Ihre Lieder, es waren einige Schubert, Brahms rc. erfreuten die Anwesenden durchweg, man hörte nur allseilige Befriedigung über ihr Können, und der geradezu stürmische Beifall, der ihren Vorträgen zuteil wurde, sowie ein ihr überreichtes Blumenange- dinde mag ihr Beweis dafür gewesen sein, daß sie im katholischen Kirchenchor in Calw auch künftig freundlicher Aufnahme gewiß sein kann. Die reizenden Kinderlieber stammen von dem am Institut Rauscher in Stuttgart tätigen Lehrer Linne, der selbst gerne erschienen wäre, da ihm bekannt ist, daß Fräulein Beißiriger diese Lieder mit bestem Erfolg zum Vortrag bringt. Anna Cutter, die berühmte Künstlerin, sang sie unter stürmischem Applaudieren noch im letzten Jahr ihres Lebens. Auch theatralische Kräfte glänzten mit ihren Fähigkeiten in einigen Singspielen, und wie in diesen, kam der Humor auch in der humoristischen Scene „Die drei Wünsche" in gemütlicher Weise zum Ausdruck. Als Vereinssolist entpuppte sich Bauwerkmeister Flaig, der seines Basses Grundgewalt mit guter Wirkung erprobte. Die Begleitung am Klavier für Solisten und teilweise auch Chor lag in den Händen von Handelslehrer Kaufs mann, der die ihm übertragene Aufgabe mit bekannter Sicherheit löste. Im Verlauf des Abends erhob sich Stadtpfarrer Heberle zu einer kurzen Rede. In ihr erinnerte er daran, daß es lange der Wunsch seines Vorgängers gewesen sei, in seine Kirche auch einen Kirchenchor zu bekommen. Da sei seines Vorgängers musikalische Schwester, Fräul. Schwaier, darangegangen und habe einen Kirchenchor gegründet. Unter ihrer milden Leitung habe auch der bescheidene Chor Schönes geleistet. Das heutige 25. Eeburtsfest des Kirchenchors habe Anlaß gegeben, etwas Besonderes zu bieten und darum habe man sich die Solistin ins schöne Nagoldtal kommen lassen. Fräulein Jda Eeißinger aus Rottweil, — er hoffe, daß sie nicht das letzte Mal im Calwer Kirchenchor ausgetreten sei! Daß der Chor gegenwärtig so Gutes leiste, das verdanke er einzig seinem Leiter dem Hauptlehrec Lehner. Ein kräftiget Schluck auf Solistin, Chor und die von Handelsschullehrer Kauffmann getätigte Begleitung am Klavier besiegelte den Dank des Redners und der Anwesenden für die Darbietungen des Abends. — Beim Rückblick auf den Abend würde einem schwerfallen, ein Urteil darüber abzugeben, welche unter den Darbietungen den meisten Anklang fand. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß alles, was es zu sehen und zu hören gab, des Sehens und Hörens auch Wert war, wie es bei einem Familenfeste oder Gemeindeabend auch sein soll. — Eine Tanzunterhaltung gab der Feier den Abschluß.
8cb. Mutmaßliches Wetter. Der Hochdruck über Mitteleuropa behauptet sich- Die Depression im Norden ist ostwärts abgezogen. Eine neue im Süden erlangt zunächst wenig Einfluß. Für Dienstag und Mittwoch ist vielfach nebeliges, mittags etwas aufklärendes, mäßig kaltes und trockenes Wetter zu erwarten.
Altensttig, 24. Nov, Bei der in Hochdorf vorgenommenen Schultheißenwahl ergab sich das seltene Resultat, daß die beiden Kandidaten Gauß und Schaible nicht nur Söhne früherer Schultheißen sind, sondern auch gleich viele Stimmen erhielten. Deshalb haben die Hochdorfer in einem zweiten Wahlgang darüber zu entscheiden, welchem der beiden Söhne ihrer beiden letzten Schultheißen sie den Vorzug geben.
Württemberg.
Die S t ellungder na t'ional liberalen Partei zu den Nachwahlen.
Die letzten Tage haben bei verschiedenen Parteien die Entscheidung über ihr Verhalten im zweiten Wahlgang gebracht. Die N a tionalliberale Partei
wird folgende Stellung einnehmen: Die Kandidaturen in Besigheim, Brackenheim, Geislingen, Göppingen, Neuenbürg, Reutlingen - Amt und Sulz werden aufrechterhalten. Die Volkspartei hat die nachdrückliche Unterstützung dieser Kandidaturen zugesagt. Die von der Volkspartei in der Absicht der Durchsetzung aufrechterhaltenen Kandidaturen werden auch im zweiten Wahlgang, dem Abkommen getreu, voll unterstützt. Die Kandidaturen der Nationalliberalen Partei in Ludwigsburg-Stadt und Tübingen-Amt werden zu Gunsten der volksparteilichen Kandidatur zurückgezogen. In Heidenheim, wo bisher die Wahl freigegeben war, wird die volksparteiliche Kandidatur unterstützt, nachdem diese von den bürgerlichen Kandidaturen die höchste Stimmenzahl erreicht hat. Die Kandidatur in Künzelsau wird zurückgezogen und die Kandidatur des Bundes der Landwirte gegen das Zentrum unterstützt. In Leonberg wird der bisherige Abgeordnete Roth, den früheren Vereinbarungen gemäß, nachdrücklich gegen die Sozialdemokratie unterstützt. Zn den Wahlkreisen, in denen die Volkspartei ihre von der Nationalliberalen Partei unterstützten Kandidaturen nicht aufrecht erhält, wird die Nationalliberale Partei für die konservative Partei und den Bund der Landwirte eintreten.
Die Volkspartei und der zweite W a h l g a n g.
Für die zweite Wahl beschloß die Nolkspartei:
l. Den Kampf in allen Nachwahlbezirken mit Ausnahme der für die Dolkspartei aussichtslosen Bezirke Neckarsulm, Leonberg und Waiblingen durchzufechten und zwar in den Bezirken: Backnang, Calw, Eerabronn, Heidenheim, Kirchheim, Ludwigsburg-Stadt, Oberndorf. Schorndorf, Tübingen-Amt, Tuttlingen, Urach, Vaihingen. 2. Die nationalliberalen Kandidaten in Besigheim, Brackenheim, Geislingen, Göppingen, Künzelsau, Neuenbürg, Reutlingen - Amt, Sulz getreu dem Abkommen auch bei der Nachwahl nachdrücklich zu unterstützen. 3. Zur Verhinderung einer schwarzblauen Mehrheit die volksparteilichen Kandidaten in Leonberg und Waiblingen zu Gunsten der Kandidaten der Sozialdemokratie zurückzuziehen, da diese aus der gleichen politischen Erkenntnis ihre Kandidaten in Backnang, Oberndorf und Baihingen zu Gunsten der volksparteilichen Kandidaten zurückzuziehen beschlossen haben. 4. Ohne Ausbedingung einer Gegenleistung den Kandidaten in Neckarsulm zurückzuziehen und die Wähler von Neckarsulm, sowie für den Fall der Zurückziehung der nationalliberalen Kandidatur auch in Künzelsau aufzufordern, für den Kandidaten des Bauernbundes gegenüber dem Zentrum einzutreten. Die Parteileitung fordert ihre Mitglieder und Freunde dringend auf, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln mitzuarbeiten und beizutragen zum Siege der Linken und zur Verhütung einer schwarzblauen Mehrheit.
Die sozialdemokrat. Nachwahltaktik.
Der Landesvorstand der sozialdemokratischen Partei gibt für die Nachwahlen am 29. November bekannt, daß die Wahl ausgekämpft wird in den 15 Oderämtern Besigheim, Böblingen, Göppingen, Geislingen, Heidenheim, Kirchheim, Leonberg. Neuenbürg, Reutlingen- Amt, Schorndorf, Sulz, Tübingen-Amt, Tuttlingen, Urach und Waiblingen, daß ferner die sozialdemokratischen Kandidaturen unter Einstellung des Kampfes zurückgezogen werden in den sechs Obetämtern Brackenheim, Calw, Eerabronn, Künzelsau, Ludwigsburg- Stadt und Neckarsulm, daß sie ferner zu Gunsten der Volkspartei zurückgezogen werden in den drei Oberämtern Backnang, Oberndorf und Vaihingen mit der Aufforderung an die Wähler, in diesen drei Bezirken für die Kandidaten der Volkspartei zu stimmen, wogegen bekanntlich die Volkspartei in Leonberg und Waiblingen ihre Kandidaten zu Gunsten der Sozialdemokratie zurückzieht.
Waldenbuch, 23. Nov. In Steinenbronn ist der 13 jährige Sohn des Schuhmachermeisters Herzog von der Scheuer abgestürzt und hat einen so schweren Schädelbruch erlitten, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Unterjettingen, 23. Nov. Der vor einigen Tagen in der Scheuer herabgestürzte Bauer Nikolaus Sayer ist vergangene Nacht an den dabei erlittenen äußeren und inneren Verletzungen in Tübingen, wohin er in die Klinik verbracht wurde gestorben.
Heilbronn, 23. Nov. Das Schöffengericht hat wegen Milchfälschung den Bauern Wilhelm Trefz in Horkheim zu einer Geldstrafe von 200 Mk. verurteilt. Der Wasserzusatz betrug bis zu, 36 Prozent. Einem Quantum Verkaufsmilch von 10 Liter hat Trefz 3 Liter Wasser zugesetzt. Bei der Urteilsverkündung soll der Verurteilte mit gleichgiltiger Miene gesagt haben: „Es wird bezahlt!"
Neresheim, 23. Nov. Dieser Tage war Medizinaldirektor Dr. v. Rembold aus Stuttgart in Kleinküchen, um festzustellen, ob es sich bei einer dort auftretenden Epidemie um Pocken handelt. Schon im August war ein Fall vorgekommen. Zur Zeit sind mehr als 20 Personen erkrankt, und nicht nur nach Großküchen, sondern auch nach Neresheim droht die Epidemie überzugreifen. Alle Maßregeln zur Verhinderung der Weiterverbreitung sind getroffen.
Aus Welt und Zeit.
München, 24. Nov. Der Reichstagsabgeordnete Domdekan Schädler, der seit längerer Zeit leidend ist, will noch vor dem Zusammentritt des Reichstages sein Mandat niederlegen.
Braunschweig, 23. Nov. Die „Braunschweigische Landesztg." meldet aus Halberstadt: Bei der Rückkehr vom Flugplatz ereignete sich ein schwerer Un- glücksfall. Drei Arbeiter wollten auf der Westerhäuserstraße den Fahrdamm der Straßenbahn überschreiten. Kurz zuvor kam ein in voller Fahrt befindlicher überfüllter Straßenbahnwagen daher. Alle drei fielen hin und wurden von dem Wagen erfaßt. Einer wurde vollständig zerrissen und verstümmelt und starb, die anderen sind schwer verletzt. Auf dem Transport nach dem Krankenhause starb noch einer.
Hamburg, 24. Nov. Der Dampfer „Edea" der Hamburg-Amerika-Linie hat am 23. Nov. um 5,20 Uhr morgens die aus dem Kapitän und 13 Mann bestehende gesamte Besatzung des englischen Dampfers „Rochefort" übernommen. Der Dampfer „Ro- chefort" befand sich in sinkendem Zustand, herbeigeführt durch eine Kollission mit einem holländischen Fischerfahrzeug, die um 5 Uhr morgens erfolgte. Der Dampfer „Rochefort" ist um 8 Uhr gesunken. Die Besatzung ist heute nachmittag um 5 Uhr hier gelandet und von der englischen Mission untergebracht worden. Der untergegangene Dampfer war von Hamburg mit einer Ladung Korn nach Rouen bestimmt_, _
Landwirtschaft und Märkte.
Stuttgart, 23. Nov. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 85 (47 Ausland), Kälber 95> Schweine 275 Stück. Bullen 1. Qualität 89 bis 91 -4t, Bullen 2. Qualität 85 bis 89 -4t, Stiere 1. Qualität 97 bis 100 -4t, Jungrinder 2. Qualität 94 bis 96 -4k, Kälber 1. Qualität 104 bis 109 -4t, Kälber 2. Qualität 98 bis 102 -4t, Kälber 3. Qualität 90 bis 96 -4t, Schweine 1. Qualität 91 bis 92 -4t, Schweine 2. Qualität 90 bis 91 -4t. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.___
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchiruckerei. Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.
Reklameteil.
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Amtliche und Privalanzeigen. Siaaigeinelmle Lalw.
Bekanntmachung,
-etr. die Landtagswahl.
Bei der am 16. November 1912 stattgehabten Landtagswahl haben Stimmen erhalten:
Staudenmeyer, Emil, Verwaltungsaktuar in Calw 2186.
Fahrion, G., Eutspächter und Landwirt, Hof Dicke 1325.
Reichel, Georg, Eewerkschaftssekretär 1110.
3 Stimmen waren zersplittert und 23 Stimmen ungültig.
Da hienach keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der gültig abgegebenen Stimmen erhalten hat, so ist nach Art. 11 des Berfassungs- gesetzes vom 16. Juli 1906 (§ 144 der Berfassungsurkunde) eine
neue Wahl auf Freitag, den 29. November 1912,
von vormittags 10 Ahr bis abends 7 Ahr anberaumt worden.
Diese zweite Wahl erfolgt auf Grund der gleichen Wählerlisten, nach den gleichen Absttmmungsdistrikien und in den gleichen Wahllokalen wie die erste Wahl.
Als Wahllokal für den Abstimmungsdistrikt I (Calw füdl. Hälfte mit Calwer Hof, Tanneneck, Walkmühle, Krappen und Bahnhof) ist der Sitzungssaal im II. Stock des Rathauses bestimmt. Wahlvorsteher ist dort: Stadtschultheiß Lonz; Stellvertreter: Stadtrat Eugen Dreiß.
Als Wahllokal für den Abstimmungsdiftrikt H (Calw nördl. Hälfte mit Gutleuthaus und Windhof) ist die Stadtpflegekanzlei bestimmt.
Wahlvorsteher ist dort: Stadtpfleger Dreher; Stellvertreter: Stadtrat Gustav Schlatterer.
Die Grenze beider Wahlbezirke bildet eine Linie, welche vom Weinsteg durch das Biergäßchen den Kirchberg entlang zum Zwinger führt, so daß im Bischofs das Gebäude Nr. 493 zur füdl., Nr. 494 zur nördl., im Zwinger das Haus Nr. 303 zur füdl., Nr. 302 zur nördl. Hälfte gehört.
Berel» silr HoM-atzie ll»l>Nat«rhMoiide,CM.
Die Gewinne von folgenden Nummern: 3 45 49 102 180 230 246 254 295 317 339 341 355
357 369 377 408 458 481 527
533 546 577 580 584 586 591
620 622 628 659 663 670 672
683 721 781 829 838 865 902
906 924 925 927 958 973 989
998 Können längstens bis 3. Dez. abgeholt werden bei
Ludwig Baral»
Inselgosse.
Ausdrücklich wird darauf hingewieseu, daß in dem zweiten Wahlgang die Wahl nicht auf die im erste« Wahlgang aufgetreteuen Bewerber beschränkt ist, daß aber in dem neuen Wahlgang nunmehr die verhältnismäßige (relative) Stimmenmehrheit und im Falle der Stimmengleichheit das durch die Hand des Vorsitzenden der Oberamtswahlkommission zu ziehende Los entscheidet.
Calw, den 25. November 1912.
Stadtschuttheitzenaml:
C o n z.
Dobennatm- Me
hat sich verlaufen, geht auf den Ruf „Lux". Bor Ankauf wird gewarnt. Äbzugeben gegen Futtergeld an Johannes Haar, Schutzmann in Teinach.