsversicherungsanstalt beantragen wollen. angerufene Versicherungsträger hat lediglich zu prüfen, ob die Voraussetzungen, unter denen er im allgemeinen ein Heilverfahren gewährt, gegeben sind. Ae Dätsacht der Doppeltversicherung ist daher außer Betracht zu lasse«. Jeder Versicherungsträger führt das Heilverfahren nach den bei ihm geltenden Grundsätzen durch. Wach der DurWrhrung des Heilverfahrens wird durch den iB

folge der Doppeltversicherung mitbeteiligten Versiche­rungsträger ein Teil der Kosten erstattet, sofern die Vor­aussetzung für die Uebernahme eines Heilverfahrens, die er bei seinen Versicherten zu verlangen Pflegt (insbesondere eine bestimmte Anzahl von Beiträgen), gegeben sind. Ta­bei wird jedoch nicht geprüft, ob Invalidität bezw. Be­rufsunfähigkeit drohte oder eingetreten war und durch sein Heilverfahren abgewendet, bezw. beseitigt werden kbnnte oder abgewendet bezw. beseitigt worden ist. Beide Versicherungsträger benachrichtigen sich gegenseitig