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Pelegramm-Mr.,
Tannenblatt.
Ns. 87
Ausgabe i» Altensteig - Stadt.
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Donnerstag, den 18. April.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1914.
Zum Rücktritt des Finanzministers v. Geßler.
Herr v. Geßler steht im 64i Lebensjahr. Er ist selbst der Sohn eines württembergischen Ministers und kam am 8. April 1908 aus der Stellung eines Hofkammerpräsidenten heraus als Nachfolger Tr. v. Zeyers an die Spitze des Finanzministeriums. Er verfügte über eine gewaltige Arbeitskraft und Mer reiche Erfahrungen, die er sich auch während seiner Laufbahn einige Jahre hindurch zuerst an der Spitze der Stuttgarter Lebensver- sicherungsbank, dann wieder im Ministerium des Innern, weiterhin als 'Direktor des Medizinalkollegiums und schließlich als Leiter der Hofkammer erworben hatte. Tatsächlich ist aber seine Gesundheit heute erschüttert und er fühlt sich, wie es heißt, den großen Aufgaben, die der Finanzverwaltung neu erstanden sind, nicht mehr hinreichend körperlich gewachsen. Das Abschiedsgesuch wurde schon vor mehreren Wochen eingereicht. Große Verdienste hat sich der scheidende Finanzminister durch seine Mitarbeit an der Reichsfinanzreform im Bundesrate erworben. Rein württembergische Ergebnisse seiner ministeriellen Tätigkeit waren die Gehältsreform, die beiden 1910 und 1914 erschienenen Denkschriften über die Weiterbildung der direkten Steuern in Württemberg, sowie die Vorbereitungen eines Etatsgesetzes und des Gesetzes für die Schaffung eines Rechnungshofes, schließlich die von ihm durchgeführte Bereitstellung des Eisenbahn- und Forstreservefonds.
Der neue Finanzminister Dr. v. Pisto- rius ist am 12. November 1861 in Tübingen geboren und vor: Beruf Kameralist, also seit dem Finanzminister v. Rieke wieder der erste Finanzminister, der seine ganze Laufbahn im Finanzdepartement zurückgelegt hat. Nachdem er als Finanzamtmaun in Mergentheim tätig gewesen war, kam er ans Steuerkollegium nach Stuttgart und von da ins Finanzministerium, wo er jetzt fast zwanzig Jahre hindurch tätig war, zuerst als Assessor, dann als Vortragender Rat, und seit dem Rücktritt des Staatsrats v. Buhl am 1. Januar 1911 als Ministerialdirektor. Er hatte hervorragenden Anteil an der Einführung der Einkommensteuer im Jahre 1903. Literarisch ist er durch die Herausgabe eines Kommentars zu diesem Steucrgesetz hervorgetreten und hat außerdem eine Reihe von Aufsätzen aus seinem Fach veröffentlicht. Er gilt als Mann von großer Tatkraft, starker Einsicht und bedeutender Redegabe. Im parteipolitischen Sinne ist er nie tätig gewesen.
Der überraschende Rücktritt Herrn v. Geßlers dürfte Wohl tatsächlich auf Gesundheitsrücksichten zurückzuführen sein. Seit dem Tode seiner Gemahlin war der Finanzminister in seiner Gesundheit angegriffen und hat wohl nur aus diesem Grunde sich bewogen gefühlt, fein Amt niederzulegen. Diese Ansicht vertritt der „Schw ä b. Merkur" mit aller Bestimmtheit und bemerkt weiter:
„v. Geßler hat eine Hauptaufgabe seiner ministeriellen Tätigkeit, die Fortführung der Reform der württ. direkten Steuern, durch die vor kurzem erfolgte Vorlage der zweiten, den Ständen versprochenen Denkschrift bis zu einem gewissen Einschnitt gebracht, von dem aus nun ein anderer die Arbeit weiter leiten kann, zumal wenn dieser andere schon bisher ein wesentlicher Träger dieser Arbeit war. Weiter nach politischen Gründen zu suchen und sie etwa in der unfreundlichen Behandlung zu sehen, die dem kleinen Gemeindestenergesetzchen kürzlich in der Ersten Kammer zuteil geworden ist, wäre zweifellos verfehlt, zumal ja das letzte Wort in dieser Arche noch gar nicht gesprochen ist."
Demgegenüber meint die „Württ. Ztg.", es müß- ien doch wohl auch sachliche Motive bei dem Rücktritt nitgespielt haben:
„Man geht vielleicht nicht fehl, wenn man diese in Fragen sucht, die mit der Fortführung der Steuerreform in Württemberg Zusammenhängen. Diese Angelegenheit ist ebenso wichtig, wie umstritten, das haben die Erörterungen im Landtag über den Gesetzentwurf Aur Erweiterung der Besteuerungsrechte der Gemeinden wieder deutlich hervortreten lassen. Ob im Schoße des Staatsministeriums schon volle Uebereinstimmung be- . steht über die Wege, die auf dem Gebiete des Steuer
wesens künftig eingeschlagen werden sollen, muß dahingestellt bleiben; denkbar wäre es immerhin, daß diese Frage ebenfalls nicht völlig geklärt ist. Auch die Denkschrift, die jüngst über die Frage der Fortführung per Steuerreform heraus gekommen ist, läßt keine Schlüsse auf die Absichten der Regierung zu."
Das Stuttgarter „Neue Tagblatt" schreibt:
„Ausschlaggebend dürfte für die Entschließung lediglich die. Frage der Gesundheit gewesen sein... Auch im Landtag konnte es nicht entgehen, wie seine schlagfertige und geschäftsgewandte Art durch nervöse Hemmungen etwas beeinträchtigt war. Es ist ihm wohl nachzufühlen, daß er unter diesem seelischen Truck sich nicht mehr in der Lage fühlte, den neuen Etat mit vorzubereiten Und demgemäß auch noch im Landtag zu vertreten."
Auch der „Beobachte r" erkennt an, daß Herrn v. Geßler wohl in erster Linie Gesundheitsrücksichten zum Rücktritt bestimmt haben, meint aber schließlich:
„Ob nun die Zufallsabstimmung in der Ersten Kammer, die ihm sogar das Keine Notgesetz über die Aende- rung der Gemeinde- u. Amtskörperschaftssteuern vorerst abgelehnt hat, um einer entschiedeneren und rascheren allgemeinen Reform den Weg nicht zu versperren, der letzte Anlaß zum Rücktritt gewesen ist: wer kann es wissen? Jedenfalls ist mit dem Rücktritt des Herrn v. Geßler eine Periode der Stagnation des württembergischen Finanzwesens abgeschlossen."
(-) Stuttgart, 15. April. (Zum Ministerwechsel.) Wie von zuständiger Seite weiter verlautet, liegen die Rücktrittsgründe für den Finanzminister v. Geßler nicht nur ausschließlich in Gesundheitsrücksichten, sondern es hat auch nicht an mehrfachen Versuchen gefehlt, ihn zum Verbleiben im Amt zu bewegen. Diese Versuche sind alle an seinem Hinweis auf seine erschütterte Gesundheit gescheitert. Zu der heute vormittag erfolgten Vereidigung des neuen Finanzministers war der König in Uniform erschienen und am Portal des Ministeriums des Aeußern vom Ministerpräsidenten empfangen worden.
Landesnachrichken.
Wtenrteig. 16. April 1814.
- Mahnung zur Vorsicht. Nachdem nun die Arbeiten auf den Feldern begonnen haben, seien die Landwirte bei Vorhandensein von offenen, wenn auch nöch so unscheinbaren Wunden, beim Ausstreuen von Kunstdünger zur äußersten Vorsicht gemahnt. In den letzten Tagen sind aus verschiedenen Ortschaften schon wieder Todesfälle durch Blutvergiftung beim Ausstreuen vvu Kunstdünger gemeldet worden.
- Nagold, 15. April. Ein Sergeant aus Ludwigsburg, der in letzter Zeit hier im Genesungsheim Waldeck war, fuhr heute mittag nach Calw und ließ sich dort von einem von Stuttgart kommenden Zug überfahren, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.
! H-) Stuttgart, 15. April. (Vom Höfe.) Herzog
Ulbrecht Eugen, der zweite Sohn des Herzogs Albrecht von Württemberg, ist heute vormittag, wie gemeldet wird, mit einen: feierlichen Akt als Offizier in das Grenadier- Regiment Königin Olga eingestellt worden. Unter dem Kommando des Obersten von der Esch und in Anwesenheit des Herzogs Mbrechts, des Chefs des Regiments, mit Herzog Philipp Albrecht und Herzog Ulrich, sowie des kommandierenden Generals v. Fabrik und des Divisionskommandeurs Herzog von Urach hatte das Regiment im Hofe der großen Jnfanteriekaserne Aufstellung genommen. Ter Regimentskommandeur perlas den Befehl des Königs, der den jungen Herzog aktiv in das Regiment einreiht, und brachte ein dreifaches Hoch auf den König aus. Die Regimentsmusik spielte die Königshymne; nach einem Parademarsch der Ehrenkompagnie wurde im Kasino ein Frühstück eingenommen.
(-) Hellbraun, 15. April. (Liebesdrama.) Der 25 Jahre alte Zigarrenmacher Franz Keilbach versuchte in Hochhausen a. N. die im 21. Lebensjahr stehende Hilda Hessemer, mit der er ein Verhältnis unterhielt, in deren Wohnung zu ermorden, indem er ihr mehrere Stiche im Gesicht und am Körper beibrachte und eine Kugel in den Kops schoß. Nach der Tat jagte er sich selbst zwei Kugeln in den Kops und war sofort tot. Djie Verletzung der Hilda Hessemer ist ziemlich schwer, doch dürfte sie mit dem Leben davonkommen. ..
(-) Tübingen, 15. April. (Zum Fall Maier.) Die Leitung der Psychiatrischen Klinik hat den des Lustmords angeklagten Maier für normal erklärt. Tie Schwurgerichtsverhandlung gegen ihn beginnt am 27. April.
(-) Böblingen, 15. April. (Auiobrand.) Während Führer und Fahrgäste in der Wirtschaft zur Pfesferburg zwischen hier und Schönaich einen gemütlichen Umtrunk hielten, geriet das auf der Straße stehende Automobil in Brand. Alle Löschversuche waren ^vergeblich, der Wägen wurde durch das Feuer völlig vernichtet.
(-) Plochingen, OA. Eßlingen, 15. April. (Tie Sturmentschädigung.) Nachdem in der hiesigen Gemeinde im vorigen November 25100 Mark an die bedürftigen durch den Wirbelsturm geschädigten Einwohner ausbezahlt worden war, wurden nunmehr dem Schnlt- heißenamte von der Zentralleitung für Wohltätigkeit weitere 25 900 Mark zur Verteilung überwiesen, darunter 4800 Mark aus der König Karl-Jubiläumsstiftnng. Bei der Verteilung der Unterstützungen wurde den jeweiligen Verhältnissen in weitgehendem Mäße Rechnung getragen. Tie Gemeinde selbst hat als Ersatz für die Schäden an Gebäuden 257 Mark und für die durch die Freilegung der öffentlichen Wege, Straßen und Plätze erwachsenen Kosten 1977 Mark aus der Staatskasse erhalten. Es ist zu hoffen, daß die Geschädigten zufriedengestellt sein werden und daß die Not soweit als möglich gelindert ist.
(-) Nürtingen, 15. April. (Königsbesuch.) In Begleitung des Generaladjutanten und eines Flngeladjntan- ten kam gestern der König im Automobil von Stuttgart hierher, jum die Kunstausstellung zu besichtigen. Er wurde von Regierungsrat Weihenmaier, Stadtschultheiß Baur ünd Fabrikant Schanffler empfangen und nahm ans den Händen der Tochter des Stadtschultheißen einen Blumenstrauß entgegen. In der Ausstellung selbst übernahmen Prof. Kornbeck und der Kunstmaler Drück die Führung durch die Ausstellung, wobei der König vielfach Lob spendete. Sodann wurde in engerem Kreise ein Imbiß eingenommen. !T!er Stadtschultheiß brachte seinen Trink- spruch auf den König aus, den dieser mit einem Hoch Lus die Stadt erwiderte. Alsdann erfolgte eine Rundfahrt durch Nürtingen und die Rückfahrt nach Stuttgart. Bei der Ankunft und bei der Wreise brachten die zahlreich prsammengeströmten Nürtinger dem König herzliche Hnl- Kgungen dar.
(-) Neuenstein, OAj O ehrin gen, 15. April. (Lebensmüde.) Tie Witwe des früheren Schultheißen Wol- pert von Neufels hat sich in einem Wassergumpen hinter ihrem Haus ertränkt. Sie trug schon seit einiger Zeit ein sehr schwermütiges Wesen zu Tage. Wie es heißt, sollen persönliche Verluste die Frau so weit gebracht haben. Besonders zu bedauern sind ihre 4 noch unversorgten Kinder.
(-) Dürmentingen, OA. Riedlingen, 15. April. (Brand.) Heute nacht Vs2 Uhr brannte die Gastwirtschaft zur Krone bis auf den Grund nieder. Tie Entstehungsursache ist noch unbekannt, doch wird vermutet, daß das Feuer auf einen Kämindefekt zurückznführen ist. ?
Aus dem Parteileben.
(-) Stuttgart, 15. April. (Dias Techtelmechtel des Herrn Dir. Rübling.) Auf Grund von Erkundigungen beim Abgeordneten Dir. Rübling hatte die Schwäbische Tageszeitung gestern noch in guten: Glauben versichert, daß die vor einiger Zeit von der Schwäbischen Tagwacht aufgestellte Behauptung, einer der Reichstagskandidaten des Bundes der Landwirte habe bei der letzten Reichstagswahl die sozialdemokratischen Stichwahlbcdingungeu ausdrücklich anerkannt und unterschrieben, um der sozialdemokratischen Hilfe teilhaftig zu werden, keineswegs stimme. >T>er Kandidat im 8. Reichstagswahlkreis, Tr. Rübling, habe es zwar, ohne seine Parteifreunde zu befragen, für richtig gehalten, einen sozialdemokratischen an alle Stichwahlkandidaten versandten Fragebogen zu beantworten, dabei aber nicht in einem einzigen Punkte feige grundsätzliche Stellung preisgegeben, sondern die letztere, wie er ausdrücklich mitteilte, offen und deutlich präzisiert, so daß er sich von vornherein klar gewesen sei, die Beantwortung des Fragebogens werde eine Unterstützung durch die Sozialdemokratie ausschließen. Tie Schwäbische Tagwacht zieht heute den Schleier von dem dunklen Vorgang, Mer den Herr Dir. Rübling seine Freunde augenscheinlich sehr unrichtig informiert hat. Vielmehr hat T!r. Rübling alle 6 Fragen des Fragebogens mit einem unzwei-