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GegrLudet

1877.

Die TrgeSMZgabe kostet vierteljährlich K.8 Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. U2S

außerhalb Alk. 1.35.

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ündMlerhaltungsblatt

AMblatt für

Ferus pcecher Nr. 11.

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CSoarMMll Ngeszeitung sür die LbllMirdezirke MM. NenkeiiftM md EM.:: Wchm-MMke: .SchmrWiilder LmMgsSW'

Nr. 47

Ausgabe in Mtensteig-Stadt.

Mittwoch, den 26. Februar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenwciler.

1913.

Amtliches.

Verleihung des F e ne rw e h rdi e n st- e h r en z e ich e n s.

Durch Ministerialentschließung vom 1. Februar 1913 ist den nachgenannten Feuerwehrmitgliedern das Ehrenzeichen für' langjährige treugeleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen worden:

Buhler, Christian Friedrich, Schmied, Hart­mann, Michael, Holzhauer, Henßler, Johann Georg, Zimmermann, Ruess, August, Oekonom und Rößleswirt, sämtliche in Spielberg; Den al­ler, Johann Georg, Bauer, Holzäpfel, Bern­hard, Bauer, Roth fuß, Jakob. Bauer, Stoll, Michael, Polizeidiener, sämtliche in Wart.

The Musterung der Militärpflichtigen im Bezirk Nagold.

Die Musterung findet statt: am Samstag, den 1. März in Wildberg, am Montag, den

3. März in Altensteig, am Dienstag, den

4. März in Nagold und am Mittwoch, den 5. März die Losung in Nagold.

Die Militärpflichtigen, von welchen die der früheren Jahrgänge zuverlässig ihre Losungs­scheine mitzubringen haben, müssen erscheinen:

Am Samstag, den 1. März im Musterungs- lokal in Wildberg.

Am Montag, den 3. März in Alten steig: die Pflichtigen von Altensteig-Stadt und -Dorf, Beihingen, Bern eck, Beuren, Bösingen, Ebershardt, Egenhausen, Enztal, Ettmannsweiler, Fünsbronn, Garrweiler, Gaugenwald, Simmersfeld, Spielberg, Ueberberg, Walddorf und- Wart und zwar: vor­mittags 9.30 Uhr: die älteren und die Jahres­klasse 1891, vorm. 10 Uhr: die Jahresklasse 1892, vorm. 10.30. Uhr: die Jahresklasse 1893.

Am Dienstag, den 4. März in Nagold: die Pflichtigen von Nagold, Ebhausen, Haiterbach, Jselshausen, Mindersbach, Oberschwandorf, Obertal­heim, Rohrdorf, Schietingen, Unterschwandorf und Untertalheim u. zwar: vorm. 8 Uhr: die älteren u. die Jahresklasse 1891, vorm. 8.30 Uhr: die Jah- rssklafse 1892, vorm. 9 Uhr: die Jahresklasse 1893.

Die Beschlußfassung über die Reklamationen eitens der verstärkten Ersatzkommission erfolgt an- chließend an die Losung in Nagold am Mitt­woch, den 5. März.

Sofern sich die Reklamationsgesuche auf die Arbeits- oder Aufsichtsunsähigkeit von Angehörigen der Militärpflichtigen gründen und durch das Mn- sterungsergebnis nicht hinfällig geworden sind, ha­ben die betreffenden Angehörigen der Reklamierten und diese selbst am Losungstag, Mittwoch, den

5. März, morgens 9 Uhr in Nagold vor der Er­satzkommission zu erscheinen.

Die Zukunft der Republik i« Chm.

Aus einer manche überraschenden Einblicke ge­währenden Untersuchung über Volks- und Geistes­art des Chinesen gelangt Dr. Frhr. v. Mackay in einem vomTürmer" (Stuttgart, Greiner und Pfeiffers veröffentlichten Aussatz zu Schlußfolger­ungen über die Republik in China, die auch vom politischen und ökonomischen Standpunkte volle Be­achtung verdienen. Wir lesen da u. a.:

Jedem, der mit dem Chinesentum aus per­sönlicher Kenntnis Ostasiens oder auch nur durch eingehendes literarisches Studium vertraut gewor­den ist, war bei der Nachricht vom Uebergang des Reichs der Mitte zur republikanischen Regierungs­form so viel von vornherein klar, daß dieser Um­schwung noch keineswegs einen entscheidenden Sieg des radikalen, von den triumphierenden Koming vertretenen Demokratismus bedeutete, das der neue Tatsunghoamingko", die Republik der Mitte der Gesittung, sicherlich nicht nach dem Schema an­derer revolutionierter orientalischer Staatswesen sich entwickeln und plötzlich im prunkenden, aber schlecht sitzenden Gewand moderner parlamentari­scher Regierungsformen erscheinen werde. Diese

Voraussetzung hat sich bekanntlich sehr bald als richtig erwiesen. Die Mandschudyuastie wurde nicht eigentlich gestürzt, sondern blieb, als Mittlerin zwischen Himmel und Volk im Sinn des Ming,i gleichsam als theokratische Spitze einer halbrepu­blikanischen Verfassung bestehen. Sobald die Re­gierung von Nanking nach dem alten geschicht­lichen Reichszentrum Peking zurückverlegt war, trat der Einfluß der Gefolgschaft Sunjatseus, derech­ten Republikaner", in das Zeichen abnehmenden Lichts, um heute sogar von den eigenen ehema­ligen Parteifreunden, wie beispielsweise dem Revo­lutionsgeneral Wusungling, bekämpft zu werden, der dicht vor den Toren Kantons, des Hauptlagers der Komiugtaug, eine neue ParteiHeer zur Rettung der Welt", das heißt zur Rettung Chinas vor ttzm Fluch der Herrschaft der Umstürzler, gegründet hat' und dieser Organisation, die offen auf eine Ge­genrevolution hinarbeitet, täglich wachsenden Zu­laut findet. Dr. Morison, der britische Ratgeber und Vertrauensmann Jüauschikais, liebt es zwar, die Dinge so darzustellen, als ob China unter dem neuen Regiment sich eines Zustandes segensreichster Entwicklung und glücklichster Ruhe erfreue, findet aber mit diesem Optimis mus Anklang nicht ein­mal in London, und wie ganz anders die Ver­hältnisse tatsächlich liegen, dafür hat Schreiber dieser Zeilen einen handgreiflichen und kaum zu widerlegenden Beweis in einer Sammlung von Flugschriften, die in China an Stelle unseres Zeit­ungswesens die öffentliche Meinung vertreten, ihr bestimmte politische Ideen suggerieren und nament­lich in aufgeregten Zeiten wie den gegenwärtigen massenhaft im ganzen Land verbreitet werden. Wer in diesen Pamphleten, Libelleü, Lampoons nach Verherrlichung der Republik sucht, wird nur eine höchst spärliche Ernte halten. Um so zahlreicher sind die Schriften und Karikaturen, in denen das neue Regierungssystem mit allen Laugen des ätzen­den und bissigen chinesischen Witzes und derber Ironie übergvsscn, ihm vorgeworsen wird, >daß es weit schlimmere Zustände geschaffen, als sie jemals unter den Maudschus geherrscht hätteü, daß es überdies infolge der Schwäche der inneren Parteizerrissenheit das Vaterland der Beutegier bös­williger Nachbarn preisgebe.

In solchen Hinweisen auf wenig gewürdigte Charaktergrundlagen der Bürger des Himmlischen Reichs ist der psychologische Schlüssel zu dem schnel­len politischen Wetterumschlag gegeben. Der tem­peramentvolle, leicht erregbare und stets nach neuen Dingen begierige Südchinese mochte sich leicht sür die von Studenten und Literaten aus Japan und Amerika bezogenen Einfuhrgüter radikal-demokrati­scher Ideen begeistern. Der nachdenklichere, ruhi­gere, ethisch tiefer verankerte Nordchinese weiß da­mit nichts Rechtes anzufangen. Seine in jahr­tausendalter Ueberlieserung und geschichtlicher Ent­wicklung wurzelnde aristokratisch-monarchistische Weltanschauung widerspricht solchen Vorstellungen diametral; er prüft sie aus ihren Karatgehalt, ihre Wirkungen und Erfolge und findet nichts, was ihn von seinen altgefesteten Ueberzeugungen abdrängen könnte.Wu fang, wu sa" kein Fürst, kein Recht! mit diesem uralten chinesischen Sprichwort leitete tränenden Auges ein greiser, hochangesehe­ner Staatsmann im Pekinger Beratenden Ausschuß seine Rede ein, in der er die heillose Verwir­rung des ganzen staatlichen Mechanismus unter den republikanischen Auspizien klagend darlegte/ und seine Ausführungen, die auf eine verdeckte Befürwortung der Wiederherstellung der Monarchie hinausliefen, fanden keinerlei grundsätzlichen Wi­derspruch. Hand in Hand aber mit der Ernüch­terung über die Segnungen der Revolution, die von den Radikalen in so glänzender Weise hinge­stellt wurden, geht ein Erwachen des früheren rit­terlich-militärischen Geistes. Wenn das neue China vielleicht auch nicht bei der neuen Regierungsform beharren wird, so ist doch so viel schon heute sicher, daß in ihm, getragen von der Besorg­nis um die Gefahren, die dem innerlich geschwäch­ten Reich von außen drohen, die breite Woge eines

neuen Patriotismus sich emporgehoben hat und von Tag zu Tag mächtiger anschwillt. Das Beispiel Ja­pans wirkt. Der Rittersinn und Militarismus, der dort aus deu Ideen des Lehnstaates, aus dem Pflichtenkodex des Jamatv Damaschi und Buschido entstanden, soll im Reich der Mitte als allgemei­nes Volksgut aus den Idealen eines gesteiger­ten vaterländischen Gefühls, das in der Erinner­ung an eine ruhmreiche Vergangenheit großer Ahnen seine Nahrung findet, entwickelt werden. Heute gibt es bereits kaum eine größere chine­sische Stadt, in der nicht Bürgervereine auf eigene Faust militärische Hebungen veranstalten, und in dem neuen Programm Tsaijüanpeis zur Reform des Schulwesens nimmt diÄ Forderung soldatischen Drills der Jugend von den untersten Lehrstufen an eine erste Stelle ein. In einer der Flugschriften singt ein patriotischer Barde:

Auf, o Jünglinge!

Eilt zu den Fahnen alle!

Daß China stark werde,

Gilt es, Bürger stark zu machen.

Wo alle Waffen tragen, tragen müssen,

Ist des Landes Hoheit geschaffen!

Die Verse sind hölzern, triefen von unpoeti­scher Lehrhaftigkeit; aber der Appell an die Op- ferfreudigkeit aller für die Macht und Wohlfahrt des Staats, die Forderung allgemeiner Wehrpflicht ist doch eine ganz neue Note erstarkten nationa­len Bewußtseins, deren Klang in der Seele des' Durchschnittschinesen noch vor zehn Jahren kaum das Schwingen einer gleichgestimmten Saite aus­gelöst hätte.

Die chinesische Revolution, die nicht etwa ihr Ende erreicht hat, sondern auf den ersten Stufen des. dramatischen Prozesses steht, befindet sich ge­genwärtig in dem Entwicklungsstadium, wo die tie­feren seelischen Kräfte sich ans Licht drängen, ge­geneinanderstoßen, die Katharsis vorbereiten, und diese Wendung läßt das ist der Lichtblick im Dunkel der Umsturzbewegung den Auftrieb von mancherlei wirklich lebensstarken, fest im Boden chinesischer Eigenart wurzelnden Energien erkennen deren Neubefruchtung und Triumph China vor dem Schicksal der Türkei retten könnte, daß dem Auf­gang des abendländisch-demokratischen Morgenson­nenlichts alsbald das Abendrot des Verfalls folgte."

Deutscher Reichstag.

(Sitzung vom 25. Februar.)

Vizepräsident Pnasche eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. Am Bundesratstisch ist niemand erschauen. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Wahlprüfun­gen. Bei der Wahl des Abg. Kölsch (natl.), Baden 7, OffenburgKehl, beantragt die Kommission Ungültig­keitserklärung.

Abg. Bollert (natl.) beantragt namens seiner Partei, die Entscheidung sür heute auszusetzen und die Prüfung nochmals an die Kommission zurückzuverweisen. Tie in den Protesten aufgestellte Behauptung, daß eine Anzahl Stimmen ungültig sei, da die Wähler Armen­unterstützung erhalten hätten, hat sich tatsächlich als un­richtig erwiesen.

Abg. Brockhans (kons.): Ich bitte dem Antrag, Bollert nicht zuzustimmen. Eine Unklarheit besteht nicht mehr. Daß diese Wahl für ungültig erklärt werden muß, liegt auf der Hand.

Abg. Neumann-Hvfer (F. Vp.): W wird bch hanptet, dem gegnerischen Kandidaten seien aus denselben Gründen, wie sie gegenüber dem Abg. Kölsch angeführt worden sind, 4 Stimmen abzuziehen.

^ dlba. Schwarze-Lippstadt (Z.): Me Kommission hat nach allen Richtungen hin jchen einzelnen Fall ge­prüft. Tie Sache liegt vollständig llar.

Abg. Stadthagen (Soz.): Es stellt sich doch heraus, daß doch nicht über alle Fälle Beweiserhebung veranstaltet worden ist.

Nach weiterer unerheblicher Debatte wird die Wahl zur nochmaligen Prüfung an die Kommission zurück- verwiese». -