Gegründet

1877.

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Ausgabe iu Altensteig-Stadt.

Frsttag, de« S. Jarrrrar.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

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Me deutschen Kolonien im Zshre ML.

* Hamburg, 27. Dez. Die amtliche Bericht­erstattung über die Entwicklung unserer Kolonien erfolgt regelmäßig so langsam, daß jene Publi­kationen bei ihrem Erscheinen von den Interessen­ten aus den deutschen Handels- unid Jndustrie- kreisen zum großen Teil schon als veraltet an­gesehen werden müssen. Umso wertvoller ist cs, daß der am Jahresende erscheinende Bericht der Hamburger Handelskammer die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den deutschen Kolonien und dem Mutterland auf Grund von zu­verlässigstem Material eingehend bespricht.

Nach diesem Bericht war in Togo die Aus­fuhr von Produkten der Oelpalme auch im Jahre 1912 recht erheblich. Die Marktpreise für Palmöl und Palmierne waren günstig. Der Baumwollbau macht leider trotz aller Bemühungen der Regier­ung und Privater, diese Kultur zu heben, nur geringe Fortschritte. Handel und Verkehr des Schutzgebietes hatten unter den Schwierigkeiten zu leiden die durch den Einsturz der Landungsbrücke in Lome hervorgerufen waren. Die Reparatur der Brücke hat sehr lange Zeit in Anspruch genom­men. Statt Mitte des Jahres, wie beabsichtigt, konnte der Betrieb erst am 1. November wieder ausgenommen werden. Der Wunsch, die Bahn Lome(Atakpame von dem vorläufigen Endpunkt Agbonu bis in den Ort Atakpame fortgeführt zu sehen, geht seiner Erfüllung entgegen. Der Ausbau dieser Strecke ist beschlossen und wohl sckon in Angriff genommen. Der Bau einer wei­teren Bahn, die bestimmt ist, den reichen Oel- palmengürtel im Hinterland von Anecho aufzu­schließen, ist in Aussicht genommen.

Das Geschäft in Kamerun hat gleichfalls Nut­zen gezogen aus den hohen Preisen für Palmöl und Palmterne, jedoch sind durch die geringeren Preise für Gummi besonders die Südbezirte un­günstig beeinflußt worden. Es liegt das haupt­sächlich an dem ungesunden Trustsystem, wonach den Negern ohne irgend welche Sicherheit Vor­schüsse für später zu liefernden Gummi gegeben werden. Eine wirkliche Gesundung des dortigen Geschäftes dürfte erst eintreten, wenn dieses Sy­stem der Vorschüsse entgültig abgeschasft ist. Ver­suche, diese und andere einschlägige Fragen auf dem Wege eines Uebereintommens zwischen den zahl­reichen dort etablierten Firmen zu regeln, sind aber bisher gescheitert. Das durch das Marokko- abkowmen neuhinzugekommene Gebiet ist bisher nock sehr wenig erschlossen worden. Auch über die Art der Verwaltung sowie das Verhältnis zu den französischen Konzessionsgesellschasten die-, ses Gebiets ist bisher wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen. Wünschenswert erscheint es, daß, um Neu-Kamerun eng mit Alt-Kamerun zu verbinden, die Mittellandsbahn baldmöglichst über Jaunde hin­aus bis an die östliche Grenze von Neu-Kame­run vorgeschoben wird. Tie französische Flußschisf- sahrtsgesellschast Messageries Fluviales du Congo, welche bisher den Verkehr von Brassaville (Stan­ley: Pool) für die französischen Konzessionsgesell- schasten im neuen deutschen Gebiet aus dem Shangha und Ubangi vermittelte, wird demnächst in deutsche Hände und später auch in deutsche Leitung übergehen. Damit dürste zunächst eine gute Verbindung des deutschen Gebietes mit dem Stanley Pool und somit über Matadi mit Europa gewährleistet sein. Eine wirklich nutzbringende Entwicklung des ganzen Gebietes wird man sich aber nur dann versprechen tönnen, wenn es durch eine direkte Bahn mit Duala, der Haupthandels­stadt des Landes, verbunden wird. Die Nordlands­lahn entwickelt sich ferner günstig. Es wäre zu wünschen, daß auch diese Bahn baldmöglichst wei­tergebaut wird, um neue Gegenden Nordkameruns auszuschließen. Die Kakäoernte ist in diesem Jahre besser gewesen als im Vorjahre. Sie hat jedoch die Höhe des Jahres 1910 noch nicht wieder er­reicht. Im großen und ganzen befindet sich die

Kolonie in einem Stadium zufriedenstellender Wei­terentwicklung, was in der Hauptsache durch die Zunahme der Weißen und der im dortigen Ge­biet ansässigen selbständigen Kaufleute, Pflanzer und Handwerker bezeugt wind.

In Deutsch-Südwestafrika fanden die Bahnbau­ten im Monat März mit der Inbetriebnahme der Strecke Windhuk-Keetmanshoop ihren Abschluß, und ein merklicher Rückgang des Warengeschäfts war die erwartete Folge des Abrüstens der Betriebe der im Norden und Süden mit den Bauten beschäftig­ten Firmen. Die Kapitalknapphei.t machte sich in erhöhtem Maße bemerkbar und findet einen sicht­baren Ausdruck in dem dringenden Verlangen der Kolonisten nach billigem Bodenkredit. Dieser soll für in den Hauptorten des Landes gelegene Grundstücke durch eine neu ins Leben getreue Hypothekenbank gewährt werden, während beabsich­tigt ist, die Farmwirtschast durch hypothekarische Anleihen aus staatlichen Mitteln zu unterstützen. Mehr als je tritt die Frage der Schaffung von Absatzmöglichkeiten für die zu exportierenden Far­mererzeugnisse an die Kolonie heran. Hoffentlich wird sich Schafwolle, der größte Ausfuhrartikel in Britifch-Südafrika, demnächst auch für Deirtsch- Südwestafrila als nutzbringend für die Farmwirt- jchast erweisen. Auch die Frage des Fleischexportes wird Behörden und Private zu interchsieren haben. Die Verschiffungen von Kupfererzen, besonders von den Otavi Minen, haben sich ans der Höhe des Vorjahres gehalten. Die Diamantensörderungen der großen Gesellschaften entsprachen ungefähr den­jenigen des Vorjahres.

Schluß folgt.

Me Beisetzum v. Merlen-WSchiers.

st Stuttgart, 2. Jan. Die Leiche des Staats­sekretärs v. Kiderlen-Wächter wurde heute früh vom Sterbeziinrner in der Wohnung seiner Schwester, Freifrau v. Geimningen-Guttenberg in deren Salon verbracht und dort in einem einfachen, schwarzen Holzsarge anfgebahrt. Der Verewigte trägt ein weißes Sterbekleid und liegt mit über der Brust gekreuzten Händen mit friedlichem Gefichtsausdruck wie im Schlummer. Er ist förmlich in Blumen eingehüTt, die in ungeheurer Menge seit meh­reren Tagen im Trauerhause einliefen.

Bereits gestern abend und heute früh mit den ersten Schnellzügen hat sich eine große An­zahl von Leidtragenden zur Beisetzungsfeier hier eingefunden, darunter die Staatssekretäre KrUke uns Dr Sols, Unterstaatssekretär Zimmermann, Contreadmiral Dähnhardt vom Reichsmarineamt, der Vizepräsident des Reichsbankdirektoriums von Glasenapp, Ministerialdirektor Matthieu, Geh. Le­gationsrat Zahn, der kaiserl. Gesandte in Bern, Frhr. v. Romberg u. a. Ein großes Polizeauf- gebot hält die Ordnung, vor dem Trauerhause' aufrecht.

Der Reichskanzler v. Bethman'n-Holl- weg ist heute mittag 11.50 Uhr in Begleitung seines Adjutanten, des Oberleutnants Frhr. v. Gell, und des Geheimen Hosrats Pinkow hier eingetros- sen. Der Reichskanzler wurde von dem Mini­sterpräsidenten Dr. v. Weizsäcker, dem preußischen Gesandten v. Below-Butzau, dem Chef des Ge­neralstabs v. Mutius, Hofmarschall v. Vischer-Jhin- gen und einigen anderen Herrn begrüßt. Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg begab sich so­fort in das Sterbehaus und drückte im Aufträge des Kaisers und der Kaiserin der Schwester des Verstorbenen, Freifrau v. Gemmingen-Guttenberg, und den anderen Mitgliedern der Familie herz­liches Beileid aus.

Bald nach 2 Uhr fanden sich die hohen Trauer­gäste mit dem abermals erscheinenden Reichskanz­ler an der Spitze im Trauerhause ein. Der Reichskanzler legte im Auftrag der Majestäten ein kostbares Blumenarrangement am Sarge nieder. Der Oberhofprediger Prälat Dr. v. Kolb hielt eine

Andacht. Darauf wurde der Sarg auf die Straße getragen und im Leichenwagen geborgen. Alsbald setzte sich der Zug von der Friedrichsstraße durch die Bahnhofstraße zum Pragfriedhof in Bewegung. Die Sonne war allmählich der Nebelwolken Herr geworden und aus dem trüben Morgen hatte sich ein freundlicher, mäßig kalter Wintertag entwik- kelt, der dem feierlichen Kondukt einen ziemlich Hellen Rahmen gab. Die untere Friedrichsstraße und der fernere Weg zum Friedhof waren von dichten Menschenmassen umlagert, die gekommen 'waren, den schwäbischen Landsmann, der im Reichsdienste zu so hoher Stufe emporgestiegen war und dessen Namen in Württemberg mit besonderem Stolze genannt wurde, zu grüßen, Mit ernstem Schweigen ließ das Publikum den imposanten Zug passieren, das Musikkorps des 7. Württ. Infanterie­regiments Kaiser Friedrich, König von Preußen, Nr. 125, in dem der Verstorbene den Feldzug von 1870/71 mitgernacht und dem er jahrzehnte­lang als Reserveoffizier angehört hatte, spielte auf dem Wege Trauermärsche. Die Studentenschaft der Stuttgarter Technischen Hochschule und Vertreter der Tübinger Akademischen Verbindung Normannia, bei der Herr v. Kiderlen in seiner Studentenzeit aktiv war, schritten dem Leichenwagen voraus, der mit kostbaren Blumengewinden und Palmen und von prächtigen Schleifen mit Widmungen fast be­deckt war. Unmittelbar hinter dem Sarge schtitt der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg als Ver­treter des Kaisers und der Kaiserin, begleitet von dem Frhr. v. Palm, einem Verwandten des Ver­storbenen. Daraus folgten die Vertreter der an­deren Fürstlichkeiten, darunter der bayerische Mini­sterpräsident Frhr. v. Hertling im Namen des Prinzregenten Ludwig von Bayern, und Graf von Adelmann als Vertreter des Fürsten von Hohen- zollern. Dann kamen die Vertreter der fremden Regierungen, die Staatssekretäre Krätke und Dr. Sol: aus Berlin, das hiesige diplomatische Korps und die württembergischen Minister. Ihnen schlos­sen sich an die Beamten des Auswärtigen Amtes in Berlin, Unterstaatssekretär Zimmermann, Wirft. Geh. Legationsrat und Ministerialdirektor Mat­thieu, Geh. Legationsrat Dr. Zahn, Legationsrat Frhr. v. Neurath. Des weiteren folgten als Ver­treter der Stadt Stuttgart Oberbürgermeisten Lau- tenschtager und der Bürgerausschußobmann, dann die übrigen Verwandten des Verewigten, Deputa­tionen der württembergischen Beamten und Offi­ziere, sowie eine fast endlose Reihe von Personen, die in privater Eigenschaft dem Sarge folgten. Den Schluß bildete eine Anzahl Blumenwagen.

Auf dem Pragfriedhof war König Wil­helm von Württemberg persönlich erschienen, um dem verdienten Staatsmann die letzte Ehre zu er­weisen. In seiner Begleitung befanden sich die hier weilenden Herzöge des Königlichen Hauses. Als Vertreter der Königin war deren Oberhofmeister Graf Reischach, im Namen des in Berlin weilen­den Herzogs Albrecht dessen persönlicher Adjutant erschienen. An der Seite des Königs und seiner Umgebung erwartete der im Wagen vorausgeeilte Oberhofprediger den Sarg, der inmitten der von einer großen Gemeinde erfüllten Kapelle aufgestellt wurde.

Gegen 3 Uhr traf der Leichenkondukt unter den Klängen des Beethoven'schen Trauermarsches vor der Kapelle des Pragsriedhofes ein. Der Sarg wurde in die Kapelle getragen. Unmittelbar hin­ter ihm folgte der König, der aus die Schwester des Verstorbenen, Freifrau v. Gemmingen-Gutten­berg, zuschritt und ihr in herzlichen Worten sein Beileid aussprach. Dem König folgten dtze Her­zöge, sodann der Reichskanzler mit seinem Adju­tanten, beide die Kränze des Kaisers und der Kaiserin tragend, die sie am Sarge niederlegten.

Nachdem sich die Leidtragenden um den Sarg versammelt hatten, hielt Oberhofprediger Prälat Dr. v. Kolb die Traueransprache, der die- Worte zu Grunde lagen:Herr Gott, Du bist; unsere Zuflucht für und für".Wenn wir dass alte Jahr im Frieden schließen durften", so führte