gestern seinen Häschern wieder ins Garn gegangen. Er war ihnen übrigens gar nicht so ferne, denn er hatte das Gefängnisgebäude gar nicht verlassen, sondern sich aus dem Dachboden versteckt gehalten, um da auf eine Gelegenheit zu lauern, unbemerkt vom Auge des Gesetzes die ungastlichen Hallen des Gefängnisses zu verlassen. Als Weg erschien ihm eine Tour über das Dach als das Geeignetste. Aber er rechnete nicht mit den scharfen Augen der Ulmer Bürger (nicht der Gefängnisverwaltung). Die Bürger fanden sofort heraus^ daß auf dem Dache desKriminals" nicht alles in Ordnung fei und verständigten den Gefängnisinspektor. Nach kurzer Jagd übers Dach war Zillinger wieder in der Gewalt der Justiz.

Biberach, 25. April. Ein heiteres Nachspiel zu der Brandstiftung in Rißegg wurde gestern hier aufgeführt. Ein gut gekleideter Herr erschien bei der verängstigten Frau des der Brandstiftung ver­dächtigen reichen Bauern und gab vor, er sei vom Königlichen Amtsgericht Biberach abgesandt: man wolle das Strafverfahren gegen ihren Mann sofort einstellen, wenn augenblicklich 30000 Mk. bezahlt würden: er sei mit der Entgegennahme des Gel­des beauftragt. Freudestrahlend ging die Besuchte auf dieses edle Anerbieten ein und eilte mit dem Kontobüchlein zur Bank, wo ihr zum Glück die nötige Aufklärung zuteil wurde. Der feine Herr wartete inzwischen in einem Hotel auf das Geld. Statt des goldenen Lohnes wurden ihm aber derbe Männerfäuste zuteil, die ihn hinter schwedische Gardinen steckten. Er gab an, der stellungslose, Metzger Eberhard Zweifel aus Rottenburg am Neckar zu sein. Hätte er nur 2000 Mk. verlangt, so wäre ihm der Streich sicher geglückt, da dieser Betrag sich im Haufe befand.

st Friedrichshafen, 25. April. Ein Mitglied der Württ. Fischereigenossenschaft hat gestern einen Hecht mit dem stattlichen Gewicht von 34 Pfund gefangen.

Aus dem GerichLssaal.

st Leonberg, 25. April. (Milch panischeren) .Gestern fand vor dem Schöffengericht ein größerer Milchfälschungsprozeß statt. Angeklagt waren 11 Frauen von Heimsheim und Hausen. Bis auf eine wurden alle verurteilt: eine der Angeklagten, bei der 40 bis 50 Prozent Wasser nachgewiesen wur­den und bei der überdies noch Rückfall vorlag, wurde zu drei Wochen Gefängnis öer- urtei lt, die andern erhielten Geldstrafen von 30 bis 80 Mark.

Deutsches Reich.

* Bad Homburg v. d H., 24. April. Die Kai- fermanöver im Jahre 1914 finden im Taujnus statt. <

st Metz, 25. April. Der Kaister besichtigte Heute nachmittag die Befestigungen. Er hat eine große Anzahl von Ordensauszeichnungen an Of­fiziere verliehen.

sf Köln, 25. April. In der heutigen Stadt­verordnetensitzung wurde der Beschluß gefaßt, aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaisers auf der rechten Rheinfeite einen Park zu schaffen, für den der Name Kaiser Wilhelmpark in Aussicht genom­men ist, ferner in den angebauten Teilen der Alt­stadt Jugendspielplätze anzulegen. Für beide Zwecke wurde ein Betrag von 1 Million Mark zur Verfüg­ung gestellt. Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt.

st Hamburg, 25. April. Heute morgen 9 Uhr wurde mit der Hebung de!s Hecks des Tor­pedoboots S. 178 begonnen. Die Hebung war gegen 3 Uhr nachmittags beendet. Das Heck des Bootes ist einen halben Meter über Wasser gehoben worden von dem KranOberelbe" des Nordischen Bergungsvereins. Das Heck wird mit dem Kran durch die SchlepperAlbatros" undReiher" nach Wilhelmshaven geschleppt werden, wo der Schlep­perzug erst morgen nachmittag ankommen dürfte, da das Schleppen nur sehr langsam vor sich gehen kann. Bei der Hebung wurden 4 Stahltrossen und 2 Stahlnetze verwandt. Der Vorderteil des Tor­pedobootes wird erst später gehoben werden. Der genaue Zeitpunkt dafür läßt sich wegen des un­günstigen Wetters nicht Voraussagen. '

Ausland.

st Wien, 25. April. Der Kaiser hat heute mit­tag dem Herzog und der Herzogin von Cumberland und der Prinzessin Olga in> ihrem Palais einen Besuch abgestattet, der länger als eine Stunde! dauerte.

* Madrid, 25. April. Der König Unterzeichnete heute das Dekret bezüglich der G e w i s fe ns f rei­hert in der Vo>lksschu!le.

!! Paris, 25. April. Der Heeresausschuß der Kammer hat mit 16 gegen 7 Stimmen den Grund­satz der Unveränderlichkeit der Effektivbestände an­genommen.

st Paris, 25. April. Es wird gemeldet, daß 16 000 Tripolitaner ihre Heimat verlassen haben und gegenwärtig in der Nähe von Dfchehibad auf tunesischem Boden lagern. Obgleich italienische Sendlinge den Auswanderern vollständige Amnestie versprachen, weigerten sie sich, nach Tripolitanien zurückzukehren. Auch die tunesische Regierung be­müht sich, die Tripolitaner zur Heimkehr zu be­stimmen.

* Newyork, 25. April. Nach derEvening Sun" kam es zwischen Huerta und Diaz zu offenem Bruch, weil ersterer die Präsidentenwahl verschiebt, bis das Land pazisiert ist.

Der Balkankrieg.

* Konstantinopel, 24. April. Die Pforte hat der türkischen Flotte den Befehl erteilt, die Trans­portschiffe, welche serbische Truppen aus Albanien nach Salonik befördern, nicht anzugreifen.

* Konstantinopel, 24.. April. Das Kriegsmini­sterium hat von dem.Kommandanten der Festung Skutari Essad Pascha aus dem Wege über Cetinje ein Telegramm erhalten,, wonach der Kommandant infolge der Erschöpfung der Lebensmittelvorräte ge­nötigt gewesen sei, die Befestigungen zu räumen und die Festung unter gewissen Bedingungen dem Kommandanten der montenegrinischen Armee aus­zuliefern. Die Linientruppen u. die Reservisten hät­ten die Feld-, Gebirgs- und Schnellfeuergefchütze mit sämtlichen Munitionsvvrräten mit sich genom­men und würden über San Giovanni di Medua und Tirana abmarschieren.

Die albanische Frage.

* Wien, 25. April. DerSüdslawischen Kor­respondenz" wird aus Cetinje gemeldet: Nach den bisherigen Dispositionen wird König Nikita Sams­tag in Skutari seinen feierlichen Einzug halten, wenn die Licherheitsverhältnisse der Stadt es dann zulassen. Der König wird vom Erbprinzen Danilo, den Prinzen Mirko und Peter sowie den Generälen in Skutari begrüßt werden. Der König erläßt eine Proklamation an die Bevölkerung Skutaris, die am Tage des Einzuges bekanntgegeben wird. König Nikita und die königliche Familie werden in Sku­tari ihren Wohnsitz nehmen.

Von montenegrinischer Seite wird mitgeteilt, daß die in Skutari einmarschierten montenegrinischen Truppen die Stadt und die Bewohner in einem Zustand der größten Erschöpfung vorfanden. Wäh­rend sich beim Einzug der Montenegriner viele Leute versteckt hielten und in ihren Häusern ver- barikadierten, erschienen kurz nachher halbverhun­gerte Menschen und baten die Soldaten um Nahr­ungsmittel. General Wukowitfch ließ sofort das österreich-ungarische und das italienische Konsulat sowie die Kathedrale und die öffentlichen Gebäude militärisch besetzen, >um alle Zwischenfälle zu ver­meiden. Eine Deputation von Einwohnern der Stadt erschien beim Kommandanten, der die De­putation beruhigte und erklärte, es sei jedermanns Leben und Eigentum geschützt. Der Mangel an »allen sanitären Verpflegungsmitteln hatte unglaub­liche Verhältnisse geschaffen. Man fand unbestat- tete Leichen in halbverwestem Zustande in einem als Saal eingerichteten Hause, das als in der Zone des Bombardements liegend, von allen Lebenden flucht­artig verladen war. Die Bewohner der Stadt hat­ten seit Wochen buchstäblich gehungert, viele starben an Entkräftung. Die Verzweiflung der Bewoh­ner Skutaris hat in den letzten Tagen ihren Höhe­punkt erreicht. Essad Pascha durfte sich kaum mehr öffentlich zeigen, da ihn eine drohende Menge ver­folgte, die sein Haus umlagert hielt und Brot oder die Kapitulation verlangte. Die moutenegri- hnschen Truppen zogen in die Stadt ein, die das Bild schrecklichster Leiden bot.

* London, 25. April. Wie das Reuterfche Bu­reau erfährt, wurde nach dem Empfang der öster­reichisch-ungarischen Zirkularnote an die Mächte fest­gesetzt, heute nachmittag unter dem Vorsitz des Premierministers eine Sitzung der Botschafterver­einigung abzuhalten, um über die Lage zu beraten. In diplomatischen Kreisen herrschte gestern kein Pes­simismus. Im allgemeinen kam die Ansicht zum Ausdruck, daß mit gutem Willen und Geduld sich alles werde befriedigend ordnen lassen. Im Laufe des gestrigen nachmittags wurde in amtlichen Krei­sten bekannt, daß gewisse Sondierungen im Gange seien und daß ein inoffizieller Meinungsaustausch stattgefunden habe, dessen Ergebnis sei, daß guter Grund zu der Annahme vorhanden ist, daß Mon­tenegro der Entscheidung der Mächte hinsichtlich Skutari beipflichten werde.

* London, 25. April. Die albanische Frage wird in den Blättern, die mit der englischen Di­plomatie gewöhnlich Fühlung haben, nicht als un­lösbar angesehen. Als nächste Ausgabe scheint maw es zu betrachten, daß Oesterreich von übereilten Schritten zurückgehalten wird. Die österreichische Note, welche das Einschreiten gegen Montenegro verlangt, dürfte heute in der Versammlung der Botschafter erörtert werden.

Die Fricdeusvermiltlu'-g.

>s Köln, 25. April. Wie dieKölnische Zeit­ung" aus Berlin meldet, hat die Botschafterver­einigung den Balkanregierungen vorgefchlagen, sie mögen die Namen der Friedensunterhändler und den Ort angeben, an dem die Friedensverhand­lungen stattfinden sollen.

Allerlei Tagesereignisse.

Fliegerschicksal. Ein am Donnerstag in Johan­nistal verunglückter Flieger Abramovies ist gestern abend feinen Verletzungen erlegen.

Ein verschollener Ballon, lieber den Verbleib des am Sonntag vormittag in Kassel aufgestiegenen und seitdem verschwundenen BallonIlse" und fei­nes Führers, Kaufmann Franz Weyland, ist noch immer nichts bekannt. Die von dem Kurhessischen Verein für Luftschifffahrt aus die Auffindung des Ballons und seines Führers ausgesetzte Belohn­ung ist von der Familie des Vermißten nunmehr auf 1000 Mk. erhöht worden. '

Perpeduum mobile. Ein in der TribergerJah- resuhrenfabrik beschäftigter Uhrmacher namens I. Heimburger will ein Uh r'e n lasuflv erk erfunden haben, datz ohne Antsrilgb immer laufen soll. Die Erfindung ist beim Patentamt angemeldet^

Ern neuer Helmzier für die Generale und Ge- neraladjutiMLen Bayerns' genehmigte soeben Prinz­regent Ludwig. Sie besteht in einem von heraldi­schen Löwen getragenen Wappen, das in vier Felder mit darüber ragenden Rautenwappen geteilt und in farbiger Emaille ausgesührt ist. Die Helme der Generale tragen silberne, di eder Generaladjutan­ten goldenen Beschlag.

Handel und Verkehr.

* Calw, 25. April. Beim zweiten Stammholzver­kauf standen aus verschiedenen Waldteilen !027 Fm. mit einem Taxpreis von 19 870 Alk. zum Verkauf. Eingegangen waren 7 Angebote und 21 963 Mk. wurden erlöst - t 10,06°!» der staatlichen Forsttaxe. Unter dein verkauften Stammholz befinden sich mehrere Lose schwächeres Holz und Scheidholz, so daß sich die Erlöse zwischen 85 und 122 Prozent bewegen.

Konkurse.

Firma Regina Weiß, Herren- und Knabenbekleidungshaus in Gmünd, Inhaberin Regina Weiß geb. Grünwald, Kauf­manns Ehefrau daselbst. Albert Egle, Maschinenhändler und Landwirt in Hochberg. Saulgau.

- ^arUicher Redakteur: Ludwig Laut.

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Verkaulsstelion:

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