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onnrags
Rr. 13. (3.)
Atterrfteig, 17. Januar.
Jahrgang 1914
Ende, Anfang.
End' ist Anfang, Anfang Ende,
In dem Kreislauf der Natur:
Folge ihrem ew'gen Gleise Und sie führt dich leise, leise Immerdar zur Quelle nur.
Ist der laute Tag geschwunden,
Tut sich auf die stille Nacht:
Es erscheint cms goldneu Toren, Schönheitstrahlend, neugeboren,
Eines jungen Morgens Pracht.
Alles Weh im Menschenherzen,
Es verklärt sich noch in Lust:
Stehst du an der Erde Grenzen,
Ziehen dich mit Liebeskränzen Selige an ihre Brust.
Wirke, strebe, hoffe, glaube,
Bist du anlangst in dem Port:
Folge jedem edlen Triebe,
Atme Schönheit, spende Liebe,
Menschlich göttlich, fort und fort.
Julius Bercht.
Am See.
(Schluß.)
Von Sautter.
(Nachdruck verboten.)
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Der Tag war sengend heiß wie seine Vorgänger, die Lust stand unbeweglich still, als bannte sie eine geheimnisvolle Macht, aber die eine, weiße Wolke auf der Schweizer Seite des Sees hatte ich nicht umsonst am Morgen beobachtet. Den Tag über hatte sie sich unmerklich aber stetig vergrößert, wie ich mehrere Male zufällig festgestellt hatte. Jetzt zog es sich an allen Ecken des Himmels dunkelgrau zusammen, daß ich mich wunderte, mit welcher Geschwindigkeit der freundliche blaue Himmel sich verdrängen ließ, und mir schien, als hätte die kleine, weiße Wolke um Hilfe gerufen, und ihre finsteren Gefveunde und Verwandte hätten eiligst einen gewaltigen trutzigen Heeresbann aufgeboten, ihr zu helfen. Nun standen sie am Himmel und drohten auf die Erde herab. Die ahnte das nahe Unheil, lag da wie ein am Boden Gefesselter, der
ängstlichen Augen xurückschielt nach dem Peiniger, den Peitschenyieo zu erwarten. Jetzt ging ein leiser Luftzug durch die Tannen und Buchen, hier und da wirbelte schwerfällig ein Blatt durch den Raum, die Krähen flogen laut schreiend über den Wald. — Da! ein kurzer heulender Windstoß, dann lag alles füll. Aber jetzt folgte wieder einer, länger und unheimlicher, und nun entlud das schwarze Heer am Himmel seinen Grimm in einem tollen Unwetter, Blitz auf Blitz sauste herab, als wollten sie es einander zuvortun, die Donner brüllten wie hungrige Löwen und wollten sich nicht beruhigen, dazu ging ein heftiger Regen, mit Hagelkörnern untermischt, senkrecht nieder. Die Gewitter mußten an vielen Stellen zugleich wüten; denn am See sah ich es überall aufblitzen, über mir tobte es, und es schien mich weiter in das Württembergische hinein zu begleiten, wenigstens traf ich es überall an.
Mir wurde schwer und bange ums Herz. Gewitterangst kenne ich nicht, im Gegenteil betrachte ich solch ein wildes feuerspeiendes Unwetter mit rechter Freude, selbst wenn es über meinem Kopfe entbunden wird, und daß meine unruhigen Gedanken immer wieder voller Sorge zu dem geliebten Mädchen zurückkehrten, dünkte mich keine genügende Erklärung für ein unheimliches beklemmendes Gefühl. Fast möchte ich, wenn ich mir alles überdenke, an Ahnungen glauben, befände mich damit übrigens in bester Gesellschaft; denn Cäsar und Napoleon beteten zu diesen falschen Göttern.
Als ich in der Garnison anlangte, hatte das Wetter nur wenig nachgelassen. Ich ging ins Kasino, um meine schweren Gedanken zu vergessen; denn ich vermutete dort eine lustige Gesellschaft. Richtig, da saß?n ^ halbes Dutzend etwa, gute, trunkfeste Freund« und Kameraden, tranken, rauchten, sangen, spielten Klavier und tanzten in ausgelassenster Stimmung, darunter auch meine zwei Reisegefährten, die mich neugierig nach meinen Erlebnissen ftkgten. Ich begrüßte alle herzlich und log dann das Blaue vom Himmel herunter, was mir ja nach Bedürfnis nicht schwer fällt. Meine Zuhörer hatten mit ihren geübten Nasen den Braten bald gerochen, und nach kurzer Zeit schrie einer: „Donnerwetter, lüg' doch nicht so I" „Laß ihn doch, es wird schon noch besser kommen," sagte ein anderer, und ich erzählte, nur hier und da von einem Zwischenrufe unterbrochen, wenn ich gar zu dick auftrug.
Dann gaben das kommende Gefechtschießen und Manöver einen reichen Gesprächsstoff ab, alte und neue Er- innerungen"wurden ausgekramt, Vorgesetzte und Untergebene, alles mußte herhalten, um uns einen frohen Tag zu machen; die Lustigkeit schwoll an, wir lachten, daß die Tränen locker wurden, und ich vergaß mich, als hätte ich alles nur geträumt.
Die Nacht war hereingebrochen, als ich aufstand und mich entfernte. Ich stieg die Treppen vom Kasino in die tiefer gelegene Stadt hinunter, Himmel und Erde lagen gleichmäßig ruhig, der Mond schien freundlich und klar; das Unwetter hatte sich verzogen, wie es gekommen war, und wenn ich nicht an dem aufgeweichten Boden auf dem Straßendamme und die scheußlichen Pfützen die deutlichen Spuren des wütenden Wetters gesehen hätte, so wäre mir auch das wie ein Traum vorgekommen.
In meiner Wohnung fand ich alles m bester Ordnung, kleidete mich behaglich aus und mußte lachen, wenn ich an die Stunden im Kasino dachte. Allmählich aber gewannen die Erinnerungen der letzten Tage wieder die Oberhand, die Sorge legte sich wie ein schwerer eiserner Ring, den man zusammenzieht, um mein Herz. Ein unbestimmtes quälendes Gefühl ließ mich nicht los und hielt lange den Schlaf fern von mir. Ich verbrachte eine traum- schwere Nacht; in der Erinnerung ist mir geblieben, daß ich mehrmals Elfriedes gellenden Ruf: „Konrad! Konrad!" hörte, eine furchtbare Angst mich überkam und ich in größter Aufregung erwachte.
Am anderen Morgen ging es fort in das Barackenlager. Das Wetter ließ sich gut an, angenehm, warm und frisch zugleich, der guten, alten Erde war das unfreiwillige Sturzbad offenbar recht gut bekommen. Alles war froh und vergnügt; während der langen Fahrt vertrieben sich anfangs die anderen, die mit mir im Abteil faßen, die Zeit mit Kartenspielen; mein Widerspruch trug mir nur einige schnöde Bemerkungen ein. Dann unterhielt man sich allgemein, eine Erzählung jagte die andere, ein Witz den anderen, gut oder schlecht, blieb sich gleich. Da stritten sich wieder zwei im Scherze, die anderen hetzten, und die ganze Gesellschaft lachte, kurz, es herrschte wie immer bei derartigen Gelegenheiten ein unbändiger Frohsinn, der die Herzen öffnete wie ein gutes Glas Wein.
Gegen sechs Uhr langten wir im Lager an, in dem schon das Grenadierregiment sich häuslich eingerichtet hatte, während die zu unserer Division gehörende Feldartilleriebrigade in den nächsten Tagen erwartet wurde; daher war es um die Raumoerhältnisse verdammt schlecht bestellt, meine Kompagnie zum Beispiel und einige andere noch lagen in Stallbaracken, die zwar manches zu wünschen übrig ließen, auch für einen bescheidenen Menschen, aber den großen Vorzug einer ausnahmsweise guten Luft genossen. Die Mannschaftsbetten lagen auf dem Boden, da wo sonst die Pferde standen, und ich lachte mit dem kleinen Fritz, der mit mir in derselben Kompanie stand, herzlich darüber, daß zu Häupten unserer Kerls, der prächtigen schwergliedrigen Bauernburschen, die sinnigsten Pferdenamen als: Zampa, Elvira, Pollux, Hexe, Grete, Elisabeth usw. prangten.
Ueberall war man eifrig beschäftigt, sich so wohnlich als möglich einzurichten, du kennst die Geschichte ja. Ich lag mit dem kleinen Fritz zusammen in einer Stube in der Leutnantsbaracke fünf. Wir ließen uns Feuer anzünden, packten aus und zogen uns um, wobei mir Fritz die schönsten Erlebnisse erzählte, die er mit hübschen, jungen Mädchen gehabt hatte. Er erzählte gut und log ziemlich wenig, weshalb ich ihm aufmerksam zuhörte. Dann begaben wir uns ins Kasino, um zu Nacht zu essen.
Da wir unseren ersten Abend im Lager verbrachten, fand für unser Regiment noch kein gemeinschaftliches Essen statt. Wir begaben uns in das Spielzimmer, wo wir schon einige Kameraden antrafen, andere gesellten sich dazu, und bald war eine gemütliche Tafelrunde zusammen. Das allgemeine Gespräch drehte sich um den Raummangel im Lager, die meisten schimpften, daß wir eingepfercht wären wie Schweine und Schafe, und die Quartiermacher der Bataillone, drei ältere Leutnants, bekamen vieles zu hören, waren aber auch nicht faul zu antworten. Der älteste der drei rief schließlich zu den Schreiern gewandt: „Ich will Ihnen einmal etwas sagen. Das nächste Mal machen Sie Quartier, und wir spazieren bei der Truppe mit. Das ist mir kckmn lieber, als erst die Scbinderei mit demUeber- nehmen und Verteilen der Baracken durchzukosten und nachher auch noch die Ohren voll Vollwürfe zu kriegen. Ich nehme mir bloß meikAi Schlafsack mit, wenn einer von Ihnen Quartier Echt, denn dann müssen wir totsicher auf dem nackige« Boden schlafen." Die Angegriffenen riefen ihm stürmisch zu, und die meisten lachten, er ließ sich aber nicht beirren und setzte noch einige kräftige Bemerkungen dazu.
Mich verlangte eine Zeitung zu lesen, daher ging ich mit Fritz, der sich mir anschloß, in das Lesezimmer, wo einige Herren von unserem Regiment und einige Grenadiere saßen und lachten. Ich griff nach dem „Schwäbischen Merkur", las den politischen Teil, der wenig bot, das mich hätte fesseln können, überflog gleichgültig die „unpolitischen Tagesereignisse" und schickte mich eben an, die Zeitung wegzulegen, als mein Blick auf einer Nachricht vom 16. 8., also von demselben Tage, „Friedrichshafen" überschrieben, haften blieb. Da las ich folgendes:
„An dem gestrigen Tage ereignete sich hier ein tief bedauerlicher Unfall. Die einundzwanzigjährige Tochter des Kommerzienrates Brand aus Stuttgart, die hier mit ihren Eltern zur Erholung weilte, fuhr kurz vor Ausbruch des Gewitters allein in einem Nachen in den See hinaus, wurde von dem Unwetter überrascht und fand in den Wellen ihren Tod. Die Leiche ist schon geborgen."
Während des Lesens packte mich ein wahnsinniger Schrecken, durch meinen Kopf zuckte es wie ein elektrischer Schlag, der sich dem ganzen Körper mitteilte, mein Kopf schmerzte, als führen glühende Nadeln hindurch, und ich war im ersten Augenblick unfähig, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu bilden. Gleichzeitig mußte ich auch wohl unwillkürlich irgendeine auffällige Bewegung gemacht haben; denn Fritz sah mich an und sagte: „Mensch, was fehlt dir? Du machst ja ein Gesicht hin wie ein Waldafff, der sich in die Brennesseln gesetzt hat." Nun blickten auch die anderen auf, und ich merkte, jetzt galt es sich zusammenzureißen: Gott verhüte, daß ich mein Gesicht zur Wetterfahne mache, daran jeder neugierige Schlingel die Windrichtung meines Herzens abliest.
Ich bezwang mich mit aller Gewalt, so daß ich äußerlich ganz ruhig wurde und antwortete dann: „Unsinn, Fritz, was du dir wieder einbildest, der reinste Grillenfänger wie König Saul. Wenn mir übrigens schlecht würde, so dürftest du dich am wenigsten wundern, denn du rauchst ein ganz niederträchtiges Kraut. Bestell' du lieber für uns beide zwei tadellose Zigarren, das ist gescheiter: dann ist uns beiden geholfen, m i r wird nicht schlecht, und d u brauchst dich nicht darüber aufzuhalten." „Fällt mir gar nicht ein," brummte Fritz und vertiefte sich wieder in seine Zeitung, desgleichen die anderen.
'Eine qualvolle Viertelstunde, während deren es in mir schrie vor Schmerz, blieb ich noch sitzen, um jedem Argwohne zu begegnen; dann erhob ich mich und fragte Fritzen, ob er mitginge. „Ich denke gar nicht daran," sagte der und lachte, „der erste Abend im Lager will begossen sein, und wenn's noch so früh rausgeht am anderen Morgen. Bleib da, ich Hab' mich schon mit ein paar anderen verabredet, es wird elend vergnügt." Ich schüttelte den Kopf und erwiderte, ich wäre müde. „Mit dir geht es auch stark bergab, nächstens fallen dir noch die Zähne raus," lachte er; ich gab ihm die Hand, verbeugte mich vor den übrigen und schritt unserer Baracke zu, biß mir auf die Zähne und stöhnte innerlich wieder und wieder: „Mein Herr Gott, Herr Gott, das kann nicht sein!" Im Zimmer warf ich mich aufs Bett und weinte wider meinen besten Willen.
Der Anfall verzog sich bald, ohne übrigens die berühmte Erleichterung zu hinterlassen. Ich fühlte mein Hirn klopfen und fieberte so, daß ich trotz aller Mühe meine Gedanken nicht zu zügeln vermochte. Wie eine tolle Jagd brausten sie unablässig, denselben Weg dahin, der alle Erinnerungen mit Elfriede miteinander verband, und wie schäumende Pferde, die mit zitternden Flanken am Ziele halten, blieben sie regelmäßig bei dem Augenblicke im Lesezimmer droben stehen, der mir ihren Tod meldete: dann ward mir jedesmal zumute, als müßte ich laut schreien. — Beruhige dich übrigens, ich habe wohlweislich meinen Mund gehalten.
Schlafen konnte ich nicht, hielt es aber für geraten, als ich den kleinen Fritz laut lärmend kommen hörte, mich schlafend zu stellen. Wie ich mir gedacht hatte, war er selig betrunken, lachte und pfiff stillvergnügt vor sich hin, schließlich fiel es ihm ein, auch einmal nach mir zu sehen; er zündete Licht an und trat an mein Bett. „Stahl," rief er, „Stahl, altes Murmeltier, Betthase, Siebenschläfer! Sperr'deine Augen auf und sag': Grüß Gott!" Nun drehte er und schüttelte er mich auch noch, so daß ich notgedrungen wie schlaftrunken die Augen öffnete und alle Bewegungen nachahmte, die ein im Schlafe Gestörter zu machen pflegt. „Krakehl' nicht so," sagte ich, „und laß mich schlafen." „Ach was!" erwiderte er, „das ist mir wurscht. Aber weißt du, was sie droben behaupten? Du hättest eine unglückliche Liebe." Er schüttelte sich vor Lachen und fuhr fort: „Kann gar nicht sein. Wie soll heutzutage ein anständiger Mensch eine Liebe haben und noch dazu eine unglückliche! Ich sage dir, Alter, laß sie laufen. Spuck' auf die Weiber I" Das war ein geflügeltes Wort aus dem „Zapfenstreich", das damals im Regiment die Runde machte. Nachdem Fritz diesen Trumpf ausgespielt hatte, verzog er sich und legte sich ins Bett, um bald zu schnarchen.
Erst gegen Morgen kam der Schlaf über mich, aber nur so kurz, daß ich eben einen Geschmack davon hatte, und der war bitter genug; denn in der kurzen Zeit jagte ein beängstigender Traum den anderen, so daß ich meinem Burschen innerlich herzlich dankte, als er mich weckte.
Die folgenden Wochen fielen mir schwer und stellten an meine Selbstbeherrschung graße Anforderungen. Wir hatten reichlich Dienst, zehn Stunden und mehr waren keine Seltenheit, da gab es keine Zeit, eigenen, trüben Gedanken nachzuhängen, sondern nur ein kühles unerbittliches : Du mußt, dieses Muß, das dem deutschen Soldaten vom ersten Tage seiner Rekrutenzeit an durch Belehrung und Beispiel, durch beständig gesteigerte Anforderungen an seine Kräfte, durch Anerkennung rücksichtsloser Pflichterfüllung und Bestrafung jeder Schlappheit so eingeprägt wird, daß bei dem besseren und weitaus größten Teil unserer Soldaten dieses: „ich muß" sich allgemach und unmerklich in ein mutiges, freies: „ich will" verwandelt. Das ist der beste Teil unserer militärischen Erziehung, ich wenigstens habe erst als Soldat den Inhalt der „Pflicht" auszuschöpfen gelernt.
Kür micki war diese barte Notwendigkeit ein wahrer segen; ny rar memen Dienst wie sonst, bezwang und vergaß mich, so daß weder Vorgesetzte noch Kameraden etwas davon merkten, wie hundeelend ich mich innerlich fühlte. Freilich, während der wenigen Augenblicke, die ich den Tag über mit mir allein war, stürzten die trüben Gedanken gleich feindlichen Sturmkolonnen auf mich los, und ich erinnere mich gut, daß ich manches Mal, auf dem Bette sitzend, meinen geladenen Revolver bettachtete, der vor mir auf dem Tische lag und von der Sonne gelieb- kost wurde. Dann fühlte ich bei dem Anblick so etwas wie Liebe zu dem kleinen, dunklen Ding in mir erwachen, wenn ich bedachte, daß es mir binnen kürzester Frist den ganzen Schmutz, Leben wie Schmerzen, vom Halse schaffen könnte. Solche Empfindungen kamen und gingen aber wie Sternschnuppen in der Nacht, ernstlich und nachhaltig haben sich die Gedanken an Selbstmord nicht bei mir-festgesetzt. Um so mehr dachte ich über mein zukünftiges Leben nach und fand nicht das geringste, was mich hätte freuen können, eine gähnende Leere füllte mMie Seele aus.
Ich hätte nie geglaubt, daß das Leben für uns ein« so vollkommene Wüste werden kann, bloß weil e i n Mensch darausgegangen ist.
Du möchtest mir jetzt wohl einwerfen, ich habe mich bei der Geschichte reichlich gehen lassen. Gewiß! Dahinter kam ich aber, Gott sei Dank, sehr bald selber, schämt« mich meiner Schwäche und begann, mich aus dem Graben -herauszuarbeiten, in den ich gefallen war. Anfangs tat ich schwer, rutschte mehrere Male aus auf halbem Wege und purzelte hinunter, schließlich ging es aber doch; denn ich ließ nicht nach, bis ich wieder den rechten, anständigen Boden unter den Füßen fühlte, auf dem ein ordentlich-r Kerl stehen muß: da fragst du nicht nach dir, denkst nicht: wie geht es dir? Bist du glücklich oder unglücklich? sondern tust deine Pflicht und Schuldigkeit, so gut du kannst, und lässest für das übrige den lieben Gott sorgen, der hilft, wo die Not an den Mann geht.
Darüber habe ich das schöne, unglückliche Mädchen nicht vergessen; sie lebt in meiner Seele und soll keinem anderen Bilde weichen, ihr Leben war schwer wie ihr Tod; sie hat in ihren jungen Jahren gelitten und heiß gekämpft und so, wie sietes vermochte, gesiegt. Sie besaß