Segr»naet ,877.

E- MM- MM.

für

Fernsprecher

Srzugrpreir

vierteljährlich durch die Post: im Ortsverkehr und Nachbarorts- verkeSr Mk. 1.40, außerhalb M. 1.50 einschließlich der Bostgebühren. Die Li: z änummer des Blattes kostet 5 Pf. Erscheinungsweise täglich, mit Aus­nahme der Sonn- und Festtage. ::

Anzeigenpreis-

Die Ispalrige Zelle oder deren Raum 10 Pfennig, Die Reklamezeile oder deren Raum La Pfennig. :: Bei Wiederholungen unveränderter An­zeigen entsprechen­der Rabatt. Bei gerichtlicher Ein­treibung und Kon­kursen ist der Rabatt hinfällig.

fleäsktion u.tter- IsginMe-rtelg.

Unabhängige Tageszeitung für die Gberamtsbezirke Nagold, Kreudenstadt und Lalw.

Telegramm-Mr.r

Lsnnenblskt.

Nk. 79 ^ Ausgabe m Altensteig - Sradt- ^ StkMSlag» dkN 4. April. ^ Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler. ^ 1914.

Sonntags-Betrachtung.

Zum Palmsonntag.

Aus dem Dunkel und dem Schrecken der Passionsgc- schichle leuchtet eine Erzählung wft ein Helles Lichtbild hervor, eine Erzählung so duftig und zart, so anmutig und liebreizend, daß in ihr selbst der Charakter der Wahrheit liegt, die Geschichte von der Salbung Marias. Von dieser Maria strahlt eine so innige und tiefe Liebe aus, daß zum Lohne dafür il/r Gedächtnis unter Christenmenschen unaus­löschlich sein soll. Die Erde hat manche Gestalten hervor­gebracht, die die Welt durch ihre Taten in Erstaunen setzten, aber ihre Namen sind vergessen. An Maria von Bethanien aber hat sich erfüllt, was ihr einst geweissagt ward:Wo dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat." Kein Wort hat diese Frau geredet. Ties bewegt und von Dankbarkeit erfüllt, handelt sie schweigend aber auch völlig hingebend. Während man sonst nur mit wenigen Tropfen zu salben pflegte, läßt sie die kostbare Narbe in reichster Fülle über Jesu .Haupt und Füße strömen, in den Staub kniet sie nieder, um mit ansgelösten! Haar die Füße zu trocknen, ein ergreifendes Bild von Dankbarkeit und Anhänglichkeit.

Wenn doch die vielen Tausende junger Christen, die am Palmsonntag das Abendmahl empfangen unter dem Eindruck dessen, was die Kirche Christi ihnen gibt und leistet, doch das Gefühl der Dankbarkeit gegen ihre Kirche in ihr Leben und Kämpfen mit hinaus nehmen wollten. Zeilen eines großen Abfalls und Massenaustritte aus der Kirche sind stets Zeiten, wo das Bewußtsein der Dankbarkeit im Schwinden ist. Cs will scheinen, als ob wir in solchen Zeiten heute stünden. Aber bei allen sittlich empfindenden Menschen steht noch immer eine Marienliebe höher als eine Judassreuud- schaft, steht die Dankbarkeit höher als der Undank. Gerade dann, wenn unsere Kirche in Not ist, sollte der Appell an die Dankbarkeit ein freudiges Echo finden. Legt uns doch die ganze Passionszeit mit tiefem Ernst die Frage nahe: Das tat ich für Dich, was tust Du für mich?"

Wenn du in die Fremde gehst . ...

Es sind gerade 10 Jahre her, da fuhr ich, stolz auf meine Selbständigkeit und erhoben von den mancherlei Ein­drücken, die ich in der Fremde gesammelt, im Schnellzug von Gens nach Basel. Wie es halt ist, wenn man 17 Jahre alt ist, wo die Welt und das Leben noch hinter rosigen Schleiern verborgen liegt und man keine Gefahr kennt und keine Furcht. Ein Pärlein fuhr mit mir, sie sehr jung, er mit dem größten Eifer aus sie einredend. Es störte mich nicht. Auch das gehörte meiner Ansicht nach in die wunder­bare Welt. Mit einem Ruck hielt der Zug:Basel-Vale" tönte es deutsch und französisch an mein Ohr. Die Wagen­türen flogen auf, ein großes Hasten und Jagen begann, plötzlich stand ich mitten im Gewühl. Ein Schwarm von Gepäckträgern umdrängle mich, ich hatte 2 Stunden Aufent­halt, wollte nur im Wartesaal eine kleine Mittagspause machen und hatte durchaus nicht die Absicht, mich meines kleinen Köfferchens zu entledigen. Da fühlte ich es schon von energischer Hand ergriffen, und ein kleiner unangenehmer Mensch hüpfte wie ein Frosch neben meinen langen Schritten her.So lassen Sie doch los", schrie ich ihn an. Der Mensch grinste, ich fühlte förmlich wie seine Faust sich fester um den einen Handgriff schloß. Ich hielt den andern fest und war durchaus nicht gewillt, nachzugeben. Vor meinen Augen leuchteten große, weiße Tafeln auf, fürchterliche Mahner im Gedränge:Vor Dieben wird gewarnt". Andere Ge­fahren kannte ich nicht, doch die schien mir groß genug, wenn ich an die Bilder der Eltern und Geschwister und an die vielen lieben Andenken dachte, die mein Kösferlein barg. Immerfort weiter rennend mit dem Mann aus den Fersen überlegte ich, was tun? In der Ferne sah ich mein Pärlein verschwinden. Da kam mir ein Gedanke. Ich zog mein Portemonnaie und hielt dem Zudringlichen ein Geldstück unter die Nase. Er schien verblüfft, doch nahm er es nach einigem Besinnen. Die Pause benützte ich, mein Köfferle loszureißen und war nun wieder frei. Doch schien mir jetzt die Freiheit schon nimmer so golden wie ein Paar Stunden vorher.

Da tauchte plötzlich ein gütiges Gesicht vor mir auf und eine Stimme fragte nach meinem Woher und Wohin? Eine ältere freundliche Frauengestalt stand vor mir, zu der ich gleich Vertrauen faßte. Sie leistete mir Gesellschaft bei meinem Mittagsmahl, daß ich nicht allein unter all den fremden Menschen sitzen mußte und brachte mich dann in einen Warte­raum, in dem noch eine Schar jüngerer und älterer Mädchen, in Gruppen und allein, beisammen saß. Da waren Lad­nerinnen, Dienstmädchen, Bürofräulein, Erzieherinnen und alle wandten sich mit dem gleichen Vertrauen an meine Be­schützerin. Die eine fragte um Rat wegen eines Nacht­quartiers, die andere wegen einer Stelle, die dritte wußte sich nicht zu helfen mit dem Umsteigen, und allen wurde bereitwillig und freundliche Auskunft erteilt. Mein Staunen wuchs vollends, als nun die Tür sich öffnete, und eine zweite Frau mit einem ebensolchen Stern auf seidenem Band über der Schulter, wie cs mir bei meiner Freundin ausge­fallen war, eintrat. Auch sie war nicht allein, ein zitterndes, weinendes Etwas schob sich mir ihr zur Türe herein. Voll Entsetzen erkannte ich meine Reisegefährtin, die nun allein ohne ihren flotten Begleiter dastand. Die Arme war einem Mädchenhändler in die Hände gefallen, und gerade noch am Bahnhossausgange hatte die Frau mit dem Stern auf der Schulter sie ansprechen und somit befreien können. Immer mehr brannte die Frage in mir: Wer sind diese Frauen, die sich aller in so uneigennütziger und hingebender Weise annehmen?Ich bin eine Freundin junger Mädchen" hatte meine Beschützerin gleich zum Anfänge gesagt in den weichen Lauten der französischen Sprache, da ne mich zuerst für eine Französin hielt.Es ist Zeit, Ihr Zug geht in wenigen Minuten", wandte sie sich nun wieder an mich, die andern bat sie, einstweilen zu warten, bis sie zurückkäme. Bald saß ich behaglich in meinem Zug, drei älteren Damen, die eben­falls über Karlsruhe nach Stuttgart fuhren, warm empfohlen. Als ich abends meinen Eltern erzählte, wie es mir ergangen, konmen sie nicht genug dankbar sein, daß ich so einen freund­lichen Schutzengel gefunden. Das war meine erste Begeg­nung mit denFreund, jg. Mädchen". Manchem dürfte es so gehen, daß er, wie ich damals, wenig oder garnichts von dieser Vereinigung weiß. Denen möchte ich kurz einiges milteilen.

Christlich gesinnte Frauen haben sich zusammengeschloffen, um den Mädchen, die in die Fremde gehen, mil Rat und Tat zur Seite zu stehen und sie vor allem auch vor Gefahren, dis sie zum Teil noch gar nicht kennen, zu bewahren, und zwar soll den Mädchen dieser Schutz zu teil werden, gleich­viel welcher Religion, welchem Volk, welchem Stand sie an­gehören. Daß diese Fürsorge nicht unnötig ist, zeigen die Spalten unserer Zeitungen mehr oder weniger grell, ganz zu schweigen von den traurigen und doch so zahlreichen Fällen, in denen unerfahrene junge Mädchen durch Ver­führung in der Fremde in den Tod getrieben werden oder an schlimmen Krankheiten zu Grunde gehen.

Der Württembergische Landesverein derFreundinnen junger Mädchen" hat seinen Sitz in Stuttgart. Moserstr. 12. Dieser Verein ist aber nicht der einzige dieser Art, überall im Deutschen Reich und auch außerhalb desselben, haupt­sächlich in der Schweiz, seiner Urheimat, reckt und streckt er sich aus und breitet sich wie ein Netz über die ganze Welt. In säst allen größeren Städten bestehen Auskunftstellen und Heime, wo die jungen Mädchen Rat und billige Unterkunft erhalten. Wer eine Stellung sucht, wendet sich am besten an Stellenvermittlungen, die von gemeinnützigen Vereinen eingerichtet sind. Auch hier stehen dieFreundinnen junger Mädchen" für alle Berufsarten zu Diensten. Wie gut hat man's doch! Nur ja nicht aufs Geratewohl in die Welt reisen, ins Blaue hinein, wenn auch dies zunächst gerade die Kühnen und Mutigen lockt. Es gibt noch genug Ge­legenheiten im Leben, seinen Mut und seine Kühnheit zu beweisen, das muß man nicht noch besonders herausfordern. Aber auch die Gedankenlosen, ein bißchen Bequemen, möchten wir warnen, die mit dem ergebenen Sätzlein:Es wird schon recht werden" auf das erste beste Anerbieten herein­sallen, zufrieden, daß sie Lohn und Kost haben und die oft bitter hart aus ihrer Schläfrigkeit aufgerüttelt werden.

Wer ins Ausland reist, kann nicht vorsichtig genug sein. DerRatgeber" unseres Vereins für die evangelischen, der Führer" für die katholischen Mädchen soll das erste Aus­stattungsstück sein. Diese kleinen Berichte kann man von seinem Pfarrer unentgeltlich bekommen, andernfalls wendet man sich an denVerein der Freundinnen junger Mädchen" Stuttgart, Moserstr. 12 (evang.) ober an den Marianischen Mädchenschutz-Stuttgart, Kathrinenstr. 4 (kathol.). In unserer

Ungebung außer sämtlichen Geistlichen an nachstehende Mit­glieder des Vereins derFreundinnen junger Mädchen" in Altensteig: Fr. Stadlpfarrer Haug, in Egenhausen- Fr. Kaufmann Kaltenbach, in Ebhausen: Fr. Pfr. Wall, in Grömbach: Fr. Pfr. Metzger, in Enzklüsterle: Fr. Pfr. Baader, in Martinsmoos: Fr. Lehrer Jrion, in Walddorf: Fr. Pfr. Haller, in Rohrdorf: Fr. Pfr. Lörcher, in Simmersfeld: Frl. Maria Schmidt, in Rotfelden: Fr. Pfr. Rietheimer, in Nagold: Frau Rektor Dieterle, Lokalvorsteherin, Frau Dekan Psleiderer, Frau Stadtpfarrer Dr.Schairer, Frau Medizinalrat Dr. Fricker, Frau Schulrat Schott, Fräulein Sofie Oesfinger, Fräulein Lydia Schmid, Schwester Karoline von Olnhausen; in Haiterbach : Frau Stadtpfarrer Mezger und Frau Apotheker Jsenberg. Auch kann man sich dort stets noch nähere Auskunft über Empfehlungen überallhin holen, dennFreundinnen" gibt es in der ganzen Welt. In großen Städten gibt es auch überall Bahnhofsmisstonarinnen, wie ich eine treffen durfte, die sich gern und liebevoll um alle Anliegen der jungen Mädchen kümmern. Sie sorgen für gute, billige Unterkunft und empfehlen die Mädchen weiter an andere Freundinnen" in der Ferne. So kann keines verloren gehen, auch in der weitesten Ferne schlingt sich ein Liebes- band um alle. Wie wohltätig und bewahrend, anregend und belehrend auch die geselligen Zusammenkünfte der jungen Mädchen imMädchenklub der Freundinnen" oder in den Vereinen sind, darf man immer wieder hören, nicht nur von heimatlosen jungen Mädchen, für die es eine große'Freude ist, mit gleichgesinnten Mädchen sich in der Freizeit zu er­holen, oder weiterzubilden, auch manchmal das Heimweh zu vergessen, noch vielmehr von treubesorgten Eltern, die ihre Kinder dem Zug der Zeit folgend oder der harten Not­wendigkeit hinausziehen lassen mußten aus dem wohlgehüteten Elternhaus.

Wir hoffen nun, daß in unserer Gegend dieFreundinnen junger Mädchen" bald zu den besten Bekannten unserer Heranwachsenden weiblichen Jugend gehören und möchten allen jungen Mädchen, welche die Heimat verlassen, den dringlichen Rat geben die Hilfe dieses Vereins (etwa durch Vermittlung ihres Pfarramts) in Anspruch zu nehmen.

Hanne Lempp-Keeser.

Rundschau.

Der erste Flugplatz in den deutschen Kolonien

ist in Karibib errichtet worden, Schuppen und Reparatur­werkstätten sind vorhanden. In Deutjchsüdwestafrika sollen bekanntlich größere Fliegerexpeditionen in diesem Sommer stattfinden, das Reich hat seine Unterstützung geliehen. Die Versuche die unsere Flieger dort unten ansführen sollen, erstrecken sich lautMagd. Ztg." in der Hauptsache auf militärische Aufklärungsflüge und Beförderung von Post­sachen in das Innere des Landes. Eine sehr wichtige Frage ist der Transport von Aerzten in Krankheitsfällen. Mit Hilfe des in den Kolonien viel verwendeten Helioskops wäre es beim Luftverkehr möglich, den Arzt binnen wenigen Stunden nach entfernten Ortschaften, zu bringen, während er auf dem Landwege unter Umständen mehrere Tage brau­chen würde. Auch der Transport der Diamanten wird künftig auf dem Luftwege erfolgen.

Die abgesagte Krouprinzenreise nach den Kolonien.

Die Absage der Kronprinzenreise nach den Kolonien hat vielfach überrascht, besonders in den Kolonien selbst, wo man sich so sehr darauf freute und sich recht viel vom Besuch des Kronprinzen versprochen hatte. Namentlich in Daressalam, wo man damit gerechnet hatte, daß der Kron­prinz die bevorstehende Landesausstellung in Person er­öffnen würde, wird die Absage empfindlich verspürt werden. Nachdem man sowohl in Südwest wie Deutsch-Ostafrika mit einer Verlegung der Eröffnungstermine gerechnet hatte, um die Ausstellungen mit der Anwesenheit des Kronprinzen zeitlich zusammenfallen zu lassen, ist man nach der offiziellen Absage wieder auf die ursprünglich angesetzten Daten zu­rückgekommen. Es wird also die Ausstellung in Wind­huk in Deutsch-Südwestafrika am 29. Mai eröffnet werden und bis zum r. Juni einschließlich dauern. Die große Landesausstellung Deutsch-Ostafrikas iu Daressalam zur Feier der Eröffnung der Tauganjikabahn und zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der Schutztruppe wird am 15. August eröffnet werden und, soweit jetzt seststeht, bis zum 31. August dauern.