Mtenrtelg, 14 März 1814.
Eine Reise nach dem Südpol können wir für billiges Geld am morgigen Sonntag, 15. März mitmachen. An diesem Dage veranstaltet nämlich I. Pf Ms aus Mainz, abends 1z 9 Uhr im Saale znnr Sternen Hierselbst esmen für jedermann leichtverständ- lichen Lichtbildervortrag über den Südpol.
Gewerbebank Nagold betr Zu der Notiz über die Spendierung von zwesi Schoppen Wein an jedes in der nächstjährigen 50. Generalversammlung erscheinende Mitglied, wird uns von einem Mitglied der Bankverwaltung berichtigend mitgeteilt, daß der Vors, der Bank, Landtagsabgeordnete Schaible in der letzten Generalversammlung ursprünglich nur anfragte, wie sich die Mitglieder der Bank zu einer Bewirtung der Mitglieder beim 50jährigen Jubiläum stellen würden und daß er einen Antrag nicht stellte, als von einigen Seiten eine solche Bewirtung nicht gewünscht wurde, sondern vielmehr erklärte, unter diesen Umständen betrachte er die Sache als erledigt. t
Erst als Qberamtspfleger Rapp wiederholt das Wort nahm und sich nachdrücklichst für eine derartige Bewirtung der Mitglieder einsetzte, kam die Angelegenheit nochmals zur Sprache und als Oberamtspfleger Rapp noch den Trumpf ausspielte, anderwärts sei sogar schon Sekt gereicht worden, fand ertrotz des lebhaften, insbesondere auch ans der Mitte der Bankverwaltung erfolKenden Widerspruches, bei einem Teil der Mitglieder solchen Beifall, daß der Vors, eben vor die Notwendigkeit gestellt wurde über die Sache äbstimmen zu lassen, um wie es seine Pflicht war, den Willen der Mehrheit der anwesenden Mt- glieder zu erfahren. Die Abstimmung hatte das bekannte Resultat. — Dies nur im Interesse einer objektiven Darstellung, — im klebrigen ist diese ganze Sache nach Ansicht des Einsenders es nicht wert, daß so viel Aufhebens von ihr gemacht wirb.
st Klosterreichenbach, 13. März. Heute Nacht brach in dem alten Sägewerk von Fritz Hatsch Feuer aus- Das Gebäude wurde vollständig ein geäschert. Auch die Maschinen sind vernichtet. » st Schönmünzach, 13. März. (Murgwerk und Erhaltung der landwirtstzchjstfstki--. chen Schönheit.) Mit lebhaftem Interesse wird weit über das württembergische und badische Murgtal hinaus die Ausführung des großen Murgkraftwerkes verfolgt. Mit großer Energie wurden die Arbeiten ausgenommen und man ist erstaunt über die stetigen Fortschritte. Freilich die Befürchtungen, es könnten die landschaftlichen Reize des romantischen Tales notleiden, tauchen immer wieder auf. Von den zu erwartenden Veränderungen gibt das trockene Bett der Murg oberhalb des Werkes Wolfsheck beredtes Zeugnis. Um so erfreulicher ist es, daß der Verein „Badische Heiimat" sich unlängst mit der Frage des Murgwerkes beschäftigte. Professor Dir. Kümmel-Heidelberg machte mehrere Vorschläge, die eine weitgehende Bewahrung der ländschaftlichen Schönheit bei der Durchführung des Murgprojektes bezwecken. Es ist zu wünschen, daß die zuständigen Stellen beim Bau des Murgwerkes soweit möglich, darauf Bedacht nehmen, daß das malerische Bild der Murg und ihrer Zuflüsse nicht zerstört wird'. ^ st Neuenbürg, 13. März. (Lysol.) Die aus dem benachbarten Gräfenhausen gebürtige 26 Jahre alte Emma Hummel, geb. Burkhardt hat sich in einem Automobil, das sie auf dem Bahnhosplatz in Pforzheim mietete, und mit dem sie nach Gräfenhausen fuhr, gestern mit Lysol vergiftet. Sie wohnte mehrere Jahre in Amerika und seit dem Tode ihres Mannes war sie mit ihrem 5jährigen Sohn in Dietlingen bei Verwandten. Dort verschwand sie am Sonntag, Offenbar war sie geistesgestört geworden. Als der erschrockene Chauffeur mit ihr ins Pforz- heimer Krankenhaus fuhr, war sie schon eine Leiche.
st Tübingen, 13. März. (Russischer Minister-Besuch., Exz. Professor v. Schewiakosf, russischer Staatsminister, weilt schon mehrere Tage in unserer Stadt und hat im Hotel Traube-Post Wohnung genommen. Der Minister, der zum Besuch russischer Studierender an deutschen Universitäten und zur Prüfung und Regelung ihrer Verhältnisse zu den. Hochschulen in Deutschland sich aufhält, ist, wie dis Tüb. Chronik berichtet, auch hier in dieser Absicht! bei den maßgebenden Stellen vorstellig, geworden.
st Stuttgart, 13. März. (Die Ki rchenaus- trittsb ewegung, - Eine öffentliche Erklärung der evangelischen Stadtpfarrer Stuttgarts besagt: In allen bisherigen Kirchenaustrittsversammlungen haben hiesige Pfarrer die Sache der Kirche und des Evangeliums vertreten. Angesichts des Verlaufs ihrer Versammlungen, in denen bei sichtlich abnehmendem Interesse das Kür und Wider zur Genüge erörtert worden ist, verzichten wir jetzt auf weitere Beteiligung. Sollten besondere Verhältnisse eintreten, so werdest wir aus dem Platze sein. Auch behalten wir uns vor. von uns aus eine öffentliche Versammlung N'.it freier Aussprache einzuberusen.
rü. Marz. 'L u! l s a> iss' fahrt und Lotteri e. Das MilitärlustschisfZ. 3. machte gestern abend wieder eine turz'e Werkstätten- fahrt, bei der die wiederholt angestellten Untersuchungen über das Aus- und Abströmen des Gases fortgesetzt wurden. Der Zeitpunkt für die Ueber- führung des Luftschiffes ist noch nicht entgiltig festgelegt. — .Die Lose zu Gunsten der Erbauung der Nferprachtstraße nebst Gondelhasen scheinen überall einen flotten Absatz zu finden. Die Ziehung kann bestimmt am 18. März auf dem hiesigen Rathaus' stattfinden.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 13. März.
Tie Zweite Kammer beschäftigte sich heute zum letztenmal mit dem Li ch t s p i e l g e s e tz. Das andere Haus hatte beschlossen, den Beschlüssen der Abgeordneten, abgesehen von der lokalen Nachzensur, beizutreten. An diese Abweichung knüpfte sich heute nochmals eine längere Aussprache, in der die meisten Redner sich bereit erklärten, das Entgegenkombnen des anderen Hauses durch Beitritt zu seinem Beschluß betreffend die Streichung der loralen Nachzensur zu erwidern. Es wurde dem Beschluß der Ersten Kammer mit 49 gegen 35 Stimmen zugestimmt und hierauf das Gesetz in der Endabstimmung mit 56 gegen 17 Stimmen angenommen.
Das Haus trat dann in die erste Beratung des Gesetzentwurfs betreffend den vorläufigen Schutz von Denkmalen im Eigentum bürgerlicher und kirchlicher Gemeinden, sowie öffentlicher Stiftungen. Das Gesetz soll möglichst rasch beraten werden, um zu verhindern, daß dem Lande bis zur Verabschiedung des Gesetzes Altertümer entzogen werden. Nachdem sich eine Reihe von Abgeordneten an der Debatte beteiligt hatte, wurde das Gesetz mit 56 gegen 22 Stimmen angenommen, wobei das Zentrum geschlossen dagegenstimmte. Morgen vormittag 9 Uhr: Submissionswesen, Wassergesetz, Auslandweine, Verhältniswahlen und Diätenregulativ.
Deutsches Reich.
Tie Duell-Interpellation im Reichstage.
Berlin, 13. März. Im Reichstage stand heute die Interpellation des Zentrums wegen des Metzer O fs i zie rs d u e l ls auf der Tagesordnung. Begründet wurde sie durch den Abgeordneten Gröber. In seiner Antwort bemerkte der Kriegs minister von Falkenhayn: die Anzeige von dem Ehrenhandel sei dem Ehrenrat verspätet zugegangen, sodah er einen Ausgleich nicht mehr herbeisühren konnte. Ein ehrengerichtliches Verfahren sei daher erforderlich. Herauf habe der Beleidigte nicht eingehen zu können geglaubt und der Zweikampf habe stattgesunden. Dieser sei keineswegs durch die Erklärung des Ehrenrates veMnlaßt worden. Der beleidigte Offizier habe den Beleidiger unter Nichtachtung der Vorschriften gefordert und dann erst beim Ehrenrat Anzeige erstattet worden. Auch habe er deu Versuch, einen kurzen Aufschub des Zweikampfes zu veranlassen, schroff abgelehnt. Der Kriegsminister gab der Erwartung Ausdruck, daß die geplante Reform des Strafrechtes auch dem Heere und der Marine zugute kommen werde und daß unabhängig davon alle maßgebenden Stellen des Heeres und der Marine unablässig bemüht sein werden, auf erzieherischem Wege eine Besserung herbeizuführen.
Eine offiziöse Auslassung
Berlin, 13. März. Die „.Norddeutsche Allgenreine Zeitung" bringt in ihrer heurigen Ausgabe folgende Notiz: Tie „Petersburger Börsenzeitung", bringt nach einer telegraphischen Meldung einen Artikel in Sperrdruck, der sich ükrer den Hohen Stand der russischen Heereseinrichtnngen verbreitet und deren offensive Kriegsbereitschaft neben der Erwähnung der friedlichen Absichten der Politik des Aaren unterstreicht. Wir fühlen kein Bedürfnis, an dem gewiß berechtigten Lob des russischen Heeres Kritik zu üben, vermögen aber auch leinen Grund zur Beunruhigung daraus herzuleiten. Vielmehr ist dis Zuversicht zu begrüßen, daß dergleichen aus den Ton kriegerischer Ueberlegenheit gestimmte Erörterungen die guten Beziehungen der beiderseitigen Regierungen ebensowenig stören können, als es der ganz unbegründete Alarmrus getan hat, der kürzlich in der Petersbur- ,ger Korresp. eines deutschen Blattes enthalten war. Ueberhaupt wäre es-verkehrt, eine entscheidende Bedeutung für die Gegenwart darin zu erblicken, wenn von Zeit zu Zfeit mit Hilfe von Tinte und Druckerschwärze die alte Erfahrung bestätigt wird, daß durcb nationalistische Regungen die feststehende Ehrlichkeit der offiziellen Friedenspolitik zum kompromittieren versucht wird. Wstr stimmen mit der „Rcssija" darin überein, daß die Regierung der beiden benachbarten Kaiserreiche nicht die Absicht haben können, über die Legende „von der russisch-deutschen Freundschaft" ein Kreuz zu machen
Ausland.
Kundgebungen in Wien.
' Wien, 13. Mürz. Heute Vormittag fanden vor der Universität Kundgebungen italienischer und südslawischer Studenten wegen der Errichtung einer italienischen Fakultät statt. Etwa 400 italienische Studenten besetzten unter dem Absingen nationaler Lieder die Universitätsrampe. Die südslawischen Studenten beabsichtigten, die Rampe im Sturm zu nehmen, wurden jedoch von der Polizei daran gehindert. Hierauf wollten die Südslawen durch ein Seitentor in die Universität eindringen, aber auch hier trat ihnen die Polizei entgegen.
Topp et- S elöstrn ord.
Wien, 13. März. In Riva kam ein junges Paar .an, das sich in einem Hotel einlogierte und dann mit! einem Boot auf den See hinaus fuhr. Später bemerkten Fischer, daß sich die Insassen aus dem Boot in deu See stürzten. Hilfe kam zu spät und beide ertranken. Man fand im Boot die Hüte und Mäntel der Selbstmörder sowie einige Briefe, aus denen hervorgeht, daß es sich um einen reichsdeutschen Offizier und seine Geliebte handelt.
Kämpfe in Bengyafi. l
Bengyasi, 13. März. Die Kolonne Latini wurde in ihrem Lager bei Zuetina an der Küste der Provinz Benghasi am 11. März früh um 2 Uhr von 1500 bis 2000 Mann überraschend angegriffen. Sie ging zum Gegenstoß vor und zwang den Feind nach fünsviertel- stündigem Kampf zur Flucht. Gegen 4 Uhr warf und zerstreute sie den Feind noch einmal, der anscheinend seine Toten und Verwundeten holen wollte. Man fand aus dem Gefechtsfelde 263 Feindesleichen, darunter einige von Führern, sowie Waffen und Munition. Die Italiener verloren 2 Offiziere, 1 Soldat und 42 Askaris tot und 9 Offiziere, 7 Soldaten und 95 Askaris verwundet.
Ein Attentat auf einen türkischen Ollersterw
Wien, 13. März. Die neue Freie Presse meldet aus Sofia: In Phitiopopel wurde der türtischs Oberst Sadik Beh auf offener Straße mitDolchsttchen in der Brust schwer verwundet aufgesunden. Der Attentäter ist entkommen. >
Mexiko.
Paso, 13. März. Die Kommission CarranzaK soll Beweismaterial dafür gesammelt haben, daß Oberst Fidal Avila, Kommandant der Garnison von Jua- rez, die Hinrichtung des Dentsch-Amerilaners Busch als eines Spions angeordnet habe.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Laut.
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