merrannre oen Angenagien zwar a cs einen Hysteriker, hielt ihn aber für seine Tat für verant- -vortlich. Das Urteil lautete auf 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust.
ff Heilbronn, 26. Okt. Den eigenen Vater erschlagen hat der 26jährige ledige Schmied Wilhelm Braun in Gochsen OA. Neckarsulm. Er ist ein versoffener Geselle, der deshalb mit den Seinigen oft in Unfrieden geriet. So hatte er auch am 16. Juni wieder einen Rausch im Gesicht, als er abends, heimkam. Der Vater stellte ihn deshalb zur Rede und »gab 4hm eine Ohrfeige. Darauf griff der Mustersohn zur Haue und schlug sie seinem Vater zweimal derart über den Kopf, daß zwei Splitter der Schädeldecke ins Gehirn drangen und der Vater 14 Tage später starb. Die Geschworenen billigten dem Burschen mildernde Umstände zu, woraus die ganze Sühne für die Tat auf 1 Jahr und drei Monate Gefängnis lautete.
ff Heilbronn, 25. Okt. (Zum Fall Wagner.) Auf der Tagesordnung des eben hier tagenden Schwurgerichts (4. Quartal) befindet sich der Fall des Massenmörders Wagner nicht, auch als Nachtrag darf er nicht erwartet werden. Da eine mehrwöchige Beobachtung des Mörders in einer Staatsirrenanstalt zwecks Begutachtung seines Geisteszustandes in Frage kommt, wird der Fall frühestens im Januar 1914 zu Iden Schwurgerichts- Verhandlungen des 1. Quartals 1914 verhand- lunasreif werden.
* Friedrichshafen, 25. Okt. Der Luftschiffbau Zeppelin beging heute vormittag in dler katholischen Pfarrkirche die Trauerfeier für die bei der Katastrophe des Marineluftfchiffes ,',L. 2" ums Le- -ben Gekommenen. Die Kapelle des Infanterie- Regiments in Weingarten leitete die "Trauerfeier, bei welcher der König von Württemberg und Graf Zeppelin anwesend waren, mit einem Chor ein. Dann hielt Stadtpfarrer Butscher die Trauerede. Später fand ein ähnlicher Trauerakt in der evang. Schloßkirche statt: hier hielt Stadtpfarrer Schmidt die Trauerrede. Nach Schluß der Feier richtete Graf Zeppelin an seine Beamten ünd Arbeiter eine »kurze Ansprache, in der er in rühmenden Worten der Toten gedachte, die ihr Leben ließen bei der Erfüllung ihrer Berufspflicht.
Deutsches Aeich.
Tie badischen Landtagswahlen.
* Karlsruhe, 25. Okt. Die Verhandlungen der Führer der drei Linksparteien über die gemeinsame Taktik für den zweiten Wahlgstngj sind heute Abend zum Abschluß gebracht worden. Es ist ein Abkommen zustande gekommen, dessen strikte Durchführung erhoffen läßt, daß es bei Anspannung aller Kräfte gelingt, die Stichwahlen für che Linke erfolgreich zu gestalten und dem Vordringen der Reaktion Halt "zu gebieten. 'Die Einzelheiten per Vereinbarung sollen am Montag mittag in der Parteipresse der Linken veröffentlicht werden. Nach den nunmehr vorliegenden amtlichen endgültigen Ermittlungen des Wahlresultates sind am 21. Oktober gewählt worden: 8 Nationalliberale, 1 Wildnationalliberaler, 1 Angehöriger der Bolkspar- tei, 9 Sozialdemokraten, 29 Zentrumsleute, 5 Konservative und Bündler; 20 Stichwahlen sind erforderlich.
„Gott gebe es!" — Die müde, alte Stimme war sehr unsicher. Und plötzlich stürzten wieder die Tränen über die gefurchten Wangen.
„Mein Himmel — und dafür lebte man fünfundsiebzig Jahre: Dafür, daß man am Ende seines Daseins sagen muß: Herr, jetzt Hab' ich alles hingegeben. Mein mühsam erworbenes Geld, mein einziges Kind — alles! Jetzt muß ich auch noch bitten mit weißen Haaren, daß ich meinen Namen ohne Schand' tragen darf bis ans End'."
Gottfried Mallinger wartete keine Antwort ab. Schwer fiel das Tor zu zwischen ihm und Rasmer, der noch, ergriffen durch diesen heißen, tiefen Schmerz, einen Augenblick lang stille stand und auf die Schritte horchte, welche verhallten. Dann hörte er, wie auch die Haustür geschlossen wurde. Und wieder lag das kleine Haus still und verschwiegen da in der funkelnden Winterpracht des verschneiten Gartens.
Nachdenklich schritt Rasmer die Straße entlang, zurück in das laute bunte Leben. Bei sich erwog er nochmals alles genau. Er mußte sich eingestehen, daß er sich eigentlich, trotz aller seiner kriminalistischen Gewiegtheit, diesmal in einem Irrtum befunden habe. Er hatte für bestimmt angenommen, daß hier in diesem entlegenen Hause eigentlich die Hauptfäden dieser ganzen, seltsamen Begebenheit zusammenlaufen müßten. Und nun hatte die Aufklärung, an deren Richtigkeit und Wahrheit er kaum zweifelte, nur die Bloßlegung eines Nebenumstgndes ergeben, die Tatsache, daß dieser Becher gestohlen worden war. Ein schlechter Streich eines leichtsinnigen Menschen — aber keine geringste Spur, welche darauf Hinweis, daß der Dieb selbst in irgendeiner Beziehung zu Christa Weltins unerklärlichem Verschwinden gestanden hatte. Es war im Gegenteil anzunehmen, daß Gustav Mallinger keine Idee davon gehabt hatte, welchen sonderbaren Inhalt dieser Becher barg. Denn ein so ganz außergewöhnlicher Inhalt müßte ja bei einer eventuellen Anzeige gegen den Dieb sehr leicht auf dessen Spur führen.
Uebrigens: so ganz ohne Erfolg war sein Weg hierher doch nicht gewesen. Er war eben eine Stakkel »u den
st Johannistal, 25. Okt. Der französische Flieger Pegoud führte heute nachmittag unter Teilnahme eines vieltausendköpfigen Publikums ' auf dem hiesigen Flugplätze seine aufsehenerregenden Flüge aus. Er startete das erste Mal um 3.30 Uhr und das zweite Mal kurz vor einhalb 5 Uhr. Jeder Flug dauerte gegen 2 Minuten. Auf den Flügen flog er eine ganze Strecke auf dem Rücken, mit dem Kopf nach unten, überschlug sich mehrere Male und schloß die Flüge mit mehreren sehr waghalsigen Kurvenflügen. 'Vom Publikum wurde der Flieger, der sodann an den Barrieren entlang fuhr, enthusiastisch begrüßt.
st Johannistal, 26. Okt. Der französische Flieger Pegoud wiederholte heute vor einem nach Tausenden zählenden Publikum seine Flüge. Während seines ersten Fluges überschlug! er sich 8 Mal in der Luft und vollsührte, wie gestern, seine wags- halsigen Kurvenflüge. Bei dem zweiten Aufstieg machte er dieselben Flüge und überschlug! sich 10 Mal nach hinten. Das- Publikum (jubelte dem kühnen Flieger fortwährend zu und spendete ihm am Schluß seiner Vorführungen lauten Beifall. Das Wetter war heute nicht besonders günstig!. Es herrschte etwas Wind und während des zweiten Fluges setzte auch etwas Regjen ein.
Von Nah und Fern.
Der neue Lordoberrichter von England. Neulich leistete der neue Lordoberrichter von England Sir Rufus Jsaacs den Eid in Gegenwart - des Richter- und Advokatenstandes-. Die Zeremonie war sehr interessant. Es ist das erstemal, daß ein Jude einen so hohen Posten in der englischen Gerichtsbarkeit einnimmt. Ein Zwischenfall ereignete sich, als Lord Haldane in seiner Rede zum Schluß die Charaktereigenschaften von Sir RusuZsJsaacs darlegte. Während der Rede rief einer der Anwesenden: „Sie sprechen ja nur für sich." Hiermit wollte der Sprecher seinen Unmut darüber ausdrücken, daß Jsaacs in die Marconi-Affäre 'verwickelt gewesen sei.
Der liebe Gott wird doch Spaß verstehen! In der K. Volkztg. wird erzählt; In einer an der Werra gelegenen Ortschaft steht ein Landwirt mit einigen Arbeitern in der Scheune und drischt. Seine Gedanken weilen daheim: sechs Kinder sitzen bereits um den Tisch herum, und schon hat sich der Storch wiederum angekündigt. Die Hebamme ist schon über eine Stunde in der Wohnung. Da tritt sie heraus und ruft dem Landwirt zu: „Soeben ist ein kleiner Junge angekommen!" „Meinetwegen zehn!" antwortet der Mann und schlägt mit dem Dreschflegel auf, daß es nur so dröhnt. Da tritt die Hebamme nach kurzer Zeit wieder aus dem Hause heraus und ruft dem Manne zu: „Soeben ist noch ein Junge angekommen!" Erschrocken läßt der Mann den Dreschflegel fallen und ruft ganz bestürzt aus: „Der liebe Gott wird doch Spaß verstehen!"
^Bluttaten eines Wahnsinnige« an Bord. Furchtbare Szenen haben sich an Bord des österreichischen Dampfers „Dako Cap Bojanowitsch" abgespielt, der neulich auf dem Tyne einlief. Das Schiff war von Südrußland nach Rotterdam unterwegs und hatte drei Passagiere, einen Oesterreicher namens Nikolaus Muratti, eine Frau Jsabella Glawick und deren Tochter Marie, die beide Verwandte des Kapitäns sind. Auf der Höhe von Kap Trafalgar wurde Muratti, als alle drei auf der Brücke des Kartenhauses
weiteren, notwendigen Nachforschungen. Schließlich"wußte er ja nun auch schon eine ganze Menge: daß jene junge Frau die Tochter eines Obersten von Risnach und die Gattin jenes Barons Felix von Lahwitz war, welcher in Krakau so schwer krank daniederlag und der dennoch nicht sterben wollte, ehe er nicht diesen Silberbecher in den Händen hielt. Natürlich handelte es sich für diesen Felix von Laßwitz nur um den Inhalt des Gefäßes. Dieses selbst war ihm gewiß minder wichtig. Und so konnte man wohl auch mit Fug und Recht annehmen, daß dieser todkranke Mann die Persönlichkeit war, an welche man sich zu halten hatte. Aber wenn er starb, ehe Werner Mertens ihn zur Rechenschaft ziehen konnte?
Es war freilich da noch ein Bruder — Herbert von Laßwitz! — Vielleicht war auch dieser eingeweiht. —
Rasmer trat in das nächste Kaffeehaus und ließ sich das große Adreßbuch geben. Der Name „von Laßwitz" kam überhaupt nicht vor. Aergerlich schlug er bei „R" nach. Die junge Frau schien bei ihrer Mutter zu wohnen. Sie mußte entschieden getrennt sein von ihrem Gatten, denn sie hatte, nach Werners Aussage, ja selbst zu Gottfried Mallinger geäußert, daß sie ihn schon seit fünf Jahren nicht mehr sah. — Aber auch der Name Risnach fehlte vollständig in dem sonst so verläßlichen Buche.
Also: da mußte man zur Polizei. Anders ging es nicht. Aber vorher wollte er doch ins Hotel fahren, um Werner Mertens über den Erfolg seiner Wege zu unterrichten. Dann konnten sie ja auch gemeinsam alles weitere beraten.
Aber als Doktor Ernst Rasmer in seinem Hotelzimmer landete, fand er eine Ueberraschung, welche ihm einstweilen vollkommen unverständlich blieb. Es war eine Karte da von Werner Mertens mit wenigen, wie es schien, in fliegender Hast geschriebenen Zeilen.
„Eben — 12 Uhr —kommt ein dringendes Telegramm Julas. Ich fahre ihr ein paar Stationen entgegen. Bin zu unruhig, um warten zu können."
Kopfschüttelnd entfaltete Rasmer da» Telegramm und
diesem Augenblick hinzutrat, mußte intervenieren und machte Muratti über sein ungehöriges Benehmen Vorwürfe. Dieser zog einen Revolver und feuerte blindlings auf den Kapitän los, ohne jedoch zu treffen. Der Kapitän eilte ins Kartenhaus, um seine Browningpistole zu holen, während Frau Glawick und ihre Tochter versuchten, die Brücke zu verlassen. Plötzlich krachten wieder zwei Schüsse. Als der Kapitän jetzt hinzutrat, fand er seinen ersten Offizier mit einer Schußwunde im Unterleib und das junge Mädchen mit einer Schußwunde in der Hüfte auf der Brücke liegen. Das Mädchen schleppte sich trotz der schweren Verletzung in den Salon hinunter. Muratti folgte ihr dahin nach. Als der Kapitän ebenfalls den Salon betrat, feuerte der anscheinend wahnsinnige Muratti zwei weitere Schüsse ab, von denen einer das Ohr des Kapitäns streifte, dann erschoß er sich selbst.
Der Kapitän erbat durch Signale ärztliche Hilfe, die auch bald von dem britischen Schlachtschiff „Dartmouth" eintraf. Die junge Dame wurde in Gibraltar an Land gebracht, wo Muratti beigesetzt wurde.
Handel und Verkehr.
Mitteilungen der Zentralvermittluugsstelle für Obst- verwertnng in Stuttgart, Eßlingerftraße 15. Ausgegeben am 25. Oktober.
Tafelobst preise
auf dem Stuttgarter Engros-Markt am 25. Oktober: Aepfel 14—30 Mk., Birnen 15—30 Mk., Weintrauben 15—22 Mk., Himbeeren 42—45 Mk., Tomaten 13—15 Mk. per 50 kg.
Marktlage: Die Nachfrage nach einheimischem Obst ist sehr rege. Leider wird von vielen Züchtern gar keine Sorgfalt auf die Ernte verwendet, jeder will ohne Mühe von den hochgeschraubten Preisen profitieren: feinbehandelte Früchte und hochfeine Tafelsorten werden dagegen vom Publikum gar nicht entsprechend beachtet.
Der M o st o b st h and e l bewegt sich im allgemeinen in diesem Jahr in geregelten Bahnen. Stockungen im Grenzverkehr sind allerdings in letzter Zeit vorgekommen, die Wagen enthalten aber durchweg wenig faule Früchte. Auch die Preise halten sich andauernd auf gleicher Höhe. Allem Anschein nach ist das Mostobstgeschäft in diesem Jahr viel früher beendet.
jj Stuttgart, 25. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugerrieben: 136 Großvieh, 165 Kälber, 349 Schweine.
Erlös aus '/? Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von — bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg., Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 87 bis 90 Pfg., 2. Qualtiät b) ältere und weniger fleischige von — bis — Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 101 bis 104 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 97 bis 100 Pfg., 3. Qual, o) geringere von — bis — Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität v) geringere von — bis — Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 109 bis 113 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 103 bis 108 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saugkälber von — bis — Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige von 78 bis 79 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 77 bis 78 Pfg., 3. Qual, v) geringere von — bis — Pfg.
Verantwortlicher Redakteur: I. V. Eugen Abele.
Druck und Verlag der W. Ricker'schen Buchdruckerei, Altensteig.
eüte zu dir. Ankunst voraussichtlich ien. Bringe sehr wichtige Nachrichten, in betreff deines Ankaufes, ehe ich da
las: „Ich komme 2 Uhr 40 Minuten Unternimm nichts bin. Iula."
Doktor Rasmer war selten in seinem Leben so ungeheuer erstaunt gewesen, wie in diesem Augenblick. Woher, auf welche Art konnte Iula in dem weltfernen Städtchen wichtige Nachrichten erhalten haben? Wa» hatte sie in diesem einen Tage erlebt?
Der Zug kam also um 2 Uhr 40 Minuten in Wien an. Da hieß es noch warten. Mehr als zwei und eine halbe Stunde. Um 12 Uhr war das Telegramm qnge» kommen, aufgegeben war es in Werner Mertens Heimatsort mn 11 Uhr. Da aber der nächste Wiener Zug erst um 1 Uhr von der kleinen Bahnstation abgtng, hatte Iula Weltt» telegraphiert. So erhielt Werner Mertens di« Nachricht immer noch um fast drei Stunden früher, ehe sie in Wien sein konnte.
Ja — da muhte man Geduld haben! — Er war ja von seinerreichen Berufstätigkeit her daran gewöhnt, daß gerade die Momente der Entscheidung sich oft durch plötzlich eintretende Zufälligkeiten verschieben. Er hatte oft gewartet. Aber heute, heute wurde es ihm schwer. Immer wieder grübelte er darüber nach, wie es wohl Iula gelungen sein könnte, irgendeine Nachricht über den Becher zu erhalten. Aber er fand nicht den kleinsten Anhaltspunkt. Während er, ohne recht zu wissen, was er verzehrt», sei» Mittagessen auf seinem Zimmer einnahm, kam « Noch immer zu keiner Klarheit. Im Gegenteil: da war wieder etwas Neues, Unverständliches, Beunruhigende».
Rätsel zu den übrigen. -M---
Fortsetzung folgst ^ . ,