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Telegramm-Hsr.,

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Ausgabe i« Altensteig - Stadt.

Montag, den 6. April.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1914.

Die Politik Italiens.

Der Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Giolitti kommt nach den Erfolgen seiner Politik im Tripoliskrieg etwas überraschend. Ueber ganz Italien hinweg ging eine Woge der Begeisterung für Giolittis imperialistischer Politik, so daß sich in der Kammer kaum eine Stimme der Kritik zu erheben wagte. Giolitti war der populärste Mann auf der Apeninnen-Halbinsel. Umso erstaunlicher mußte es sein, daß dieser Mann sich von den politischen Geschäften zurückzog, als in der Kammer ein kleiner Umschwung eintrat, indem der radi­kale Flügel zur Opposition überging. Giolitti hatte aber auch nach dem Abfall der Radikalen noch eine sichere Mehrheit für ein Kabinett, er hätte also nach parlamen­tarischem Brauch keine Veranlassung gehabt, zurückzu­treten. Wenn er dem König dennoch seine Demission Unterbreitete, so geschah dies wohl kaum in der Absicht, für immer vom politischen Kampfplatz, auf dem er Lor­beeren errungen hatte wie vor ihm vielleicht nur Crispi, abzutreten, sondern nur aus dem Grunde über eine tote Zeit, in der Kleinarbeit geleistet werden muß, hinweg­zukommen. Er hat als kluger Taktiker, der er immer war, es verstanden, sich einen guten Abgang zu sichern Und gleichzeitig sich die Möglichkeit für einen Wieder­eintritt in das Kabinett offen zu halten. Tenn das neue Kabinett Salandra unterscheidet sich in seinen poli­tischen Zügen von dein Ministerium Giolittis nur ganz Unwesentlich, was schon aus dem Umstande hervorgeht, daß San Giuliano auch unter dem neuen Kabinettsches die auswärtige Politik Italiens leitet.

Salandra hat nun vor wenigen Tagen sein Pro­gramm entwickelt. Er bezeichnete es als Notwendigkeit für geordnete Finanzwirtschaft zu sorgen, umdieLücke n in der nationalen Verteidigung ausfüllcn zu können. Daß hier, besonders soweit das Heer in Frage kommt, manches im Argen liegt, ist ein öffentliches Ge­heimnis. Hat doch sogar ein hoher Militär, der in dem neuen Kabinett für den Posten des Kriegsministers in Frage kam, es abgelehnt, ins Ministerium einzutreten, weil ihm von Salandra nicht die Erfüllung dringender Reformwünsche zugestanden werden konnte. Die Fonds für die nationale Verteidigung sind durch den Feldzug erschöpft worden, die Arsenale stehen zum großen Teil leer und in die Cadres sind bedenkliche Lücken gerissen worden. Durch eine Forderung von 200 Millionen Lire, die über mehrere Rechnungsjahre verteilt werden sollen, hofft Salandra Abhilfe schaffen zu können und darf hier­bei mit Sicherheit auf die Unterstützung der Kammer­mehrheit rechnen.

Bedenklich liegen aber die Dinge in einem Zweig der inneren Verwaltung, der der italienischen Regierung schon verschiedentlich große Sorgen machte. Die Eisen­bahnbediensteten, die eine Zeit lang Ruhe hielten, regen sich wieder und treten mit Forderungen an die Re­gierung heran, die schlechterdings kaum erfüllbar sind. Die italienischen Eisenbahnen wurden früher betrieben von drei großen Aktiengesellschaften. Der Betrieb war nicht gerade musterhaft, insbesondere ließ die Lage der Angestellten viel zu wünschen übrig. Diese organisierten sich schließlich und es kam auch in der FiL e verschiedent­lich zu großen Eisenbahnerausständen, durch die der ge­samte Verkehr im Königreich lahm gelegt wurde. Mit der Verstaatlichung der Eisenbahnen besserte sich die Lage der Angestellten, die Organisationen blieben aber bestehen und machten sich zu Zeiten in einer Weise be­merkbar, die in schärfstem Widerspruch steht zu dem vor­bildlichen Pflichtgefühl, das unsere deutschen Bahnbeam­ten auszeichnet. Bon dem neuen Ministerium glaubest nun die italienischen Eisenbahner, und zwar vom Strecken­arbeiter hinauf bis zum Stationsvorsteher, offenbar nicht dieselbe freundliche Haltung erwarten zu können, wie von dem früheren, in dem sie den Verkehrsminister Sacchi als einen der ihrigen ansahen. Mit Nachdruck erhoben sie ihre Forderungen und drohten für den Fall, daß ihnen nicht restlose Erfüllung, mit einem Aus stand, der am 15. April also in der Zeit, wo der Fremdenverkehr in Italien am stärksten ist beginnen soll. Dv es heißt, daß auch die Post- und Telegraphenbeamten mit dm Eisenbahnern gemeinschaftliche Sache machen wollen, wären von diesem Tage an sämtliche Fäden des Verkehrs in Italien durchschnitten. Die Regierung bietet natür­lich alles, auf, dies Au verhindern. Salandra hat auch

in seiner Programmrede im Parlament den Eisenbahnern die Erfüllung aller ihrer berechtigten Wünsche zugesagt, daß trotzdem die Vorbereitungen für den Streik betrieben werden, deutet daraus hin, daß zwischen der Regierung Und den Beamten einstweilen noch Meinungsverschieden­heiten darüber bestehen, was alles unterberechtigten Wünschen" zu verstehen ist. In der Presse der Regie­rung wird berechnet, daß die Erfüllung aller Wünsche der Eisenbahner für das Budget eine Mehrbelastung von 100 Millionen im Jahre darstellen würde. Legt man aber nur die Berechnungen der Eisenbahner selbst zu Grunde, die sich auf ein Mehr von 40 Millionen jährlich belaufen, so wäre damit die radikale Programmforderung die Eisenbahn den Eisenbahnern" erfüllt der Staat aber hätte keinerlei Ueberschüsse mehr aus feinen Eisen­bahnen.

Gleich zu Beginn sieht sich also das junge Kabinett vor eine schwierige Ausgabe gestellt und hat die beste Gelegenheit, seinen Befähigungsnachweis zu erbringen.

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werden fortgesetzt entgegengenommen.

Landesnachrichlen.

rntenrteig. 6. April 1814.

* Gewitter. Das am Samstag abend niedergegangene Gewitter zog über einen großen Teil des Landes. Ueberall gab es elektrische Entladungen und Regengüsse. (In Ebingen schlug der Blitz ein, ohne jedoch zu zünden.)

m. Schwarzwaldverein. Unsere erste Wanderung in diesem Jahr, eine Nachmittagstour, kam am gestrigen Sonntag zur Ausführung. Der Himmel, der am Sonnabend und Sonntagmorgen ein regnerisches Gesicht ze'gte, hellte sich mittags wohl dem Schwarzwaldverein zulieb auf und zauberte prächtiges Wanderwetter hervor. Der Weg führte zunächst durch das Hessenteich, dann die Heselbronner Straße kreuzend auf teilweise etwas schmierigen Waldwegen nach Lengenloch. Beuren rechts liegen lassend gings weiter berg­ab zur Neumühle, bergauf nach Garrweiler. ImHirsch" daselbst waren, nachdem sich die Wanderer mit den auf kürzerem Weg eingetroffenen weiteren Mitgliedern vereinigt hatten, die Räumlichkeiten bis auf den letzten Platz besetzt. Nach Befriedigung der Magenbedürfniffe kam die Geselligkeit zur vollen Entfaltung; gemeinsame Gesänge und einige ge­lungene humoristische Vorträge brachten stimmungsvolle Ab­wechslung. Hoffen wir, daß der schöne Verlauf der gestrigen Wanderung in günstigem Sinne vorbedeutend ist für den Besuch und den Ausfall der kommenden Wanderungen.

Uebertragen wurde je eine ständige Lehrstelle in Ochsen­bach OA. Brackenheim, dem Unterlehrer August Hagner in Calw, in Berkheim OA. Eßlingen dem Hauptlehrer Haug in Dornstetten.

Die 1. Dienstprüfung für Volksschnllehrer habe» be­standen: Gärtner Christian, von Herzogsweiler, Mörgen- thaler Reinhold, von Walddorf OA. Nagold, Bosler Eugen und Bosler Gustav, von Unterhaugstett OA. Calw.

Mollereilehrkurs. Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wir!) an der Molkereischule zu Gerabronn ein sechstägiger Lehrkurs für Frauen und Mädchen abge­halten werden. Bedingungen der Zulassung sind: Zurück­gelegtes sechzehntes Lebensjahr, Besitz der für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und guter Leumund. Der Beginn des Kurses ist auf Montag, den 16. Mai ds. Js. festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind mit einem schultheißenamtlichen Zeugnis über die Erfüllung der obengenannten Bedingungen spätestens bis zum 7. Mai ds. Js. an dasSekretariat der K. Zentral­stelle für die Landwirtschaft in Stuttgart' einzureichen.

MUchwirtschaftlicher Fortbildungskurs. An der Molkerei­schule in Gerabronn wird ein btägiger Fortbildungskurs für Molker, Vorstandsmitglieder und Rechner von Molkereige­nossenschaften sowie für sonstige Interessenten für Milchwirt­schaft abgehalten werden. Der Beginn des Kurses ist aus Montag, den 11. Mai 1914 festgesetzt. Gesuche um Zu­lassung zu dem Kurs sind unter Vorlage des Nachweises der praktischen Tätigkeit, Angabe des Alters und mit einem schultheißenamtlichen Zeugnis über die Erfüllung der oben­

genannten weiteren Bedingungen versehen, spätestens bis zum 30. April 1914 an das Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzusenden.

* Aufruf au das Deutsche Volk für eine Rote Kreuz-Sammlung 1914 zugunsten der freiwilligen Krankenpflege im Kriege. Tie Deutschen Vereinigungen vom Roten Kreuz erlassen folgenden Aufruf: Zum Schutze des Vaterlandes mußte die Deutsche Wehrmacht in außergewöhnlichem Maße verstärkt werden Hieraus erwächst dem Roten Kreuz die vaterländische Pflicht, auch feine Kräfte und Mittel für die freiwillige Krankenpflege im Kriege seiner hohen Bestimmung gemäß zur Ergänzung des staatlichen Kriegssanitätsdienstes zu vermehren. Diese Vermehrung darf aber nicht anfgeschoben werden, denn das Rote Kreuz muß jederzeit für die Ausübung der frei­willigen Krankenpflege bereit sein. Ungesäumt soll daher begonnen werden, den Mehrbedarf an männlichem und weiblichem Personal sowie an Material für Transport, Aufnahme und Pflege der Verwundeten und Erkrankten zu decken. Welche schweren, dauernden Schäden für die Volkskraft aus dem Mangel an rechtzeitiger Krauken- uud Verwundetenfürsorge entstehen können, haben die Schrecken und Folgen der letzten Balkankämpfe bewiesen. Mängel in der Kriegsvorbereitung des Roten Kreuzes sind im Laufe eines Krieges nicht wieder gutzumachen; auch die größte Opserwilligkeit des Volkes kann dam: nicht mehr rechtzeitig Hilfe schaffen. Aber eine solche Kriegsvorbereitung erfordert außerordentlich große Mittel; die vorhandenen sind hierzu völlig unzureichend. Es ist daher eine unerläßliche nationale Pflicht, Geld für die Vorbereitung der Kriegserfordernisse zu sammeln. In voller Erkenntnis dieser Sachlage haben die Vereini­gungen vom Roten Kreuz beschlossen, sich schon jetzt an die Opferfreudigkrstt des Deutschen Volkes zu wenden und es zu einer Sammlung für das Rote Kreuz aufzu­rufen. Unser Kaiser und unsere Kaiserin, die Bundes- sürsten und freien Städte unseres Vaterlandes, die Pro­tektoren und Protektorinnen der Landes- und Frauen­vereine vom Roten Kreuz haben diesen Entschluß ge­billigt, die Landesregierungen haben ihre Unterstützung zugesagt. Die Sammlung fällt in die Zeit der Jubel­feier des fünfzigjährigen Bestehens des Roten Kreuzes, und ihr Beginn ist festgesetzt auf den denkwürdigen 10. Mai, den Tag des Frankfurter Friedens. Wir vertrauen, daß das Deutsche Volk, welches die schwere Rüstung für den Schutz seiner höchsten Güter willig auf sich genommen hat, nun auch unsere Bitte um Unter­stützung der Kriegsvorbereitung des Roten Kreuzes zum Besten der verwundeten und erkrankten Krieger verstehen wird. Jede, auch die bescheidenste Spende wird dankbar begrüßt werden und dazu beitragen, in Zeiten schwerer Prüfung die Leiden der Söhne unseres Volkes, die Leib und Leben dem Vaterlande freudig opfern, zu lindern und zu heilen.

Freudenstadt, 5. April. Gestern Samstag Vorm. 9 Uhr kreiste ein Aviatik-Doppeldecker über unserer Stadt und landete hierauf auf den Wiesen oberhalb des Stadtbahnhofs. Es entstiegen demselben Leutnant Erwin Holtzmann (Sohn des Bergrats Holtzmann in Friedrichstal) und Leutnant Bühring. Dieselben waren am Morgen jn Stuttgart zur Fahrt nach Freiburg i. Br. aufgestiegen und hatten wegen der un­günstigen Wetterlage eine Landung für angezeigt erachtet. Um 12 Uhr erfolgte der Wiederaufstieg und nachdem das Flugzeug einige Schleifen über der Stadt gemacht hatte, setzte es seine Weiterreise fort.

jj Stuttgart, 5. April. (Stuttgart als Kunststadt.) Maifestspiele sollen Stuttgarts Ruf als Kunststadt in die Lande tragen. Alte und neue Kunst soll gesiegt und das allemal im Frühling absterbende Interesse für das Theater durch besondere Darbietungen und einen entsprechenden Re­klameapparat rege erhalten werden. Das ist der Zweck der schon vor einiger Zeit angekündigten Festspielvereinigung, die sich nun gestern abend im Kunstgebäude endgültig konstituiert hat. Für dieses Jahr sind ß Vorstellungen, drei im kleinen und drei im großen Hause des K. Hoftheaters geplant, und zwar in der Woche vom 24. bis 30. Mai.

js Stuttgart, 5. April. (Ein Opfer der Straßen­bahn). Das fünfjährige Kind des Arbeiters Heid ist gestern abend gegen 7 Uhr, als es gerade sehr stark regnete, in der Landhausstraße zwischen den Motor- und den Anhängwagen der Straßenbahn hineingelaufen und überfuhren worden. Es wurde tot hervorgezogen.

js Ulm, 5. April. (Königsparade). Der Tag der Königs­parade ist aus Mittwoch den 6. Mai festgelegt worden.