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1877.

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Nr. 96

Ausgabe in Altenstcig-Stadt.

Samstag, den 26. April.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1913.

Unsere Zeitung

^Aus den Tannen"

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Württembergischer Landtag.

(Sitzung vom 25. April.)

Die allgemeine Aussprache zum Justizetat in der Zweiten Kammer fand auch heute noch eine sehr ausgedehnte Fortsetzung. Der Abg. Andre s(Z.) wünschte die Zulassung der Arbeitersekretäre zu den Amtsgerichten, warf dem Juristenstand Un­kenntnis in sozialen Dingen vor und wandte sich dann gegen den Terrorismus der Sozialdemokratie. Der Abg. Bischer (V.) verlangte die Aufhebung des Z 153 der Gewerbeordnung. Dr. v. Kie'ne (Z."! erörterte in längerer Rede eine Reihe juri­stischer Fragen. Die Notare sollten sich der ihnen zugeteilten Referendare besser annehmen. In ihre Beschäftigung bei den Amts- und Landgerichten sollte mehr Wechsel hineinkommen. Die Gerichte soll­ten der Unzuchtindustrie und der Perversitätenlite- ratur mehr entgegentreten. Die Heranziehung von Kunstfachverständigen, deren Gutachten ganz unnö­tig seien, arte mehr und mehr zu einem prozeßalen Unfug aus. Hier müsse das Scham- und Sitt- lichkeitsgefühl des Volkes entscheiden und das müsse jeder Richter haben. Eine Erhöhung der An­waltsgebühren sei im Interesse des Staats und der öffentlichen Rechtspflege gerechtfertigt. Der Abg. Reichel (Soz.) betonte, die Einzelfälle von Ter­rorismus, die auf beiden Seiten vorkämen, 'be­wiesen gar nichts gegen die Arbeiterorganisatio­nen. Solche Fälle von Terrorismus geschähen im­mer gegen den Willen der Gewerkschaftsleiter. Der Abg. Matt ü tat (Soz.) verwahrte sich dagegen, daß er von Klassenjustiz gesprochen habe. Die würt- tembergische Rechtssprechung wolle er nicht herun- tersetzen, aber gleiches Recht für alle müsse ver­langt werden. Den schlimmsten Terrorismus finde man bei den christlichen Gewerkschaften. Justizmi­nister v. Schmidlin lenkte die inzwischen ziem­lich lebhaft gewordene Stimmung des Hauses wie­der in ruhigere Bahnen und betonte, er habe oft seine Not mit dem Anwaltstand, weil er ihm die besten Juristen wegnehme. Ein 'Kampf gegen Schmutz müsse geführt werden, Witzblätter gehörten nun aber einmal zur geistigen Kost eines moder­nen Kulturmenschen, doch werde bei der Satire oft jede vernünftige und anständige Grenze überschrit­ten. In den Fällen von Terrorismus seitens der Sozialdemokratie handle es sich nach seiner auf Grund der gerichtlichen Urteile gewonnen Ueber- zeugung nicht um Entgleisungen, sondern um ein System. Der Abg. Re mb old-Aalen (Z.) geißelte ebenfalls den sozialdemokratischen Terrorismus und hob hervor, wenn der Anwaltstand eine geachtete Stellung einnehmen solle, so müsse man dafür sor­gen, daß der Anwalt in wirtschaftlicher Bezieh­ung gut existieren könne. Der Abg. Haußmann (V.) griff auch noch einmal in die Debatte ein, worauf wegen vorgeschrittener Zeit ein Schlußan­trag gestellt wurde, der jedoch nicht die Zustim­mung des Hauses fand. Die weitere Debatte brachte keine beachtenswerten Momente mehr. Schließlich wurde der Ausschußantrag betreffend zwei wei­tere Zivilkammern in Stuttgart, je eine zweite Zi­vilkammer in Ravensburg, Heilbronn, Tübingen u. Rottweil und die Gewährung der Mittel zur Schaf­fung neuer Richterstellen angenommen, dagegen der sozialdemokratische Antrag auf Sammlung der Lan­desgesetze abgelehnt. Morgen wird die Beratung des Justizetats fortgesetzt. Die heutige Sitzung dauerte bis nach 2 Uhr.

Landesnachrichten.

Wtenrteig, LS. April 1813.

* Allerlei Veranstaltungen. Morgen Sonn­

tag nachmittag wird im Gasthaus z.Linde" hier der Vorsitzende der Evang. Arbeitervereine Würt­tembergs, Stadtpfarrer Lamparter aus Stutt­gart, einen Vortrag überNationale Sorgen und Hoffnungen in der Gegenwart" halten. Abends veranstaltet der hiesige R ad f ah'r v er ein im Grünen Baum" eine Unterhaltung, wobei sich die Meisterschaftskunstfahrer Link und Schlenker pro­duzieren werden. Beide Veranstaltungen werden für die Besucher lohnend sein. In Nagold hält mittags 2 Uhr der Landw. Bezilrks verein in derTraube" eine Hauptversammlung ab. Am Montag abend veranstalten Herr und' Frau v. Brandenfels imGrünen Baum" eine theackr. Soiree. , ; !

* Verunglückt. Beim Storchenneststraßenbau, der anfangs dieser Woche begonnen wurde, verunglückte am Donnerstag abend der verheiratete Taglöhner Martin Enßlen von hier dadurch, daß er mit dem Kops auf einen Stein auffiel und eine schwere Ge­hirnerschütterung davontrug.

§ Nagold, 25. April. Das Leichenbegängnis) das heute unserem Stadtvorstand Stadtschult­heiß Brodbeck zuteil wurde, gab beredtes Zeug­nis von der Hochschätzung, die sich der Verstorbene durch seine unermüdliche, zielbewußte, energische Tä­tigkeit in allen Zweigen der Gemeindeinteressen zu erwerben wußte. Das kam in der ungemein stattlichen Leichenbegleitung, der sich alle, hiesigen Vereine anschlossen, zum Ausdruck; das klang auch durch die Rede des Geistlichen, Dekan Pfleiderer) nicht nur sondern auch durch die Worte des Stadt­schultheißenamtssekretärs Schumacher als Redners für die Stadtgemeinde, des Stadtpflegers Lenz für die städtischen Beamten, des Wachtmeisters Schmid- berger für die städt. Unterbeamten, des Oberamt­manns Kommerell für die Amtskörperschaft und den Bezirksrat, des Seminarrektors Dieterle für den Kirchengemeinderat, des Schultheißen Dengler für die Kollegen und den Bezirksbeamtenverein und des Kommandanten Gabel für die freiwillige Feuer­wehr immer wieder hell und deutlich. Den Grab­gesang aber hatte der Liederkranz übernommen, dessen Mitglied und zeitweiliger Vorstand der Ver­storbene war. >

js Kniebis bei Freudenstadt, 25. April. (Wenn der Auerhahn balzt.) Nun beginnt auf der Höhe wieder die Auerhahnjagd. Gestern nachmittag sind Herzog Albrecht und Herzog Ulrich von Würt­temberg im Kurhaus Lamm eingetroffen.

* Aus dem Murgtale, 24. April.Franzö­sische Spione in unserem friedlichen Murgtale! sagten sich jedenfalls gestern morgen einige Bahn­arbeiter, die zwei Rotröcke der Bahn entlang be­merkten. Sofort benachrichtigten sie auch die nächste Gendarmerie, daß sich zwei französische Soldaten dem Orte O. näherten. Als nun die beiden jeden­falls nichtsahnenden Rotröcke in O. angekommen waren, wurden sie zu ihrem nicht geringen Er­staunen von dem Wächter des Gesetzes in Emp­fang genommen. Aber o weh,^ welche Enttäusch- ung! Es waren Nämlich lautRast. Tgbl." nur zweirote Radler" von Karlsruhe, die einen Umzug nach O. zu leiten hatten.

js Spaichingen, 25. April. (Automobil'un- f;älle.) Heute nachmittag einhalb 2 Uhr ereignete sich in Hofen ein bedauerlicher Unglücks fall. Die 56 Jahre alte Ehefrau des Johann Fetzer, Metz­gers von Denkingen wollte einem Taxameterauto­mobil von Rottweil ausweichen, wobei sie in das­selbe hineinrannte und zu Fall kam. Die Verun­glückte wurde sofort ins Bezirkskrankenhaus ver­bracht, wo sie bald verschied'. Da die ärztliche Untersuchung keinerlei Verletzungen zu Tage för­derte und die Verschiedene schon längere Zeit herz­krank war, nimmt man an, daß sie infolge des Schrecks einem Herzschlag erlegen ist. Gegen 6

Nhr heute abend glitt in der Nähe des ersteh Bahnwärterpostens Unterhofen das Automobil des etwa 35 Jahre alten Eisenhändlers Müller von Tuttlingen mit einem Rad aus und' kam in den Straßengraben, wobei Müller herausgeschleudert wurde und einen Armbruch erlitt. Das Automobil wurde stark beschädigt.

jj Stuttgart, 25. April. Wie die Blätter be­richten, sind in diesem Frühjahr aus der Gegend von Obertürkheim 700 Personen nach Kanada ausgewandert. Nach Angaben von Bekannten sind die Leute ausgewandert, weil ihnen die sich ausdehnende Industrie ihre Grundstücke zu hohen Preisen abkaufte und es ihnen unmöglich wurde, anderen Ersatz zu annehmbaren Preisen zu erhal­ten. Bei verschiedenen der Auswanderungslustigen waren schon Verwandte oder Bekannte nach Kanada porausgegangen.

Stuttgart, 25. April. Bei der heute begon­nenen' Ziehung der Stuttgarter Geld- und Pferdelottekie sielen die Hauptgeldgewinne auf folgende Nummern: 40000 Mk. aus Nr. 13 079, 10000 Mk. auf Nr. 39 277, 2000 Mk. aus Nr. 60055, zwei Gewinne von je 1000 Mk. aus die Nr. 73 940 und 42 916, 6 Gewinne a 500 Mk. auf die Nr. 45 542, 39 227, 112 293, 82 985, 40 317 und 35 041. Die 15 Pferd'egewinne werden morgen früh gezogen. (Ohne Gewähr.)

js Stuttgart, 25. April. (Alte Feldwebel als Hundefänger.) Seitdem das Kgl. Oberhofmarschall­amt in der Beaufsichtigung des Schloßplatzes die Aenderung eintreten ließ, daß dort keine Schloß­gartenportiers mehr Dienst haben, sondern die Auf­sicht den Schloßgardisten übertragen wurde, die heute noch aktive Militärs und alle ohne Unterschied das Portagen zu tragen berechtigt sind', haben diese gedienten Feldwebel oder Vizefeldwebel in der Hauptsache zu verhindern, daß herrenlose Hunde auf dem wohlgepflegten Rasen und den schön bebauten Blumenbeeten ihr Zerstörungswerk verrichten. Die Portiers waren mit einem Meerstock ausgerüstet. Den Gardisten stehen keinerlei Gegenstände zur Ab­wehr zur Verfügung. Für einen altgedienten Feld­webel erscheint es überdies nicht schicklich, Hunde! einzufangen und in ein dafür bestimmtes Asyl zu verbringen, wie ihm der neue Dienst vorschreibt. Es wäre doch angezeigt, wenn hier etwa ein be­sonderer Hundefänger in Zivil angestellt und Ein­richtungen getroffen würden, wie sie in andereü Städten längst bestehen.

js Ludwigsburg, 25. April. (H u n d essp o) Der König hat zu der am 4. Mai hier stattfindenden 'Katalogschau von Hunden aller Rassen sein Er­scheinen in Aussicht gestellt. Unter den bis jetzt eingegangenen vielen Exemplaren ragen besonders die des Herzogs Ulrich von Württemberg und der Frau Prinzessin Max von Schaumburg-Lippe her­vor. Leider sind' trotz der vorhandenen etwa 700 Ehren- und Barpreise verhältnismäßig wenig Hunde; gemeldet, sodaß weitere Meldungen noch bis Diens­tag, den 29. April bei der Geschäftsstelle, K. Häring in Ludwigsburg, Solitudestraße 43, angenommen werden. '

js Neckarrems, OA. Waiblingen;, 25. April. Heute nachmittag fuhr das Kiesfuhrwerk des Friedrich Müller über die Remsbrücke; in dem Augenblick, während der Fuhrmann bremste, kam ein Hochzeits­zug von der Kirche bei der Wirtschaft zum Ochsem um die Ecke. Der 6jährige Sohn des Fischers und Kiesereibesitzers Jakob Räuchle schaute dem Hoch- zeitszug zu und bemerkte das schwerbeladene Fuhr­werk nicht. Er geriet unter die Räder des Kies­wagens und wurde überfahren und sofort getötet« jj Westheim, OA. Hall, 25. April. Gestern früh wurde am Fabritwehr eine weibliche Leiche ge­funden, in der die seit dem 30. März ds. Js!« vermißte Frau Schimanek von Eutendorf erkannt wurde. Die Frau war oft trübsinnig und hat je­denfalls Selbstmord begangen.

js Mm, 25. April. Der Zuchthäusler Zillin - ger, der am Dienstag den Versuch unternahm^ dem Arme der Gerechtigkeit zu entschlüpfen, ist