Gegründet

1877 .

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Gamstag, de« 4. Januar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

ISIS.

§ür das neu begonnene Dezugsoierteljahr

unserer Zeitung werden fortgesetzt Neubestellungen entgegengenommen.

Me deutschen Kolonien in, Jahre M2.

(Schluß.)

Für Deutsch-Ostafrika ist ein bedeutender Fort­schritt in der wirtschaftlichen Entwicklung zu ver­zeichnen. Wieder ist ein wesentlicher Anteil hieran den Eisenbahnb ante n zu verdanken. Der Betrieb der Mittellandsbahn bis Tabora, der alten Handels­zentrale im Herzen des Schutzgebietes, ist am 1. Juli eröffnet worden. Der Weiterbau über Tabora hinaus ist so schnell gefördert worden, daß vor­aussichtlich schon Ende nächsten Jahres die erste Lokomotive den Endpunkt Kigoma am Tanganjika- See erreichen wird. Die bisherigen Erfolge lassen Bestimmt die Schaffung werterer Verkehrswege er­warten. Die Einfuhrgeschäfte der Kolonie haben im abgelaufenen Jahre durch Menge» und Ergeb­nisse befriedigt, ohne daß dabei beachtenswerte Erscheinungen hervorgetreten sind. Den Ausfuhr­geschäften in Negererzeugnissen sind die durch- gehends hohen Preise für Oelfrüchte und Häute günstig gewesen, wogegen der niedrige Preis für wilden Kautschuk keinen Anreiz zum reichlichen Ein­sammeln dieses Produktes gegeben hat. Die Pflanzungsunternehmungen kommen mehr und mebr in das Stadium von Vollernten. Hierbei sind insbesondere die Sisalpflanzungen zu nen­nen, die dazu durch sehr hohe Preise für Hanf ausgezeichnete Betriebseinnahmen gehabt haben. Aber auch die Kautschukpflanzungen können im all­gemeinen auf eine gesteigerte Produktion zurück­blicken. Bezüglich der Baumwollkultur liegen wei­tere schlechte Erfahrungen von Großbetrieben vor, wogegen in einigen Landschaften (insbesondere in Lindi und Muansa) kleinere europäische Siedler und Eingeborene günstige und für die Zukunft Gutes versprechende Ergebnisse erzielt haben; an­dererseits haben aber auch Kleinkülturen in an­deren Landschaften wieder derartige Mißerfolge ge­zeitigt, daß dort weitere Versuche aufgegeben sind. Für die Kultur von Kaffee scheinen sich neue günstige Möglichkeiten am Kilimandscharo erschlos­sen zu haben. Der Mangel an Arbeitern bereitet nach wie vor für alle Pflanzungsbetriebe große Sorgen.

Auf Kiautschou haben die Wirren der chine­sischen Revolution im'Gegensatz zu der Provinz Schantung nicht Übergriffen; der Handel dieses Schutzgebiets hat daher bei weitem nicht so ge­litten wie der anderer Handelszentren. Der Be­trieb der Schantung-Eisenbahn, des Hauptzufuhr­wegs für Tsingtau, ist jederzeit ungestört geblie­ben, und die Einnahmen sind im Vergleich mit denen des Vorjahres sogar als günstig zu bezeich­nen. Eine für Tsingtau vorteilhafte Folgeerschein­ung der Unruhen liegt in dem starken Zuzug kapitalkräftiger Chinesen, die wegen der in Tsing­tau gebotenen Sicherheit ihren Wohnsitz dahin ver­legen und zumeist eigenen Grundbesitz erwerben, so daß heute nahezu der Grund und Boden im Weichbilde von Tsingtau verkauft ist. Die Tsing- tauer Hafenanlagen haben bereits einen Dampfer­verkehr von über einer Million Tonnen zu be­wältigen. Es laufen Tsingtau in der europäischen Fahrt außer der Hamburg-Amerika-Linie und dem Norddeutschen-Lloyd die Frachtdampfer von 7 frem­den Großreedereien an. Für die wirtschaftspolitische Weiterentwicklung von Tsingtau wäre die be­schleunigte Inangriffnahme der schon seit langem für Schantung projektierten Anschlußbahn sehr zu wünschen. '

Die allgemeine Geschäftslage auf den Süd- see-Jnseln war auch im abgelaufenen Jahre sehr befriedigend. Die Pflanzungs-Unternehmungen be­finden sich in fortschreitender Entwicklung, und die Preise für das Haupterzeugnis, Kopra, hielten sich auf der vorigen Höhe. Auf der Insel Jap in den West-Karolinen, die bereits mit Guam,

Schanghai und Menado durch Kabel verbunden ist, sowie auf der Insel Nauru wird je eine Station für drahtlose Telegraphie errichtet, die voraus­sichtlich im Anfang des nächsten Jahres dem Be­trieb übergeben werden. Nach ihrer Fertigstellung ist oie Errichtung von weiteren zwei Stationen für drahtlose Telegraphie auf Samoa und im Bis­marck-Archipel geplant. Die Kakao-Ernte auf Sa­moa hat im Berichtsjahr wieder zugenommen. Die Anwerbung chinesischer Kulis für die dortigen Ka­kaopflanzungen stößt leider immer noch aus er­hebliche Schwierigkeiten. Eine erfreuliche Verbes­serung hat die Postverbindung zwischen Deutsch­land ^ und Samoa erfahren. Die Dampfer der Oceanic Steam Ship Company (Spreckels Linie) haben ihre Fahrten zwischen San Franzisko und Sydney nach langer Unterbrechung wieder ausge­nommen. Sie laufen den amerikanischen Hafen Pago Pago auf Tutuila an, von wo aus die Post mit einem kleinen Dampfer nach Apia befördert wird. Die BeförderungsAeit zwischen Deutschland und Samoa betrügt nunmehr 26 bis 28 Tage.

Landesnachrichten.

Rltenrtelg, 4. Januar 1919.

ep. Zum Erscheinungsfest. Das Erscheinungs­fest ist das 'Mifsionsfe st unter den Festen der Kirche. Man hat von der Heidenmission nicht alle­zeit gut gedacht. Es gab eine Zeit, wo man die Mission als Schwarmgeisterei verurteilte, wo selbst die Landeskirche ihr feindlich gegenüberstandk Aber die Wahrheit hat sich Bahn gebrochen, das Urteil über die Mission ist ein gerechteres geworden. Wenn ihre Ausübung auch heute noch größtenteils in den Händen von Missionsgesellschaften liegt, so gilt es doch heute als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirchen, diese in ihrem Werke so tatkräftig wie möglich zu unterstützen. Wir le­ben gegenwärtig in der größten Mis- sionsepochefeit den Tagen dcks Apostels Paulus. In fast allen Ländern der Mission ist jetzt der Bann gebrochen, nachdem der Boden durch jahrzehntelang oft unsägliche Geduldarbeit vorbe­reitet worden war. Indien zählt heute bereits über eine Million evangelischer Christen, China an­nähernd 300000, Korea ist nahe daran ein christ­liches Land zu werden. Die nordamerikanischen Neger, etwa 7 einviertel Millionen an der Zahl, find fast ganz dem Christentum zugesührt. Eine ganze Menge von Inseln des Stillen Ozeans sind ganz oder teilweise christianisiert und auf fast allen Gebieten schreitet die Ausbreitung des Chri­stentums rüstig vorwärts. In manchen Ländern ist die Ausbreitung eine so starke, daß die heimat­lichen Missionsgesellschaften bei weitem nicht den Bedarf an Missionaren decken können, hauptsächlich aus Mangel an Mitteln.

Der Wert der Missionsarbeit ist natürlich zu­nächst ein innerlicher, und kann nur von dem­jenigen voll ersaßt werden, der den Wert einer Menschenseele kennt; aber es ist doch erfreulich, daß sich neuerdings in weiteren Kreisen unseres Volkes die Erkenntnis auch der gewaltigen kulturellen Bedeutung der Mission zu regen beginnt. Die Mission tut Pionierdienste für die Zi­vilisation, nickst für die falsche, die mit Brannt­wein und Gewehr arbeitet, sondern für die wahre, die echte Bildung bringt. Die evangelische Mission besitzt heute 1200 Schulen in heidnischen Ländern. Sie hat vielen Völkern erst eine Literatur ge­schaffen. In der Erforschung der Sprachen hat die Mission ganz Erstaunliches geleistet. Arlein die Uebersetzung der Bibel in nunmehr ca. 400 Spra­chen bedeutet ein Kulturwerk allerersten Ranges. Seltsam, wie gerade in einer Zeit, da in den christlichen Heimatländern das Christentum,aufs bit­terste bekämpft wird, dasselbe Christentum drüben über den Meeren einen gewaltigen Siegeslauf nimmt! Das ist auf alle Fälle ein Beweis star­ker Lebenskraft. Sterbende Religionen haben keine Werbekraft. i

WS

* Die Prüfung im Hufbeschlag hat mit Erfolg be­standen und dadurch den im Artikel 1 des Ge­setzes vom 28. April 1885, betreffend das Hufbe­schlaggewerbe, vorgeschriebenen Nachweis der Be­fähigung zum Betrieb des Husbeschlaggewerbes er­bracht: Seid, Joh. Friedrich, üon Simmers­feld OA. Nagold.

st Frühjahrsgüterverkehr. Me Nordd. Allg. Ztg. enthält eine Bekanntmachung des K. Eisen- bahnzentralamtes betreffend den Frühjahrsgü- türverkehr, in der es als dringend erwünscht bezeichnet wird, mit dem Bezug von Massen­sendungen schon im Januar zu beginnen. Bei Ausnutzung des Ladegewichts der Güterwagen von 15 und mehr Tonnen Ladegewicht soll ein Fracht- Nachlaß gewährt werden. -

() Spiekberg, 4. Jan. (Unglücksfall.) Am 3. Jan. war hier nachmittags die Witwe Mast mit Güllenführen beschäftigt. Um ihrem 9 Jahre alten Töchterlein eine Freude zu bereiten, setzte die Mutter das Kind auf den Wagen und zwar auf eine Lagerstange des Güllensasses. Auf der Wiese angekommen, brach die Lagerstange und das Kind fiel vom Wagen herab und wurde von dem nach­folgenden gefüllten GülleNfaß erdrückt, so daß der Tod sofort eintrat. Auf den Armen trug weineüd die Mutter ihr todes Kind nach Hause. Allgemein wendet sich der trauernden Mutter die Teilnahme ihrer Nebenmenschen zu. Doch mahnt auch dieser Unglückssall zu ernster Vorsicht, Kinder auf un­sichere Sitzplätze eines Gefährts niemals zu setzen.

)( Huzeubach, 2. Jan. Unter ungewöhnlich gro­ßer Teilnahme aus dem ganzen württemb. Murg­tale wurde heute mittag Schultheiß G. Wurster von hier, der am 31. Dezembeä einer kurzen, schweren Krankheit erlegen ist, zur Erde bestattet. Fast 20 Jahre hat er seiner Geüteinde als Orts­vorstand und der Kirchengemeinde Schwarzenberg als Kirchengemeinderat gedient und sich durch sein freundliches, dienstbereites Wesen allgemeine Acht­ung erworben. Welcher Hochschätzung er sich in allen Kreisen erfreuen durfte, kam in einer Reihe von Reden am Grabe zum Ausdruck. Die Gemeinde wird ihrem langjährigen Ortsvorstand, der im 63. Jahre gestorben ist, ein dankbares Gedächtnis be­wahren. l

st Stuttgart, 3. Jan. Heute nachmittag hat der König -unter der Führung des Ministerpräsiden­ten Dr. v. Weizsäcker und des Präsidenten v. Stie- ler in der Generaldirektion der Staatseisenbah­nen das Modell des Empfangsgebäudes des neuen Hauptbahnhofes besichtigt. ?

st Stuttgart, 3. Jan. Der König hat als Ver­treter des Handels und der Industrie den Geheimen Kommerzienrat Adolf Schie dmayer in Stuttgart und den Geheimen Kommerzienrat Al­bert Melchior in Nürtingen, als Vertreter der Landwirtschaft den Oekonomierat Rudolfs Schmid auf dem Platzhof, Oberamts Oehringen und den Oekonomierat Hugo Farny in Dürren, Oberamts Leutkirch und als Vertreter des Handwerks den Flaschnermeister Julius Lorenz in Stuttgart je für die Dauer der neuen Wahl­periode zu Mitgliedern der Ersten Kammer er­nannt. Die Erste Kammer hält am Freitag den 10. Januar 11 Uhr vormittags ihre erste Sitzung mit der Tagesordnung: Bericht über das vom Ständischen Ausschuß vorgenommene Legiti­mationsgeschäft, Vizepräsidentenwahr, Wahl der Schriftführer und des Legitimationsausschusses. Am 11. Januar wird eine weitere Sitzung statt­finden, in der ebenfalls Legitimationsgeschäfte be­handelt und die Wahl der verschiedenen Ausschüsse vorgenommen wird. <

st Stuttgart, 3. Jan. (Aus der National­liberalen Partei.) Die sonst alljährlich im Januar stattfindende Landesversammlung der Na­tionalliberalen Partei soll, wie verlautet, erst später abgehalten werdest:, um Zeit für die Er­ledigung der Fragen zu gewinnen, die innerhalb der Partei im Anschluß an die Landtagswahlen aktuell geworden sind.