wenig Heizmaterial zu wärmen. Die Blockhäuser (DREM) bestehen aus scharfkantig geschnittenen Schwarzwald-Tannenbalken, sie erhalten äugen feuersichern Anstrich und werden innen feuersicher mit Duro- platten ausgebaut. Der Vorzug des Holzhauses besteht in deh erheblich größeren Billigkeit gegenüber dem Massivbau, in seiner Transportfähigkeit und in der Möglichkeit der schnellen Fertigstellung: durchschnittlich beträgt die Bauzeit 10 bis 12 Wochen. Solch ein Blockhaus ist erst kürzlich in Kretzbronn a. B. erstellt worden; weiter werden folgen in Fürstenwald und in Liebenzell.
Schiffslifte für billige Briefe nach Amerika (10 Pf. für je 20 Gramm): Die Portoermätzigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada. „George Washington" ab Bremen 16. November, „Kaiserin Auguste Victoria" ab Hamburg 23. November, „Kronprinzessin Cecilie" ab Bremen 26 Nov., „BUlow" ab Bremen 30. Nov., „Hamburg" ab Hamburg 3. Dezember, „Friedrich der Große" ab Bremen 7. Dezember, „President Lincoln" ab Hamburg 8. Dezember. Alle diese Schiffe, außer „Hamburg" und „President Lincoln" sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk wie „direkter Weg" oder „über Bremen oder Hamburg" zu versehen.
X Weilderstadt, 15. Nov. Zur bevorstehenden Landtagswahl sprach am Dienstag der sozialdemokratische Kandidat, am Mittwoch der seitherige Abgeordnete des Bezirks, Rechtsanwalt Roth-Leonberg. Heute nachmittag 4 Uhr hielt der von der Fortschrittlichen Volkspartei aufgestellte Parteisekretär Fischer im Gasthaus zur „Post" seine Wahlrede. Außerdem wa^ Fr. Naumann erschienen, was veranlaßte, daß der Besuch dieser Versammlung stark war, nicht nur von hier, sondern auch von auswärts.
Pforzheim, 16. Nov. Spielplan des Victoria- Theaters vom 18. bis 24. November. Montag: 3. Kammerspielabend: Das Kind (einmalige Aufführung), Dienstag: Renaissance. Mittwoch: Nathan der Weise, Donnerstag: Eva, Freitag: Turandot (zum 1. Male), Samstag: So'n Windhund, Sonntag: Autoliebchen, Sonntag: Turandot.
Pforzheim, 15. November. Dem Bad. Beobachter schreibt man, daß hier die Wahrsagerei in einer Weise blühe, die geradezu erstaunlich sei. So hat gegenwärtig eine Frau in der K.- und eine in der L.-Straße einen großen Zulauf. Die Frauen legen denen, die nicht alle werden (fast lauter junge Mädchen) für 50 Pfennig die Karten. Am Freitag und Samstag, wenn der Zahltag ist, ist fast nicht anzukommen. Das Geschäft scheint sehr einträglich zu sein.
Württemberg.
Herrenberg, 15. Nov. Zm hiesigen Krankenhaus ist der Bauer Wohlbold aus Eärtringen gestorben. Er war von seinem Pferd auf die Brust geschlagen worden
Lichtenstein.
82 ) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.
„Sic transit gloria mundi!" sagte der Herzog lächelnd, „Und siehe, Georg, da nahen sie schon mit den Fackeln, deine Gesellen und zwölf Junker, sie wollen dir „heimzünden". Doch zuvor leere noch einen Becher mit uns. Geh, Mundschenk! bring' vom besten."
Marx Stumpf von Schweinsberg und Dietrich von Kraft naheten sich mit Fackeln und boten sich an, Georg nach Hause zu geleiten. An sie schlossen sich zwölf Junker, ebenfalls mit Fackeln an, um dem jungen Mann die Ehre zu erweisen; denn so wollte es die Sitte der guten alten Zeit. Der Mundschenk goß die Becher voll und kredenzte sie seinem Herzog und Georg von Sturmfeder.
Ulerich sah ihn lange und nicht ohne Rührung an; er drückte seine Hand und sagte: „Du hast Probe gehalten. Als ich verlassen und elend unter der Erde lag, hast du dich zu mir bekannt, als jene vierzig meine Burg übergaben, und kein Stückchen Württemberg mehr mein war, bist du mir aus dem Land gefolgt, hast mich oft getröstet und auch auf diesen Tag verwiesen. Bleibe mein Freund, — wer weiß, was die nächsten Tage bringen. Jetzt kann ich wieder Hunderten gebieten, und sie schreien „Hoch!" auf das Wohl meines Hauses, und doch war mir dein Trinkspruch mehr wert, den du in der Höhle ausbrachtest, und den das Echo beantwortete. Ich erwidere es jetzt und gebe es dir zurück: Sei glücklich mit deinem Weibe, möge dein Geschlecht auf ewige Zeiten grünen und blühen; möge es Württemberg nie an Männern fehlen, so mutig im Glück, so treu im Unglück wie du!"
Der Herzog trank, und eine Träne fiel in seinen Becher. Die Gäste stimmten jubelnd in seinen Ruf, die Fackelträger ordneten sich, und seine Gesellen führten
und hatte so schwere Verletzungen erlitten, daß es der ärztlichen Kunst nicht gelang, ihn am Leben zu erhalten.
Flacht, Oberamt Leonberg, 15. Nov. Eine seltene Art Eichentransport vollzog sich am Mittwoch abend hier. Für eine Sägerei in Waldenbuch hatte ein Ren- ninger Langholzfuhrmann aus dem Flachter Eemeinde- wald zwei Eichen zu führen. Im Ochsen in Flacht wurde zur Stärkung von Pferden und Fuhrmann Halt gemacht. Zur Weiterbeförderung der größeren Eiche mußten die vorhandenen vier Pferde verwendet werden, wobei der Fuhrmann einigen jungen Leuten, die ihm beim Vor- würtsschieben der anderen Eiche halfen. 100 Mark versprach, wenn sie diese ihm in seine 10 Kilometer entfernte Heimat Renningen durch Menschenkraft allein verbrächten. Zum großen Schrecken des Fuhrmanns traf zwei Stunden nach dem Versprechen die Eiche, bespannt mit 17 jungen Flachter Burschen, in Renningen ein und der Fuhrmann mußte sich wohl oder übel an seinen schecken, von denen ihm die Flachter 30 Mark nachließen, machen. Daß die Kraft der jungen Leute noch nicht gebrochen war, zeigte sich dadurch, daß sie für weitere 100 Mark die Eiche an ihren Bestimmungsort Waldenbuch befördern wollten, der Fuhrmann aber war diesmal im Versprechen vorsichtiger. Die beförderte Eiche mit samt dem Wagen mag ein Gewicht von 45 bis 50 Zentner haben.
Marbach, 15. Nov. Vor etwa 14 Tagen schoß in einer hies. Wirtschaft der 24 Jahre alte Arbeiter Näth von hier mittelst eines Gewehrs auf einen jungen Mann namens Wurst nach vorausgegangenem Wortwechsel eine Schrotladung. Der letztere wurde so schwer verletzt, daß er heute noch im Krankenhause liegt und noch längere Zeit daselbst verbleiben muß. Gestern und heute befand sich nun, laut „Postillon", in dieser Angelegenheit der Untersuchungsrichter von Heilbronn hier und eine Reihe von Zeugen wurde zur Vernehmung geladen.
Ellwangen, 15. Nov. Am 27. Oktober ist das Wohn- und Oekonomiegebäude des Ortsanwalts Holz in der Heubacher Teilgemeinde Buch vollständig niedergebrannt. Unter dem dringenden Verdacht der Brandstiftung ist jetzt der Feuerwehrhauptmann von Buch verhaftet und hier eingeliefert worden.
Aus Welt und Zeit.
Berlin, 15. Nov. Das Organ der französischen Heeresverwaltung „La France militaire" berichtet in einer seiner letzten Nummern, daß während des unlängst vollendeten Monats Oktober 34 Ausländer auf dem Rekrutierungsbureau in Mezieres angeworben worden sind. Unter diesen 34 Unglücklichen, die, wahrscheinlich in einer durch häusliches Ungemach hervorgerufenen und durch Alkoholspenden gesteigerten Stimmung französisches Handgeld genommen haben, befinden sich ein Holländer, zwei Schweizer, zwei Luxemburger, drei Belgier, drei Oesterreicher — und 23 Deutsche! Diese Zahlen sprechen für sich. Es ist wahrhaftig die höchste Zeit, daß der mit den Grundsätzen des Völkerrechts und der Völkermoral in unvereinbarem Gegensatz stehenden Ergänzung der Fremdenlegion Frankreichs durch Söhne Deutschlands ein Ende bereitet wird.
Georg von Sturmfeder aus dem Schloß der Herzöge von Württemberg.
8 .
Auch aus entwölkter Höhe Kann der zündende Donner schlagen. Darum in deinen glücklichen Tagen Fürchte des Unglücks tückische Nähe.
Schiller.
Der Weg, den die berühmten Novellisten unserer Tage bei ihren Erzählungen aus alter oder neuer Zeit einschlagen, ist ohne Wegsäule zu finden und hat ein unverrückbares, bestimmtes Ziel. Es ist die Reise des Helden zur Hochzeit. Mag sein Weg sich noch so oft krümmen, wagt er es sogar, Abstecher zu machen und in Wirtshäusern und Burgen ungebührlich lange zu verweilen, so eilt er nachher um so rascheren Schrittes seinem Ziele zu, und wenn er endlich nach so vielen Leiden mit gehöriger Würde in die Vrautkammer geschoben ist, pflegt der Autor dem Leser die Tür vor der Nase zuzuwerfen und das Buch zu schließen. Auch wir hätten mit dem herrlichen Reigen im Schlosse zu Stuttgart schließen, oder den Leser mit dem Fackelzug des Bräutigams aus dem Buche hinaus begleiten können, aber die höhere Pflicht der Wahrheit und jenes Interesse, das wir an einigen Personen dieser Historie nehmen, nötigt uns, den geneigten Leser aufzufordern, uns noch einige wenige Schritte zu begleiten und den Wendepunkt eines Schicksals betrachten, das in seinem Anfang unglücklich, in seinem Fortgang günstiger, durch seine eigene Notwendigkeit sich wieder in die Nacht des Elends verhüllen mußte.
Das Motto, womit wir diesen Abschnitt bezeichneten, ist eine Geisterstimme, die warnend durch die Weltgeschichte tönt, die von vielen vernommen, von den meisten überhört, von wenigen befolgt wurde. Zu allen Zeiten ging ein finsterer Geist durch das Haus der Erde, man vernahm oft ein Rauschen, man suchte es durch die Töne
Dortmund, 13. Nov. Das Schwurgericht hat heute nacht wegen Raubmords den 19 Jahre alten Schlosser Friedrich Cchwekendieck zum Tode und den 17 Jahre alten Arbeiter Johannes Bachmann zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Die beiden Angeklagten hatten am 20. August in einem Walde bei Brechten den Schneidergesellen Josef Lefarth mit einem Bindeschlips ermordet und beraubt.
Peking. 14. Nov. Der Minister des Aeußern ist zurückgetreten, wie es heißt, weil er sich weigerte, mit Rußland über die Mongolei in Verhandlungen zu treten, da ein solcher Schritt die Anerkennung der Autonomie der Mongolei bedeuten würde. Einem autoritativen Bericht zufolge, hat Rußland versprochen, für die Unabhängigkeit der Mongolei zu sorgen und die internationale Anerkennung der Mongolei als ernes neuen Staates durchzusetzen. Die Mongolei gewährt Rußland das Recht, die auswärtigen Beziehungen der Mongolei zu überwachen, Eisenbahnen zu bauen, Bergwerke zu erschließen und unbebautes Land urbar zu machen.
Landwirtschaft und Märkte.
Pforzheim, 13. Nov. Der heutige Schweinemarkt war befahren mit 62 Ferkelschweinen. Verkauft wurden 40. Preis per Paar 32—35 Mark.
Von den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften. Dem Geschäftsbericht der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften des Königreichs Württemberg über das Verwaltungsjahr 1911 ist zu entnehmen, daß eine Zunahme eingetreten ist an Unfallanzeigen um 418, der Unfallentschüdigungen um 33 248,21 Mark (im vorhergehenden Jahre betrug die Zunahme gegenüber 1909 80 020,83 Mark), ferner in der Zahl der Rentenempfänger um 635 Personen, in den Rentenfeststellungsund Schiedsgerichtskosten um 7 701,90 Mark und in den allgemeinen Verwaltungskosten um 4722,05 Mark. Eine weitere Berechnung zeigt, daß im Jahre 1911 bei der Land- und Forstwirtschaft treibenden Bevölkerung in Württemberg (mit Ausnahme der Staatsforstbetriebe) durchschnittlich jeden Tag rund 13 (im Vorjahre 12) entschädigungspflichtige Unfälle vorgekommen sind, ferner daß der tägliche Aufwand an Unfallentschädigungen für sämtliche, im Rentengenuß stehende Personen 6492,25 Mark (im Vorjahre 6401,17 Mark) betragen hat.
Letzte Nachrichten und Telegramme.
Tübingen, 16. Nov. (Teleph.) In der Nacht zum Freitag hat sich schon wieder ein Student der Universität erschossen. Er war Mitglied des Bibelkränzchens und soll schon seit einiger Zeit von religiösen Zweifeln bedrückt worden sein.
Nürtingen, 16. Nov. (Teleph.) Die 69 Jahre alte Flaschnermeisterswitwe Schweizer kam so unglücklich zu Fall, daß sie einen Schädelbruch erlitt und, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, eine Viertelstunde darauf starb.
Metzingen, 16. Nov. (Teleph.) Der Weingärtner Ruff ist in seiner Scheuer abgestürzt und mit zertrümmertem Schädel tot aufgefunden worden.
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckeret. Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.
der Freude zu übertäuben. Ulerich von Württemberg hatte jene Stimme in mancher Nacht vernommen, die er sorgenvoll auf seinem Lager durchwachte. Er glaubte das Geräusch vieler Gewappneten und die dröhnenden Tritte eines Heeres zu vernehmen, er glaubte sie näher und näher um ihn sich lagern zu hören, und wenn er sich auch überzeugte, daß es nur die Nachtluft war, die um die Türme seines Schlosses brauste, so blieb doch eine finstere Ahnung in ihm zurück, daß sein Schicksal noch einmal sich wenden könnte. Jene Warnung des alten Ritters von Lichtenstein tönte oft in seiner Seele wider, und vergeblich strengte er sich an, die künstlichen Folgerungen seines Kanzlers sich zu wiederholen, um ein Verfahren bei sich zu entschuldigen, das ihm jetzt zum wenigsten nicht genug überdacht schien. Denn seine alten Feinde rüsteten sich mit Macht. Der Bund hatte ein neues Heer geworben und drang herab ins Land, näher und näher an das Herz von Württemberg. Die Reichsstadt Eßlingen bot für diese Unternehmungen einen nur zu günstigen Stützpunkt. Sie liegt nur wenige Stunden von der Hauptstadt, beinahe mitten im Lande, und war, sobald das Heer des Bundes die Kommunikation mit ihr hergestellt hatte, eine furchtbare Schanze, um Ausfälle nach Württemberg zu begünstigen und zu decken. Das Landvolk nahm an vielen Orten den Bund günstig auf, denn der Herzog hatte es durch die neue Art, wie er sich huldigen ließ, ängstlich gemacht. Der Württember- ger liebt von jeher das Alte und Hergebrachte. Altes Recht, alte Ordnung, sind ihm goldene Worte, wenn er auch oft nicht weiß, was sie bedeuten, und ob das Neue nicht besser ist. Seine Ruhe, die er bei andern Zufällen des Lebens zeigt, verläßt ihn, wenn man von Neuerungen spricht, und ein Eigensinn, der sogar Trotz wird, läßt ihn das Alte mit einer Glut, mit einer natürlichen Begeisterung umfassen, die ihm sonst fremd ist und gänzlich außer seinem Wesen, der ruhigen, biederen Geschäftigkeit liegt. (Fortsetzung folgt.)