mtt oem Feldhüter DoerSr" MwDhcuhl ha use!l'ä7 N. in dem hochgehenden Fluß fischten, wurden sie über die Wehranlage der Arnold'schen Spinnerei samt ihrem Nachen hinnntergerissen und verschwan­den in den Fluten. Dem Fischer Käser gelang es, das Ufer zu gewinnen, der Mjährige Fabrikarbeiter Lauster aus Münster und der 32jährige Oberer ertranken. Ersterer hinterläßt eine Witwe mit 8, letzterer eine Witwe mit 4 unversorgten Kin­dern.

si Heilbronn, 12. Jan. (Der Lehrerman­gel.) Von den 182 Zöglingen des hiesigen Leh­rerseminars werden sich diejenigen des obersten Kurses der anfangs Februar mit dem schriftlichen Teil beginnenden Abgangsprüfung unterziehen. Diese erste Dienstprüsung wird bis 20. Februar beendet sein, somit weit früher als in früheren Jahren üblich war. Es soll damit, wenigstens teilweise, dem immer noch nicht vollständig beho­benen Lehrermangel begegnet werden.

js Lomersheim, OA. Maulbronn, 12. Jan. (In .Wassernot.) Am Samstag mußte infolge des Hochwassers der Enz der Verkehr teilweise auf Nachen bewerkstelligt werden. Auch zwei Buben fuhren in einem Nachen hin und her, als dieser plötzlich von der reisenden Strömung erfaßt und fortgerissen wurde. Einer der Knaben konnte jedoch noch rechtzeitig abspringen, der andere trieb im Nachen davon. Er hatte jedoch die Geistesgegen­wart, sich an einem Weidenbaum anzuklammern, von wo er durch den Maurer Hettler mit einem Seil gerettet wurde.

sj Weissenstein, 12. Jan. (L e b e n s r e t t u n g.) Am Samstag nachmittag vergnügten' sich mehrere Kinder unter 7 Jahren mit Schlittenfahren. Dabei verloren zwei Kinder die Herrschaft über den Schlit­ten und fuhren den Berg hinunter, direkt in den hochangeschwollenen Ortsbach. Durch das Hilfege­schrei der übrigen Kinder aufmerksam gemacht, eilte Kaukfmann Nägele ihnen nach und rettete zuerst seinen vorausschwimmenden 5jährigen Neffen aus Nürnberg und gleich darauf das 5jährige Töchter- chen des Lugmeisters Zürn. Bei der Rettung des Mädchens wurde Nägele einige Meter weit mit fortgerissen. Die Kinder schwammen ca. 300 Meter weit. Eine Minute später und die Kinder wären unrettbar verloren gewesen.

js Geislingen a. St., 12. Jan. (Eisenbah- werlös.) Am Samstag nacht kam der 28jäh- rige in Stuttgart verheiratete Bremser Kaufmann unter den Zug. Der eine Fuß wurde ihm ober­halb des Knöchels, der andere unterhalb des Knies abgefahren. Sein Zustand ist hoffnungslos.

ff Gammertingen, l 1. Jan. (Ein Unglück kommt selten allein.) Adlerwirt Steinhart von Feldhausen hatte mehrere Gäste zum letzten Zug hierher gefahren. Um 10 Uhr abends kam der Gaul mit dem Schlitten heim und blieb vor dem Adler stehen. Steinhart 'lag blutüberströmt und be­wußtlos im Schlitten. Er hatte entweder durch einen Schlag des Pferdes oder aus eine sonstige, noch unaufgeklärte Weise einen Hieb auf die Stirn und einen Schädelbruch erlitten. Als die Frau schnell Verbandzeug vom oberen Stockwerk holen wollte, fiel sie die Treppe hinunter und brach den Fuß. Beide liegen nun hilflos darnieder. Der Ehemann schwebt in Lebensgefahr.

ss Jsny, 12. Jan. (Verkehrsstörung.) In­folge des starken Schneesalls im Allgäu konnten am gestrigen Sonntag und auch heute auf der Strecke JsnyKempten keine Züge verkehren. Der

stecken. Don Kempten wurde ein Hilfszug mit 30 Arbeitern abgelassen. Gleichwohl ist es bis heute abend noch nicht gelungen, die Strecke frei zu machen.

Ein scheußliches Verbrechen.

js Tübingen, 12. Jan. Im Kohlenraum eines Hauses der Uhlandstraße wurde heute nacht die Leiche der 11jährigen Irma Dessauer aufgefunden. Zweifellos liegt Lustmord vor.

lieber den Lustmord erfahren wir noch: Das Opfer des Mordes ist die 11jährige Tochter Irma der in der Uhlandstraße wohnhaften Privatiers­witwe Dessauer. Das Kind begab sich gestern mittag dreiviertel 2 Uhr zu einer in einem Nach­barhause wohnhaften Familie, nm deren Kindern die Einladung zu einer Schlittenpartie zu über­bringen. Bon diesem Gang kehrte das Mädchen nicht mehr zurück, weshalb es nach erfolglosen Nachforschungen bei der Polizei als vermißt an­gezeigt wurde. In vergangener Nacht gegen 12 Uhr erschien nun der 27jährige Hausbursche Maier vor der Wohnung der Familie, der die ermordete Irma Dessauer die besagte Einladung überbracht hatte und erzählte er ist in genanntem Hause als Hausdiener angestellt weinend und hände­ringend, er habe eben die Dampfheizung besorgen wollen und dabei im Kohlenkeller eine Leiche vor­gefunden. Die von dem Hausdiener dann aus Ge­heiß der Familie benachrichtigte Polizei fand tat­sächlich die Leiche vor. Es war die vermißte Irma Dessauer. Das Mädchen war mißbraucht worden, über dem Gesicht lag ein leerer Sack: die Leiche wies eine Verletzung am Knie auf und lag auf einem Kohlenhaufen. Die direkte Todesursache ist zur Stunde noch nicht festgestellt. Die Obduktion der Leiche findet heute nachmittag statt. Der Haus­diener Maier wurde in Haft genommen. Er be­hauptet, von der Sache nicht das mindeste zu wissen. Er gibt ferner an, gestern mittag drei­viertel 2 Uhr dem Mädchen wohl in dem Hause, in dem der Mord geschah, begegnet zu sein, kurz nachher will er sich aber zu seiner Braut nach Kirchentellinsfurt begeben haben und von dort erst kurz vor Mitternacht zurückgekehrt sein. In der Stadt herrscht ob des Vorfalls begreiflicherweise! ungeheure Aufregung.

sj Tübingen, 12. Jan. (Der Mörder.) Der unter dem Verdacht an der 'Irma Dessauer einen Lustmord verübt zu haben verhaftete Hausknecht Karl Maier aus Unterjesingen hat heute nachmit- tag ein G e ständ nis abgelegt.

Die Arbeitslosenfrage.

, ff Stuttgart, 11. Jan. In einem Vortrag des Abgeordneten Andre und einer regen Aussprache, an der sich auch Parteisekretär Krug beteiligte, wurde in einer gestern abend abgehaltenen Ver­sammlung christlich organisierter Arbeiter und Ar­beiterinnen zur Arbeitslosenfrage betont, daß es die Aufgabe aller Vaterlandsfreunde sei, innerhalb der erreichbaren Grenzen für die Verminderung der Arbeitslosigkeit zu sorgen. In einer Resolution wurde die alsba-ldige Regelung der Arbeitslosen- frage gefordert.

Von den sozialdemokratischen Gewerkschaften.

sj Stuttgart, 12. Jan. Auf der gestrigen außer­ordentlichen Landeskonferenz des Bezirkskartells der Gewerkschaften in Württemberg und Hohsnzol- I lern stellte Arbeitersekretär und Landtagsabgeord-

äp oer Ar­beitslosigkeit durch Zusammenwirken von Reich, Staat und Gemeinde mit der Schaffung einer öf­fentlichen Arbeitslosenversicherung abgeholsen wer­den müsse. Gewerkschaftssekretär Haarer konnte als Resultat der Krankenkassenwahlen einen befriedigen­den Abschluß nicht feststellen, und zwar hauptsächlich wegen der Jnteressenlosigkeit der eigenen Leute, und verlangte für die bevorstehenden Wahlen für die Versicherungsämter eine Aenderung der Wahl­ordnung. Djie Erhöhung des Mitgliederbeitrags! auf 5 Pfg. pro Kops und pro Jahr wurde in einer Resolution angenommen.

Ein Bootsnnglück ans dem Bodensee.

fj Konstanz, 12. Jan. Heute früh verunglückte ein mit vier Personen besetztes Boot auf dem Un­tersee bei Oehningen. Vier aus Oehningen stam­mende junge Leute, die täglich von dort nach dem Schweizer Ufer zur Arbeit fahren, gerieten infolge des heftigen Oststutmes in den Wellengang, der das Boot sofort mitriß, füllte und zum Sinken brachte. Zwei der jungen Leute, der 29jährige August Schmidt und der 14jährige Anton Ruf san­ken 'sogleich in die Tiefe, während die beiden anderen von der Besatzung eines Nachens aus­genommen werden konnten. Der 23jährige August Duttle starb jedoch seinen Rettern unter den Hän­den, während der 16jährige Hugo Ruf, kaum ans Land gebracht, verschied.

Ausland.

Ter franz. Botschasterwechsel in Petersburg.

* Paris, 12. Jan. Der heutige Ministerrat hat das Demissionsgesuch des Petersburger Botschafters Delcassee angenommen. Der Präsident der Re­publik hat das Dekret unterzeichnet, wodurch Herr Palcologue zum Botschafter in Petersburg ernannt wird.

Ter Streik in Südafrika.

London, 12 . Jan. Die Lage in Südafrika ist so, daß schwere Zusammenstöße der Streikenden mit der Regierungsmacht in jedem Augenblick denk­bar sind, doch ist bisher die Staatsgewalt durch­aus Herrin und imstande, die Ordnung zu be­wahren. Die aktive Bürgerwehr ist rasch und er­folgreich mobilisiert worden. In der ganzen Union sind 60000 Mann ausgeboten worden und gegen 100 000 stehen unter Waffen. Der Generalstreik wird von den Führern der Arbeiter offenbar be­günstigt, doch wird erst die Abstimmung am Diens­tag zeigen, wie die Masse denkt. Starke Teile der Arbeiterschaft, auch der Eisenbahner, sind gegen den Streik. Besonders beeinflußt die ablehnende Haltung der Nataler die Situation.

Die Lage in Mtjriko.

* Mexikö, 12. Jan. Da die Aufständischen bei Bocadelmonte einen Güterzug in die Luft gesprengt haben, ist die Eisenbahnverbindung zwischen Verac­ruz und Mexiko seit Samstag unterbrochen. Der englische Gesandte hat bei Huerta Vorstellungen deswegen erhoben, da die Linie einer englischen Gesellschaft gehört. Die Konzession wurde berich­tigt. Die Gesellschaft hat die Linie durch eng­lische Truppen bewachen lassen.

Buntes Feuilleton.

Z Was eine Millionärin ihrem Gatten hintsr- ließ. Aus Newyork wird geschrieben: In Brooklyn starb vor kurzem Frau Hedwig Ofterhoff. Ihr Te­stament erwies sich als ein Dokument seltener Gat­tenliebe.Das 'Ehepaar war vor 10 Jahren eine Liebesheirat eingegangen, sie reich, er ein armer Schlucker und vollkommen abhängig von seiner Frau. Von ihrem 2 Millionen Dollar betragenden Vermögen hinterließ sie 1 999 999 Dollar zu wohl­tätigen und religiösen Zwecken, während sie ihrem teuren" Fred einen Dollar hinterließ, mit fol­gender charakteristischer Begründung:Schon die­ser Dollar ist zu viel! Mehr ist der ganze Kerl nicht wert!" !

K Eine Sprache die gepfiffen wird. Tie Be

wohner von Gomera, einer der Kanarischen In­seln, sind imstande, vermittelst Pfeisens jede be­liebige Unterhaltung zu führen auf Entfernungen, in denen das gesprochene oder geschriebene Wort verhallt. Diese Pfeifsprache besteht nicht etwa bloß aus verabredeten Pfiffen, sondern jede einzelne Silbe hat einen besonderen Ton. Das Pfeifen ge­schieht mit den Lippen, die entweder gespitzt oder in dis Breite gezogen werden, und der Zunge: manche Leute bedienen sich dabei, wie auch bei uns, eines oder zweier Finger. In der Literatur finden sich nur wenig Bemerkungen über diese merkwürdige Sprache: Professor Dr. Karl Fritsch erzählt, daß beim Weihnachtsfest l862 die Leute einen Freuden­psalm in der Kirche, anstatt zu singen, gepfiffen

haben. Schon in der Geschichte der Entdeckung der Kanarischen Inseln, die anfangs des 49. Jahr­hunderts von französischen Geistlichen geschrieben wurde, findet sich ein Hinweis aus die Pfeifsprache, indem von den Gomeros gesagt wird, sie sprä­chen mit den Lippen, als hätten sie keine Zunge, lieber dis Entstehung dieser Sprache sind die Mein­ungen geteilt. Der Naturforscher Quadenseld, der eingehende Beobachtungen darüber machte, ist der wahrscheinlich richtigen Ansicht, die Pfeisfprache sei lediglich ein Produkt der eigenartigen örtlichen Ver­hältnisse von Gomera. Die Insel ist stark zer­klüftet; Leute, die in der Luftlinie ganz nahe bei­einander sich befinden, müßten stundenweite Um­wege machen, um zueinander zu kommen und sich sprechen zu können: sie bedienen sich deshalb seit Alters her zur Verständigung gellender Pfiffe, aus denen sich allmählich eine förmliche Pfeisfprache ent­wickelt hat.

Z Ein Domchor für das jVMerschlachtdenSmal. Seitdem am 18. Oktober v. I. der Kaiser und! die anderen Fürstlichkeiten in der Krypta des Völ­kerschlachtdenkmals mit dem Gesangsvortrag des Graduale von Grell begrüßt worden waren, wur­den an jedem Sonntag und Feiertag Gesangsauf­führungen an dieser Stätte veranstaltet. Es be­teiligten sich daran alle namhaften Leipziger Män­nergesangsvereine, der Thomanerchor und auch ein­mal ein Hannoverscher Verein. Diese Konzerte sind allmählich zu einer festen Einrichtung geworden. Eine große Menschenmenge versammelte sich stets in der Krvvta und der Ruhmeshalle des Denk­mals, und dis Vorträge übten immer eine starke Wirkung. Die erhabene Stimmung des gewaltigen

Domes, den das Denkmal in seinem Innern dar­stellt, vereinigt sich mit dem Zauber der Musik, sodaß die Hörer einen unvergeßlichen Eindruck emp­fangen. Nunmehr hat der Deutsche Patriotenbund auf Antrag seines ersten Vorsitzenden, des Geh. Hofrats C. Thieme in Bezug auf diese Gesangs- aufsührungen einen wichtigen Beschluß gefaßt. Es soll ein e i g e n e r Do m ch o r für das Völkerschlacht­denkmal gegründet werden. Es wird ein gemisch­ter Chor sein, bestehend aus Männern, Frauen und Kindern, insgesamt aus etwa 100 bis 120 Per­sonen. Als Leiter des ' Chores ist der Liedermei­ster des Deutschen Sängerbundes, der Kgl. Musik­direktor G. Wohlgemuth (Leipzig) iu Aussicht ge­nommen. Der Name Domchor wurde im Hinblick auf das Innere des Denkmals, wie auch aus das bekannte Wort Ernst Moritz Arndts gewählt, der in seinem ersten Vorschlag über ein Bölkerschlacht- denkmal gesagt hat: es muß groß und herrlich sein, wie ein Koloß, eine Pyramide, ein Dom in Köln." Und der Dichter stellt sich vor, daß zu dem Denkmal wie zu einem Domunsere Urenkel noch wallfahrten gehen würden." Dieser Gedanke wird jetzt verwirklicht, nicht nur durch das Denk­mal selbst, sondern auch durch die stimmungs­vollen Gesangsaufsührungen, die in seiner Krypta stattfinden. Wie schon jetzt die Konzerte nicht nur aus Leipzig, sondern auch von auswärts zahlreich besucht werden, so werden auch manche der Tau­sende von Gästen, die in diesem Jahre der In­ternationalen Buchgewerbe-Ausstellung nach Leip­zig kommen, zu den sonnntäglichen Gesangsauf­führungen des neuen Domchors wallfahrten und dort Freude und Erhebung finden.