Herrn Sattlermeister Pfeisle begrüßt, der seiner Freude über die gutbesuchte Versammlung Aus­druck gibt und den Verhandlungen ebenfalls besten Erfolg wünscht. Aus den nun folgenden Berichten der Gaubeamten war zu entnehmen, daß im ver­gangenen Jahr im Nagoldgau tüchtig, gearbeitet wurde, tiZie es das schön verlaufene Gauturnfest in Horb bewiesen hat. Besonders hervorzuhelben ist der schöne Erfolg, den sich die Musterriege des Gaues unter der Leitung des Gauturnwarts Herrn Riderer-Ebhausen bei dem deutschen Turnfest in Leipzig errungen hat. Große Befriedigung erreg­ten die Worte des Vorsitzenden, daß die Gärung, die in verschiedenen Vereinen unseres Kreises Schwaben infolge der Jungdeutschlandbewegung herrscht in unfern Gau uicht eingedrungen ist und wünscht, daß es immer so bleiben möge, daß der Geist der Einigkeit und Kameradschaft stets unter den Turnern herrsche, dann nur könne ersprieß­liches geleistet werden. Aus dem nun folgenden geschäftlichen Teil ist zu entnehmen: Neu in den Gau ausgenommen wurde der Turnverein Wei­tingen. Ferner wurde beschlossen, in nächster Zeit wieder einmal ein Kriegsspiel zu veranstalten, wo­bei als Endpunkt Wildberg angenommen wurde. Das weitere wurde dem Gauturpwart überlassen. Am ersten Sonntag im August wird eine Gau­tu rnßahrt nach Ho Ldors, bei Eutingen statt- sinden. woselbst ein Wetturnen in volkstümlichen Uebungen veranstaltet wird. Als Ort für das im Jahre 1915 stattsindende Gauturnsest wurde Calw und für den nächsten Gantag Unterhaugstett bestimmt. Bei den nun folgenden Wahlen gab es nachstehende 'Veränderungen: An Stelle des zurücktretenden 2. Gauturnwarts Herrn Lsrcher von Alzenberg wurde Herrn Rentschler von Ottenbronn und für das ebenfalls ausscheidende Ausschußmit­glied Herrn Dollmann von Horb Herr Eisenhardt von Calw gewählt. Zur Unterstützung des Gau- schriftwarts wurde Heru Pseifle-Ebhauseu bestimmt. Im übrigen ergaben die Wahlen keine Veränderun­gen. Ein Beweis dafür, daß der Gau mit seiner Leitung wohl zufrieden ist. Nach Erledigung eini­ger minder wichtiger Punkte dankte der Vorsitzende den Turnvereinen für alle die treue, zum Wohl unserer Jugend und unseres Vaterlands dienende Arbeit, die innerhalb der einzelnen Vereine ge­leistet wird und schloß den Gautag mit einem kräf­tig aufgenommenen Gut Heil aus unsere Deutsche Turnsache.

* Nagold, 14. Jan. (Li ch t bild e r v o r t r a g im Roten Kreuz.) Der im deutschen Frauenver- 'Nn^Mm^öMU^kreu^Dl^^^öloMem^Bb^ckl'mrI- Nagold, von Stabsarzt Dr. Fritz-Ludwigsburg, früher im Militärgenesungsheim Waldeck, gestern, abend im Saal z. Traube abgehaltene Lichtbil­dervortrag war außerordentlich zahlreich be­sucht und der ganze Saal dicht besetzt. Von Na­gold und der ganzen Umgebung waren Mitglieder und Freunde der Sache zu dem Vortrag erschienen. Stabsarzt Dr. Fritz ist von seinem Aufenthalt im Militärgenesungsheim eine bekannte Persönlichkeit, außerdem aber zeugte der zahlreiche Besuch auch von dem regen Interesse an der Sache des roten Kreuzes und seiner edlen Bestrebungen. Seminarrek­tor Di et erle eröfsnete den Vortrag durch eine Begrüßungsansprache, in der er die Mitglieder des Roten Kreuzes und die sonstigen Gäste, insbesondere aber die zum Vortrag erschienene 2. Vorsitzende des Landesverbandes Frau Obermedizinalrat von

aus Stuttgart, sowie den Vortragen- s den selbst begrüßte. Alsdann hielt Stabsarzt Dr. Fritz seinen Vortrag über das ThemaM it dem roten Kreuz in Tripo li t a ni en". Außeror­dentlich interessant und gewandt schilderte der Redner seine Erlebnisse und Eindrücke von der Aus­reise mit dem roten Kreuz zum Kriegsschauplatz in Tripolitanien bis zur Rückkehr, die segensreiche, und aufopfernde Tätigkeit des roten Kreuzes, die Erlebnisse, Gefahren und Opfer im fernen Lande und die Erfahrungen, die dort gesammelt wurden und die für uns von größtem Nutzen sein können. Aber auch von der großen Dankbarkeit konnte der Red­ner berichten, die sich das rote Kreuz durch ihre humane und selbstlose Tätigkeit bei dem hilfs­bedürftigen Volke erworben hat und wodurch das Ansehen des deutschen Reiches wesentlich gestärkt wurde. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten die Zuhörer den fesselnden Ausführungen, denen die Vorführung von Lichtbildern als Illustration und Ergänzung des Vortrages folgte. Lebhafter Beifall lohnte den Vortragenden und Seminarrektor Dieterle sprach im Sinne aller Zuhörer, als er Herr Stabsarzt Dr. Fritz den wohlverdienten herz­lichen Dank für den inhaltsreichen Vortrag zum Auf­druck brachte. Auch Pfarrer Siegwar t-Emmingen, der die Lichtbilder vorsührte, dankte er und mit den besten Wünschen für das Blühen und Gedeihen der unter der umsichtigen Leitung von Frau Medi- ziualrat Dr. Fricker stehenden Abteilung Nagold des roten Kreuzes schloß der Redner. Im Saal der Post reihte sich eine kleine Nachfeier an, die ebenfalls gut besucht war.

* Nagolds 13. Jan. Die Allgem. Orts­krankenkasse Nagold wurde unter Nr. 81 an das hiesige Telephonnetz angeschlossen.

* Nagold, 13. Jan. Bei der Prüfung f ü r den ärztlichen Staatsdienst ist Dr. med. Rudolf Korn, Oberarzt im Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 120, z. Zt. Chefarzt des Mili­tärgenesungsheims Waldeck bet Nagold, für be­fähigt erklärt worden.

* Calw, 12. Jan. (Allgemeine Ortskr a n- kenkasse.) Am Samstag hielt der neugewählte Kassenvorstand seine erste konstituierende Sitzung ab. Als Vorstandsvorsitzender wurde der bisherige Vor­sitzende der Bezirkskrankenkasse, Fabrikant Blank hie'r gewählt, als sein Stellvertreter Buchdrucker K. Störr hier.

js Herrenberg, 13. Jan. (Tödlicher Schlag.) Im hiesigen Bezirkskrankenhaus ist der im Gast­haus zum Ochsen bedienstete Wilhelm Krauß ge­storben, der von einem Pferd einen Schlag aus die Brust erhalten hatte.

js Tübingen, 13. Jan. (Zu dem Lustmord.) Die Geständnisse des Mörders Karl Maier sind durch die Sektion der Leiche seines Opfers Irma Dessauer bestätigt worden. Der Mörder ist 27 Jahre alt und seit 1 einhalb Jahren hier bedien­stet. Er stand im Begriff, sich mit einem Mäd­chen aus der Umgegend zu verheiraten und hatte den Mut, nach vollbrachter Tat seine Braut auf- zusuchen und bis in die Nacht hinein bei ihr zu verweilen.

* Stuttgart, 13. Jan. (DerKönig in Men- tone ei n g e t r o f s e n.) Aus Men tone wirb u. heutigem gemeldet: Der König von Württemberg traf heute nachmittag 2.12 Uhr hier ein. Beim Verlassen des Zuges wurde er von dem Prä­sekten der Besalpen im Namen der Negierung und

von dem deutschen Konsul in Nizza begrüßt. Der König begab sich im Automobil nach Kap Martin.

st Stuttgart, 13. Jan. (Zum Fall Grie­singer.) Der Untersuchungsrichter fordert nun­mehr die Gläubiger der Majorswitwe Griesinger, ihres Sohnes, des ehemaligen Oberleutnants Wal­ter Griesinger, ihres Vaters des Dr. Finkler und des Professors v. Fischer-Weikerstal aus, ihm ihre Ansprüche unter Beifügung etwaiger Belege tun­lichst bald namhaft zu machen.

js Möhringen a. F., 13. Jan. (Tödliches! Rodel unglück.) Das achtjährige Töchterchen Emma des Boten Schilling vergnügte sich Sonn­tag mittag mit Schlittenfahren. Als die Kleine mit ihrem Schlitten wieder bergauf kam, stieß ein abwärts fahrender besetzter Schlitten aus sie, wo­durch sie mit der linken Schläfe aus den Boden geschlagen wurde. Sie erlitt eine sehr schwere Gehirnerschütterung, an der sie gestern gestorben ist.

js Crailsheim, 13. Jan. (Tödlicher Aus­gang.) Der in Stimpfach durch die Bahn ver­unglückte Wäschereisende Rohrer aus München ist im hiesigen Bezirkskrankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Verstorbene hinterläßt eine Frau mit sechs Kindern.

js Mergentheim, 13. Jan. (Schultheiß und Polizeidiener im Loch.) Auf der Durchreise nach der hiesigen Wanderarbeitsstätte kam vor einigen Tagen ein Handwerksbursche durch einen Ort im Hohenlohe'schen und wurde von der Po­lizei in den Ortsarrest gesteckt. Der Ortsvorsteher beteiligte sich an der Maßnahme und untersuchte den Arrest. Als alle drei drinnen waren, warf der Wind die Türe zu. Schultheiß und Polizei­diener sahen sich nun mitsamt dem Handwerk's- burschen eingesperrt. Es dauerte lange, bis ein Nachbar ihre Hilferufe beachtete und wenigstens die hohe Obrigkeit aus ihrem unfreiwilligen Ge­wahrsam befreite.

js Gamerschwang, OA. Ehingen, 13. Januar. (Brand.) Gestern abend brach in der großen dreistöckigen^ Scheuer, dem sog. Hopfenhaus, Feuer aus. Es ist bis auf die Grundmauern uiederge- brannt. Brandstiftung wird vermutet.

Der Mädchenmord in Tübingen.

jl Tübingen, 13.' Jan. Wie schon gemeldet, hat der unter dem Verdacht, am Sonntag den Mord an der 11jährigen Irma Dessauer begangen zu haben, verhaftete Hausbursche Karl Maier aus Unterjesingen im Laufe des gestrigen Nach­mittags ein umfassendes Geständnis abgelegt. Dar­nach wurde die 11jährige Irma Dessauer von dem 27jährigen Hausdiener Karl Maier, der schon 3 Jahre in dem Haus Uhlandstraße 2A bedienstxt ist, Sonntag nachmittag nach 2 Uhr in die Sou­terrain-Räumlichkeiten dortselbst gelockt und zu ver­gewaltigen versucht. Da das kräftige Kind sich zur Wehr setzte und schreien wollte, erwürgte der Unmensch das Mädchen, welches er ins Haus hatte kommen sehen, und das ihm, wie er angibt, schon länger in die Augen gestochen habe. Maier fuhr nach der Tat nach Kirchentellinsfurt und ver­weilte bis zur Nacht bei seiner Braut in Alt­burg. Nach seiner Rückkunft wollte er sein Opfer entfernen. Als ihm dies nicht gelang, machte er die Meldung, daß er eine Leiche gefunden habe. Es folgte seine Verhaftung und sein Geständnis.

Buntes Feuilleton.

Z Befeuchtungsanlagen für Gewächshäuser. Für

die Befeuchtung von Warm- und Treibhäusern wurde von einem Gasanstalts-Revisor Albert Bonte in Halberstadt ein neuartiges Verfahren ausfindig gemacht. Die von ihm konstruierte Anlage stellt eine Kombination von Niederdruckdampfheizung mit Warmwasserheizung durch den Dampfinjektor als Bindeglied dar und benutzt den direkt strömenden Dampf einer Niederdruckdampfheizung, um durch dessen Druck Wasser mit Streudüsen in Gewächs­häusern nach dem Prinzip eines Jnhalationsappa- rates zu zerstäuben. Die Brauchbarkeit wurde be­reits in einer Großgärtnerei in Berlin festgestellt. Man erwärmt und durchfeuchtet damit die Beets und die Luftschichten unter stärkster Ausnutzung der Sonnenwärme, man hat die Möglichkeit zu Heizen ohne zu befeuchten, zu befeuchten, ohne zu Hei­zen, und zugleich zu Heizen und zu befeuchtest^ indem man mit trockener Wärme allein oder mit trockener und feuchter Wärme zusammen durch den­selben Apparat heizt. Das aus einem vollständi­gen Dampfkessel, aus Dampf- und Wasserstreudüsen, Rohranlage und Trockenrost bestehende System er­höht den Wassergehalt des Treibhauses ohne Tem­peratursteigerung, ohne Aufwendung von Handar­beit, rein mechanisch, unabhängig von der Tem­peratur, vereinfacht das Treiben, kürzt die Treib- dauer und läßt sich in jedem Gewächshause an­

bringen, wo Dampfheizung ist. Da aber in den meisten Gärtnereien Warmwasserheizung ist, kommt die Anlage einer Zusatzheizung in Frage, die in einem kleinen Dampfkessel besteht. Dieser dient nur der Erzeugung des Dampfes für die Wasserzer- stüuber-Vorrichtuug, welche der Treibhausluft die fehlende Feuchtigkeit geben soll, und ist auch im Sommer von größter Bedeutung. Mit der neuen Anlage vermag man eine gleichmäßige feuchte Wärme, auch jeden Temperaturgrad in den Abteil­ungen, jeden Grad von Feuchtigkeit zu erzeugen. Man braucht nur einen Mann zur Wartung der Anlage. Die Mischung des Dampfes mit Frisch­wasser macht den Dampf erst brauchbar für die Zerstäuber-Borrichtung und liefert ständig eine richtig befeuchtete Gewächshaustust. Versuche haben ergeben, daß Topfgewächse, wie Flieder, Azaleen, Viburnum, Rhododendron, Prunus, Deuzien, Mai­blumen, Pflanzen wie die Farngattungen Chcas und Adiantum, Dattel-, Fächer- und CoeosPalme, alle Kentien und Orchideen sich durch die neue Wasser­zerstäubung schneller entwickeln und üppiger trei­ben. Die Zerstäubung konserviert auch das Laub vor dem Welkwerden und treibt das Wachstum der. Stecklinge an. Bei sonnenlosem Wetter kann man durch Abstellung der Beseuchtungsvorrichtung und durch Anstellen der Trockenheizung die übersättigte Luftfeuchtigkeit im Gewächshause reduzieren, was die Pflanzen vor dem Stocken bewahrt. Die Er­findung macht auch die Verwendung von Pferde­dünger, der bisher die Treibkästen erwärmte, über­flüssig, da man nun zu jeder Zeit, bei jeder Treib- kasten-Temperatur Heizen und im Gegensatz zu dem jetzigen Heizverfahren gleichmäßig von oben oder

von unten Heizen und den Mistbeeten eine gleich­mäßige Boden- und obere Lufttemperatur bieten kann.

Mit Zabern-Postlarten wird trotz polizeilichen Verbotes Elsaß-Lothringen gegenwärtig über­schwemmt. Alle haben in Wort und Bild nur die gemeinste Beschimpfung der deutschen Uniform zur Absicht. Bald sieht man die deutschen Soldaten, angezogen wie eine Horde von Banditen, in den Straßen von Zabern Säuglinge standrechtlich er­schießen, bald macht preußische Infanterie in un­säglich zerlumptem Zustande als Kopfbedeck­ungen dienen Nachttöpfe einen Parademarsch vor einem General, wobei die Offiziere alle mit abge­zogenen Hosen herumlaufen. Der Nachttops scheint überhaupt das eigentliche Sinnbild dieser Art von Satire zu sein: Auf einer anderen Ansichtskarte sieht man die Zaberner Offiziere in einem Cafe aus Nachttöpfen trinken, während rings die El­sässer aus zarten Sektkelchen nippen. Die einzelnen Offiziere sind durch Aufschrift ihrer Namen kennt­lich gemacht. Auf den Leutnant von Forstner ist es selbstverständlich am meisten abgesehen. Er wird in geradezu unbeschreiblich unsauberen Situationen abgebildet, meist als idiotisches Wickelkind, das von einer Kinderfrau Prügel auf das entblößte Hin­terteil erhält. Ohne Ausnahme sind die Karten in Pariser Druckereien h e r g e stell,lft wor­den!

Ein Fehler, in den man bei allen Revolutio­nen gern verfällt: man schneidet den Leuten mit den Zöpfen zugleich die Köpfe ab. Karl Quast.