aufhalten und dort in der Erinnerung an seine Militärzeit schwelgen.

st Friedrich Gasen, 20. Okt. Von den vier Op­fern des Luftschiffunglücks, die der Luftschiffbau Zeppelin zu beklagen hat, werden auf Wunsch des Grafen Zeppelin drei auf dem hiesigen Friedhof beerdigt: Ingenieur Schule und die Monteure Bauer und Hohenstein. Kapitän Leutnant Gluud wird auf Wunsch seiner Frau in seiner Heimat Bre­men beigesetzt. Die Leichen werden hier in der großen Lustschiffhalle aufgpbahrt, worauf eine Ge­dächtnisfeier der Beamten und Arbeiter stattfindet.

Allerlei.

In Reisen bürg bei Günzburg wurde im Hause des Gemeindekassiers Josef Stelzle einge­brochen. Es wurden der Kassenschrank sowie ver­schiedene WcheneinrichtungSgegenstKnde aus dem Hause verschleppt. Der Kassenschrank fand sich er­brochen beim Kirchhof vor, es waren ihm etwa 500 Mark entnommen, und alle darin aufbewahr­ten Gemeindepapiere waren umhergestreut. Bei der Ausführung der Tat wurden auf bellende Hunde mehrere Schüsse abgegeben.

In Schömbe r g OA. Neuenbürg; hat sich ein Liebespaar vergiftet.

In Neuenstadt am Kocher wurde durch An­kauf der Brauerei Gebrüder Wächter um 107 000 Mark eine dritte Genossenschaftsbrauerei gegründet.

In Gmünd wurde eine Arbeitersfrau verhaf­tet, die durch Betrug einigp Familien fast um ihr ganzes Vermögen gebracht hat.

In Balingen wurde beim Höhenfeuer un­nötigerweise auch Feuerwerk abgebrannt. Zum Glück war die Sanitätskolonne am Platze, denn es ging nicht ohne einige Verletzungen ab. Der Meß­ner" Wagner hat durch Feuerwerkskörper, die zu früh losgingen, schwere Brandwunden erlitten.

Frau Esther Guggenheimer, die schon zur Zeit der Schlacht bei Leipzig am Leben war und ein Alter von 101 einhalb Jahren erreichte, ist im Fried­richsheim in Gailin gen gestprben.

Aus dem Gerichtssaal.

st Tübingen, 18. Okt. Die Strafkammer hat den Schreiner und Maschinenarbeiter Schwengpr von Eselshalden, der einige Zeit lang unter dem Namen Benz die Teinacher Gegend unsicher machte, bis er endlich verhaftet werden konnte, zu 3 einhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Deutsches Reich.

Eine Erklärung des Kronprinzen.

* Berlin, 20. Okt. Auf das Schreiben des Reichskanzlers an den Kronprinzen in Sachen der braunschweigischen Thronfolge hat, wie dieNordd. Allg. Ztg." erfährt, der Kronprinz in einem Brief aus ,Hopfreben vom 17. ds. Mts-, sein lebhaftes Bedauern darüber ausgesprochen, daß sein Privat­brief an den Reichskanzler öffentlich erwähnt wor­den ist, Völlig falsch sei die Auslegung eines Teils der Presse, als stelle er sich in Opposition zum Kaiser. In der Sache 'selbst hat der Kronprinz

Nt Mau Nachricht m ihre WoyttMß bringenwenn mir das gelingt, dann ist schon unendlich viel erreicht. Du wartest einstweilen hier auf mich. Oder was noch besser wäre telegraphiere an Jula. Sie soll kommen, sie soll neben dir sein in diesen Stunden."

Werner Mertens war gleichfalls aufgestanden.

Ja, Jula soll kommen," sagte er mit einem tiefen Aufatmen, als sei dieser Gedanke ihm wie eine Erlösung. Ich brauche sie! Jula ist der Frieden, die Ruhe"

Jula ist die Ergänzung deines eigensten Wesens," fuhr Doktor Rasmer fortund sie hat dich lieb."

Werner Mertens stand am Fenster und preßte seinen heißen Kopf gegen die Scheiben. Der Lärm der Großstadt klang gedämpft zu ihm empor. Ihm aber lag nur das eine, das letzte Wort des alten Freundes im Ohre:Sie hat dich lieb." Dieses selbe Wort hatte Jula gestern abend selbst ausgesprochen, da hatte es ihm noch ganz selbstverständlich geklungen, es war verhallt, weil die Vergangenheit in ihrer ganzen Süße noch vor ihm stand. Und diese Vergangenheit hieß Christa. Aber seit gestern abend seit dem Augenblick, da sie die eigentümliche Inschrift auf dem Becher entzifferten ging es Werner Mertens sonderbar. Durch zehn lange Jahre war Christa immer und überall neben ihm gestanden. Aber nun schien es ihm, als gehe sie mit leisen Schritten weiter, immer weiter weg von ihm, als schöben sich die Menschen, die sie gekannt, das Jahr, das sie durchlebt nach ihrem Scheiden, weit weg von ihm, zwischen ihn und sie wie eine trennende Mauer. Sie ging fort von ihm, hinein ins Ungewisse. Neben ihm aber stand Jula, und sie hielt seine Hand und half ihm diese langen Jahre tragen.

.Jula!"

Er sprach den Namen laut vor sich hin. Die ganze tiefe Sehnsucht nach diesem stillen, tapferen Freunde seiner Einsamkeit lag in oem Wort.

Doktor Ernst Rasmer stand leise auf und ging hin­über in sein nebenan gelegenes Schlafzimmer. Sachte zog er die Tür hinter sich zu. Er wußte es genau, der alte Menschenkenner, daß es in jedem Leben Stunden gibt, durch die man sich allein ringen muß.

Zwrrjetzung !

dem Reichskanzler erwidert, daß dessen Schreiben, für ihn zur Klärung der Angelegenheit wesentlich beigetragen habe.

Zur Katastrophe des Marineluftschiffes.

* Berlin, 20. Okt. (Die Beerdigung der Todesopfer.) Die Leichen der bei der Explosion des Marineluftschiffes Verunglückten wurden-heute Nachmittag unter Militärbegleitung nach der evan­gelischen Garnisonskirche gebracht. Morgen mittag erfolgt die Beisetzung unter allen inilitärischen Ehren; auch der Kaiser wird Inder Garnisonskirche dem Trauergottesdienst beiwohnen. Aus Befehl des Kaisers nehmen Abordnungen der Marinestationen der Nord- und Ostsee in Stärke von einem Offi­zier, fünfzehn Deckoffizieren und achtzig Mann an der Trauerparade teil. Im Anschluß an die Trauer- feier werden die Leichen in einem gemeinsamen Grab beigesetzt.

ff Friedrichshasen, 20. Okt. (Der Nachruf des Grafen.) Graf Zeppelin veröffentlicht ein Schreiben, das für die vier bei dem Unglück des L. 2 ums Leben gekommenen Angehörigen des Luftschiffbaus einen ehrenvollen Nachruf enthält. Der Graf betrauert in .ihnen allen pflichttreue Mitarbeiter und liebe Kameraden. Er gibt sodann eine Schilderung des' Werdeganges von Kapitän Gluud, Ingenieur Schäle, Monteur Hohenstein und Monteur Bauer, die der Tod im Dienste hinweg­raffte. Auch gedenkt Graf Zeppelin unter den üb­rigen Opfern des L. 2 vor allem des Rleichs- marinebaumeisters Pietzker, der in langen Jahren mit dem Luftschiffbau zusammengearbeitet hat. Graf Zeppelin schließt:Ich weiß, daß alle Angehörigen des Luftschiffbau Zeppelin meinen Schmerz um die Kameraden, die als Opfer ihrer Pflichttreue im Dienste unserer dem Vaterlande geweihten Sache ihr Leben gelassen, von Herzen teilen, aber auch mit mir entschlossen sind, das Andenken dieser Ge­treuen am höchsten zu ehren, indem wir durch unentwegte glaubensfrohe Weiterarbeit noch grö­ßere Sicherheit für unsere Luftschiffe schaffen, da­mit die Todesopfer der Einzelnen für Viele zur Bewahrung des Lebens werden."

* Friedrichshafen, 20. Okt. (Die Fürsorge des Grafen.) Die vier mit dem L. 2 umge­kommenen Angestellten der.Luftschifsbaugesellschaft waren dank der Fürsorge des Grafen Zeppelin mit einer Gesamtsumme von 115 000 Mk. aus den To­desfall oder gegen Unfall versichert.

st Johannistal, 20. Okt. (Nachträgliches.) Am Samstag früh waren 300 Mann mit dem Auf­räumen der Trümmer des Luftschiffs beschäftigt. Die Unglücksstelle mußte von Militär abgesperrt . werden, weil es Tausende von Andenkenjägern gab

Ausland.

Eine deutsche Fahne beschimpft.

* Lausanne, 20. Okt. Bon dem Gebäude des deutschen Konsulats in Lausanne, das anläßlich der Jahrhundertfeiern beslagA war, ist in der Nacht vom Samstag zu Sonntag die deutsche Fahne her­untergeholt und zerrissen worden. Man fand sie gestern früh vor dem Konsulate auf der Straße liegen. Der Konsul reichte bei der Polizei Be­schwerde ein. Eine Untersuchung ist eingeleitet wor­den; d er offizielle Bericht steht noch aus.

England und Ostasien. j

* London, 20. Okt. Vor 1 einhalb Jahren trat hier eine Gesellschaft von Fabrikanten zusammen, welche Ostasien, vor allem China, wirtschaftlich für England erobern will. Die Firmen, die sich der Gesellschaft angeschlossen haben, vertreten ein Ka­pital von etwa 1 einhalb Milliarden Mark. Die Gesellschaft will in erster Linie gegen Deutschland wirken. Sie hat sich auch die Eroberung der Schu­len Asiens und die Verbreitung der englischen Sprache zum Ziel gesetzt.

Vom Balkan.

Ein Ultimatum an Serbien

hat die österreichisch-ungarische Regierung am Samstag in Belgrad überreichen lassen. Da Oester­reich-Ungarn für die Erfüllung seines! Verlangens auf Räumung Albaniens durch die serbischen Trup­pen eine zeitlich begrenzte Frist gesetzt hat, so muß von einem Ultimatum geredet werden. Gin Ultima­tum auf acht Tage bedeutet eine sehr bestimmte Forderung. Diesmal ist wohl anzunehmen, Laß Graf Berchtold, schon um die Spötter und Ungläu­bigen Lügen zu strafen, nicht lange zaudern würde, seinem Wort mit der Waffe Geltung zu schaffen. Die maßgebenden Leute in Belgrad sind aber sicher klug genug zu wissen, daß ihr Land gar nicht mehr eroberten Boden und annektierte Menschen verdauen kann, als das letzte Jahr ihm gebracht hat. Es ist verständlich, daß sie beim Abweisen der alba­nischen Angriffe die in London .gezogene Grenzlinie nicht genau respektieren konnten. Wenn sie dar­über hinaus albanisches Gebiet besetzt haben, so

geschah das wohl nur, um ein Pfand zu haben für die von ihnen gewünschtestrategische" Regu­lierung der Grenze. Dieser Wunsch, über den unter andern Verhältnissen vielleicht sich reden ließe, steht gber in gar keinem Verhältnis zu dem Wert, den Oesterreich-Ungarn und Italien aus die Erhaltung, der einmal festgelegten Gebiete des neuen Alba­niens legen müssen, und erst recht in keinem Ver­hältnisse zu den Gefahren, denen Serbien durch eine Ablehnung des österreichischen Ultimatums sich aussetzen würde. Darüber scheint man auch in Bel­grad sich klar und zur Erfüllung der Wiener For­derung bereit zu sein.

Tie serbische Regierung zur albanischen Frage.

ff Belgrad, 20. Okt. Das' Preßbureau veröffent­licht folgendes' Schriftstück: Als die Albanesen in großer Zahl von Albanien her in unser Gebiet eindrangen, wurden unsererseits Maßnahmen er­griffen, um den Feind von unserem Gebiet zurückzu- werfen. Bei dieser Gelegenheit hat die Regierung bis! jetzt durch ihre Art zu handeln, beweisen wol>- len, daß sie die Ratschläge und Entscheidungen der Großmächte achtet. Sie hat zu wiederholten Malen erklärt, daß unsere Truppen sich darauf beschränken werden, das serbische Gebiet zu vertei­digen und daß sie keinerlei territorialen Erober­ungen machen werden. Gleichzeitig hat man unser­seits erklärt, daß, wenn unsere Truppen in al­banisches Gebiet eindringen und dort strategische Stellungen besetzen würden, dies nur eine vor­läufige Maßregel sein würde, daß sich die Trup­pen wieder zurückziehen würden, sobald die alba­nische Grenze von der internationalen Kommission festgesetzt und die Ordnung dort so wieder herge­stellt sei, daß das serbische Gebiet nicht mehr Ge­fahr laufen würde, von neuem verletzt zu werden. Diese Erklärung der Regierung entspricht vollkom­men den Ratschlägen der Großmächte und zeigt klar die friedliche und korrekte Haltung Serbiens! in dieser Frage. Oesterreich-Ungarn forderte durch ein Ultimatum, daß die serbischen Truppen sich .hinter die von der Londoner Konferenz festgesetzte Grenze zurückziehen in einer Frist von 8 Tagen, oder es werde andernfalls Maßnahmen ergreifen, um seine Forderung durchzusetzen. Nach diesem un­erwarteten Schritt hat die serbische Regierung) ge­treu ihrer vermittelnden Politik und in "dem! Wunsche, von neuem einen Beweis ihrer versöhn­lichen und friedlichen Haltung zu gjeben, ihren Truppen den Befehl gegeben, sich hinter die von der Londoner Konferenz festgesetzte Grenze zurück­zuziehen, indem sie die Verantwortung, für diesen Akt denen überläßt, die nur auf diese Weise die Ueberzeugung von einem Europa in Frieden zu festigen glauben. ...

st Belgrad, 20. Okt. Der Generalsekretär des hiesigen Auswärtigen Amts, Stephanowitsch, erklärte heute dem österreichisch-ungarischen Geschäftsträger Storck, daß der Befehl zur Räumung der von den serbischen Truppen besetzten Gebiete Albaniens ge­stern beschlossen und heute hinausßegpben worden sei. Die Räumung werde innerhalb der festge­setzten Frist von 8 Tagen durchgeführt sein.

Handel und Verkehr.

js Bönnigheim, 19. Okt. Was man so Weinlese nennt, ist jetzt auch hier beendet. Das geschätzte Quantum wird erreicht werden. Es ist klein genug. Außer einem kürzlich abgeschlossenen Portugieserverkauf von 250 Mk. für den Eimer ist kein weiterer Weinkauf angezeigt worden. Den Weinliebhabern ist jener Preis zu hoch, besonders aber den Weinhändlern.

js Fellbach, 19. Okt. (Der schlechte Herbst). Von einemHerbst" zu reden, verlohnt sich Heuer kaum. Das wenige, was an den Reben in Form von Traubenskeletten zu finden war, wurde, größtenteils in Körbchen, nur aus­nahmsweise in Kübelgeschirr und Butten heimbesördert. Statt des Glockengeläuts der Weinfuhrwerke herrscht hier schon fast winterliche Ruhe. Das geringe Erzeugnis wird meist als Haustrunk herhalten müssen. Aber auch diese Zeiten werden überwunden werden und die ungünstige Lage, die gegen­wärtig hier auf dem ganzen Gewerbe lastet, muß zu über­stehen sein in der Hoffnung, daß endlich einmal eine reiche Ernte wenigstens den größten Schaden der letzten Fehlherbste wieder gut machen wird.

Konkurse.

Ludwig Egg, Kaufmann, Inhaber eines Seidenhauses, Stuttgart, Neckarstraße 69. Nachlaß der am 3. Juli 1913 verstorbenen Eva Marie Rapp, geb. Luther, Ehestau des Johannes Rapp, Fuhrmanns in Klein-Eislingen. Ernst Hugendubel, Schlossermeister, Inhaber einer Schlosserei und Eisenkonstruktionswerkstätte in Stuttgart, Hauptstätterstraße 124. Friedrich Häberle, Bäcker und Wirt in Untertürk­heim. Friedrich Nutzer, Fabrikant in Bopfingen, Allein­inhaber der Firma Friedrich Nutzer, Lederleimfabrik in Bopfingen.

Verantwortlicher Redakteur: I. V. Eugen Abele.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.