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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.
ssteüaktion u.ller- Isg inHItensteig.
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Nr. 42
Ausgabe tu Altensteig - Stadt. ^ Freitag, den 20. Februar. ^ Amtsblatt für Pfalzgrafenrveilcr.
1914.
Rundschau.
Ter Wechsel in der Leitung des Deutschen Krieger-
Amides
ist mit der soeben erfolgten Uebernahme Ler Geschäfte durch den General der Infanterie v. Plötz offiziell vollzogen worden. Der bisherige Präsident des Deutschen Kriegerbundes- des KysfhLuser-Bundes der deutschen Landeskriegerverbände und des Preußischen Landeskriegerverbandes Generaloberst v. Lindeguist verabschiedete sich von den Kameraden in einem Schreiben, in dem er Alters^- und Gesundheitsrücksichten als die zwingende Ursache seines Rücktritts bezeichnet und dann hervorhebt: So lange mir Gott das Leben läßt, wird es mir ein stolzes Bewußtsein bleiben, mit so vielen alten deutschen Soldaten in unwandelbarer Treue gewirkt zu haben für Kaiser und Reich, für Fürst und Vaterland und für die Wohlfahrt unserer Kameraden. Der Scheidende spricht zum Schluß seinen aufrichtigen Dunk für die Ernennung zum Ehren- mitgliede des Vorstandes aus, die es ihm ermögliche, auch ferner den Interessen des Krieger- - Vereinswesens zu leben.
Tie deutschsüdwestafvikiMischeN Diamanten haben sich sehr schnell den Markt erobert. 'AG vor etwa zehn Jahren die ersten umfangreichen und systematischen Schürfungen vorgenommen wurden, dauerte es nur Monate und die „deutschen Steine" waren ein begehrter Artikel zumal für die Amsterdamer Schleifereien geworden. Der frühere Kolonialstaatssekretär Dernburg entwickelte bei der Unterbringung der Diamanten auf dem Weltmarkt viel kaufmännisches Geschick, doch ist man davon abgekommen, zuviel Diamanten aus den Markt zu werfen. Auch in diesem Jahre soll das zur Verfügung stehende Quantum Diamanten auf dem Wege der Submission veräußert werden. Ta aber zurzeit der Diamantenmarkt wegen der Ungunst der Verhältnisse nicht recht aufnahmefähig ist, will die holländische Cootermanns-Gruppe, unser Hauptabnehmer, diesmal vorläufig nur eine halbe Million Karat erwerben.
Ms Wünschelrute,
die reiche Goldadern aufzeigt, erweist sich der Generalpardon in steigendem Maße, je mehr eine Uebersicht über die Vermögenseinschätzungen zum einmaligen Wehrbeitrag gewonnen wird. Nachdem schon aus verschiedenen Städten eine sehr erhebliche Steigerung der vorhandenen Gesamtvermögen gegenüber den früheren Einschätzungen ange- kündigt worden war, wird jetzt aus Eschwege und dem Fürstentum Birkenfeld bekannt, daß die dortigen Erklärungen auf Grund des- Generalpardons 19 bezw. 11 Millionen Mark mehr ergaben, als bisher zur Versteuerung gelangte. In Duisburg wurden über 500 Millionen Vermögen deklariert. Geht das so weiter, dann wird doch noch die eine oder die andere der unbeliebteren Steuerarten ausgehoben werden können. In Bachenberg in Ober? hessen verübte ein greiser Bauer, der Lu Pen reichsten Leuten des Ortes gehörte, Selbstmord, weil ihm die Heranziehung zum Wehrbeitrag das Leben verleidet hatte.
In der Zabern-Kommission des Reichstags
zur Regelung der militärischen Befugnisse, zu deren ersten Sitzung am Mittwoch der Reichsl- kanzler einen Vertreter entsandt hatte, beantragte zunächst ein Zentrumsmitglied, die Regierung, um Vorlegung des Materials' über die geltenden Landesgesetze zu ersuchen, da die Stellungnahme des Zentrums von dieser 'Voraussetzung abhänge. Vertreter der Sozialdemokraten, Nationalliberalen und Fortschrittler schlossen sich diesem Antrag an. Dagegen hielt ein Redner der Konservativen die Reichsgesetzgebung nicht für zuständig; die Kommandogewalt sei nicht einmal im Einzelstaat an die Mitwirkung des Parlaments gebunden. Der Regierungsvertreter stellte in Aussicht, daß, das Material vorgelegt werde, hielt aber im übrigen das
Reichsgesetz nicht für zuständig, da es das Verhältnis des Militärwesens zur Polizei bestimmen wolle, das der Landesgesetzgebung unterliege.
Ter Deutsche Landfrausntag,
der soeben in Berlin unter dem Vorsitze der Frau Gräfin von Schwerin-Löwitz abgehalten wurde, legte das Hauptgewicht auf die wirtschaftliche Ausbildung unseres weiblichen Nachwuchses, zu dessen innerlichen Hebung und Gemütspflege die Religion den wesentlichsten Faktor bilde. Zur Gesundung unseres ganzen Volkslebens sei es nötigp daß die Frauen in den Familien ihren Posten voll und ganz ausfüllen in einer Weise, die dem Ideal einer christlichen deutschen Frau entspricht. Hier müssen die Bestrebungen der Landfrauen in erster Linie eingreisen.und den übrigen Frauen auf dem Lande ein gutes Beispiel gegeben werden. Die weibliche Jugend soll erzogen werden durch hauswirtschaftliche Anleitung, durch Handarbeitsunterricht, durch Anleitung zur Sparsamkeit und durch Aufklärung über die Gesundheitspflege. Da nicht jedes Landhaus zu solcher Ausbildung in der Lage sei, so empfehle sich die Organisation von Haushaltungsküchen unter Heranziehung von Haushaltungslehrerinnen. Das sind gesunde Bestrebungen, denen ein voller Erfolg zu wünschen ist.
Landesnachrichken.
Wienrleig, 20. Februar 18i4,
* Ernannt wurde Amtsgerichtssekretär Häfele, Notariatshilfsarbeiter in Haiterbach, zum Bezirksnotar von Eßlingen, Amtsgerichtssekretär Schaufler, Notariatshilfsarbeiter in Schömberg, zum Bezirksnotar in Großheppach. — Versetzt wurde Gerichtsnotar Oberdörfer in Wildbad seinem Ansuchen gemäß an das Bezirksnotariat Ulm.
* Teinach-Station, 19. Febr. lieber den Stollenbau des Gemeindeverbands Elektrizitätswerk Teinach-Station werden dem C. T. folgende interessante Angaben gemacht. Das Werk hat jetzt schon über 100 Ortschaften und verschiedene große Fabrikbetriebe mit elektr. Kraft zu versorgen. Durch diese starke Inanspruchnahme war das Elektrizitätswerk genötigt, eine Vergrößerung seiner Kraftanlage, einer Sauggasmotorenanlage mit einer Leistung von 1100 PS., vorzunehmen. Es wurde nun beschlossen, die mit der Schraubenfabrik Talmühle gekaufte Wasserkraft der Nagold sich nutzbar zu machen. Um aber eine größtmögliche Ausnutzung dieser Wasserkraft zu erzielen, war der Bau eines Stollens vom Elektrizitätswerk bis zur Talmühle erforderlich. Nach sorgfältigen Vorarbeiten wurde der Bau der Firma Dyckerhoff und Widmann AG., Karlsruhe, übertragen, die mit einer Schar von 100 Arbeitern im Juni v. Js. das Werk begann. Nach einem Verlauf von 8 Monaten wurde, wie schon gemeldet, am Samstag der Stollendurchschlag vollendet, ohne daß Unglücksfätle zu verzeichnen wären. — Der Stollen, der längste seiner Art in Württemberg, zeigt im Profil Eiform und hat bei einer Länge von 2050 Meter eine Breite von 2,40 Meter und eine Höhe von 2,70 Meter. Sein Weg führt beinahe ganz durch Felsen des mittleren Buntsandsteins, der in diesem Gebiet ein außerordentlich weiches Gestein ausweist, was dem Fortschreiten der schwierigen Arbeit sehr zu statten kam. Die Ueberlagerung zeigt seinen Unterschied von 34 Meter bis 180 Meter. Durch den Bau des Stollens erzielt man ein Höchstgefälle von 13 Meter, wodurch eine mittlere Wasserkraft von 450 PS., steigend bis zu 900 PS. erreicht wird. Damit der Stollen auch noch größeren Anforderungen genügen kann, wird geplant, ihn so auszubauen, daß er später bei Erstellung eines Wehrs, das 1200 Meter flußaufwärts errichtet werden soll, unter Wasserdruck genommen und als sogenannter Druckstollen benützt werden kann.
wodurch eine Erhöhung des Gefälles um 4 Meter erreicht wird. Nach Erstellung der noch notwendigen Bauten wie Wasserschloß, Turbinenhaus, Unterkanal, sowie Ausbaggerung der Nagold, hofft man,^ die Neuanlage Mitte Juni in Betrieb setzen zu können. — Die Kosten für den Stollendurchschlag belaufen sich auf annähernd 400 000 Mk., die Gesamtkosten, worin auch die für den Bau erforderlichen Grunderwerbungskosten eingeschlossen sind, auf etwa 700000 Mk. rb.
* Calw, 20. Febr. Morgen isindet hier die Ergänzungswahl zum Bürgerausschuß für die drei in den Gemeinderat gewählten Mitglieder statt. Diese ist durch Lokalfragen (Platzfrage für Neubauten) wesentlich beeinflußt.
* Freudenstadt, 19. Febr. (Wahl.) Vom Gemeinderat wurde Wilh. Heinzelmann hier als Verwalter des städt. Elektrizitätswerkes und des Gaswerks gewählt.
* Freudenstadt, 19. Febr. Die Maul- und Klauenseuche ist erloschen in der Gemeinde L.oßburg, OA. Freudenstadt; der Oberamtsbezirk ist wieder seuchenfrei.
js Neuenbürg, 19. Febr. (Der ewige Schlast). Als im benachbarten Engelsbrandt der 50 Jahre alte Schuhmacher Karl Maisenbacher bei der Arbeit saß, sah der Lehrling, wie der Meister plötzlich einschlief. Aber es war der ewige Schlaf; ein Herzschlag hatte den braven, fleißigen Meister getötet. Vor einigen Jahren kam die Schwester Maisenbachers auf gleiche Weise zu Tode.
js Weilderstadt, 19. Febr. (F a stn ach t s t h e a- ter.) Am nächsten Sonntag nachmittag wird hier auf dem Marktplatz eine öffentliche Fastnachtsaufführung mit Szenen aus Schillers Schauspiel „Wilhelm Tell" ' stattfinden. Tie Eisenbahnverwaltung läßt von Leonberg hierher und wieder zurück zwei. Sonderzüge gehen.
js Stuttgart, 19. Febr. (Mord-und Selbstmordversuch.) Gesteru abend 6 Uhr brachte ein Monteur seiner Geliebten, einer Kellnerin, in der Ludwigstraße nach vorangegjaugenen Streitigkeiten zwei Revolverschüsse in den Kopf bei. Ter Täter schoß sich sodann ebenfalls zweimal in den Kopf. Beide wurden schwerverletzt ins Katharinenhospital verbracht. — Die Schwerverletzte ist das '21 Jahre alte Serviersräulein Sofie Hitler. Sie war während des letzten Sommers in Freudenstadt tätig und war dann nach Stuttgart übergesiedelt, wo sie kurz vor Weihnachten die Bekanntschaft des am 5. Dezember 1887 zu Poppenweiler, OA. Ludwigsburg, geborenen Mechanikers Theodor Kleinknecht machte. Das Verhältnis, das sich zwischen den beiden entspann, nützte Kleinknecht dazu aus, nichts mehr zu arbeiten und sich von dem Mädchen aushalten zu lassen. Bis zur Bekanntschaft batte er in einer hiesigen großen Firma gearbeitet. Dem Mädchen wurde mit der Zeit das Verhalten ihres Liebhabers lästig und sie versuchte deshalb, ihr Verhältnis zu lösen; sie wollte wieder in Freudenstadt Stellung nehmen. Kleinkn"cht verlangte, daß die Hiller das Verhältnis -mit ^ihm sortsetze und als diese sich weigerte, ,kam es Lu dem oben gemeldeten Mord- und Selbstmordver-i such.
js Stuttgart, 19. Febr. (Zum Fall Griesinger.) Um Vermögenswerte von über 2 einhalb Millionen und mehr als 2000 > Einjzelfällej soll es sich, wie die Blätter melden;, mach der nunmehr abgeschlossenen Untersuchung gegen die Majorswitwe Griesinger und 8 Mitschuldige handeln. Etwa vier Fünftel des Betrages sollen Uber nicht der Majorswitwe, sondern ihren zahlreichen Helfershelfern zugute gekommen sein.
js Vaihingen a. Enz, 19. Febr. (Eine höfliche Umschreibung.) Der Enzbote hat in letzter Zeit heftige Angriffe erfahren, weil er — offenbar aus guten Gründen — die Aufnahme eines (Ängesandt verweigerte. Gegen die Angriffe setzt sich der Verlag des Blattes wie folgt zu Wehr:' „Ob ein Artikel zur Aufnahme in die Zeitung geeignet ist oder nicht, entscheide stets die Redaktion des betreffenden Blattes. Mancher, der un-