ft Schramberg, 5. Juli. (Stiftung. Ter Ehrenbürger der Stadt, Kommerzienrat Erhard Junghans hat eine Sammlung von Altertümern und Kunstgegenständen im Werte von 50 000 bis 60000 Mk. der Stadt als Stiftung überlassen. In der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde mitgeteilt, daß die Sammlung in der alten katholischen Kirche untergebracht und allgemein zu­gänglich gemacht werden soll.

* Urach, 6. Juli. (Stenographentag.) Der Verband württ. Stenographen, System Gabels- berger, hielt hier seinen 25. Verbandstag ad. In der Vertreterversammlung, die am Abend zuvor in der Post stattfand, erstattete der Verbandssekretär Kammerstenograph Haas einen eingehenden Bericht, der ein erfreuliches Wachstum uud die große Ueber- legenheit der Gabelsbergerschen Schule gegenüber anderen Systemen feststellte. An dem heute statt- gesundenen Wettschreiben, in Abteilungen von 80 Pis 400 Silben, beteiligten sich 320 Damen und Herren.

is Böblingen, 6. Juli. (Ueberfahren und ge­schleift.) In Darms heim wollte die Ehefrau des G. Kuom das Vieh vor den Wagen spannen, als eine Kuh scheute und davon rannte. Die Frau kam unter den Wagen, wurde geschleift und erlitt le­bensgefährliche Verletzungen.

ft Stuttgart, 6. Juli. (Unterbrechung des Orientexpreßzugs.' Laut amtlicher Mit­teilung wird der Orientexpreßzug Paris-Konstanti- nopel bis aus weiteres wegen des Balkankrieges zwischen Belgrad und Sofia nicht mehr geführt wer­den. ^

* Stuttgart, 3. Juli. Nach Meldungen aus Adrianopel hat sich dort der Festnngsbaumeister Toma erschossen. Seit zwei Jahren in türkischen Diensten, hat er verschiedene Verteidigungsanla­gen Adrianopels geleitet und war dann in bulga­rische Gefangenschaft geraten. Toma war früher in der württ. Armee als Feldwebel angestellt.

* Stuttgart, 3. Juli. In der Abgeordnetenkam­mer hatte der Zentrumsabgeordnete Gras gegen den Bohnhossvorstand in Plochingen heftige An­griffe gerichtet, wegen angeblicher Zurücksetzung und Beschimpfung von Katholiken sowie Begünstig­ung der gegen das Zentrum gerichteten Agitation. Das Ministerium des Auswärtigen hat auf Verlan­gen nationalliberaler Abgeordneter, eine eingehende Untersuchung vorgenommen, als deren Ergebnis es erklärt,daß die vorgebrachten Beschwerden nicht begründet sind."

* Stuttgart, 3. Juli. Die G r o ß e Kunstaus­stellung Stuttgart 1913 erfreut sich fortgesetzt eines überaus zahlreichen Besuchs aus allen Kreisen der Bevölkerung. Die Zahl der Ausstellungsbesucher hat die 50 000 überschritten. Die nichtilbu- strierte Ausgabe des Katalogs ist in erster Auflage vergriffen. Die zweite Auflage wird demnächst erscheinen.

* Stuttgart, 5. Juli. Ein mit zwei großen Fässern spanischen Weins beladener Eisenbahn­wagen kam gestern früh auf dem Nordbahnhof aus bisher noch nicht erklärter Weise ins Rollen und lies auf einen stehenden Güterzug auf. Durch den Zusammenstoß wurden die Fässer eingedrückt, und ihr ganzer Inhalt, etwa 6000Liter Wein, floß aus und sickerte in den Boden ein.

ft Stuttgart. 5. Juli. Der Finanz aus- schuß nahm heute Stellung zu den abweiche n-

Nichts Verwelschtes, nichts Gefälschtes,

Deutsch und grad in Wort und Tat!

O. Kernstock.

Vatrizirrblut.

Roman von Reinhold Ortmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten''.

10. Kapitel.

Eine bunte Reihe prächtiger und malerischer Bilder war es, die drunten im Saale an den entzückten Augen der Zuschauer oorüberzog. Die Künstlerschaft von Isar- Athen hatte ihrem alten Rufe, sich meisterlich auf das Arrangement solcher Feste zu verstehen, wieder alle Ehre gemacht, und ein bewunderungswürdiges Geschick offenbarte sich namentlich in der Art, wie man die Handlung der kleinen Pantomime aus dem feierlichen Pomp ruhig ernster Aufzüge und gravitätischer Gesten heraus allgemach bis zu bacchischer Ausgelassenheit zu entwickeln und'zu steigern gewußt halte. Eine Fülle schöner Frauen und Mädchen, von denen jede einzelne ihr Kostüm mit der natürlichsten Anmut zu tragen wußte, ,chmückte das Spiel mit allem poetischen Zauber, den weiblicher Liebreiz zu üben vermag. Die von diesen berückenden jugendlichen Gestalten ausge- sührten Reigentänze mußten in dem hier geschaffenen Rahmen auf jeden schönheitsfreudigen Zuschauer wirken wie seuriger Wein, und es war kein Zweifel, daß der dionysische Rausch, der nicht schon während dieser Probe der Mitwirkenden mehr und mehr bemächtigte, morgen eine unwiderstehlich ansteckende Wirkung auf die Scharen der Festgäste üben würde.

Den strahlenden Mittelpunkt des Spiels bildete natür­lich von Anfang bis zu Ende die ägyptische Königin, auf deren reizumwobenen Namen es getauft war. Vom begeisterten Jubel der m malerischen Gruppen vereinuuen

den Beschlüssen der 1. Kammer zum Etat. Von den gefaßten Beschlüssen sind folgende her- vorznheben: In der Kreisregierungsfrage wurde der Antrag auf Beharrung mit 7 gegen 7 Stim­men abgelehnt. Die Beschlüsse der Zweiten Kam­mer betreffend Landjäger, Dienstkleidung für Straßenwärter und Submissionen wurden mit 8 gegen 5 Stimmen bezw. 8 gegen 3 Stimmen aufrecht­erhalten. Beim Kultdepartement beschloß die Kom­mission mit 10 gegen 5 Stimmen Beharrung auf dem Beschluß betr. Nichtbeanstandung von Ueber- schreitungen der Exigenz für neue Pastorations­einrichtungen. Dem Beschluß der Ersten Kammer, die Regierung wolle am Direkte» rialssystem bei der Landwirtschaftlich^» Hochschule in Hohenheim sest- halten, wurde zugestimmt, nachdem ein Antrag, hier von einer Beschlußfassung abzusehen, mit 8 gegen 7 Stimmen abgelehnt worden war. Beim Verkehrsetat wurde mit 8 gegen 6 Stimmen der Antrag aus Beitritt zum Beschluß der Ersten Kam­mer abgelehnt. Dieser Beschluß der Ersten Kam­mer ging dahin, daß die Einrichtung einer Betriebs- und Finanzgemeinschast aller deutschen Staatseisen­bahnen von der Regierung als erstrebenswertes Ziel im Auge behalten und zu gegebener Zeit nach Tunlichkeit gefördert werden soll. Tie Kom­mission beharrte auf dem Beschluß der Zweiten Kammer betr. den Ausbau des Staatsbahnwagen­verbands zu einer Betriebsmittelgemeinschaft.

ft Stuttgart, 5. Juli. (Passende Huldig­ung.) Einen großen Fesselballon mit der Auf­schriftHoch Zeppelin 75!" haben die Besitzer des Kaiserbaues, Gebrüder Henninger, heute mor­gen aussteigen lassen. Der Ballon wird den ganzen Tag über dem Kaiserbau schweben und heute abend mit farbigen Lampions festlich beleuchtet werden.

ft Stuttgart, 5. Juli. (Rumänische Mo­bilmachung.) Das rumänische Generalkonsulat in Stuttgart teilt mit, daß infolge der Anord­nung der Mobilmachung sämtliche militärpflichtige Rumänen, Reservisten sowohl als Rekruten, sich unverzüglich bei ihren Korps zu stellen haben.

ft Stuttgart, 6. Juli. (Groß jener bei S ch a a r s ch mi d t.) In dem bekannten Kaufhaus von Schaarschmidt am Marktplatz entstand heute vormittag einhalb 12 Uhr im Lagerraum des Un­tergeschosses aus bis jetzt nicht aufgeklärte Ursache ein ebenso großer wie gefährlicher Brand. Die Feuerwache 1. war sofort unter der Leitung des Branddirektors Jacoby mit der elektrischen und einer Dampfspritze zur Stelle. Schwere Wassermassen wurden in die Souterrainräume geworfen, aus de­nen gewaltige Rauchschwaden emporstiegen, was die Löscharbeit ungemein erschwerte. Es mußten, da anders nichts anszurichten war, zu den mitgebrach­ten noch weitere Rauchtauchapparate herbeigehoft werden. Auch noch eine Tampsspritze wurde requi­riert, weil es galt, den ganzen Raum förmlich zu überfluten. Die Gefahr, daß das Feuer auf das ganze, riesige Gebäude sich ausdehnen könnte, war nach einigen Stunden härtester und lebensgefähr­licher Arbeit beseitigt. Ueber dem völligen Löschen verging der ganze Nachmittag. Der Schaden ist be­deutend, da noch mehr durch das Wasser als durch das Feuer beschädigt oder verdorben wurde. Die Zuschausrmassen nahmen einen beängstigten Um­fang an, da Tausende ohne Kenntnis von dem Brande nur zur Besichtigung, des Marktplatzschmuk- kes herbeiströmten. ' ! ^

Menge begrüßt, hatte sie auf einer von sechzehn Sklaven getragenen prächtigen Sänfte ihren Einzug gehalten, UNd als sie dann die Stufen des hochragenden Thrones Hinauf­tieg, war das Gemurmel der Bewunderung, das bis zu den Plätzen der Zuschauer hinüber den Saal durchlief, unzweifelhaft viel mehr der Ausdruck eines allgemeinen Inipsinüens als vorbereitete Schauspielerei.

Denn diese Kleopatra war von einer Schönheit, der sich nichts anderes in diesem ganz von Schönheit erfüllten Raume vergleichen ließ. Ihr Kostüm war vielleicht noch um Einiges freier und kühner, als es der Phantasie Hubert Almröders vorgeschwebt hatte, da er es für seine Frau entwarf. Aber die zugleich königliche und echt weibliche Würde, mit der die Gräfin Wassilewska die sinnbetörenoe Pracht ihrer Gestal-r den Blicken preisgab, nahm diese Kühnheit alles Bedenkliche und Gewagte. Das war nicht eine in Maskenflitter gekleidete, moderne Frau, sondern es war wirklich und leibhaftig die verführerische,'männer­berückende und doch mit aller unnahbaren Hoheit ihrer er­lauchten Geburt umgürtete Fürstin aus dem alten Pharaonenlande eine fast übermenschliche Erscheinung, die mit jedem Blick, jedem Lächeln, jeder leichten Be­wegung des wundervollen Hauptes ahnungsvolle Schauer durch die Herzen der verzückt zu ihr aufblickenden Männer jagen mußte.

Sie spielte die ihr zugewiesene Rolle nicht, sondern sie durchlebte sie. Und wenn in dem Gebaren ihres Partners anfänglich noch etwas von den unbeholfen komödiantischen Allüren des verkleideten Alltagsmenschen gewesen war, so hob ihre großartige Natürlichkeit ihn bald genug ebenfalls aus der Sphäre des bloßen Mummen­schanzes heraus zu freier und ungekünstelter Entfaltung echter Leidenschaften.

Hubert Almröder konnte wohl mit demselben Recht der schönste Mann im Saale genannt werden, wie die Gräfin ohne allen Zweifel die schönste der hier versammelten Frauen war. Wohl noch nie hatte ein herrlicheres Paar im Brennpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gestanden.

0 Eßlingen, 5. Juli. (Was ist Eßlingen?) Wir lesen in der Eßlinger Zeitung: Ter Stutt­garter Abgeordnete Tr. Lindemann frug in der Sitzung des württembergischen LandtagsWas ist Eßlingen?" Ta er es nicht weiß, muß man es ihm sagen. Eßlingen war schon vor 600 Jah­ren eine berühmte mächtige Reichsstadt, die da­mals die württembergische Hauptstadt erorberke und jahrelang im Besitz hielt. Durch Napoleons Gna­den wurde sie vor 100 Jahren an Württeinberg verschenkt. Heute ist es eine der betriebsamsten Industriezentren Württembergs mit 35 000 Einwoh­nern und ist in der Lage, für die Aufnahme einer technischen Schule mehr zu bieten als die Haupt- und Residenzstadt Stuttgart. Auch ist Eßlingen ge­wohnt, früh aufzustehen. »Ä

ft Markgröningen, 5. Juli. (Tragischer Tod.) Der Besitzer der SpitalmÄhle, Hermann Frick, fuhr mit einem Vernerwägele, als er das Gleichgewicht verlor und über den Wagen hinunter­stürzte. Das Pferd scheute und Frick wurde an Hals und Kopf überfahren. Er war gleich tot.

ft Vaihingen a. E., (Selbstmord auf den Schienen.) Gestern abend wurde zwischen der Haltestelle Sersheim und dem Hauptbahnhof von Vaihingen auf dem Gleis ein gänzlich zerrissener männlicher Leichnam gefunden. Der Mann hatte sich unter den um einhalb 8 Uhr fälligen SchneK- zug geworfen, der ihn gräßlich zerstückelte. Sein Name ist nicht bekannt.

ss Heilbronn, 3. Juli. (Kasernenbauten.) Tie vom Militärbauamt 2 in Ludwigsburg ausge- sührten Kasernenbauten für die Maschinengewehr­kompagnie hier sind im Rohbau soweit vorange­schritten, daß die Jnnenarbeiten im Voranschlag von 25 000 Mk. und die Chaussierungs- und Um­wehrungsarbeiten mit rund 30 000 Mk. zur Ver­gebung ausgeschrieben werden konnten. Die Neu­bauten passen gut in ihre Umgebung, der moderne Stil derselben hebt sich kräftig ab von der kastell­artigen Kaserne mit ihren Türmen und Zinnen.

ft Buchau, 6. Juli. (Ein trauriges Ende.) Der 60 Jahre alte frühere langjährige Angestellte der Süddeutschen Trikotweberei und Wirtschastssüh- rer zurKrone" hier, Wilhelm Michelis und seine Frau haben sich in Berlin aus Nahrungssorgen mit Leuchtgas vergiftet. > . , ,

ft Friedrichshasen, 5. Juli. (Flugsport in Kon st a n z.) Um den Großen Preis vom Bo­densee startete heute vormittag zum Endkampse Pilotingenieur G s e l l mit seinem Doppeldecker des Flugzeugbaus Friedrichshasen. Er flog dabei zum zweimaligen Flug um den Bodensee 108 Minuten 27 Sekunden, während Hirth am 3. Juli zur gleichen Flugstrecke 106 Minuten und 16 Sekunden benör-gt hatte. Die Differenz zwischen den beiden Kon urrenten Helmut Hirth und Gsell beträgt heute 2 Minuten 11 Sekunden, während sie am 3. Juli nur 35 Sekunden betrug. Somit erhält Hirth den 1. Preis in Höhe von 25 000 Mk., Gsell den 2. in Höhe von 10 000 Mk. und den 3. Preis von 5000 Mk. erhält der Aviatiker Theken mit seinem Albatros-Doppeldecker. ' s '

ft Pforzheim, 5, Juli. (Automobil u ngl ü ck.) In der letzten Nacht stieß ein Automobil mit drei ! Personen beim Kurhaus Dickstem ütt eine Telegra­phenstange. Der Gastwirt Bertet erlitt einen schwe- i ren Schädelbruch und ist tödlich verletzt.

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und wohl noch nie hatten zwei Menschen, die beständig aller Blicke auf sich gerichtet wußten, mit so souveräner Unbefanaenbeit und so selbstvergessenem Ansuchen in den Taumel des Augenblicks dre ihnen zugesauene -ausgaoe gelöst. Wenn das ein Spiel war, so war es das künst­lerisch vollendetste, das man je gesehen so war es ein Spiel, aus dem lodernde Flammen aufzüngelten, um sich bluterhitzend auf all die jungen, lebensdurstigen Menschen­paare fortzupflanzen, die sie mit hochklopfenden Herzen und stürmisch wogenden Busen umschwärmten.

Helga sah alles, was da unten vor sich ging, aber sie sah es schon nach Verlauf der ersten Minuten nur doch wie durch einen Schleier, der dichter und immer dichter zu werden schien. Davon, daß sie ein Gegenstand stets gesteigerter Aufmerksamkeit für ihre Umgebung wurde, bemerkte sie nichts. Die boshaften Seitenblicke ihrer Nach­barschaft entgingen ihr ebenso vollständig wie die mit­leidigen, und sie ahnte nicht, daß das zischelnde Ge­flüster um sie her sich mit iMr Person beschäftigen könnte.

Da gegen das Ende der Aufführung hin er­schienen zwei sehr elegant gekleidete, jüngere Damen auf der Galerie, die vom Saale heraufgekommen waren, weil sie glaubten, das erwartete Schlußtableau von hier oben besser überschauen zu können. Daß sie niemanden grüßten und von niemandem gegrüßt wurden, war ein Beweis, daß sie schwei sich den Kreisen der Münchener Künstler- jchaft zugehörten. Und auch die Art, wie sie sich sehr laut in französischer Sprache unterhielten, kennzeichnete sie als Ausländerinnen.

Sie waren offenbar in hohem Maße angeregt durch das, was sie bis Hetzt gesehen hatten, und in dem Be­wußtsein, von niemandem in ihrer Umgebung gekannt zu sein, legten sie sich in ihrer lebhaften Konversation viel weniger Zwang auf, als es wohl unter anderen Ver­hältnissen der Fall gewesen wäre. Unmittelbar hinter Helga ließen sie sich auf zwei leer gebliebenen Stühlen nieder, and die junge Frau war damit gezwungen, jedes Wort ibrer Unterbaltuna anzubüren.

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