Zabern im elsaß-lothringischen Landtag.

Straßiburg, 13. Januar.

Vor überfüllten Tribünen begann heute die Interpellation über die Zaberner Vorgängel im el­saß-lothringischen Landtage. Die Regierung war vollständig vertreten. Abgeordnete der ersten Kam­mer fanden sich ans den Tribünen ein. Ferner wa­ren anwesend der Kreisdirektor Mahl aus« Zabern, Universitätsprosessor Dr. van Calker. Die Stim­mung im Hanse war äußerst bewegt, aber ruhig bis zum Schluß. Die Abgeordneten, welche als! Red­ner ihrer Fraktion auftraten, sprachen sämtlich mä­ßig in der Form, dagegen scharf im Inhalt gegen das Kriegsgericht und gegen das Vorgehen des Militärs in Zabern. Als erster sprach der Bürger­meister Knöpfler von Zabern, der Vertreter seiner Stadt im Landtage, der eine Darstellung der Vor­gänge und die Vorwürfe zurückwies, als habe die Zivilgewalt und die der Polizei in Zabern ver­sagt. »Insbesondere wandte er sich in schar­fen Worten auch gegen gewisse Blätter, der Altdeutschen Presse, die er als Panduren blät­tern bezeichnete. Er sagte zum Schluß, daß Kreis­direktor Mahl nicht nur das volle Vertrauen der Stadt besitze, sondern auch des ganzen Landes. Dann sprach der Lothringer Weber, der sich scharf gegen den Dualismus 'in der Regierung von Elsaß- Lothringen wandte, der darin zum Ausdruck komme, daß bald die Militär- und bald die Zivilverwal­tung die Oberhand zu haben scheine. Für die Soizaldemokraten sprach Jms, der in scharfer Weise das Verhalten Deimlings und des Obersten Reuter kritisierte. Den größten Eindruck erzielte der Red­ner der fortschrittlichen Partei, Rechtsanwalt Dr. Burger, der mit großem Geschick und andauerndem Beifall, der sich bis auf die Regierungsbänke aus­dehnte, die sachliche und juristische Seite in vor­urteilsloser Weise besprach. Er wandte sich ins­besondere gegen die drei Urteile, die nach seiner Meinung auf objektiv nicht richtig sestgestellten Tatsachen aufgebaut seien. Der Staatssekretär Bu­lach gab dann eine Regierungserklärung ab, die vom Hause und den Tribünen mit Hellem Geläch­ter ausgenommen wurde. Daraus wurde die Sitzung geschlossen. Morgen wird die Besprechung der In­terpellation erfolgen. Ueber die Regierungserklär­ung ist zu sagen, daß sie scheinbar dem Stand­punkt der Bürgerschaft gerecht wird, in Wirklichkeit aber als leblos zu bezeichnen ist.

Die Sturmflut an der Ostsee.

js Köslin, 13. Jan. Die Sturmflut an der Ostsee am d. und 10. Jan. hat an der Küste des Regierungsbezirks erfreulicherweise nicht so gewaltige Schäden angerichtet wie zu­erst befürchtet wurde. Verlust an Menschenleben sind nirgends zu beklagen. Der Verlust an Vieh ist gering. Dagegen ist eine große Anzahl von Baulichkeiten beschädigt worden und viele Vorräte an Futter- und Lebensmitteln haben Beschä­digungen erlitten oder sind vernichtet worden. Am meisten hat die Düne des Küstenlandes gelitten. Schwere Beschädi­gungen erfuhren die Schäden von Rügenwalde und Stolp- münde, die Strandpromenaden und die Badeanstalten in Kolberg und Stolpmünde. Damkerort war ganz überflutet, doch ist die Düne fast unversehrt geblieben.

jj Berlin, 13. Jan.

Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 2.15 Uhr, begrüßt die Abgeordneten nach ihrer Rückkehr aus den Ferien und wünscht ihnen ein glückseliges neues Jahr und einen guten Erfolg der Arbeiten des Reichstags. Auf der Tagesordnung stehen Petitionen, zunächst die Petition betr.

Br a n nt we in st eu c r r ü ckv er g ü tun g an Bleistist- fabriken. Nach kurzer Debatte wird die Petition entsprechend dem Anträge der Kommission zur Erwägung überwiesen. Es folgt eine Petition betr. die Gewährung des ak- tivenund passiven Wahlrechts zumReichstag ^ an Frauen. Die Kommission beantrag! Ueberweisung zur Kenntnisnahme. Der Abg. Dr. Cohn Nordhausen (Soz.) führt aus, seine Partei wünsche, daß die Petüion der Re- gierung zur Berücksichtigung überwiesen werde. Das sei um so notwendiger, als die Frau heutzutage schon in überaus reger Weise an der sozialen Arbeit teilnehme. Die Konser­vativen beantragen Uebergang zur Tagesordnung. Der Abg. Schwarz (Ztr.) ist für ein Entgegenkommen und für den Vorschlag der Kommission, die die Petition dem Reichs­kanzler zur Kenntnisnahme überweisen will. Ab. Dr. Bell (Ztr.) hält die Frauen-Agitation für viel zu weitgehend. Das Zentrum sei zwar gegen das Stimmrecht der Frauen, will aber doch ihr Interesse an einer gesunden Frauenbe­wegung zum Ausdruck bringen und billigt den Kommissions- Antrag. Abg. Dr. Gräfe (kons.) spricht sich im Namen seiner Fra ktion gegen das Frauenstimmrecht aus. Im Namen des Abg. Dr. Haas spricht sich ein Teil der Fortschrittlichen Volkspartei für den Antrag auf Berücksichtigung der andere dagegen aus. Abg. Dr. Ahrendz (Rp.) erklärt, daß seine Piwei die Zeit für noch nicht gekommen erachtet um zu dieser wichtigen Frage Stellung zu nehmen. Die Nationalliberalen find in ihrer überwiegenden Mehrzahl Gegner der Frauen­stimmen. Schließlich wird die Petition zur Kenntnisnahme überwiesen. Ueber den nächsten Gegenstand, den Antrag des Kölner Verbandes der Männervereine zur Bekämpfung der

öffentlichen Unsittlichkeit zu verlangen, daß post lagernde Sendungen immer die volle Adresse des Empfängers tragen solle, beantragt die Kommission Ueberweisung zur Kenntnisnahme. Die Petition wird zur Berücksichtigung überwiesen. Ueber den nächsten Punkt Verhängung des Militär-Boykotts über Lokale wird zur Tages­ordnung übergegangen. Einige Petitionen, die eine Ver­schärfung und andere die eine Erleichterung der Bestimmungen über das Wandergewerbe fordern, werden als Material überwiesen. Mittwoch 1 Uhr Petitionen, Schluß 6 Uhr.

Ausland.

Ein ^Vulkanausbruch.

js Tokio, 13. Jan. Der vulkanische Ausbruch auf Sukaraschima begann Sonntag morgen. Un­geheuere Felsblöcke flogen über 800 Meter hoch und über 30 Kilometer Wald. Lavaströme flös­sen an der Seite des Berges' herab und begrüben dreiDörfer auf der Insel. Die Einwohner flüch­teten auf das Festland. Hunderte von ihnen müssest umgekommen sein. Das Feuer sprang auf einen Wald auf dem Feststunde über. Weitere Ausbrüche schickten brennende Lava bis nach Kagoschima und steckten diese Stadt in Brand. Auch hier kamen Hunderte von Menschen um. Die Fliehenden fuh­ren mit Güterzügen nordwärts ab und am abend war die 70000 Einwohner zählende Stadt voll­ständig verlassen. Ein in Kunante angekommenes Telegramm berichtet, daß der Telegraphist der ein­zige in Kagoschima zurückgebliebene Beamte sei. Die ganze Stadt sei in Asche und Rauch gehüllt.

Vermischtes.

Z Bon der Mtralampe. Alle Verbesserungen der Metallfadenlampeu gingen daraus aus, die der Lampe zugeführte elektrische Energie stärker aus­zunutzen und so den Stromverbrauch herabzu­setzen. Den Rekord des geringsten Verbrauches, den bisher die Wolframdrahtlampe mit 0,8 Watt pro Kerze hielt, hat nun die Nitralampe mit 0,5 Watt- Kerze geschlagen. Ueber das Prinzip der neuen Lampe äußert sich Regierungsbaumeister Hoeltje in derUmschau": Die Lichtausbeute ist um so besser, je höher die Temperatur ist, bei der die Umwandlung von Elektrizität in Licht und Wärme sich vollzieht, so daß der vorgeschriebene Weg der ist, die Glühfäden so hoch wie möglich zu er­hitzen. Natürlich kann die Temperatursteigerung nicht ohne weiteres über die Schmelztemperatur des für die Glühfäden gewählten Stoffes' erfol­gen. Aber auch schon weit unterhalb dieser Tem­peratur treten in den Glühfäden Erscheinungen auf, die als Zerstäubung und Verdampfung bezeich­net werden. Dadurch wird die Dicke des Fadens' vermindert.und seine Lebensdauer sehr herabge­mindert. Der Schmelzpunkt des Wolfram-Metal- les, das vorwiegend heute für Herstellung von Glühfäden verwendet wird, liegt bei 2900 Grad. Wenn nun die Nitralampe mit nur 0,5 Watt pro Kerze auskommt, so muß die Temperatur höher sein als 2200 Grad. Sie liegt auch schätzungs­weise bei 2400 Grad. Da aber dieselbe Substanz für die Herstellung der Glühfäden wie bei der 0,8 Wattlampe verwendet wurde, so hat man um die erwähnte Zerstäubung und Verdampfung des Glühfadens zu verhindern, die Glocke der Lampe, in der der Wolframdraht glüht, mit Stickstoff (nitrogenium) von ca. zweidrittel Atm. gefüllt, der nach eingehenden Versuchen die Eigenschaft hat, die unangenehmen Begleiterscheinungen der höhe­ren Temperatur zu verhindern. Bei der hohen Temperatur von 2400 Grad kommt die Farbe des Lichtes dem Tageslichte bedeutend näher als die Lichtfarbe der alten Lampen. Zurzeit werden die Nitralampen für 6003000 Kerzen Leuchtstärke ge­baut, sind also für größere Lichtwirkungen gedacht, dis früher den Bogenlampen zukamen. In Kürze sollen sogar zehnkerzige Lampen auf den Markt kommen. Damit aber würde der Gasbeleuchtung ein Schlag versetzt, der geeignet ist, sie ganz zu verdrängen. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß das Gas als Beleuchtungsmittel in nicht zu langer Zeit ganz verschwindet und sich auf sein eigenstes Gebiet als Heizstoff zurückzieht.

Schutz der Zimmerpflanzen vor Nachwirkungen des Frostes. Es kommt häufig vor, daß Pflan­zen in einem ungeheizten Zimm er vom Frost über­rascht werden. In solchen Fällen vermeide man möglichst jede Berührung der Pflanzen. Das beste Mittel zur Rettung besteht dann in einem lang­samen Auftauen der Gewächse. Erwärmung durch Heizung erscheint in diesem Falle weniger ratsam. Sehr gut hingegen ist in diesem Falle die völ­lige Verdunkelung des Raumes- durch vorgehängte lichtabsperrende Decken und sicheren Verschluß der Fenster und Türen. Dann stelle man in den Raum ein Gefäß mit heißem Wasser auf, Lurch dessen Verdunstung die Pflanzen gleichmäßig all­

mählich zur Wiederbelebung gelangen- In sehr gro­ßen Räumen sorgt man natürlich für eine etwas' größere Menge heißen Wassers.

Handel und Verkehr.

js Stuttgart, 12. Jan. (Landesproduktenbörse.) Das Getreidegeschäft hat sich in der abgelaufenen Woche wieder etwas ruhiger gestaltet, da sowohl Amerika als auch Rußland ihre Angebote ermäßigten. Im allgemeinen drückte aber hauptsächlich der schlechte Mehlabsatz und das vollständige Fehlen jeder Unternehmungslust auf die Tendenz. Nach an­fänglichem Tauwetter ist gegen Ende der Woche wieder em­pfindliche Kälte eingetreten. Es läßt sich heute noch nicht beurteilen, ob überall genügende Schneedecke vorhanden ist um die Saaten zu schützen. An der heutigen Börse und auch unter der Woche war nach gutem fremden Weizen, die zur Mischung mit der einheimischen Ware notwendig sind, etwas bessere Nachfrage zu spüren und es kamen hierin auch einige kleinere Abschlüsse zustande.

Wir notieren per 100 Kg. frachtparität Stuttgart, Ge­treide und Saaten ohne Sack netto Kassa je nach Qualität und Lieferzeit:

Weizen württ. fränkischer bayerisch Ulka

Saxonska Azima Kansas!I

Mark 19.0020.00

19.50 20.50

20.50 21.50 22.7523.50 23.0023 50

22.50 23.00 23.0023.50

Manitoba I 23.2523.75

Kernen Roggen Gerste, württ. - Pfälzer Tauber

Mark

19.0020.00

16.7517.50

16.0018.00

19.0019.50

17.0018.00

fränkische 17.0018.00

Dinkel

12.5013.50 mit

Futtergerste Hafer württ. Mais Laplata

14.00-14.50

14.50 16.50

15.50 15.75

Mehl mit Sack, Kassa Tcckelgries Mehl 0 - 1 - 2 . 3

. 4

,v

Skonto (Württ. Marken.)

Mk. 33.00 bis 34.00 . 33.00 bis 34.00

, 32.00 bis 32.50

. 31.00 bis 31.50

. 29.50 bis 30.50

. 26.00 bis 27.00

Kleie Mk. 9. bis 9.50 (ohne Sack netto Kassa.) sj Stuttgart, 13. Jan. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebeu: 327 Großvieh, 332 Kälber, 976 Schweine.

Erlös aus ffs Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 95 bis 100 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von bis Pfg., Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 85 bis 88 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von bis Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) auszemästete von 98 bis 100 Pfg., 2. Qualität d) fleischige von 95 bis 97 Pfg., 3. Quäl, o) geringere von 90 bis 94 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität k- ältere gemästete von bis Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg., Kälber: 1. Qualität ») beste Saug­kälber von 106 bis 111 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 97 bis 105 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 87 bis 96 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige von 71 bis 73 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 68 bis 70 Pfg., 3. Qual, o) geringere von 63 bis 65 Pfg.

js Eüwangen, 13. Jon. Dem Pferdemarkt, der 2 Tage dauert, waren am ersten Tage 216 Fohlen und 571 Pferde zugesührt, insgesamt 787 Stück. Es war zumeist schöne Ware, erheblich bessere als in den letzten Jahren. Viele Händler sind anwesend und so ging das Geschäft ganz rege. Für schöne Fohlen wurden bis 750 Mk. bezahlt, für geringere 380500 Mk. Auch in Bauernpferden wurde viel gehandelt. Die verschiedenen größeren Pferdehändler von hier, Dinkelsbühl, Nördlingen, Gaildorf, Göppingen usw. hatten zum Teil prächtige Pferde zugeführt, die mit 1000 bis 1800 Mk. per Stück bezahlt wurden. Am heutigen zweiten Tage beschränkte sich der Handel fast ausschließlich auf die Ställe. Mit der Bahn gingen 38 Wagen mit 180 Stück ab. Der größere Teil der verkauften Pferde wurde wie immer im Trieb weggeführt.

Gedenket der hungernden Vögel!

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Laut.

Druck und Verlag der W. Ricker'schen Buchdruckerei, Altensteig.

H

Zur Winterszeit klagt manche Hausfrau, daß ihr die Zubereitung des einen oder anderen Gerichtes nicht so voll­kommen gelingen wolle, weil frische Küchenkräuter rar. ge­trocknete aber kein genügender Ersatz seien. Da erinnere sie sich an ein treffllicbes Hilfsmittel: Maggi's Würze. Gibt diese doch mit wenigen Tropfen jeder schwachen Fleischbrühe, Suppen, Saucen, ebenso Gemüsen, Salaten usw. vollmundigen, herzhaften Wohlgeschmack; sie hat schon oft im letzten Augen­blick eine Speise gerettet, die sich zuerst beim Kosten als fade erwies.