Der Chor unter Herr E> underts liebevoller, ver­ständiger Leitung, die Reihe der hiesigen musikali­schen Kräfte, (Orgel: Hauptlehrer Pfrommer) welche die Orchesterpartien zu spielen übernommen hatten und in erster Linie der ausgezeichnete Bagist, Stadt­pfarrer Werne.r liehen in harmonischem Zusam­menspiel den tiefgründigen Gehalt der grundevange­lischen Musik in einem erstehen. Das Verständnis der einzelnen Teile des Gebotenen wurde dem Zu­hörer sehr erleichtert durch den Texten beigegebene Erläuterungen, in denen nur anzugeben vergessen war, dah eines der Orgelsoli nicht vom Organisten, sondern vom Organola gespielt werde. Der Abend bot mit diesem Konzert einen würdigen Ausklang des Advent-Sonntags, der auch in die Werktagsstunden hinein nachhallt und wieder einmal vergegenwär­tigte, was wir an Bach haben!

X Schülerkonzert. Am vergangenen Samstag hat Kapellmeister Fromm seine Schule vor die Öffentlichkeit geführt. Das seit langem übliche Schü­lerkonzert dieser Musikschule, die wohl weitaus die gröhte Anzahl der kleinen Jugend Calws musikalisch heranzieht, fand auch bei ihrem neuerlichen Auf­treten' die lebhafteste Anerkennung durch die der Veranstaltung Anwohnenden. Geboten wurden Or­chesterstücke, Violin-, Klavier- und Eesangssoli; diese von Frau Marie Fromm. Die Kinder waren mit dem regsten Eifer dabei und haben alle ihr Möglichstes getan, den Eindruck zu verstärken, dah Calw eine gute Pflegestätte der musikalischen Künste ist und dah die Jungen den Alten mit Ernst darin nacheifern. So war es ganz natürlich, dah selbst die für kleine Hände schwierigen u. schwer zu fassenden Klassi­ker namentlich ganz respektheischend herauskamen und den schüchtern oder schelmisch und unbefangen Knixenden zuliebe die Hände aller Zuhörenden ordentlich in Tätigkeit traten. Möge die junge Mannschaft nur so vorwärtsmachen in ihren Lei­stungen, ihr selbst und ihrem Lehrer zur Freude. Mags dann sein, dah eines schönen Tages die Cal- wer staunend im Badischen Hof sitzen und einer Cal- werin oder einem Calwer lauschen, denen es bis zur Künstlerschaft reichte und sie werden dann zu­sammen sagen:Ja beim Fromm Hot ers gelernt." Der oft schweren Arbeit folgte auch der Eenuh: im Nebensaal lieferte sich die Künstlerschar eine fröhliche Kaffeeschlacht, bei der die Schnäbel dann geradeso flink waren, wie vorher die Finger.

Die Freunde des Kandidaten Staudenmeqer im Adler. Sie hatten sich am Wahlabend alle sehr zahl­reich eingefunden die Angehörigen der liberalen Par­teien u. die sonstigen Freunde des Kandidaten Stau­denmeyer. Da man allgemein die Wiederwahl un­seres seitherigen Abgeordneten als selbstverständlich angenommen hatte, wollte eine richtige Siegesstim­mung gar nicht aufkommen, umsomehr, als die nach und nach einlaufenden Resultate vom Lande drauhen nicht immer sehr erfreulich lauteten. Hermann Wag ne r begrüßte die Anwesenden mit warmen Worten und dankte den Parteien für ihre Mitwir­kung an dem schönen Resultat. Sein Hoch galt dem deutschen Vaterland, in das die Versammlung begei­stert einstimmte. Ludwig Wagner, der Vorsitz­ende der Nationalliberalen Partei feierte in seiner Aussprache das Gelingen der liberalen Einigung, dankte besonders auch dem Kandidaten und wünschte ihm eine ersprießliche Arbeit für die kommende Land­tagsperiode. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den Abgeordneten Staudenmeyer. Amtsgerichtssekre­tär Siber gedachte des Zusammenarbeitens der liberalen Parteien und trank auf ihr Wohl. Post­sekretär Kauffmann rühmte besonders den jung­liberalen Einschlag bei dieser liberalen Zusammen­arbeit, feierte die Stadt Calw als Hort des liberalen Gedankens und brachte sein Hoch auf das liberale Bürgertum in Stadt und Bezirk Calw aus. Den Schluß machte der ALgd. Staudenmeyer. Freu­dig bewegt über das schöne Ergebnis dankte er zu­nächst allen den Vielen, die durch ihre Arbeit in die­ser oder jener Richtung zum Gelingen beitrugen. Er wolle die verantwortungsvolle Aufgabe wieder auf sich nehmen, gestützt auf das Vertrauen des libera­len Bürgertums. Der Kampf gegen die schwarz­blaue Vereinigung müsse energisch ausgenommen werden Während auf der andern Seite der Kampf nicht immer mit feinen Mitteln geführt worden sei, können wir das Bewußtsein haben, in dieser Hinsicht tadellos dazustehen. Mit einem Hoch auf das Blühen und Gedeihen des Bezirks schloß der Redner. (Eing.)

sob. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch steht meist trockenes, aufheiterndes und käl­teres Wetter bevor.

b. Dezember. Der Monat Dezember, der als letz­ter der zwölf Monate unser Kalenderjahr beschließt, hat seinen Namen von dem lateinischen Zahlwort decem zehn erhalten, denn im römischen Kalender stand er an zehnter Stelle. Im alten deutschen Ka­lender führt er den Namen Christmonat oder Wende­monat, letzteres mit Bezug auf die in im stattfindende Wintersonnenwende. Karl der Große nannte ihn Heilmonat. Nach den alten Bauernregeln soll der

Dezember Külte und Frost bringen, wie es heißt: Auf kaltem Dezember mit tüchtigem Schnee, folgt ein fruchtbares Jahr mit reichlichem Klee". Dagegen Dezember lind und naß, gibt leere Speicher und Faß"

Hirsau, 2. Dez. Gestern abend zwischen 8 und 10 Uhr brannte die Scheuer des Lützenhardter Ho­fes vollständig nieder. In die Scheuer waren Vieh- und Roßstall eingebaut, das Vieh konnte aber alles gerettet werden. Verbrannt sind Futter- und Frucht­vorräte, sodaß mit einem Schaden von mehreren tau­send Mark zu rechnen ist. Stationskommandant Saut- ter begab sich noch in der Nacht mit einem Landjäger zur Brandstätte. Das Feuer legte der Taglöhner Mielke, der beim Pächter des Gutes, Kopp, in Dien­sten stand, am Samstag aber entlassen worden war. Gestern kam er auf die Wanderarbeitsstätte, wo er im Laufe des Verhörs über sein Herkommen sich schlank­weg als den Brandstifter bekannte.

Bad Liebenzell, 2. Dez. In Maisenbach brannte in der Nacht zum Sonntag die Wirtschaft zumLö­wen" samt Scheuer und Fahrnis nieder. Der Scha­den betrügt 2025 000 Mark. Brandstiftung wird vermutet.

Württemberg.

Herrenbsrg, 29. Nov. Zwei Wohnhäuser und eine Scheuer sind in dem nahe gelegenen Eültstein vollständig abgebrannt. Die Besitzer konnten fast nichts retten. Der Schaden ist sehr groß, die Entsteh­ungsursache noch nicht aufgeklärt. Unter Leitung von Amtmann Maurer fand die Gründung der Zwangsinnung für das Schmiedehandwerk statt. Chr. Müder jun. wurde zum Vorstand, Georg Schumann zum Schriftführer und Karl Weiß zum Kassierer gewählt.

Freudenstadt, 30. Nov. Der langjährige Pro­zeß zwischen der Stadtgemeinde Freudenstadt und der K. Staatsfinanzverwaltung wegen der Gestellung der Lokale für die Mädchenmittelschule ist vom Reichsgericht, wie vom Land- und Oberlandesgericht wiederum zu Ungunsten der Stadtgemeinde entschie­den worden. Wenn die bürgerlichen Kollegien auf ihrem früher gefaßten Beschlüße beharrten, so wäre damit das Schicksal der Mittelschule entschieden. In den letzten Tagen ist soviel Schnee gefallen, daß auf den Höhen des Schwarzwalds vielfach bereits der Bahnschlitten in Tätigkeit treten mußte. Dabei hängt der Himmel auch heute wieder voll Schnee.

Stuttgart, 20. November. In einer parteiamt­lichen Erklärung stellt die Nationalliberale Partei zu der Behauptung, sie sei an die Sozialdemokratie her­angetreten und habe um ihre Unterstützung in Brak- kenheim, Geislingen und Sulz gebeten, dafür aber Unterstützung der Sozialdemokratie in Waiblingen zugesagt, in Kürze fest, daß nicht die Nationalliberale Partei mit dem Vorschlag dieses Tauschgeschäftes an die Sozialdemokratie herangetreten, sondern umge­kehrt ein Vertreter der Sozialdemokratie einem Mit­glieds des geschäftsführenden Ausschusses der Natio­nalliberalen Partei unmittelbar nach dem ersten Wahlgang ein Tauschgeschäft nahegelegt, aber einen ablehnenden Bescheid erhalten habe. Nationallibe­rale Parteifreunde in Brackenheim und Geislingen hätten bei der Parteileitung angefragt, ob auf eine freiwillige Unterstützung der Sozialdemokratiezu rech­nen sei. Eine Deputation aus Brackenheim wandte sich an den Abgeordneten Haußmann mit der An­frage, ob er nicht Verhandlungen mit der Sozialde­mokratie über diesen Punkt vermitteln wolle. Diese scheiterten an den Forderungen der Sozialdemokratie. Es habe aber kein Grund Vorgelegen, ihre angebotene Unterstützung abzulehnen, die übrigens mehr gescha­det als genützt habe.

Stuttgart, 30. Nov. (Fischereitag.) Der Württ. Landesfischereiverein wird seine Hauptversammlung, den 21. württembergischen Fischereitag, am 9. März kommenden Jahres abhalten.

Obertürkheim, 20. Nov. Ein zwei Jahre altes Kind der Familie Läpple ist gestern nachmittag in der oberen Uhlbacherstraße zwei Stock tief abgestürzt, als es sich am Vorfenster zu schaffen machte. Das Kind wurde mit schweren Verletzungen aufgehoben und war bald darauf tot.

Schwaikheim, Oberamt Waiblingen, 29. Nov. Der 67 Jahre alte verheiratete Bauer Gottfried Eoll von hier wurde beim Dungführen von einer seiner Kühe derart zu Boden geworfen, daß er am anderen Tag seinen schweren Verletzungen erlegen ist.

Nürtingen, 1. Dez. Der Notariatsgehilfe Bru­dermüller von Neuffen, der vor einigen Wochen die Bürger von Kohlberg und Balzholz auf Köpenicker Art brandschatzte, dann flüchtig ging, sich aber bald darauf dem Gericht stellte, ist vom Schöffengericht zu vier Monaten und fünfzehn Tagen Gefängnis ver­urteilt worden. Auf die erlittene Untersuchungshaft wird ihm eine Woche angerechnet.

Bopfingen, 29. Nov. Der 12jährige Sohn des Andreas Böhm hier wurde gestern mittag in Walx- heim in die Schmiede geschickt, um einen Meißel zu holen. Bis dieser gesucht wurde, machte der Bub

sich an einem ausgestellten Schlitten zu schaffen. Dieser fiel um und der eine der Läufer traf ihn auf die Brust und verletzte ihn so schwer, daß der Tod bald darauf eintrat.

Biberach, 29. Nov. Stadtschultheiß Karl Müller gab in der heutigen Gemeinderatssitzung die Erklä­rung ab, daß er am 1. April 1913 sein Amt nieder­legen werde. Gesundheitsrücksichten veranlassen die­sen Schritt des Ortsvorstandes.

Riedlingen, 1 . Dezember: In der Kiesgrube beim Herlighof wurde Josef Schenk von Dobel, Vater von sieben Kindern im Alter von 12 Jahren bis zwei Monaten, von herabfallenden Erdmassen und Steinen so schwer getroffen, daß er gleich darauf toft war. _

Aus Welt und Zeit.

Belgrad, 29. Nov. Gestern früh ist die serbische Armee nach erbittertem Kampf gegen einige türki­sche Detachements, die nach der Schlacht bei Monastir zersprengt worden waren, in Dibra eingerückt. Ge­gen das Meer hin war keinerlei Widerstand mehr anzuteffen. In Monastir wurden 66 Kanonen, große Mengen Munition, Magazine mit Lebens­mitteln und Kleidung erbeutet. Gestern haben sich in Resna und Ochrida 2 Bataillone mit ihren Of­fizieren ergeben. In Monastir sind gestern 160 Verwundete angekömmen.

Konstantinopel, 29. Nov. Die amtliche Liste verzeichnet 51 Cholerafälle in Constantinopel, von denen die Hälfte tödlich verlief. Die Epidemie wü­tet weiter unter den türkischen Truppen der Tscha- taldschalinie und in den Cholerabaracken von St. Stefano, wo die Lage trostlos sein soll. Die Re­gierung hat beschlossen, außer in St. Stefano auch in Hademköj Tholerabaracken zu errichten. Außerdem hat der oberste internationale Sanitätsrat die Flüssigmachung eines neuen Kredits beschlossen.

Paris, 30. Nov. Wie dieAgence Havas" aus Konstantinopel meldet, stimmte der Ministerrat in seiner heutigen Sitzung dem Protokoll über einen Waffenstillstand zu, der morgen unterzeichnet wer­den soll. Ein kaiserliches Jrcide, welches das Proto­koll genehmigt, ist bereits erlassen worden. Bulga­rien verzichtet auf Adrianopel, sodaß der Waffen­stillstand zweifellos Vorläufer des endgültigen Frie­densschlusses sein dürfte.

London, 29. Nov. Als die Polizei in Aberdten einen Saal durchsuchte, in dem der Schatzkanzler Lord George sprechen sollte, entdeckt und verhaftete sie eine zu den Frauenstimmrechtlerinnen gehörendes Mädchen, das eine Bombe in seinem Besitz hatte.

Leipzig, 26. Nov. Hier, im Mittelpunkt des deut­schen Buchhandels, ist unter den in den hiesigen Buch­verlagen arbeitenden Packern Markthelfern und Austrägern ein Streik ausgebrochen, der sich nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch über besten Grenzen hinaus fühlbar macht, indem die regelmäßi­gen Bücherwagen mit Verspätungen von mehreren Tagen von dort abgehen. Das Geschästsleben auf dem Büchermarkt leidet darunter umsomehr, als Ver­zögerungen in der Zustellung von Buchsendungen ohnedies durch den Leipziger Bahnhofumbau z. Zt. an der Tagesordnung sind.

Für die Schnslletrung veranttvortUch: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

LaMwnlzchalll. öeMzvemn.

Bekanntmachung, betr. Saalhaber.

Die am 30. v. M. stattgehabte Hauptversamm­lung hat beschlosten, für die Mitglieder Saathaber in folgenden Sorten zu beschaffen und zwar:

für die Gäuseite: Beseler II. und Schlahustädter Haber.

für die Waldseite: Pettkuser Eelbhaber und Fich- telgebirgshaber.

Es ergeht nun die Aufforderung an die Mitglie­der, Bestellungen auf Saathaber binnen 8 Tage« bei ihrem Ortsvorsteher oder beim Vereinssekretariat zu machen und dabei anzugeben, wie viel Zentner sie von obigen Sorten wünschen.

Die bisherigen Bestellungen von Saathaber sind ungiltig, da von ihnen keine Sorte angegeben ist.

Die Herren Ortsvorsteher werden gebeten, Vor­stehendes in ihren Gemeinden bekannt machen zu lassen und die Bestellungen entgegen zu nehmen.

Calw, den 2. Dezember 1912.

Bereinsvorstand:

Regierungsrat Binder.

Reklameteil.

Die Meinung eines asthmakranken Arztes über Apotheker Neuweiers Asthma-Pulver und Asthma-Ciga­rillos. Derselbe schreibt wörtlich:

Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern. Erhält!, nur in Apoth., Dose Pulver M. 1.50 od. Karton Cigarillos M. 1.50. Apotheker Neuweier, Frankfurt a. M.

Best.: Nitr. Brak^cladus Kraut 45. Lobel. Kraut 5, Salpeters. Kali 25, salpetrigs. Natron 5, Rohrzucker 15 Teile.