bindsr in Gaölenberg, Holstein, Max, Feilenhaner in Ludwigsburg, als Stellvertreter: Kittel, Melchiades, Schreiner in Stuttgart, Kling, Hans, Bierbrauer in Heilbronn, Schlenker, Ernst, Eisendreher in Ostheim, Manch, Friedrich, Arbeiter in Feuerbach, Brotz, Georg, Schreiner in Hall, Fuchs, Albert, Schriftsetzer in Nürtingen.
ff Neue Briefmarken. Zum Regierungsjübi-l Num des Kaisers werden neue deutsche Briefmarken mit dem Bild Wilhelm 2. erscheinen. Bayern wird neue Marken in absehbarer Zeit bringen mit dem Bilde des Prinzregenten Ludwig. Dadurch werden die Luitpoldmarken, insbesondere die Jubiläumsmarken, im Werte steigen. Die Balkanstaaten sollen neue Marken zur Erinnerung an die Siege über die Türkei planen. In England wird die verunglückte Marke mit dem Bilde Georgs 5. durch eine bessere, in Dänemark die mit dem Bild Friedrichs 8. durch das Bild Christian 10. ersetzt werden. Rußland bringt bekanntlich in'allen Werten neue Briefmarken mit den Bildern der bedeutendsten Herrscher aus dem Hause Romanow. Aegypten bereitet eine Neuausgabe von Marken mit Bildern landschaftlich schöner Gegenden und interessanter Denkmäler. China hat die neuen RepubW'brief- marken Heuer erscheinen lassen. In Japan kommen die durch die Thronbesteigung des neuen Kaisers notwendig gewordene Briefmarken heraus. Auch die Vereinigten Staaten haben bereits neue Marken ediert mit Landschaften, welche die Weltausstellung in San Francisko und der Eröffnung des Panamakanals im Jcchre 1915 gewidmet sind. Australien will gemeinsame Marken für alle Staaten des Commonwealth herausgeben. Im Sudan werden gemeinsame englisch-ägyptische Briefmarken erscheinen. Ein echtes Briefmarkenjahr, das Jahr 1913 fürwahr.
st Neuenbürg, 27. Febr. An der badisch-würt- ' tembergischen Grenze, auf Eutinger Markung brach gestern ein Waldbrand aus, dem 6—8 Morgen 15jährige Tannen zum Opfer fielen. Der Schaden ist sehr groß. Die Einwohner wurden durch die Feuerglocke allarmiert. Der Brand dürfte durch Knaben, die dürres Holz anzündeten, entstanden sein.
st Tuttlingen, 27. Febr. (Schauflüge.) Der Aviatiker Schlegel traf gestern mit seinem Eindecker, von Singen kommend, um 9.17 Uhr auf dem Fluggelände bei unserem Nachbarstädtchen Möhringen ein und landete nach einem wohlgelungenen Gleitslug. Nachmittags 2 Uhr begannen bei Musik- und Böllersalven die Schauflüge, die wohl über 3000 Personen, meistens aus Tuttlingen, angezogen hatten. Die Flüge, die ca. 2 Stunden dauerten, bewegten sich zwischen Möhringen und Jmmendingen und boten bei herrlichstem Frühlingswetter ein interessantes Bild.
st Tuttlingen, 27. Febr. (Großer Brand.) Gestern abend entstand im Hause des Landwirts Froneck ein Brand. Die Stallung ist ausgebrannt, Äenso wurde der Dachstuhl vollständig durch das Feuer zerstört. Dieses griff auch auf die beiden angebauten Häuser des Georg Traber und dev Witwe Klenk, sowie des Schuhmachers Karl Kreuzberger über. Auch hier wurden die Dachstühle ein Raub der Flammen.
st Stuttgart, 27. Febr. Gestern vormittag brachte ein 19 Jahre alter Flaschner in einer
Flaschnerei in der Klingenstraße die linke Hand aus Unvorsichtigkeit in eine Stanzmaschine, wobei ihm die Hand am Gelenk völlig ab ges chjn itte n wurde. Der Verunglückte wurde ins Karl-Olga- Krankenhaus verbracht.
st Stuttgart, 27. Febr. (Eine Manöverneuerung.) An den heurigen württembergischen Korpsmanövern wird auch die Kavallerie des 14. badischen Armeekorps teilnehmen. Die 26. aus den Dragonerregimentern in Stuttgart und Ludwigsburg bestehende Kavalleriebrigade wird vorher zu einer sechstägigen Uebung im Divisionsverband der Kavallerie des badischen Armeekorps zugeteilt werden.
* Stuttgart, 27. Febr. Im Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer teilte der Minister des Innern mit, daß die n,eue Wege o r dnun g noch im Laufe des Jahres 1913 dem Landtag zur Beratung zugehen werde.
st Bönntgheim, 27. Febr. In dem benachbarten Hohenstein wurde in dem Steinbruch des Adlerwirts Geßmann der von hier gebürtige 36 Jahre alte verheiratete Gottlieü Schnatterer beim Sprengen durch einen vorzeitig losgehenden Schuß von einem schweren Stein auf die Brust getroffen und so schwer verletzt, daß der Tod aus der Stelle ejn- trat.'
st Brackenheim, 27. Febr. (Ein Dickkopf.) Wie eigensinnig manche Leute sind, zeigte wieder ein Fall, der am Hiesigen Schöffengericht seinen Anfang nahm. Wurde da ein Landwirt aus Zaberfeld wegen Widerstands gegen den Gerichtsvollzieher. Siegelabreißung und wegen Ruhestörung zu 75 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Mann hatte! nicht einsehen wollen, daß er in einer Forderung! noch 3 Mk. schuldig sei. Wegen dieser 3 Mark ließ er sich den Gerichtsvollzieher auf den Hals Hetzen, machte diesem solche Szenen und Schwie-, rigkeiten, daß er ging, lud sich den Prozeß vor dem hiesigen Amtsgericht auf und legte auch daun noch Berufung ein. Die Ermäßigung der Geldstrafe aus 40 Mk., die er dort gnädig erhielt, wird ihn aber nicht für die nicht unbedeutenden Kosten entschädigt haben, die ihm aus seinem Starrsinn erwuchsen und die weit über 100 Mk. betrugen^
st Grmdelsheim, 27. Febr. Die ' Anwesenheit der Königin auf Schloß Horneg^g machte die Feier des K. Geburtstagsfestes diesmal für '.die Gemeinde zu einem doppelten Festtag. Die bürgerlichen Kollegien, Beamten, die Kriegervereine von hier und Böttingen begaben sich im Zug in die kath. und dann in die evang. Kirche, wo laut Staatsanzeiger auch die Königin mit der Hofdame Freiin von Falkenstein und dem Ersten Kammerherrn Frhr. Raßler von Gamerschwang zur Festpredigt erschien. Nach dem Gottesdienst ließ sich die Königin den Stadtschultheißen, den Stadtpfarrer und den Oberförster vorstellen und verweilte noch längere Zeit vor der Kirche, wo alles versammelt blieb. Plötzlich kam das Zeppelinluftschisf in Sicht. Es flog über Schloß Guttenberg auf die Stadt zu, umkreuzte diese in langsamer Fahrt dreimal, flog über den Michaelsberg bis Hornberg und wieder zurück und beugte sich dreimal vor Haus Monrepos auf Schloß Hornegg, dem Aufenthalt der Königin, wobei die Insassen mit Fahnen und Tüchern winkten. Dann verschwand das Luftschiff in rascher Fahrt gegen Stuttgart zu.
u Göppingen, 27. Febr. Genosse und früherer Landtagsabgeordneter Kinkel ist von seinem Amt alsGemeinderat durch die Kgl. Kreisregierung suspendiert worden. Die Entscheidung ist eine Folge der jüngsten gerichtlichen Feststellungen. Sie ist aus eigener Initiative im Weg des Disziplinarverfahrens erfolgt, da ein diesbezüglicher Antrag von keiner Seite gestellt war. Die Auffoderung, welche Gemeinderat Schwab im Namen der bürgerlichen Mitglieder des Kollegiums in öffentlicher Sitzung an Kinkel richtete, er möchte aus freien Stücken den Sitzungen fernbldiben, ist von diesem unbeachtet geblieben. Im Gegenteil hat er in den letzten Sitzungen wiederholt zu längeren Ausführungen das Wort ergriffen, ohne daß allerdings eine Erwiderung darauf erfolgte, in Konsequenz der Ankündigung, er werde ignoriert werden, wenn er in den Sitzungen erscheine. Die Entscheidung der Kreisregierung macht nun diesem Zustand ein Ende, sofern sie auf Grund der Gemeindeordnung disziplinär einschreitet und Kinkel seines Amtes enthebt. Diesem steht nun noch die Beschwerde gegen die getroffene Entscheidung an das Ministerium zu. . - .
st Friedrichshasen, 27. Febr. Durch dre Strft- ung eines ansehnlichen Geldbetrages ist die Stadtgemeinde nunmehr in der Lage, der Erbauung einer Damen und Herren dienenden modern eingerichteten B ade anstalt'an Stelle der zur Zeit bestehenden Badehläuser näher zu treten. Mit dem Bau soll im Herbst begonnen werden.
Evang. Landessynode.
st Stuttgart. 27. Febr. In ihrer gestrigen Sitzung hat die Landessynode die Beratung über das neue Spruch- und Liederbuch fortgesetzt und beschlossen, die Zahl der allgemein verbindlichen! Sprüche von 275 auf 250 und die der Lieder von 34 auf 30 im Memorierstoff herabzusletzenl Weitere 75 Sprüche werden als fakultativ bezeichnet und erhalten ein Minuszeichen. Die Synode gab ferner dem Wunsche nach Herausgabe eines besonderen Schulgebetbuches, sowie danach Ausdruck, daß außer dem Gesang- und Choralbuch auch alle übrigen in den evangelischen Schulen eingeführten Religionsbücher im eigenen Verlag des evangelischen Konsistoriums zu erscheinen haben. Das neue Spruch- und Liederbuch soll bereits am 1. Mai eingeführt werden. Der Antrag betr. die. Kirch enb au lotterten wurde angenommen.
st Stuttgart, 27. Febr. In ihrer heutigen Sitzung besprach die Landessynode die bekannte Eingabe des Stadtpfarrers Meyer und Genossen betr die Konfirmation. Der Ausschuß beantragte, die Eingabe der Oberkirchenbehörde nicht zur Berücksichtigung sondern nur zur Kenntnisnahme zu überweisen, weil seit der Erneuerung des Konfirmandenbüchlhins und der Neufassung der drei allgemeinen sogenannten Bekenntnis- und Ver- pflichtungssragen erst vier Jahre vergangen sind, ferner weil ein Parallelsormular für die Konfirmation, wobei an Stelle von Bekenntnis und Versprechen ein Gebet des Geistlichen und ein Gebets- Vers der Kinder zu treten hätte, kein gangbarer Weg zur Lösung der Schwierigkeiten sei. Der Ausschuß beantragt ferner die Annahme folgender Erklärung : Die Synode ist der Ueberzeugung, daß unter normalen Verhältnissen die seit 1908 üezw. 1909 im Gebrauch stehende Fassung den drei ge-
O Lef-frucht. M
In der Tugend ersteht Gott durch das, was er gibt; im Alter durch das, was er nimmt.
Necker-Saussure.
Der tote Vampyr.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
8. Kapitel. ^
In Erwartung des Feindes.
^ Das Fischerdörfchen Westbucht ist wohl einer der schönsten Punkte an der deutschen Nordseeküste. Die schiefergedeckten Fischerhütten liegen malerisch an einem halbmondförmigen bewaldeten Hügelkamm, der die schroffen Klippen unterbricht und sich sanft nach dem felsigen Ufer hinabzieht. Es sieht aus, als habe ein menschenfreundliches Meeresungeheuer ein großes Stück aus der Felsenklippe herausgebissen, um hier einen geschützten Winkel zu bilden, wo bevorzugte Menschenkinder wohnen sollten. Am Fuße -4- Abhanges m der natürlichen Bucht tchaukeln.Pch etwa zwanzig kräftige Boote, Me oas Bermogen der Dvis- bewohner ausmachen, und auf dem kleinen von einem alten hölzernen Hafendamm begrenzten Kai bummeln stets ein paar sonnverbrannte Gestallten in blauen Wolljacken herum, die für den . Beschauer ein hübsches Bild abgeben. Hier unten am Wasser riecht es nach Seeluft, Tang und Hering, nach Teer und Schiffstauen, geht man aber die bucklig gepflastert/Dorfstraße ein wenig hinauf, so überwiegt der Duft der Blumen in den Gärten der Fischerhäuser. Noch weiter oben, wo die Waldwiesen sich ausbreiten reißt der würzige Geruch des frischen Heus die Herrschaft an sich.
Da oben auf der Höbe, wo die Dorfstraße zur Landstraße wird, steht dte Kirche mit dem Pfarrhaus, beide alt und grau und mit efeuumwachsenen Mauern umgeben. Hier befinden sich auch die Häuser der wenigen besseren Leute, die sich in den letzten Jahren in Westbucht niedergelassen haben.
Etwas abseits, nahe dem Rande der Klippe, hatte Robert Melneck vor ein paar Jahren „den Leuchtturm", die massive Villa, errichten lassen, die ihm alljährlich als Sommeraufenthalt diente. Ein eigener Weg führte von hier aus zum Seeufer hinunter.
An der Hauptstraße gegenüber dem Pfarrhaus stand ein viel weniger anspruchsloses Haus, von einer undurchdringlichen Weißdornhecke umgeben, und hier wohnte der beliebteste Mann in ganz Westbucht, der kluge und gütige Doktor Schetzler, der zwei jungen Generationen der Dörfler ins Leben und gar manchem ihrer Väter und Großväter aus dem Leben geholfen hatte.
Noch ein anderes größeres Privathaus gehörte zu der Gemeinde, das, eine kleine halbe Stunde von der Kirche entfernt, auf einer kleinen Insel, ein wenig zur Linken der Bucht, ungefähr fünfhundert Meter vom Ufer entfernt lag.
Diese einsame Besitzung, die den Namen „Das graue Haus" führte, war Anfang des vorigen Jahrhunderts von einem adeligen Sonderling erbaut worden, der infolge einer unglücklichen Liebe der Gesellschaft ewige Feindschaft geschworen hatte. Er hatte lange Jahre auf der Insel gehaust, gefischt und die Kaninchen geschossen, die dort massenhaft vorkamen, und von Zeit zu Zeit die einfachen Bewohner von Westbucht durch die ausgiebigen Trinkgelage in Erstaunen gesetzt, die er in dem einzigen, noch jetzt existierenden Wirtshaus des Ortes, dem „Blauen Hechte" feierte und zu denen er jeden einlud, der gerade in der Nahe war. Als er einmal in einer stürmischen Nacht von einer solchen Orgie zurückkehrte, ertrank er, und seitdem stand das Graue Haus leer, wenn es von den Erben nicht einmal wahrend der Sommermonats an Großstädter vermietet wurde, die sich in der Einsamkeit gefielen, ihre Lebensmittel
aber gewöhnlich aus Hamburg oder Bremen kommen ließen.
Es war ein wunderschöner Morgen Ende Juni, als Harald Schetzler aus seines Vaters Garten trat und den Weg einschlug, der an Herrn Melnecks Haus vorbeiführte um sich dann als schmaler Fußpfad im Walde zu verlieren. An dem eleganten Gartentor der Villa traf er auf Rose die ihn mit einem so selbstverständlichen Lächeln begrüßte, daß man nicht im Zweifel sein konnte, daß das Zusammentreffen kein zufälliges war. In der Tat hatte Harald, seit die Melnecks in Westbucht weilten, sich keinen Vorteil entgehen lassen, der ihm aus seiner Stellung als „Bräutigam auf Probe" erwuchs, und Roses Eltern hatten auch lkinön VLksuch Zklnacht, öle öle er slch nobm,
einzuschränken. Die Liebenden trafen sich, wann und wo sie wouten, öre einzige Bedingung war, daß die Verlobung noch nicht veröffentlicht werden sollte, r wie heißt das Programm heute vormittag?"
fragle Rose lustig. „Gehen wir hinunter zum Kai und fischen in Jan Küpers Boot, oder wollen wir lieber nach den Klippen und in die See hinausschauen? Was mich an- betnsst, bin ich für die Klippen; es ist schon so warm, daß man träge wird." "
„Also die Klippen, mir ist's recht. Ich könnte sowieso heute nicht fischen gehen, denn ich muß heute nachmittag für meinen Vater auf Landpraxis fahren. Uebrigens, wä gehts deinem Vater?"
Roses Gesicht wurde sofort ernst, und ihre Brauen zogen sich nachdenklich zusammen. „Im ganzen scheint er ja heiterer überhaupt glaube ich. daß sein Zustand mit jedem Tag besser wird. Aber, Harald, ob er je wieder der Mann werden wird, der er vor der plötzlichen, geheimnisvollen Krankheit war? Man kennt ihn kaum wieder"
„Aber gewiß wird er sich wieder erholen, Liebste, er hat,a im Grund eine kräftige Natur. Es ist eben eine totale Nervenzerrüttung infolge von Ueberarbeitung. Dergleichen kommt immer sehr plötzlich zum Ausbruch, und es geht sehr langsam wieder aufwärts. Also nur Geduld es wird schon alles wieder aut werden." '