Gegruudet
1877 .
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Nr. 34
Ausgabe in Altenfteig-Stadt.
Dienstag, den 11. Februar.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1913.
Verlobung im deutschen Kaiserhaufe.
Eine Aussöhnung zwischen den Häusern Hohenzollern und Cumberland
Karlsruhe, 11. Febr. Die Prinzessin Viktoria Luise von Preußen hat sich gestern mit dem Prinzen Ernst August Herzog von Braunschweig und Lüneburg verlobt.
Der Prinz Ernst August von Braunschweig und Lüneburg ist der Sohn des Herzogs Ernst August, der 1878 den Titel Herzog von Cumberland annahrn und 1885 vom deutschen Bundesrat von der Thronfolge in Braunschweig ausgeschlossen wurde. Die Mutter des Prinzen ist bekanntlich eine dänische Prinzessin.
Durch die Verlobung der einzigen Tochter des Kaiserpaares mit dem Prinzen Ernst August vollzieht sich die längst angebahnte Aussöhnung zwischen den Häusern Hohenzollern und Cumberland. Man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß die Lösung der braunschweigischen Frage dieser Verlobung auf dem Fuße folgt und Prinz August die Regierung des Herzogtums Braunschweig übernimmt.
Der badische Thronfolger, Prinz Max von Baden, der bekanntlich mit der Prinzessin Marie Luise von Cumberland verheiratet ist, hat den Vermittler gemacht. Prinz Mar ist der Vetter des jetzt regierenden Großherzogs Friedrich II. von Baden und Sohn des verstorbenen Prinzen Wilhelm und der Herzogin von Leuchtenberg. Mit Prinzessin Marie Luise, der ältesten Tochter des Herzogs von Cumberland, ist er seit 10. Juli 1900 vermählt.
Die plötzliche Abreise des Kaiserpaares mir der Prinzessin Viktoria Lui se und dem Pri nz e n Oskar von Berlin nach Karlsruhe hat in Berlin großes Aufsehen erregt. Die Vorbereitungen find derart diskret getroffen worden, daß selbst das Personal des Hofstaates erst am Nachmittag von den Dispositionen des Abends erfuhr.
Ankunft des Kaisers in Karlsruhe.
jj Karlsruhe, 10. Febr. Der kaiserliche Hofzug mit dem Kaiser und der Kaiserin, sowie der Prinzessin Viktoria Luise und dem Prinzen Oskar traf pünktlich abends 10,10 Uhr auf dem streng abgesperrten Haupbahnhof ein. Zum Empfang waren dort erschienen der Großherzog und die Großherzogin, Prinz und Prinzessin Max von Baden mit Gefolge. Die Begrüßung der Fürstlichkeiten trug einen außerordentlich herzlichen Charakter.
Die Verlobung.
Karlsruhe, 10. Febr. Heute abend fand im großherzoglichen Palais große Familientafel statt, bei der die Verlobung zwischen dem Prinzen Ernst August von Cumberland und der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen verkündigt worden ist. Wie der Hosbericht meldet, wird der kaiserliche Besuch zwei Tage dauern. Morgen früh einhalb zwölf Uhr findet eine Parade der ganzen Garnison Karlsruhe vor dem Kaiser statt.
Ernst August,
der jüngste Sohn des Herzogs von Cumberland, ist am 17. November 1887 geboren, steht also im 26. Lebensjahre. Er ist Oberstleutnant im Ersten Schweren Reiterregiment Prinz Karl von Bayern in München.
Priuzesfin Viktoria Luise,
das jüngste der sieben Kinder des Kaiserpaares und die einzige Tochter, wurde am 13. September 1892 im Marmorpalais geboren, ist also jetzt 20 Jahre alt.
Die Freude i» Brauuschweig.
Brauuschweig, 10. Febr. Hier herrscht freudige Erregung über die aus Berlin und Karlsruhe eingetroffenen Nachrichten von einer Verlobung zwischen den Häusern Hohenzollern und Cumberland. Das Herzogregentenpaar von
Braunschweig reist morgen nach Colmar, wo der Herzogregent Inhaber des Jägerbataillons ist. Von hier aus fährt der Htrzogregent nach Karlsruhe und dann nach Braunschweig.
Karlsruhe, 10. Febr. Das Militärluftschiff .L. Z. 1", das heute nachmittag kurz vor 4 Uhr in Baden-Oos auf- gestiegeu war, erschien gegen 5 Uhr über Karlsruhe und kreuzte dann über dem Residenzschloß zur Begrüßung des deutschen Kaiserpaars.
Der künftige Herzog von Vraunchweig.
München, 10. Febr. Prinz Max von Baden, deriich seit mehreren Tagen bei dem Herzog von Cumberland in Gmunden aufhielt, reiste vorgestern von dort nach München und fuhr gestern in Begleitung des Prinzen August von Cumberland nach Karlsruhe. Am hiesigen Hofe, wo Prinz August eine beliebte Persönlichkeit ist, wußte man von dem bevorstehenden Ereignisse seit mehreren Tagen, nämlich seit der Rückkehr des Prinzen August von seinem Besuche bei den Eltern. Der Prinz, der hier als Kavallerieoffizier Dienst tut, hat Urlaub auf unbestimmte Zeit erhalten. Die Verhandlunden zwischen dem kaiserlichen Hofe und dem Hofe des Herzogs von Cumberland währten nahezu 1 11- Jahr. Prinz Max von Baden führte sie. Die Schwierigkeiten lagen natürlich in der Rückwirkung der Heirat zwischen 'der Tochter des Kaisers und dem Sohne des Herzogs von Cumberland auf die hannoversche und braunschweigische Thronfolge. Wie nun bestimmt versichert werden kann, ist eine Formel gefunden worden. Hannover kommt nicht in Frage und wenn sich Prinz August verpflichtet, die sonstigen Bedingungen zu erfüllen, steht dessen Anrecht aus den Thron von Brauuschweig nichts entgegen.
Die braRnschweigifche Frage.
Seit dem Zusammenbruch des Königreichs Hannover besieht für Braunschweig das Gesetz über die „provisorische Ordnung der Regierungsverhältniffe bei einer Thronerledigung, das den Zweck hatte, die jüngere welfische Linie, das Haus Hannover, so lange in Braunschweig anszuschließen, als es sich durch eine Stellungnahme zu Preußen durch den Nichtverzicht auf Hannover sich selbst die tatsächliche Ueber- nahme der Regierung unmöglich mache. Akut wurde der vorgesehene Fall im Oktober 1884 durch den Tod des Herzogs Wilhelm von Braunschweig, der kinderlos starb, als der letzte seines Stammes. Braunschweig wäre, hätte Königreich Hannover noch bestanden, mit diesem durch Personalunion fortab verbunden werden. Da Hannover aber inzwischen in Preußen einverleibt worden war, und der Sohn des letzten Königs von Hannover, der als englischer Prinz und Mitglied des Oberhauses den Titel eines Herzogs von Cumberland führt, die Annexion Hannovers niemals anerkannt, als auch den rechtlichen Bestand des Deutschen Reiches stets bestritten hat, konnte er nicht souveriner Herzog von Braunschweig und deutscher Bundesfürst werden.
Zum letzen Male hat der Herzog von Cumberland nach dem Tooe des Prinzregenten Albrecht versucht, sein Anrecht auf Braunschweig durchzusetzen. Damals, im Herbst 1906, bot er dem Kaiser den Verzicht für sich und seinen ältesten Sohn auf Braunschweig an, wenn dafür sein zweiter Sohn Prinz Ernst August als Entgeld Herzog von Braunschweig würde. Gleichzeitig aber erklärte er, niemals *eine Ansprüche auf die Krone Hannovers aufgeben zu können und sprach die Hoffnung aus, daß diese Ansprüche sich auf friedlichem Wege des Entgegenkommens des Kaisers erfüllen würden.
Am 12. Januar 1907 schuf dann der Bundesrat aus Bülows Betreiben die einzig mögliche und wünschenswerte Klärung der Angelegenheit, indem er den einstimmigen Beschluß faßte, (nur Braunschweig enthielt sich der Abstimmung) daß kein Mitglied des Hauses Cumberland in Braunschweig regieren könne, solange noch irgendein Mitglied dieses Hauses Ansprüche auf Hannover behaupte.
W: 16
Aus dem sonst trüben Dämmern der internationalen Lage hat Herr v. Tirpitz soeben in der Budgetkommission des Reichstages zwei Zi.ffern in Hellem Transparente austauchen lassen. 10 : 16 — in diesen Zeichen wird die internationale Politik der nächsten Zeiten stehen, und es' bedarf keiner kabalistischen Auslegungskunst, um die Bedeutung dieser Zahlen zu verraten. Die Beratungen der Kommission und die Erklärungen der beiden Staatssekretäre, die zu den trotz allem wichtigstem Probleme unserer auswärtigen Politik, unserem Verhältnisse zu England, das Wort nahmen, geschahen trotz und wegen der Tragweite des Gegenstandes unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Aber über den Kernpunkt der Sache hat man uns wenigstens unterrichtet: Die deutsche und die englische Regierung stimmen darin überein, daß ihre beiderseitigen Flottenetats im Verhältnis von 10 : 16 stehen sollen.
So erfreulich diese Mitteilung aber auch ist, so darf man ihre Bedeutung für die gegenwärtigen Flottenaufgaben und -ausgaben beider Länder auch nicht überschätzen. Das Verhältnis von 10: - 6 zwischen der deutschen und der englischen Flotte, das Staatssekretär von Tirpitz in der gestrigen und vorgestrigen Sitzung der Budgetkommission des Reichstages als auch für unsere Marineverwaltung als akzeptabel bezeichnete, ist vielfach dahin gedeure: worden, daß zwischen uns und England bindende Abmachungen auf Grund dieser Ziffer vorliegen. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Staatssekretär hat lediglich angeknüpft an die beiden Reden, die der englische Marineminister Churchill im März und Juni vorigen Jahres über die englischen Flottenpläne gehalten hat. Im März hatte Churchill erklärt, daß er im Falle gewisser Bauabsichten Deutschlands seinerseits diese und jene Absichten habe, die in der Rede genau angegeben waren. -> Als dann die Flottennovelle im Reichstage im vorigen Jahre Gesetz geworden war, erklärte Tirpitz im Juli, daß sich nun das Verhältnis der deutschen zur englischen Flotte wie 10:16 stelle.
Bei diesem Verhältnis wäre die Ueberlegenheit der englischen Flotte über die deutsche genügend gewahrt. Diese Ziffer 10 : 16, die Staatssekretär Tirpitz auch jetzt für akzeptabel erklärte, bezieht sich aber lediglich auf den Sollbestand an Linienschiffen, deren Zahl in Deutschland 41, in England 66 zu betragen hat; alle übrigen Bestandteiles der Flotte, also auch die großen Kreuzer, die kleinen Kreuzer, Torpedoboote, Unterseeboote usw. scheiden als Beiwerk aus der Verhältniszahl aus. Die Verhältniszahl bezieht sich weiter aber auch auf die Zahl der Geschwader; tatsächlich besitzt Deutschland fünf und England acht Geschwader.
Aus dem Kommunique über die gestrige Sitzung der Budgelkommission geht aber endlich auch hervor, daß sich die Verhältnisziffer 10 : 16 zunächst auf die nächsten Jahre beziehe und eingehalten wird. Ob sie auch über die jetzt vorgesehenen Flottenpläne hinaus Geltung haben solle, das kann man zur Zeit noch nicht sagen. Jedenfalls aber deuten die Erklärungen des Staatssekretärs an, daß eben für die nächsten Jahre Neuforderungen an Linienschiffen nicht zu erwarten sind. Es ist aber, wie gesagt, daran festzuhalten, daß die Ziffer 10 : 16 nicht das Ergebnis von Verhandlungen, sondern von Erwägungen, die sowohl für uns, wie auf englischer Seite freiwillig entstanden sind und stillschweigend zunächst für die nächsten Jahre eingehalten werden sollen.
Erfreulich sind die Mitteilungen der Budgetkommission des Reichstages vor allem als Sympton der gegenwärtigen deutsch-englischen Beziehungen. Es bestätigt sich auch hierdurch, daß infolge des Balkankrieges und der dabei zutage getretenen Jnteressengruppierung eine Annäherung zwischen Deutschland und England stattgefunden hat. Diese Verständigung dürfte sich auch auf koloniale Fragen ausdehnen.
Ser Kais« a» die deutsche Jugend.
Berlin, 9. Febr. Heute mittag hielt die Friedrich Wilhelm-Universität unter Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin eine Feier zur Erinnerung an die Erhebung der deutschen Ration im Jahre 1813 ab. Dabei hielt der Kaiser folgende Ansprache: „Kommilitonen! Ich möchte am Schluß dieser erhebenden Feier Euch noch ein kurzes Geleitwort mitgeben. Ich habe in der alten Preußenstadt Königsberg die Ostpreußen darauf hingewiescn, daß der Kern der großen erhebenden Zeit darin zu suchen gewesen