V er g if t u n g s k o m i t e e" entdeckt haben, dessen Mitglieder in den Arbeitsräumen verschiedener Fabriken Chloroform ansgossen. Dadurch wurden die Mas- senerkranknngen unter den Arbeiterinnen hervorgerufen. Tie Arbeiterinnen wurden stets ohnmächtig, nachdem sich ein „süßlicher" Geruch im Arbeitsraum verbreitet hatte. Tie Polizei hat in der letzten Nacht zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, um den Mitgliedern des seltsamen „Vergiftungskomitees" auf die Spur zu kommen. Tie Arbeiterinnen hatten sich bisher allen Aufforderungen gegenüber, sich dem Streik ihrer männlichen Kollegen anzuschließen, ablehnend verhalten. Das „Vergiftungskomitee" soll nach Ansicht der Behörden die Absicht haben, die Arbeiterinnen dadurch zum Streik zu veranlassen, daß sie in den Glauben versetzt werden, die Massenerkrankungen seien auf gesundheitsgefährliche Fa- brikationsmaterialien zurückzuführen.
* Seeräuber hielten, wie aus Hongkong gemeldet wird, bei der Lintin-Jnsel den chinesischen Dampfer Shingtai, der auf der Fahrt nach Wutschou begriffen war, an. Sie töteten den Magazinverwalter Und einen Chinesen der von der Regierung gestellten Bedeckungsmannschaft und verwundeten einen zweiten. Sodann nahmen sie 3 0 0 0 0 Do ll ar a ls B e u t e mit sich.
* Die Südamerikafahrt des Prinzen Heinrich. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen find am Donnerstag im Sonderzug, begleitet von den Herren, welche sich zu ihrem Empfang an die Grenze begeben hatten, in Santiago de Chile eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurden sie vom Minister des Aeußern, Billegas und seiner Gemahlin, dem Bürgermeister von Santiago, mehreren Generälen und den deutschen Gesellschaften empfangen. Villegas hieß die Fürstlichkeiten willkommen. Ein kleines Mädchen der deutschen Schule überreichte der Prinzessin einen Blumenstrauß^ In der Stadt herrscht große Begeisterung. Prinz Heinrich hat darum gebeten, ihm keine militärischen Ehrenbezeugungen zu erweisen. Das deutsche Geschwader wird am Freitag früh in Valparaiso eintreffen.
* Zur Verhaftung deutscher Luftschiffer in Rußland. Die Mutter des Berliner Ingenieurs W. Nicolai, der zusammen mit dem Luftfahrer Ingenieur Berliner und dem Architekten Haafe in Rußland gefangen gehalten wird, hat jetzt an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet, in dem sie um Hilfe für ihren Sohn bittet. Das Telegramm hat folgenden Wortlaut: „Als Mitglied des Berliner Vereins für Luftschiffahrt hat mein Sohn Walter Nicolai zusammen mit dem Ballonführer Hans Rudolf Berliner und dem Architekten Alexander Haase am 10. Februar 1914 eine Weltrekordfahrt im Freiballon von Bitterfeld nach Perm (Rußland) unternommen und wird seitdem dort festgehalten. Ich bitte Ew. Majestät alleruntertänigst um Hilfe. Eine unglückliche Mutter." — Die russischen Behörden haben jetzt übrigens die Anklage wegen Spionage gegen die drei Berliner Luftschiffer fallen lassen und halten nur die Anklage wegen lleberfliegcns von Festungsge- länden aufrecht. Die Gerichtsverhandlung in Perm soll Ende Mai(!) stattsinden.
* Ein Lohnkampf von Landarbeitern. Aus Neustadt a. H. wird gemeldet: Tie Lohnkommission des Deutschen Landarbeiterverbandes (Freie Gewerkschaften) gibt bekannt, daß die Winzer in einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung mit Entrüstung die Vorschläge der Weingutsbesitzer einstimmig ablehnten und beschlossen haben, den Kampf weiterzuführen auf der Grundlage eines neuen Tarifs. Tie Drohung der Weingutsbcsitzer mit der Polizei erwidern die Freien Organisierten mit dem Hinweis, daß ihnen als Kampfinittel auch noch der Boykott zur Verfügung stehe.
Aus dem Gerichtssaal
Ein Spionageprozcß.
8 Leipzig, 2. April. Heute vormittag begann vor dem vereinigten 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts der Spionageprozeß gegen den Fabrikarbeiter Jakob Strub (Schweizer Bürger), den Monteur Otto Keller aus Burgfelden im Elsaß und den Arbeiter Georg Walter aus Friedrichsfeld in Baden, alle zuletzt in Basel wohnhaft. Ten drei Angeklagten wird zur Last gelegt, gemeinschaftlich im Juni und Juli 1913 auf dem Geschützstand des 5. badischen Feldartillerieregiments in Freiburg i. Br. einen Einbruch verübt und einen Geschützverschluß sowie einen Gefchützaufsatz gestohlen zu haben, die sie in Belfort einem französischen Nachrichtenbureau auslieferten. Keller und Strub sind außerdem angeklagt, den Versuch gemacht zu haben, einen Aufsatzzünder, ein Granatgeschoß einer Feldhaubitze und eine Generalstabskarte jenem Nachrichtenbureau zu Übermitteln. Geladen sind 5 Zeugen und 1 Sachverständiger. Am Nachmittag wurde das Urteil verkündet. Es erhielten der Angeklagte Keller wegen vollendeten Verrats militärischer Geheimnisse in Tateinheit mit schwerem Diebstahl und wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse 8 Jahre Zuchthaus und der Angeklagte Strub wegen der gleichen Verbrechen 6 Jahre Zuchthaus. Der Angeklagte Walter wurde wegen vollendeten Verrats in Tateinheit mit schwerem Tiebstahl zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurde gegen alle drei Angeklagte auf 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. Keller und Strub wurden je 6 Monate, Walter 4 Monate Untersuchungshaft angerechnet. Keller und Strub haben sich auch des versuchten Verrats schuldig gemacht, indem sie, um noch andere Geschützteile zu erlangen, mit einem Offiziersburschen Beziehungen anknüpften, der ihnen diese Teile verschaffen sollte. Ter Bursche ging scheinbar auf dieses Ansuchen ein, erstattete jedoch Anzeige, worauf die Verhaftung Kellers und Strubs erfolgte.
Vermischtes.
Künstliche Milch.
Tie schwierige Aufgabe der billigen Ernährung großer Volksmassen bringt immer neue Probleme uno neue Ideen ans Tageslicht. Eingedickte Milch, Trockenmilch, Milchpulver gibt's ja schon geraume Zeit, die Butter, das edelste Produkt der Milch, weiß man durch Margarine täuschend nachzuahmen, aber richtige, „echte Kunst milch" hat man bis jetzt noch nicht gehabt. Nun, wir werden sie nächstens kosten können, und wenn wir das ehrsame Handwerk eines Bäckermeisters in Frankfurt a. Main betrieben, hätten wir das Vergnügen vielleicht schon jetzt gehabt. Einer Anzahl Bäcker in Frankfurt wurde nämlich von einer in der Gründung begriffenen „Milchfabrik" Proben von „Kunstmilch" zugestellt, um dieselben auf ihre Backfähigkeit zu prüfen. Ter wichtigste, wenn nicht der Hauptbestandteil der neuen Künstmilch, ist die Sojabohne, eine über ganz Ostasien verbreitete Hülsenfrucht, aus deren Bohnen man die Soja bereitet, die in Japan, China und Indien überall als Zutat zu Speisen gegessen wird. Als sehr wärmebedürftige Pflanze wird die Sojabohne in geringem Umfange auch in den Mais bauenden Ländern Europas (Ungarn, Balkanstaaten) gebaut und als sehr nährstoffreiches Viehfutter benutzt.
Der Gehalt der Sojabohne an den wesentlichen, in der Kuhmilch enthaltenen Nährstoffen ist sehr groß und beträgt für: Eiweiß 33,2 o/g, Fett 17,5 o/«, stickstofffreie Cxtraktstosfe 30,2 o/o, Mineralsalze 4,7 o/g . Ja, man
I ist sogar versucht, zu behaupten, daß, wenn die Herstellung I einer der natürlichen Kuhmilch auch in ihren übrigen Eigenschaften wenigstens nahestehenden Flüssigkeit wirklich gelingt, diese letztere an verdaulichen Nährstoffen sogar reicher sein wird, als die Kuhmilch. Ob sie gerade so gern getrunken werden und gerade so bekömmlich sein wird,, muß allerdings erst die Erfahrung lehren, aber wenn sie sich bei einem entsprechend billigen Preise verbacken läßt, ist schon außerordentlich viel erreicht. Das mit. mehreren Millionen fundierte Unternehmen, an dessen, Spitze der Vizepräsident des- Reichstages, Professor Dr., Paasche, steht, hat sich noch weit höhere Ziele gesteckte Von der aus der Sojabohne fabrizierten Mllch will man auch Rahm gewinnen, aus dem Rahm richtige Butter: und die Mllch soll sich sogar verkäsen lassen, genau wie: die natürliche Kuhmilch. - A
Von volkswirtschaftlichem Standpunkte aus wäre Erreichung dieser Ziele in vollem Umfange von weit-- tragendster Bedeutung und tiefgreifendem Einfluß auß die gesamte Landwirtschaft. Or. Schwind- z
Handel und Verkehr.
ss Stuttgart, 2. April. (Schlachtviehmarlt.) Zugetrieber.: 234 Großvieh, 455 Kälber, 1030 Schweine.
Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemäftete von 94 bis 97 Pfg., 2. Qual, b) fleischig» und ältere von — bis — Pfg., Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 80 bis 83 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 76 bis 79 Pfg., Stiere und Jungrinder l. Qual, s.) ausgemäftete von 94 bis 97 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 93 Pfg., 3. Qua.
e) geringere von — bis — Pfg.; Kühe 1. Qual, s) jung»
gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität d- älter« gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität o) geringer« von — bis — Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 106 bis 111 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug-
kälber von 98 bis 104 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 85 bis 96 Pfg-, Schweine 1. Qual, a) jung, fleischige von 61 bis 63 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fett« von 57 bis 60 Pfg., 3. Qual, o) geringere von 52 bis 55 Pfg.
Voraussichtliches Wetter
am Samstag, den 4. April: Mehrfach bewölkt, vereinzelte gcwitterhaste Niederschläge, nachhaltige Abkühlung.
Konkurse.
Johann Schmetzer, Söldner in Miltelrot, Gemeinde Fichtenberg. — Otto Eisele, Kohlenhändler in Gmünd. — Richard Schindler, Bankier von Waldfee.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Laut.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.
Bei der Dreifelderwirtschaft, wie sie in den weitaus meisten Gemeinden betrieben wird ist es nicht möglich, des Unkrauts auf den Feldern auf andere Weise Herr zu werden, als durch Anwendung von Mitteln, welche man auf die Unkräuter in Lösung spritzt oder trocken streut, wodurch dieselben dann abgetötet werden. Ganz besonders gilt dies für die Vernichtung des Hederichs und des Ackerrettigs. Bei der Bekämpfung dieser Unkräuier hat sich im vorigen Jahre das Bestreuen derselben mit feingemahlenem Kainit ganz vorzüglich bewährt. Es ist daher den Landwirten nur zu empfehlen, bei Vorkommen dieses Unkrauts, demselben mit feingemahlenem Kainit auf den Leib zu rücken und zwar zu der Zeit, in welcher der Hederich sein 2. bis 4. Blatt getrieben hat, morgens im. Tau, wenn Sonnenschein zu erwarten ist. Sorgfältiges Streuen in der Menge von 4—5 Zlr. pro Morgen ist Bedingung für den Erfolg.
Lcmdw. Bezirksverein iLalw.
Aufforderung zur Anmeldung von Jungvieh und Fohlen für den Auftrieb auf die Jungviehweide in Unterschwandorf.
Vereinsmitglieder, welche ihre Tiere in diesem Jahre auf die Jungvieh- und Fohlenweide in Uuterschwandorf, O.-A. Nagold, auftreiben wollen, werden ersucht, dies längstens bis 15. April d. I. beim Vereinssekretär Herrn Oberamtspfleger Fechter hier anzumelden.
Die Eröffnung der Weide findet voraussichtlich Mitte Mai statt. Die näheren Bedingungen für den Auftrieb auf die Weide sind beim Vereinssekretär zu erfahren.
Calw, den 1. April 1914.
Der Vereinsvorstand:
Regierungsrat Binder.
Altenstelg.
K. Forstamt Klosterreichenbach.
Nadelstamm-
Holz-Derkauf
im schriftlichen Aufstreich.
Am D o n n er s ta g , den 16. April 1914, vorm. 10 '2 Uhr in der „Sonne" in Klosterreich.nbach aus Staatswald Distrikt V 5 Unt. Forken- bühr, 7 Ob. Füllenbach, und VI 21 Ob. Röterrain: 25 Stück Forchen mit Fm.: Langholz: 6 1, 7 7 III., 2 IV. und 1 V!. Klaffe. Abschnitte: 5 I. und 5 !I. Klasse, 1110 Stück Fichten und Tannen mit Fm: Langholz: 397 I„ 281 II., 267 II!., 88 tV. 38 V., 34 Vt. Kl. Abschnitte: 37 I., 44 II., 3 III. Kl. 10 Kilben: 3 I., 1 il.
Altenstelg.
Zur gegenwärtigen Saatzeit empfehle
MV" »LvabUoLs
Ksrtkll'8Smereieii
sowie
Kahne« und Steckzwiebeln
in nur guter keimfähiger Ware.
Telephon 61.
Latein- nnd
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Frau und Kinder sind gleichfalls der Gefahr ausgesetzt, von Krankheiten hcimgesucht zu werden. Jedes Familienoberbaupt beantragt daher rechtzeitig seine und seiner Familie Aufnahme, bevor mühsam erziclle Ersparnisse durch hohe Arzt- und Apothekerrechnungen angegriffen werden müssen, in unsere Familienversicherung. Tüchtige Mitarbeiter allerorts gesucht.
Wiirtt. Prlvatkrankenkafse Stuttgart, Chaulpiguykr.29 31.